Ostbahnhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Ostbahnhof (10; bis 30. April 1914 [[Staatsbahnhof]]), errichtet 1867-1870 durch die (nach der 1854 beschlossenen Privatisierung der südöstlichen und nördlichen Linien der Staatseisenbahn) mit Hilfe des französischen Kapitals entstandene k. k. privilegierte österreichische Staatseisenbahn-Gesellschaft unter Generaldirektor C. von Ruppert als Kopfbahnhof der [[Ostbahn]] an der Stelle des unzureichend gewordenen alten [[Wien-Raaber Bahnhof|Wien-Raaber Bahnhofs]]. Die Adresse des Bahnhofs war: 10., Ghegaplatz.
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Die Pläne im Stil der französischen Bahnhofsarchitektur entwarf [[Carl Schumann]], der wegen der Nähe des [[Arsenal|Arsenals]] auf  Vorschriften der Militärbehörden Rücksicht zu nehmen hatte (freies Schussfeld, weshalb das Bahnhofsareal etwas tiefer liegen musste). Die Bahnhofshalle war 40 Meter breit und wurde in der Mitte durch gusseiserne Stützen unterteilt, die sechs Gleise überspannten: je drei Gleise auf der Abfahrts- und der Ankunftsseite. Vor den Prellböcken waren Weichenverbindungen eingebaut, um die Loks rasch vom Zuganfang wegrangieren zu können. Dadurch wurde der betriebliche Nachteil eines Kopfbahnhofs gemildert.  
  
Die Pläne, im Stil der französischen Bahnhofarchitektur, entwarf [[Carl Schumann]], der wegen der Nähe des Arsenals auf  Vorschriften der Militärbehörden Rücksicht zu nehmen hatte (freies Schussfeld, weshalb das Bahnhofsareal etwas tiefer liegen musste). Die Bahnhofshalle war 40 Meter breit und wurde in der Mitte durch gusseiserne Stützen unterteilt, die sechs Gleise überspannten: je drei Gleise auf der Abfahrts- und der Ankunftsseite. Vor den Prellböcken waren Weichenverbindungen eingebaut, um die Loks rasch vom Zuganfang wegrangieren zu können. Dadurch wurde der betriebliche Nachteil eines Kopfbahnhofs gemildert.  
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Die freistehenden Figuren über den Haupteingängen (Allegorien der Städte Wien, Budapest, Prag und Brünn) sowie die zwei Steingruppen am Giebel (Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie) stammten von [[Franz Melnitzky]]. Als gutes Beispiel der französischen Bahnhofsarchitektur am Ende des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] ist der noch heute bestehende Budapester Westbahnhof (Nyugati palyaudvar) zu erwähnen, der von derselben Bahngesellschaft errichtet wurde.
  
Die freistehenden Figuren über den Haupteingängen (Allegorien der Städte Wien, Budapest, Prag und Brünn) sowie die zwei Steingruppen am Giebel (Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie) stammten von [[Franz Melnitzky]]. Als gutes Beispiel der französischen Bahnhofsarchitektur am Ende des 19. Jahrhunderts ist der noch heute bestehende Budapester Westbahnhof (Nyugati pu) zu erwähnen, der von derselben Bahngesellschaft errichtet wurde.
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Der Ostbahnhof wurde wie die Ostbahn 1909 verstaatlicht (k.k. [[Eisenbahnministerium]]).  
  
Der Ostbahnhof wurde wie die Ostbahn 1909 verstaatlicht (k.k. Eisenbahnministerium).
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Nach Zerstörungen am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], 1945, wurde, obwohl die Bausubstanz weitgehend intakt geblieben war, die Entscheidung getroffen, beim Wiederaufbau den Ostbahnhof mit dem benachbarten [[Südbahnhof]] in einem Gebäude zusammenzulegen. Der neue Bahnhof, dessen Halle auf dem einstigen [[Ghegaplatz]] stand, trug ab 1956 den Namen Südbahnhof (davor auch fälschlich Süd-Ost-Bahnhof genannt). Im Bahnhof gab es im ersten Obergeschoß, nach Südosten ausgerichtet, die wegen des "Eisernen Vorhangs" bis 1989 weniger frequentierten Ostbahngleise und im zweiten Obergeschoß, nach Südwesten ausgerichtet, die Südbahngleise.
  
Der Südbahnhof blieb mit seiner Ostseite bis 2009 in Betrieb und wurde dann abgerissen. Für die Ostbahn war bis 2012 an der Arsenalstraße noch das Provisorium "Wien Südbahnhof (Ost)" in Betrieb. Heute wird der einstige Ostbahnhof funktionell vom Hauptbahnhof ersetzt, der bis 2014 an einem dem [[Südtiroler Platz]] näheren Standort im 10. Bezirk errichtet wurde.  
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Der Südbahnhof blieb bis 2009 in Betrieb und wurde dann abgerissen. Für die Ostbahn war bis 2012 an der [[Arsenalstraße]] noch das Provisorium "Wien Südbahnhof (Ost)" in Betrieb. Heute wird der einstige Ostbahnhof funktionell vom [[Hauptbahnhof]] ersetzt, der bis 2014 an einem dem [[Südtiroler Platz]] näheren Standort im 10. Bezirk errichtet wurde. Am einstigen Bahnhofsstandort steht heute ein Bürohaus der Ersten Bank.  
  
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==Quellen==
[[Datei:Zerstörter Ostbahnhof (Staatsbahnhof) um 1946.jpg|390px|thumb|right|Zerstörter Ostbahnhof (Staatsbahnhof) um 1946]]  
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1065470 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Ostbahnhof]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 18. April 2023, 08:40 Uhr

Staatsbahnhof um 1900
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1867
Datum bis 1945
Andere Bezeichnung Staatsbahnhof
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt K. Schumann
Prominente Bewohner
PageID 26213
GND
WikidataID Q519025
Objektbezug Eisenbahn, Ghegaplatz (4)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 18.04.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Staatsbahnhof um 1900.jpg
Bildunterschrift Staatsbahnhof um 1900
  • 10., Südtiroler Platz

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

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48° 11' 8.33" N, 16° 22' 56.49" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Ostbahnhof (10., Ghegaplatz; bis 30. April 1914 Staatsbahnhof) wurde 1867-1870 von der (nach der 1854 beschlossenen Privatisierung der südöstlichen und nördlichen Linien der Staatseisenbahn) mit Hilfe französischen Kapitals entstandenen k. k. privilegierten österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft erbaut. Unter Generaldirektor C. von Ruppert entstand als Kopfbahnhof der Ostbahn an der Stelle des unzureichend gewordenen alten Wien-Raaber Bahnhofs eine großzügige Anlage.

Staatsbahnhof (Ostbahnhof), Kassenhalle, um 1870

Die Pläne im Stil der französischen Bahnhofsarchitektur entwarf Carl Schumann, der wegen der Nähe des Arsenals auf Vorschriften der Militärbehörden Rücksicht zu nehmen hatte (freies Schussfeld, weshalb das Bahnhofsareal etwas tiefer liegen musste). Die Bahnhofshalle war 40 Meter breit und wurde in der Mitte durch gusseiserne Stützen unterteilt, die sechs Gleise überspannten: je drei Gleise auf der Abfahrts- und der Ankunftsseite. Vor den Prellböcken waren Weichenverbindungen eingebaut, um die Loks rasch vom Zuganfang wegrangieren zu können. Dadurch wurde der betriebliche Nachteil eines Kopfbahnhofs gemildert.

Die freistehenden Figuren über den Haupteingängen (Allegorien der Städte Wien, Budapest, Prag und Brünn) sowie die zwei Steingruppen am Giebel (Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie) stammten von Franz Melnitzky. Als gutes Beispiel der französischen Bahnhofsarchitektur am Ende des 19. Jahrhunderts ist der noch heute bestehende Budapester Westbahnhof (Nyugati palyaudvar) zu erwähnen, der von derselben Bahngesellschaft errichtet wurde.

Der Ostbahnhof wurde wie die Ostbahn 1909 verstaatlicht (k.k. Eisenbahnministerium).

Zerstörter Ostbahnhof (Staatsbahnhof) um 1946

Nach Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs, 1945, wurde, obwohl die Bausubstanz weitgehend intakt geblieben war, die Entscheidung getroffen, beim Wiederaufbau den Ostbahnhof mit dem benachbarten Südbahnhof in einem Gebäude zusammenzulegen. Der neue Bahnhof, dessen Halle auf dem einstigen Ghegaplatz stand, trug ab 1956 den Namen Südbahnhof (davor auch fälschlich Süd-Ost-Bahnhof genannt). Im Bahnhof gab es im ersten Obergeschoß, nach Südosten ausgerichtet, die wegen des "Eisernen Vorhangs" bis 1989 weniger frequentierten Ostbahngleise und im zweiten Obergeschoß, nach Südwesten ausgerichtet, die Südbahngleise.

Der Südbahnhof blieb bis 2009 in Betrieb und wurde dann abgerissen. Für die Ostbahn war bis 2012 an der Arsenalstraße noch das Provisorium "Wien Südbahnhof (Ost)" in Betrieb. Heute wird der einstige Ostbahnhof funktionell vom Hauptbahnhof ersetzt, der bis 2014 an einem dem Südtiroler Platz näheren Standort im 10. Bezirk errichtet wurde. Am einstigen Bahnhofsstandort steht heute ein Bürohaus der Ersten Bank.

Quellen

Literatur

  • Dieter Klein / Martin Kupf / Robert Schediwy: Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. Bd. 1, 3. Auflage. Lit Verlag 2004
  • Wolfgang Kos / Günther Dinhobl (Hg.): Grosser Bahnhof. Wien und die weite Welt (Ausstellungskatalog des Wien Museums, in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien), Wien 2006
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. Wien: Slezak 1986, S. 33 f., S. 95
  • Peter Singer: Der Ost- und Südbahnhof (1924-1956), der (neue) Südbahnhof (1951-2010), (Favoritner Museumblätter, 33), Wien 2012
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 80