Eisenbahn

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Österreichische Staatsbahnen (25. Mai 1911)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verkehrswesen
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 11917
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildname Staatsbahnen.jpg
Bildunterschrift Österreichische Staatsbahnen (25. Mai 1911)

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Der Begriff Eisenbahn beschreibt ein schienengebundenes Verkehrswesen für den Transport von Personen und Gütern, im engeren Sinne ein Fahrzeug oder eine Gruppe von Fahrzeugen dieses Verkehrssystems exklusive der Summe aller Bahnanlagen und den Bahnbetrieb.

Allgemeines

Die großen Eisenbahnlinien verliefen von Wien in verschiedenen Provinzen der Monarchie. In Wien wurden Kopfbahnhöfe errichtet; der Bau eines Zentralbahnhofs wurde zwar von Anfang an diskutiert, jedoch (wohl wegen der divergierenden Interessen der privaten Gesellschaften, möglicherweise aber auch wegen des störenden Linienwalls und der Schwierigkeit, im Stadtzentrum ein geeignetes Areal zu finden) nicht realisiert; lediglich Verbindungsbahnlinien wurden im Lauf der Zeit gebaut (Donauuferbahn, Donauländebahn, Stadtbahn, Vorortelinie). Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts stellte man (im Zusammenhang mit der Öffnung nach Osteuropa) neuerlich Überlegungen an, wobei als eventueller Standort das Südbahnhof-Gelände in Aussicht genommen wurde (Verbindung von der Westbahnstrecke durch einen [umstrittenen] Tunnel unterhalb des Lainzer Tiergartens). Es dauerte nur wenige Jahrzehnte, bis man auch daran ging, im innerstädtischen Verkehr bahnähnliche Anlagen (auf fixen Gleisanlagen) herzustellen (Pferdetramway, Dampftramway, Stadtbahn).

Bahn, Wirtschaft und Stadtentwicklung

Der Bau der Eisenbahnen veränderte die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft (vereinfachte Rohmaterialzufuhr, verbesserte Auslieferung), führte zu Standortveränderungen der Industrie (die Anschluss an die Eisenbahnlinien suchte und sich in deren Nähe ansiedelte), verlagerte die baulichen Wachstumsspitzen von den Ausfallsstraßen in den Bereich der Bahnlinien und erzwang infolge des großen Flächenbedarfs der Bahnen (insbesondere für Verschiebegleise, Frachtenbahnhöfe mit deren Infrastruktur und Bahnhöfe für den Personenverkehr) bedeutende Veränderungen der vorhandenen Flächenwidmung (kein anderes Verkehrsmittel hatte bis dahin in die Stadtstruktur und die Verbauung so stark eingegriffen); infrastrukturelle, ökonomische und soziale Auswirkungen ergaben sich aber auch dadurch, dass Bauflächen in der Umgebung von Bahnbereichen in der Gründerzeit für den Mittelstand qualitativ nicht mehr akzeptabel erschienen, somit einem Preisverfall ausgesetzt waren und bis zum Ersten Weltkrieg teilweise nicht verbaut wurden (dies ermöglichte in der Ersten Republik beispielsweise den Ankauf großer Grundareale und den Bau weitläufiger kommunaler Wohnhausanlagen entlang der Südbahnstrecke und in Heiligenstadt), und dass infolge des Platzbedarfs (insbesondere der Nordbahn, Nordwestbahn und Franz-Josefs-Bahn, deren Anlagen (samt den Bahnhöfen) erstmals innerhalb des Linienwalls errichtet wurden) Barrieren für die städtische Verbauung entstanden (Trennung der Leopoldstadt von der regulierten Donau und Abwertung des rechten Donauufers, das im Widerspruch zu den ursprünglichen Intentionen der Stadtplanung überwiegend für Lager- und Kühlhäuser, Kasernen, Straßenbahnremisen, Ausstellungs- und Sportanlagen sowie Gebäude für Handel, Industrie und Schifffahrt Verwendung fand); auch die Westbahn (verzögerte Ausdehnung von Fünfhaus nach Norden und danach getrennte Entwicklung) und Südbahn (Teilung der über den Linienwall hinausreichende Vorstadt Wieden und Förderung der Selbständigkeit Favoritens) hatten Auswirkungen auf die Stadtentwicklung.

Erste Bahnstrecken

Nach der Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke in Europa (27. September 1825 in England) beziehungsweise auf dem Kontinent (1. August 1832 Pferdebahn Linz-Budweis) erhielt Salomon Mayer Rothschild am 4. März 1836 ein Privileg für den Bau der Nordbahn. Nachdem am 13. und 14. November 1837 Versuchszüge von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram gefahren waren und am 19. November eine Probefahrt absolviert worden war, kam es am 23. November 1837 zur "offiziellen Probefahrt" auf der genannten Strecke; am 6. Jänner 1838 verkehrte der erste fahrplanmäßige Zug nach Deutsch-Wagram, am 7. Juli 1839 kam der erste Zug in Brünn an. 1838 erhielt Baron Sina die Konzession für den Eisenbahn-Bau Wien-Raab (Györ) (Ostbahn). Die staatliche Aufsicht über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen wurde ab 1838 von politischen beziehungsweise Polizeibehörden ausgeübt. 1840 baute man in der Nordbahn-Werkstätte die erste österreichische Dampflokomotive ("Patria"). 1839-1842 wurde etappenweise die zweite Strecke Wien-Gloggnitzer Bahn fertiggestellt (20. Juni 1841 Wien-Mödling [zuvor bereits Mödling-Wiener Neustadt]; am 5. Mai 1842 Ausbau bis Gloggnitz). 1841 übernahm der Staat größtenteils das weitere Ausbauprogramm, 1842 wurde in Wien die Generaldirektion der Staatsbahnen eingerichtet. Die technische Leitung wurde für das nördliche Netz Alois Negrelli, für das südliche Netz Carl Ritter von Ghega übertragen, der 1842-1857 die Südbahn über Graz nach Triest errichtete und 1848-1854 die erste Gebirgsbahn Europas schuf (Überquerung des Semmerings; am 21. Oktober 1844 erfolgte die Streckeneröffnung Mürzzuschlag-Graz, am 17. Juli 1854 [nach dem Bau der Semmeringbahn] des Verbindungsstücks Gloggnitz-Mürzzuschlag).

Auf- und Ausbau des Netzes

Nach der Revolution 1848 nahm der Staat zunehmenden Einfluss auf das Eisenbahnwesen. Am 16. November 1851 wurde eine provisorische Generalinspektion errichtet (1853 wieder aufgelöst) und eine Eisenbahnbetriebsordnung erlassen. Die Eisenbahn-Konzessionsgesellschaft überließ 1854 den Eisenbahnbau, da der Staat finanziell überfordert war, wieder privaten Gesellschaften. Die Wien-Gloggnitzer Bahn wurde von der 1855 gegründeten K. k. privaten Staatseisenbahngesellschaft übernommen (zu der seit 1842 auch die Wiener-Raaber Bahn gehörte); die von John Haswell eingerichtete und von ihm bis zu seiner Pensionierung (1882) geleitete Wiener Hauptwerkstätte der Wiener-Raaber Bahn (seit 1841 "k. k. Landesbefugte Maschinenfabrik") war ein Bestandteil derselben, wechselte aber in der Folge mehrfach den Besitzer. Am 15. Oktober 1857 nahm die Wiener Verbindungsbahn zwischen Südbahnhof und Bahnhof Hauptzollamt den Betrieb auf (Verlängerung zum Nordbahnhof 1. Juli 1859; nach Meidling 1. Jänner 1861; Penzing-Hetzendorf 15. Mai 1873; Meidling-Inzersdorf 4. November 1875). Als nächste (private) Bahnstrecke wurde am 15. Dezember 1858 die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn nach Linz eröffnet (Verlängerung bis Salzburg am 1. August 1860, nach Passau 1861). Am 23. Juni 1870 wurde die Kaiser-Franz-Joseph-Bahn von Wien nach Eggenburg, am 24. November 1870 die Strecke vom Ostbahnhof zur Staatsgrenze fertiggestellt (Vollendung der mährisch-böhmischen Strecke über Prag nach Eger 1874). Am 1. Juni 1872 wurde der Betrieb auf der Nordwestbahnstrecke bis Jedlersdorf aufgenommen. 1871 erließ das Handelsministerium eine Verordnung zur Vorlagepflicht von Plänen aller Bahnverwaltungen. 1873 übernahm der Staat wieder den Eisenbahnbau (auch der Franz-Josefs-Bahn) und erweiterte das Streckennetz; 1882 begann der Übergang zum Staatsbahnsystem, die Südbahnstrecke blieb allerdings bis 1923 in Privatbesitz. Im Ausflugsverkehr kam es am 7. März 1874 zur Eröffnung einer normalspurigen Zahnradbahn auf den Kahlenberg (Ausflugsbahn). 1872 wurde die Internationale Schlafwagen-Gesellschaft gegründet, 1882 erstmals in einem Luxuszug ein Speisewagen geführt, am 1. August 1884 das Gebäude der k. k. Generaldirektion der Österreichischen Staatsbahnen errichtet und am 2. April 1892 die erste gewerkschaftliche Organisation der Eisenbahner gegründet.

Die (mit dem Ostbahnhof verbundene) Donauuferbahn nahm am 26. Oktober 1876 den Betrieb von der Stadlauer Brücke bis zum Donauuferbahnhof auf (Verlängerung bis Nußdorf am 24. August 1878 beziehungsweise nach Kaiserebersdorf/Albern am 12. Oktober 1880). Die erste Teilstrecke der Aspangbahn (bis Felixdorf) wurde am 7. August 1881 eröffnet. Die erste elektrische Bahn fuhr von Mödling nach Hinterbrühl (22. Oktober 1883 bis Klausen, 6. April 1884 bis Vorderbrühl, 14. Juli 1885 bis Hinterbrühl), die erste elektrische Straßenbahn in Baden bei Wien (16. Juli 1894). Als das Lokalbahngesetz 1880 die Benützung der Straßen durch Dampfeisenbahnen zuließ, wurden in Wien und Umgebung ab 1883 verschiedene Linien der Dampftramway für den Lokal- und Ausflugsverkehr in Betrieb genommen (1907 von der Gemeinde Wien übernommen). Am 1. August 1896 wurde ein eigenes Eisenbahnministerium eingerichtet.

Lokal- und Fernverkehr im 20. Jahrhundert

Im Lokalverkehr wurde am 11. Mai 1898 das erste Teilstück der Vorortelinie eröffnet (Penzing-Heiligenstadt), außerdem die Stadtbahn errichtet. Am 7. September 1915 wurde der Verschubbahnhof Simmering an den Ostbahnhof angeschlossen, am 1. Dezember 1916 wurden Umfahrungslinien zwischen Nord- und Ostbahn eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zunächst die Deutsch-österreichischen Staatsbahnen geschaffen (12. November 1918, Umbenennung in Österreichische Staatsbahnen am 21. November 1919, Schaffung des Wirtschaftskörpers "Österreichische Bundesbahnen" durch das erste Bundesbahngesetz vom 19. Juli 1923, das dem Staat lediglich das Hoheits- und Aufsichtsrecht übertrug). Der Verlust der Kohlenlager zwang die Österreichischen Bundesbahnen zur Elektrifizierung, die allerdings in Westösterreich begonnen wurde. Im Lokalverkehr wurde die nicht mehr in Betrieb befindliche Stadtbahn von der Gemeinde Wien erworben, in den Tarifverbund eingegliedert und elektrifiziert (Betriebsaufnahme 4. Juni 1925). Am 18. März 1938 wurde die Betriebsführung von der Deutschen Reichsbahn übernommen, am 20. Juli 1945 die Generaldirektion der Österreichischen Staatseisenbahnen wieder installiert (Umbenennung in Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen am 5. August 1947). Die Umstellung auf Rechtsverkehr wurde nur teilweise realisiert. Erst am 6. August 2012 wurden in Ostösterreich alle Bahnstrecken auf Rechtsverkehr umgestellt. Diese Umstellung ist im Zuge des Baues des Hauptbahnhofs zu sehen. Der elektrische Betrieb auf der Westbahn bis Wien wurde im Dezember 1952 aufgenommen, 1953 das erste Drucktasten-Gleisbildstellwerk im Westbahnhof in Betrieb gesetzt. Am 1. Jänner 1955 trat die Eisenbahn-Verkehrsordnung (EVO) in Kraft. Am 5. Oktober 1957 kam es zur Einführung der TEE (Trans-Europ-Expresszüge), am 28. Mai 1961 zu der des TEEM (Europäisches Güterschnellzugsystem). Am 17. Jänner 1962 wurde die Wiener Schnellbahn in Betrieb genommen. Die Elektrifizierung wurde fortgesetzt (22. Mai 1966 Wien-Graz, 22. Mai 1976 Wien-Hegyeshalom, 1. Juni 1986 Wien-Lundenburg). Durch das Bundesbahngesetz vom 6. März 1969 kam es zur Bildung des Wirtschaftskörpers "ÖBB". Durch die Einfuhrung des "Austro-Takts" auf den Hauptstrecken wurde eine Verkehrsvereinfachung für die Reisenden (23. Mai 1982), durch die Errichtung des VOR (Verkehrsverbund Ost-Region) ein Tarifverbund erzielt (3. Juni 1984; Ausdehnung, gegebenenfalls bis Bratislava, in Diskussion). Am 28. September 1984 wurde der Zentralverschiebebahnhof Wien (Kledering) in Betrieb genommen. Mit 1. Jänner 1987 trat ein neues Stückgut-Konzept der Österreichischen Bundesbahnen in Kraft (Bahn-Express), am 30. Mai 1987 wurde die von Otto Wagner erbaute Vorortelinie (mit restaurierten Jugendstilbahnhöfen) als Schnellbahnlinie (S 45) in Betrieb genommen ("Jugendstillinie") und am 31. Mai 1987 der neue Eurocity (EC) des Europäischen Qualitätszugnetzes eingeführt. Im Sommer 1991 wurde der NAT (Neue Austro Takt) eingeführt. Mit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs wurde Wien vom Eisenbahnknotenpunkt mit Kofbahnhöfen zur Durchgangsstation in einem europäischen Netz.

Linien und Bahnhöfe

In der Reihenfolge ihrer Entstehung wurden folgende Bahnlinien beziehungsweise Bahnhöfe eröffnet: Nordbahnhof, Südbahnhof, Ostbahnhof, Westbahnhof, Nordwestbahnhof und Franz-Josefs-Bahnhof; später folgten im städtischen Bereich die Vorortelinie und die Stadtbahn zur Verbindung der durchwegs als Kopfbahnhöfe gestalteten Endpunkte der Bahnlinien (unter anderem Station Hauptzollamt). In der Nähe von Bahnanlagen verlaufende Gassen und Straßen wurden entsprechend benannt (Eisenbahngasse (13), Eisenbahngasse (21), Eisenbahnstraße und ähnliche). Auch in der Kunst im öffentlichen Raum spiegelt sich die Thematik wieder (Beispiele): Mosaike Personenzug mit Dampflokomotive vor Tunnelportal und elektrischer Triebwagen "Blauer Blitz" (11., Drischützgasse 11); Sgraffito "Lokomotive Philadelphia" (12., Darnautgasse 2); Eisenbahn-Embleme im Eisenbahnerheim.

Literatur

  • Die österreichischen Eisenbahnen 1837-1937. Gedenkblätter zur Hundertjahrfeier der Eröffnung der ersten österreichischen Dampfeisenbahn Wien: Selbstverlag der Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen 1937
  • Die Eisenbahnen in Österreich. Offizielles Jubiläumsbuch zum 150jährigen Bestehen. Wien: Bohmann 1986
  • Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Zum fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner kaiserlichen und königlich-apostolischen Majestät Franz Joseph I. 6 Bände. Wien [u.a.]: Prochaska 1898-1908
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. Wien: Slezak 1986
  • Gerhard Meißl: Industrie und Eisenbahn in Wien. Von den Anfängen bis 1938. Wien 1987 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, 19)
  • Österreichisches Eisenbahnmuseum: Illustrierter Führer durch die Sammlungen. Wien: Österreichische Bundesbahnen 1973, S. 53 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 725 ff.
  • Weitere Literatur bei den einzelnen Bahnhöfen

Link

http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1271025/OBB-stellen-im-Osten-auf-Rechtsverkehr-um Stand: 25.8.2015