Revolutionäre Sozialisten

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Politische Partei
Datum von 1934
Datum bis 1945
Benannt nach
Prominente Personen Manfred Ackermann, Rosa Jochmann, Karl Holoubek, Roman Felleis, Ludwig Kostroun, Bruno Kreisky, Joseph Buttinger
PageID 26493
GND
WikidataID
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri

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  • Franziska Appel (Mitglied, 1931-1934, Mitglied, 1934-, Bezirkskassierin für den 8. Bezirk, 1939-1941, Kassierin, -1941, Kassierin, -1938)


Die Sozialdemokratie im Untergrund

Nach den Februarkämpfen von 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei organisierten sich die Sozialdemokraten, sofern sie nicht zu den Kommunisten wechselten, illegal in verschiedenen Gruppen. Diese schlossen sich zur "Vereinigten Sozialistischen Partei Österreichs" (VSPÖ) zusammen, die sich ab Ende 1934 "Revolutionäre Sozialisten" (RS) nannte.

Die ursprünglich auf Wien konzentrierte Vereinigung konnte allmählich auf andere Bundesländer ausgeweitet werden und nahm auch Kontakt zum Auslandsbüro der Österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) in Brünn auf. Otto Bauer, einer der Begründer des ALÖS, verfasste eine Prinzipienerklärung als Richtlinie für die ideologischen Ziele der illegalen Partei und veröffentlichte sie in der Arbeiter-Zeitung unter dem Titel "Neue Wege zum alten Ziel“.[1] Darin wird das Bekenntnis zur ungebrochenen Kontinuität der sozialdemokratischen Bewegung mit dem Aufruf verbunden, angesichts der austrofaschistischen Diktatur zu den Waffen der Revolution zu greifen.

Mit Unterstützung durch das Ausland (Internationaler Gewerkschaftsbund; "Gesellschaft der Freunde", eine amerikanische Quäker-Organisation) initiierte die Partei Hilfsaktionen für die Opfer der Februarkämpfe. Dem ersten Zentralkomitee der Revolutionären Sozialisten, das Manfred Ackermann leitete, gehörten Rosa Jochmann, Karl Holoubek, Roman Felleis und Ludwig Kostroun an.

Verfolgung im Austrofaschismus/Nationalsozialismus

Mit einer Reihe von Prozessen versuchte das austrofaschistische Regime in den Jahren 1935 und 1936, den Organisationsapparat der im Untergrund agierenden Revolutionären Sozialisten zu zerschlagen. Den Höhepunkt dieser Verfolgungswelle bildete der so genannte "Große Sozialistenprozess", der am 16. März 1936 begann und in dem 28 Angeklagte, darunter Bruno Kreisky, des Hochverrats beschuldigt wurden.

Innerhalb der durch die Verurteilung fast der gesamten Führungsriege geschwächten Organisation stand ab 1936 die Strategiediskussion zwischen dem 1935 zum Obmann gewählten Joseph Buttinger und Otto Leichter um den Stellenwert der bürgerlichen Demokratie im Vordergrund. Die Revolutionären Sozialisten grenzten sich sowohl gegen die KPÖ als auch gegen eine von gemäßigten Sozialdemokraten vertretene Kompromissbereitschaft ab. Zur Agitation wurden – neben der Verbreitung illegaler Bücher und Zeitschriften – Flugblätter, Streuzettel und Broschüren, getarnt als Filmprogramme, Fahrpläne, Werbung u. a., produziert und verteilt.

Der Versuch Schuschniggs, 1938 mit den Revolutionären Sozialisten Kontakt aufzunehmen, scheiterte am raschen Einmarsch der deutschen Truppen. Unter dem NS-Terror konnten die Revolutionären Sozialisten ihre zentrale Organisation nicht mehr aufrecht erhalten; besonders verhängnisvoll wirkte sich für sie die Tätigkeit von Spitzeln aus.

Die "Neugründung" als SPÖ

1945 nennt sich die sozialdemokratische Partei "Sozialistische Partei Österreichs". Bei der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung Österreichs am 27. April 1945 scheinen die Revolutionären Sozialisten noch als Zusatz im Parteinamen auf: Karl Renner und Adolf Schärf zeichnen "Für den Vorstand der österreichischen Sozialdemokratie, nunmehr Sozialistische Partei Österreichs (Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten)". [2] Trotz dieses ursprünglichen Wortlauts, der die Vereinigung zweier verschiedener Strömungen in einer neuen Partei symbolisieren sollte, spielten radikale Aspekte der RS-Politik nach 1945 keine wesentliche Rolle mehr. Die SPÖ (der Namenszusatz in Klammer wurde bald fallen gelassen) entwickelte die Politik einer langfristigen Koalition mit der ÖVP, der Nachfolgepartei der Christlichsozialen, unter Aufgabe radikal austromarxistischer Positionen.

Literatur

  • Otto Bauer: Die illegale Partei. Frankfurt: makol Verlag 1971 (Marxismus Bibliothek, 13)
  • Joseph Buttinger: Am Beispiel Österreichs. Ein geschichtlicher Beitrag zur Krise der sozialistischen Bewegung. Köln: Verlag für Politik und Wirtschaft 1953
  • Otto Leichter: Zwischen zwei Diktaturen. Österreichs Revolutionäre Sozialisten 1934–1938. Wien: Europa Verlag 1968
  • Von Otto Leichter anonym verfasste Broschüre: Revolutionäre Sozialisten vor Gericht. Der große Sozialistenprozeß vor dem Wiener Landesgericht. Brünn: Václav Kovanda 1936
  • Peter Pelinka: Erbe und Neubeginn. Die Revolutionären Sozialisten in Österreich 1934–1938. Wien: Europaverlag 1981 (Materialien zur Arbeiterbewegung, 20)
  • Georg Tidl: Streuzettel. Illegale Propaganda in Österreich 1933–1938, Wien: Löcker 2005
  • Fritz Weber: Der kalte Krieg in der SPÖ. Koalitionswächter, Pragmatiker und revolutionäre Sozialisten 1945–1950. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1986
  • Franz West: Die Linke im Ständestaat Österreich. Revolutionäre Sozialisten und Kommunisten 1934–1938. Wien: Europa Verlag 1978
  • Walter Wisshaupt: Wir kommen wieder. Eine Geschichte der Revolutionären Sozialisten Österreichs 1934–1938. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1967

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arbeiter-Zeitung, Nr. 4, 18. März 1934, S. 1-3
  2. Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich. Ausgegeben am 1. Mai 1945.