Habsburger (Dynastie): Unterschied zwischen den Versionen

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Habsburger, Herrschergeschlecht, ursprünglich im Oberelsaß, Aargau und Klettgau begütert, Ahnherr Guntram der Reiche (zweite Hälfte 10. Jahrhundert). Dessen Nachfahre Otto II. († 1111) nennt sich erstmals nach der Habsburg (Habichtsburg) im Aargau. Graf Rudolf IV. ist als Rudolf I. 1273-1291 deutscher König, entzieht namens des Reichs [[Premysl Ottokar II.]] 1276 Österreich und die Steiermark und verleiht sie (nach Niederlage und Tod Ottokars in der Schlacht bei Dürnkrut 1278) seinen Söhnen [[Albrecht I.]] und [[Rudolf II.]] (1282; ab 1283 Albrecht allein). Der Länderbesitz der Habsburger im Verband des Heiligen Römischen Reichs nahm im 14. Jahrhundert zu (Kärnten und Krain 1335, Tirol 1363, Vorarlberg um 1370/1390), doch verloren sie den Aargau mit der Habsburg 1415 an die Schweizer. Es folgte der Erwerb von Cilli (1456), Osttirol (1500), Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg (1504), außerhalb des Reichs von Triest (1382) und von Landstrichen am Gardasee (1516). Vorübergehend Königtum in Böhmen (1306/1307, 1438-1457) und Ungarn (1437-1457). Zwischen 1379 und 1490 mehrmalige Teilung des Länderbesitzes zwischen der Albertinischen Linie (die Österreich mit Wien erhielt; erloschen 1457) und der Leopoldinischen Linie; erst [[Maximilian I.]] vereinte 1493 alle Länder in seiner Hand. Durch Heiratsverbindungen wurden die Habsburger Herzöge von Burgund (1477 bzw. 1483), Könige von Spanirn (1496 bzw. 1516) und Könige von Böhmen und Ungarn (1521 bzw. 1526), wobei Ungarn bis 1683 nur teilweise gegen die Türken und rivalisierende Dynastien behauptet werden konnte und erst 1683-1699 und 1716/1717 zur Gänze gewonnen wurde.  
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Habsburger, Herrschergeschlecht, ursprünglich im Oberelsaß, Aargau und Klettgau begütert, Ahnherr Guntram der Reiche (zweite Hälfte 10. Jahrhundert). Dessen Nachfahre Otto II. († 1111) nennt sich erstmals nach der Habsburg (Habichtsburg) im Aargau. Graf Rudolf IV. ist als Rudolf I. 1273-1291 deutscher König, entzieht namens des Reichs [[Premysl Ottokar II.]] 1276 Österreich und die Steiermark und verleiht sie (nach Niederlage und Tod Ottokars in der Schlacht bei Dürnkrut 1278) seinen Söhnen [[Albrecht I.]] und [[Rudolf II.]] (1282; ab 1283 Albrecht allein). Der Länderbesitz der Habsburger im Verband des Heiligen Römischen Reichs nahm im 14. Jahrhundert zu (Kärnten und Krain 1335, Tirol 1363, Vorarlberg um 1370/1390), doch verloren sie den Aargau mit der Habsburg 1415 an die Schweizer. Es folgte der Erwerb von Cilli (1456), Osttirol (1500), Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg (1504), außerhalb des Reichs von Triest (1382) und von Landstrichen am Gardasee (1516). Vorübergehend Königtum in Böhmen (1306/1307, 1438-1457) und Ungarn (1437-1457). Zwischen 1379 und 1490 mehrmalige Teilung des Länderbesitzes zwischen der Albertinischen Linie (die Österreich mit Wien erhielt; erloschen 1457) und der Leopoldinischen Linie; erst [[Maximilian I.]] vereinte 1493 alle Länder in seiner Hand. Durch Heiratsverbindungen wurden die Habsburger Herzöge von Burgund (1477 bzw. 1483), Könige von Spanien (1496 bzw. 1516) und Könige von Böhmen und Ungarn (1521 bzw. 1526), wobei Ungarn bis 1683 nur teilweise gegen die Türken und rivalisierende Dynastien behauptet werden konnte und erst 1683-1699 und 1716/1717 zur Gänze gewonnen wurde.  
  
 
Karl V. überließ 1521/1522 seinem Bruder Ferdinand die Statthaltereischaft im Reich (wo er 1531 König wurde) und in den deutschen Erbländern unter dem Vorbehalt seiner Oberhoheit (nur in Böhmen und Ungarn herrschte Ferdinand kraft eigenen Rechts); erst mit Karls Abdankung (1556) gingen die Kaiserwürde und die unbeschränkte Herrschaft in den Erbländern an [[Ferdinand I.]] über, wogegen alle übrigen Besitzungen an Karls Sohn Philipp II. fielen. Nach Ferdinands Tod (1564) wurde sein Herrschaftsbereich in eine Österreichische Linie (samt Kaiserwürde, böhmisches und ungarisches Königstum), eine innerösterreichische Linie (Steiermark, Kärnten, Krain) und eine Tiroler Linie (samt den schwäbischen Besitzungen) geteilt; die beiden ersteren wurden 1619 vereint, die Heirat Kaiser Leopolds I. mit Claudia Felicitas, dem letzten Sproß der Linie Habsburg-Tirol, bekräftigte die Einheit der beiden habsburgischen Linien.  
 
Karl V. überließ 1521/1522 seinem Bruder Ferdinand die Statthaltereischaft im Reich (wo er 1531 König wurde) und in den deutschen Erbländern unter dem Vorbehalt seiner Oberhoheit (nur in Böhmen und Ungarn herrschte Ferdinand kraft eigenen Rechts); erst mit Karls Abdankung (1556) gingen die Kaiserwürde und die unbeschränkte Herrschaft in den Erbländern an [[Ferdinand I.]] über, wogegen alle übrigen Besitzungen an Karls Sohn Philipp II. fielen. Nach Ferdinands Tod (1564) wurde sein Herrschaftsbereich in eine Österreichische Linie (samt Kaiserwürde, böhmisches und ungarisches Königstum), eine innerösterreichische Linie (Steiermark, Kärnten, Krain) und eine Tiroler Linie (samt den schwäbischen Besitzungen) geteilt; die beiden ersteren wurden 1619 vereint, die Heirat Kaiser Leopolds I. mit Claudia Felicitas, dem letzten Sproß der Linie Habsburg-Tirol, bekräftigte die Einheit der beiden habsburgischen Linien.  
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Nach der Vermählung von Karls Tochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen (1736): [[Habsburg-Lothringen]]
 
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'''Denkmäler''' ([[Elisabethdenkmal]], [[Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal]], [[Kaiser-Joseph-Denkmal]], [[Kaiser-Franz-Denkmal]], [[Maria-Theresien-Denkmal]]), '''Verkehrsflächen''' ([[Elisabethstraße]], [[Franz-Josefs-Kai]], [[Habsburgergasse]], [[Josefsgasse]], [[Josefsplatz]], [[Kaiserstraße]], [[Leopoldsgasse]], [[Maria-Theresien-Platz]], [[Maria-Theresien-Straße]], [[Rudolfsplatz]]; zahlreiche weitere Verkehrsflächen und Brücken wurden nach dem Ersten Weltkrieg umbenannt), '''Gebäude''' ([[Amalienburg]], Leopoldinischer Trakt der [[Hofburg]], [[Schönbrunn]]), die [[Kapuzinergruft]] sowie die Bezirke [[Leopoldstadt]] (benannt nach Leopold I.), [[Josefstadt]] (benannt nach Joseph I., ursprünglich Josephstadt), [[Rudolfsheim-Fünfhaus]] (der Bezirksteil Rudolfsheim benannt nach Kronprinz Rudolf) und Favoriten (benannt nach dem habsburgischen Sommerschloß [neue] Favorita {[[Theresianum]]}) halten die Erinnerung an die Dynastien Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen wach.  
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'''Gebäude''' ([[Amalienburg]], Leopoldinischer Trakt der [[Hofburg]], [[Schönbrunn]]), die [[Kapuzinergruft]] sowie die Bezirke [[Leopoldstadt]] (benannt nach Leopold I.), [[Josefstadt]] (benannt nach Joseph I., ursprünglich Josephstadt), [[Rudolfsheim-Fünfhaus]] (der Bezirksteil Rudolfsheim benannt nach Kronprinz Rudolf) und Favoriten (benannt nach dem habsburgischen Sommerschloß [neue] Favorita {[[Theresianum]]}) halten die Erinnerung an die Dynastien Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen wach.  
  
  

Version vom 27. Juli 2013, 18:07 Uhr

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Habsburger, Herrschergeschlecht, ursprünglich im Oberelsaß, Aargau und Klettgau begütert, Ahnherr Guntram der Reiche (zweite Hälfte 10. Jahrhundert). Dessen Nachfahre Otto II. († 1111) nennt sich erstmals nach der Habsburg (Habichtsburg) im Aargau. Graf Rudolf IV. ist als Rudolf I. 1273-1291 deutscher König, entzieht namens des Reichs Premysl Ottokar II. 1276 Österreich und die Steiermark und verleiht sie (nach Niederlage und Tod Ottokars in der Schlacht bei Dürnkrut 1278) seinen Söhnen Albrecht I. und Rudolf II. (1282; ab 1283 Albrecht allein). Der Länderbesitz der Habsburger im Verband des Heiligen Römischen Reichs nahm im 14. Jahrhundert zu (Kärnten und Krain 1335, Tirol 1363, Vorarlberg um 1370/1390), doch verloren sie den Aargau mit der Habsburg 1415 an die Schweizer. Es folgte der Erwerb von Cilli (1456), Osttirol (1500), Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg (1504), außerhalb des Reichs von Triest (1382) und von Landstrichen am Gardasee (1516). Vorübergehend Königtum in Böhmen (1306/1307, 1438-1457) und Ungarn (1437-1457). Zwischen 1379 und 1490 mehrmalige Teilung des Länderbesitzes zwischen der Albertinischen Linie (die Österreich mit Wien erhielt; erloschen 1457) und der Leopoldinischen Linie; erst Maximilian I. vereinte 1493 alle Länder in seiner Hand. Durch Heiratsverbindungen wurden die Habsburger Herzöge von Burgund (1477 bzw. 1483), Könige von Spanien (1496 bzw. 1516) und Könige von Böhmen und Ungarn (1521 bzw. 1526), wobei Ungarn bis 1683 nur teilweise gegen die Türken und rivalisierende Dynastien behauptet werden konnte und erst 1683-1699 und 1716/1717 zur Gänze gewonnen wurde.

Karl V. überließ 1521/1522 seinem Bruder Ferdinand die Statthaltereischaft im Reich (wo er 1531 König wurde) und in den deutschen Erbländern unter dem Vorbehalt seiner Oberhoheit (nur in Böhmen und Ungarn herrschte Ferdinand kraft eigenen Rechts); erst mit Karls Abdankung (1556) gingen die Kaiserwürde und die unbeschränkte Herrschaft in den Erbländern an Ferdinand I. über, wogegen alle übrigen Besitzungen an Karls Sohn Philipp II. fielen. Nach Ferdinands Tod (1564) wurde sein Herrschaftsbereich in eine Österreichische Linie (samt Kaiserwürde, böhmisches und ungarisches Königstum), eine innerösterreichische Linie (Steiermark, Kärnten, Krain) und eine Tiroler Linie (samt den schwäbischen Besitzungen) geteilt; die beiden ersteren wurden 1619 vereint, die Heirat Kaiser Leopolds I. mit Claudia Felicitas, dem letzten Sproß der Linie Habsburg-Tirol, bekräftigte die Einheit der beiden habsburgischen Linien.

Nach dem Aussterben der spanischen Linie 1700 vermochten die Habsburger nach 14jährigem Krieg aus dem spanischen Erbe nur die einst zu Burgund gehörigen Niederlande und Besitzungen in Italiens zu behaupten. Der letzte Habsburger,Karl VI. (1711-1740), legte in der „Pragmatischen Sanktion" von 1713 (um deren Anerkennung durch die wichtigsten europäischen Staaten er bemüht war) die Erbfolge seiner weiblichen Nachkommen (Tochter Maria Theresia, * 1717, Gatte [1736] Franz Stephan von Lothringen [Kaiser Franz I., 1745-1765]) fest, wodurch die Dynastie Habsburg-Lothringen begründet wurde.

Habsburgre als Landesfürsten von Österreich unter der Enns mit der Hauptstadt Wien in chronologischer Abfolge (Regierungsdaten, zeitweilige Vormundschaften nicht berücksichtigt):

Albrecht I. (1282-1308), Friedrich I. der Schöne (1309-1330; deutscher König 1314-1330), Albrecht II. (1330-1358), Rudolf IV. (1358-1365), Albrecht III. und Leopold III. (1365-1379), Albrecht III. allein (1379-1395), Albrecht IV. (1395-1404), Albrecht V. (1404-1439; als deutscher König Albrecht II. [1438/1439]), Ladislaus Postumus (1440-1457), Friedrich V. (1458-1493; als deutscher König Friedrich IV., als römisch-deutscher Kaiser Friedrich III.)

Maximilian I. (1493-1519), Karl V. (1519-1521), Ferdinand I. (1521-1564), Maximilian II. (1564-1576),Rudolf II. (1576-1608), Matthias (1608-1619), Ferdinand II. (1619-1637), Ferdinand III. (1637-1657), Leopold I. (1658-1705), Joseph I. (1705-1711), Karl VI. (1711-1740; Aussterben der Habsburger im Mannesstamm).

Habsburger als deutsche Könige bzw. römisch-deutsche Kaiser: Rudolf I. (1273-1291), Albrecht I. (1298-1308), Friedrich I. der Schöne (1314-1330; als Rivale Ludwigs des Bayern), Friedrich III. (1440-1493; Krönung in Rom 1452), Maximilian I. (1493-1519), Karl V. (1519-1556), Ferdinand I. (1556-1564), Maximilian II. (1564-1576), Rudolf II. (1576-1612), Matthias (1612-1619), Ferdinand II. (1619-1637), Ferdinand III. (1637-1657), Leopold I. (1658-1705), Joseph I. (1705-1711), Karl VI. (1711-1740); Aussterben der Habsburger im Mannesstamm.

Nach der Vermählung von Karls Tochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen (1736): Habsburg-Lothringen


Denkmäler (Elisabethdenkmal, Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal, Kaiser-Joseph-Denkmal, Kaiser-Franz-Denkmal, Maria-Theresien-Denkmal) Verkehrsflächen (Elisabethstraße, Franz-Josefs-Kai, Habsburgergasse, Josefsgasse, Josefsplatz, Kaiserstraße, Leopoldsgasse, Maria-Theresien-Platz, Maria-Theresien-Straße, Rudolfsplatz; zahlreiche weitere Verkehrsflächen und Brücken wurden nach dem Ersten Weltkrieg umbenannt) Gebäude (Amalienburg, Leopoldinischer Trakt der Hofburg, Schönbrunn), die Kapuzinergruft sowie die Bezirke Leopoldstadt (benannt nach Leopold I.), Josefstadt (benannt nach Joseph I., ursprünglich Josephstadt), Rudolfsheim-Fünfhaus (der Bezirksteil Rudolfsheim benannt nach Kronprinz Rudolf) und Favoriten (benannt nach dem habsburgischen Sommerschloß [neue] Favorita {Theresianum}) halten die Erinnerung an die Dynastien Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen wach.


Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973
  • Alphons Lhotsky: Geschichte Österreichs seit dem 13. Jahrhundert, 1967
  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs, 1990
  • Zeit der frühen Habsburger: Katalog, 1979
  • Adam Wandruszka: Das Haus Habsburg, 1959
  • Brigitte Hamann (Hgin.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, 1988
  • Magdalena Hawlik-van de Water: Die Kapuzinergruft. Begräbnisstätte der Habsburger in Wien, 1987
  • Janos Kertesz: Bibliographie zur Habsburglitertur, Budapest 1934
  • Regesta Habsburgica

(weitere Literatur bei den einzelnen Herrschern)