Rolf Nürnberg

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Nürnberg, Rolf
Abweichende Namensform Nurnberg, Ralph; Nunberg, Ralph
Titel
Geschlecht männlich
PageID 368727
GND 117070297
Wikidata Q22670649
Geburtsdatum 26. August 1903
Geburtsort Berlin 4005728-8
Sterbedatum 23. März 1949
Sterbeort New York 4042011-5
Beruf Journalist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 16.02.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rolf Nürnberg, * 26. August 1903 Berlin, † 23. März 1949 New York City, Journalist.

Biografie

Herkunft und frühe Jahre

Rolf Nürnberg stammte aus einer wohlhabenden Familie, deren großes Haus in der Tauentzienstraße Nr. 13 a in Berlin für große Gesellschaften und Empfänge bekannt war. Er arbeitete bereits vor seinem Abitur als Journalist und nach der Schule als Sport- und Theaterredakteur für die Berliner Boulevardzeitung "das 12 Uhr Blatt", die seinem Vater Ludwig Nürnberg gehörte. In Berlin gehörte er zu einer Stammtischrunde, bestehend aus Künstlern und Journalisten, die sich im Café Wien am Kurfürstendamm traf. 1932 berichtete er gemeinsam mit anderen deutschen Journalisten in Los Angeles über die Leistungen der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen. Später begleitete Nürnberg Max Schmeling bei seinen US-Tourneen, obwohl er zuvor kritisch über ihn berichtet hatte. Unter dem Pseudonym "Adam Judge" wurde zunächst sein Artikel "Max Schmeling. Der Roman unserer Tage" im 12-Uhr-Blatt veröffentlicht und 1932 die Biografie "Max Schmeling, die Geschichte einer Karriere in Buchform". Diese Biografie führte zur Feindschaft der beiden Männer, da Nürnberg darin auch über intime Details aus Schmelings Liebesleben berichtet hatte, die im Widerspruch zu Schmelings "sauberen" Image standen.

1929 war Nürnberg in einen Presseskandal verwickelt, bei dem es um die Bestechung von Sportredakteuren ging. Auch von Karl Kraus soll Nürnberg beeinflusst worden sein. Wie Nürnberg mit Karl Kraus in Kontakt gekommen war, ist nicht bekannt, zumindest gibt es Briefverkehr zwischen Nürnberg und Helene Kann sowie Karl Járay, die beide Kraus nahe standen. Nürnberg galt als Kraus' Freund und Helfer und war verpönt dafür, dass Karl Kraus "seine Feder geführt" hätte. In Berlin kursierte sogar der Witz: "Vom 12 Uhr Blatt schickt der Kraus den Nürnberg in die Vorstellung." Es existiert auch Schriftverkehr zwischen Nürnberg und Botho Laserstein, Kraus' Berliner Anwalt, in dem Nürnberg Kraus mit Informationen zu einem Artikel für die Fackel versorgt und bei der Recherche unterstützt hatte. 1930 erschien zwei Texte von Nürnberg aus dem "12 Uhr Blatt" in der Fackel. Als Bewunderer nannte er die Stimme von Kraus 1920 als eine der "größten geistigen Potenzen Europas". Außerdem bedachte Kraus Nürnberg in seinem Testament mit einem Teil seiner Bibliothek.

Exil

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Nürnberg ein Berufsverbot. Sein letzter Artikel erschien am 1. April 1933. Sein Buch über Schmeling wurde aufgrund politisch-kritischer Passagen zwar verboten, sein Buch "Lindbergh, Hauptmann in Amerika" erschien 1937 allerdings noch als Fortsetzungsroman in der Zeitung "Die Stunde". Bis zu seiner Emigration 1937 in die USA war er immer wieder zwischen Berlin und New York gependelt. Bevor er Deutschland endgültig verließ, sicherte er 1936 für ein Jahrzehnt und damit auch die Kriegsjahre (1937–1946) durch die Zahlung der Friedhofsgebühr das Grab von Annie Kalmar, der großen Liebe von Karl Kraus, auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf. Nürnbergs Vater konnte rechtzeitig Gelder auf Konten in die USA transferieren, bevor er 1933 mit seiner Frau und seinen Töchtern nach Südamerika emigrierte, wo er in Buenos Aires über 90 Jahre alt wurde. Nürnberg konnte zunächst von diesem Vermögen zehren und unterhielt auch Kontakte zu prominenten emigrierten Deutschen wie Billy Wilder, Marlene Dietrich, Fritz Lang und Mitgliedern der Familie Mann. Er verfügte allerdings über unzureichende Englischkenntnisse und konnte sich deshalb beruflich nicht wirklich etablieren. Als Autor und Journalist veröffentlichte er unter den Namen "Ralph Nurnberg" beziehungsweise "Ralph Nunberg" und gab mit den Geldern seines Vaters die "Hollywood Tribune" heraus.

1940 engagierte er sich im Wahlkampf von Franklin Roosevelt, indem er in North und South Dakota Wahlkampfreden auf Deutsch hielt. Im gleichen Jahr wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, nachdem das deutsche Konsulat an das Auswärtige Amt in Berlin von seiner Namensänderung und der deutschfeindlichen Einstellung der Hollywood Tribune berichtet hatte. Angeblich soll Nürnberg nie die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten haben, sondern sich nur illegal mit einem Besuchervisum in den US aufgehalten haben. Seine Gelder und auch fremde hatte er mittlerweile verspekuliert und Verluste gemacht, lebte von 1942 bis 1949 in New York, wo er als Zeitungsverkäufer tätig war, aber auch als Journalist für die Zeitungen "Aufbau", "New Yorker Staats-Zeitung" und die "Austro American Tribune". 1942 entstand unter dem Pseudonym Ralph Nunberg das Buch "Franklin D. Roosevelt", 1945 erschien sein Buch "The Fighting Jew".

Zu dieser Zeit bereits finanziell ruiniert, wurde er drogenabhängig und litt unter Wahnvorstellungen. Seine damalige Ehefrau Ilse Posnanski und ihr Exmann sowie ehemaliger Mitarbeiter von Nürnberger, Curt Riess, ließen ihn deshalb in eine Klinik einliefern. Die Ehe wurde wahrscheinlich 1948 geschieden. Seine zweite Frau war die Berliner Sängerin Maria Avellis Lebeis. Während seine Ehefrau als Chormitglied der Metropolitan Opera auf Tournee war, starb Nürnberg im März 1949 an einem Herzanfall.

Quellen

Literatur

  • Wikipedia: Rolf Nürnberg [Stand: 16.02.2024]
  • Caroline, Kohn: Karl Kraus in der deutschen Literatur. Stuttgart: Springer Verlag, 1966, S. 239
  • Walter Schübler: Anton Kuh. Biografie. Göttingen: Wallstein Verlag, 2018, S. 318
  • Friedrich Pfäfflin / Eva Dambacher [Hg.]: "Wie Genies sterben" Karl Kraus und Annie Kalmar. Briefe und Dokumente 1899–1999. Göttingen: Wallstein Verlag, 2001, S. 163–164


Rolf Nürnberg im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks