Städtische Elektrizitätswerke

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Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Im Zuge der Kommunalisierung und Modernisierung der Energieversorgungsbetriebe sowie der innerstädtischen Verkehrseinrichtungen unter Bürgermeister Karl Lueger erwarb die Gemeinde Wien 1899 die Konzession für die Erweiterung beziehungsweise Elektrifizierung des Pferdestraßenbahnnetzes (Bau- und Betriebsgesellschaft, Pferdestraßenbahn, Straßenbahn).

Der Gemeinderat beschloß am 11. Mai 1900 den Bau eines städtischen Elektrizitätswerks Simmering. Bereits 1902 wurde das damals zu Niederösterreich gehörende Atzgersdorf von den Wiener Elektrizitäts-Werken mit Strom versorgt. 1905 begann die Belieferung der äußeren Stadtbezirke, 1906 wurden die ersten beiden Turbosätze in Betrieb genommen, 1911 verlegte man erstmals 28-Kilovolt-Kabel. 1907-1914 wurden die bestehenden privaten Werke übernommen (Wiener Elektrizitätsgesellschaft 1907 [Umbau der Zentrale Kaunitzgasse in ein Unterwerk], Internationale Elektrizitätsgesellschaft 1908, Allgemeine österreichische Elektrizitätsgesellschaft 1914; Elektrizität); seit 1. Juli 1914 verfügt die Gemeinde Wien über das Monopol der Stromerzeugung. Als der Gemeinderat 1912 beschloß, das Zillingdorfer Braunkohlenbergwerk anzukaufen, gab dies den Anstoß für das Entstehen des weiträumigen Überlandnetzes im Süden Wiens; die gelieferte Kohle wurde für den Betrieb eines in Ebenfurth situierten Dampfkraftwerks verwendet. 1912-1914 wurden sechs Kleinwasserkraftwerke in Gefällsstufen der ersten und zweiten Hochquellenwasserleitung errichtet. 1913 wurde nach Plänen von Erich Leischner das Umspannwerk Süd (12, Pottendorfer Straße 30) errichtet. 1922 belieferten die Wiener Elektrizitäts-Werke in 38 Gemeinden das Ortsnetz und die Industrie, in weiteren 17 Gemeinden die Industrie mit Strom. In der Ersten Republik wurde 1923-1932 das 28-Kilovolt-Kabelnetz als Trägernetz im Stadtbereich ausgebaut, 1930/1931 ein Lastverteiler in der Direktion der Wiener Elektrizitäts-Werke (9, Mariannengasse 4-6) eingerichtet und 1924/1925 die Stadtbahn elektrifiziert; 1924 wurde das Wasserkraftwerk Opponitz, 1926 das Wasserkraftwerk Gaming in Betrieb genommen (beide Niederösterreich); an diese beiden Werke wurden auch Orte des oberen Ybbstals angeschlossen. In die Belieferung waren nun bereits 66 Gemeinden außerhalb Wiens einbezogen.

In den 1920er Jahren gehörte zu den Betriebsanlagen neben den Dampfkraftwerken Simmering, Engerthstraße und Ebenfurth eine Reihe von Umspannwerken (Werk Süd - Meidling, Werk Nord - Floridsdorf, Werk Schmelz - Michelbeuern) und Unterwerken; 1929-1931 wurde zusätzlich von Anton Grenik das Umspannwerk Favoriten errichtet (10, Humboldtgasse 1-5). Hatten die Elektrizitätswerke bis 1926 (fallende) Überschüsse erzielt, so bilanzierten sie ab 1927 negativ. Neben dem kompletten Anschluss der städtischen Wohnhausanlagen wurden auch bis dahin nicht mit Strom versorgte Privatwohnungen an das Netz angeschlossen; 1913 gab es rund 92.000 Wohnungsanschlüsse, 1918 158.878 und Mitte 1928 565.863. 1944 überschritt der Jahresbedarf erstmals die Eine-Milliarde-Kilowattstunden-Grenze.

Die Kriegshandlungen in Wien führten (nach schweren Zerstörungen an allen Anlagen 1944/1945) zu Betriebsunterbrechungen (Kraftwerk Simmering: 6.-16. April 1945, Kraftwerk Engerthstraße: 11. April-15. Mai). Anfang 1946 waren 75% der Anlagen der Elektrizitäts-Werke wieder betriebsbereit. Nach dem Inkrafttreten des Gebietsänderungsgesetzes 1946/1954 wurde das Wiener Umland (niederösterreichische Ortsgemeinden innerhalb der Grenzen von Groß-Wien 1938/1945 samt dem Bezirk Baden bei Wien) weiterhin von den Wiener Elektrizitäts-Werken versorgt. Eine Ende der 1980er Jahre beginnende, auf die Veränderung der Versorgungsgrenzen hinzielende Propaganda ließ Ende 1992 wieder nach; lediglich die Gemeinde Perchtoldsdorf, Niederösterreich, löste per 1. Jänner 1991 nur den Vertrag hinsichtlich der Gasversorgung Wien Energie mit den Wiener Stadtwerken und wird seither (lediglich die Gasversorgung) von der Energie Niederösterreich Aktiengesellschaft versorgt. 1949 kam es zur Gründung der Wiener Stadtwerke und zur Eingliederung der Elektrizitäts-Werke in dieses Unternehmen. 1952/1953 wurde der 110-Kilovolt-Leistungsring rund um Wien in Betrieb genommen, 1960 war die Umschaltung des 16-Kilovolt-Netzes auf 20 Kilovolt abgeschlossen. 1961 war der Jahresbedarf erstmals größer als zwei Milliarden Kilowattstunden, 1962 überstieg die Zahl der angeschlossenen Zähler 1 Million. 1962-1970 wurden in Simmering die Blockkraftwerke Drei-Sechs errichtet (Elektrizitätswerk Simmering). Am 21. Mai 1965 war die Umstellung von Gleich- auf Wechselstrom abgeschlossen, 1966 wurde das Werk Engerthstraße stillgelegt. 1968 erfolgte der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zur Errichtung des Elektrizitätswerks Donaustadt. Der Jahresbedarf an elektrischer Energie überstieg 1968 erstmals die Drei-Milliarden-Kilowattstunden-Grenze. 1972 erfolgte der Grundsatzbeschluss zum Bau des Gasturbinenkraftwerks Leopoldau. 1975-1978 wurden die Blockkraftwerke Eins/Zwei in Simmering modernisiert (380.000 Kilowatt) und am 29. September 1978 in Betrieb genommen, 1988-1992 wurde das Blockkraftwerk Drei/Vier erbaut (Kosten 5,8 Milliarden Schilling, Versorgung von 237.000 Haushalten und rund 44.000 Gewerbebetrieben). Am 15. Juni 1978 wurde vom Gemeinderat das Energiekonzept der Stadt Wien beschlossen, 1979 das 380-Kilovolt-Kabelsystem zwischen Simmering und Kendlerstraße in Betrieb genommen, 1980 mit der Fernwärmelieferung aus Simmering an das Netz der Heizbetriebe Wien begonnen, 1982 die Umstellung des Mittelspannungsnetzes von fünf auf zehn Kilovolt abgeschlossen (Beginn 1960), im selben Jahr eine Vereinbarung mit der Verbundgesellschaft betreffend Beteiligung der Wiener Elektrizitätswerke an künftigen Donaukraftwerken geschlossen. Am 18. Juni 1984 wurde das Kundendienstzentrum (9, Spitalgasse 5-9) eröffnet, in dem im Juli 1985 auch eine Energieberatungsstelle eingerichtet wurde. Am 16. Oktober 1985 begann der Bau der 380-Kilovolt-Überführungsstation „Pfarrgasse" (Inbetriebnahme 14. Dezember 1986), am 7. Jänner 1986 der Bau des Betriebsgebäudes 11, Haidequerstraße 7. Am 22. April 1987 wurden die 380-Kilovolt-Netze der Verbundgesellschaft und der Städtischen Elektrizitätswerke zusammengeschlossen, am 6. Juli 1987 wurde das Umspannwerk Josefstadt in Betrieb genommen. 1990 überstieg der Gesamtstrombedarf die Acht-Milliarden-Kilowattstunden-Grenze.

Direktoren der städtischen Elektrizitäts-Werke

  • Hubert Sauer (1903-1915)
  • Ing. Eugen Karel (1915-1929)
  • Ing. Franz Menzel (1929-1936)
  • DipI.-Ing. Rudolf Beron (1936-1938)
  • Ing. Dr. Rudolf Gabler (1939-1945)
  • Ing. Franz Stremayr (1945-1948)
  • Dipl.-Ing. Otto Ruiss (1. Jänner 1948-26. Februar 1968)
  • DipI.-Ing. Raimund Haussmann (26. März 1968-31. Juli 1978)
  • Dipl.-Ing. Arnold Popper (1. August 1978-31. Jänner 1982)
  • Dipl.-Ing. Helmut Kastl (seit 9. März 1982)
  • Siehe Nachtrag Band 5

Literatur

  • Festschrift Stadtwerke. 1989, besonders S. 125 ff.
  • Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Städtischen Unternehmungen technischer Richtung. In: Stadtbauamt: Festschrift 1935-1965. Band 2. 1974, Kapitel XXX.