Ludwig Ullmann

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Daten zur Person
Personenname Ullmann, Ludwig
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 369065
GND 119505606
Wikidata Q94904397
Geburtsdatum 2. April 1887
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 8. Mai 1959
Sterbeort New York, USA 4525682-2
Beruf Theaterkritiker, Journalist, Schriftsteller, Dramaturg
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Literaturhaus Wien
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 25.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
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Ludwig Ullmann, * 2. April 1887 Wien, † 8. Mai 1959 New York (USA), Theaterkritiker, Journalist, Schriftsteller, Dramaturg.

Biografie

Ludwig Ullmann wuchs in Wien auf, besuchte dort das Piaristengymnasium und studierte an der Universität Wien Deutsche Philologie. Bereits während der Studienzeit verkehrte Ullmann durch Otto Soykas Vermittlung im Kaffeehauskreis um Karl Kraus, Adolf Loos, Peter Altenberg und Alfred Polgar.

1910 schrieb er bei Jakob Minor eine Dissertation über Georg Christoph Lichtenbergs Hogarth-Studien, legte jedoch die Abschlussprüfungen nicht mehr ab, weil ihn seine Arbeit zu sehr in Anspruch nahm. Zu dieser Zeit arbeitete er bereits für Karl Kraus: 1909 erstellte er das erste Register der "Fackel", 1910 bis 1912 übernahm er Sekretariatsarbeiten für Kraus. Zwischen 1910 und 1911 erschienen außerdem mehrere Gedichte und kleinere Essays von Ullmann in der "Fackel". Gleichzeitig (1910–1912) war Ullmann Vorsitzender des "Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien", der unter anderem Werke von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern aufführte und Kraus' erste Wiener Vorlesungen organisierte. In dieser Funktion gab er auch die "Der Ruf" betitelten "Flugblätter" des "Akademischen Verbands" heraus. Diese gehörten mit der von Ullmann und Otto Schneider 1917 bis 1918 herausgegebenen Zeitschrift "Der Anbruch" zu den wichtigsten Periodika des Expressionismus in Wien.

Dass Ullmann sich 1912 dem Journalismus zuwandte (Feuilletonist und Theaterkritiker etwa bei der "Wiener Mittags-Zeitung" und beim "Fremdenblatt"), bedeutete zugleich eine Abwendung von Karl Kraus. In der "Fackel" wurde Ullmann auch später noch häufig erwähnt, sein Name stand bei Kraus für einen mit Adjektiven überladenen, übermäßig schmuckhaften journalistischen Stil.

Von 1913 bis 1934 war Ullmann leitender Angestellter der (ab 1918 sozialdemokratisch ausgerichteten und ab Ende der 1920er in sozialdemokratischem Besitz befindlichen) "Wiener Allgemeinen Zeitung", in der er zum 50. Geburtstag Karl Kraus' einen distanzierten, aber respektvollen Leitartikel über diesen veröffentlichte. Ullmann entwickelte sich zum profilierten Kulturjournalisten, der ab Ende der 1920er gegen Nationalsozialismus und Austrofaschismus Stellung bezog. Nach der politisch bedingten Einstellung der "Wiener Allgemeinen Zeitung" fiel es Ullmann schwer, wieder Beschäftigung zu finden, er arbeitete zunächst als Redakteur für die unpolitische Zeitschrift "Fledermaus", danach von 1935 bis 1938 als Theaterkritiker für die Montagszeitung "Der Morgen", in der er auch einen Nachruf auf Karl Kraus veröffentlichte.

Nachdem er zwischen 1917 und 1922 als Dramaturg an der "Neuen Wiener Bühne" tätig gewesen war, arbeitete Ullmann 1937 bis 1938 für Rudolf Beer, den Theaterdirektor der "Scala", als Dramaturg und Lehrer der Theatergeschichte an dessen Schauspielschule.

Unmittelbar vor dem "Anschluss" floh Ludwig Ullmann über Ungarn, Jugoslawien und Italien in die Schweiz, von wo aus er gemeinsam mit seiner Frau Irene (geborene Altmann, 1887–1979) nach Paris weiterreiste. In den circa zwei Jahren in Paris verfasste Ullmann zwar etliche Artikel für verschiedene (Exil-)Zeitschriften und Zeitungen, das Ehepaar war aber dennoch auf finanzielle Unterstützung durch Hilfsorganisationen angewiesen. Als die deutsche Wehrmacht sich Paris näherte, flohen Ullmann und seine Frau nach Marseille und von dort nach zwanzigmonatiger Wartezeit im Sommer 1942 nach New York. Während der Zeit in Frankreich stand Ullmann in regem Austausch mit Berta Zuckerkandl, der er bei der Erstellung ihres "Telefontagebuchs" half.

Dank Franz Werfels Unterstützung durch mehrere Jahresstipendien finanziell abgesichert, nahm Ullmann in den USA die Arbeit an einer (unveröffentlicht gebliebenen) umfangreichen Theatergeschichte wieder auf, die er bereits in Wien begonnen hatte. 1948 erhielt Ullmann die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und stellte seine Autobiographie "Heimat in der Fremde" fertig, die ebenfalls keinen Verleger fand. Außerdem arbeitete er als Feuilletonist für österreichische Exilzeitschriften, nach Kriegsende unter anderem auch als Theaterkritiker für europäische Blätter, als Lehrer der internationalen Theatergeschichte an Erwin Piscators Dramatic Workshop an der New School for Social Research und als Konsulent von Film- und Theateragenturen. Ludwig Ullmann entschied sich gegen eine Rückkehr nach Österreich und lebte bis 1959 in seiner Exilheimat New York.

Quellen

Literatur

  • Christina Peham-Zecha: Ludwig Ullmann – Einblicke in Leben und Werk. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2005
  • U. Oedl: Ludwig Ullmann. In: Siglinde Bolbecher / Konstantin Kaiser [Hg.]: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien / München: Deuticke 2000, S. 643–645
  • Heinz Lunzer: Ludwig Ullmann im amerikanischen Exil. In: Johann Holzner / Sigurd Paul Scheichl / Wolfgang Wiesmüller [Hg.]: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938–1945. Innsbruck: Inst. für Germanistik 1991 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft / Germanistische Reihe Bd. 40), S. 353–371
  • Litkult-Lexikon: Ullmann, Ludwig [Stand: 15.03.2024] [Stand: 15.03.2024]


Ludwig Ullmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus

Weblinks