Jägerzeile (Vorstadt)

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Die Vorstädte Leopoldstadt und Jägerzeile mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1569
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Jägerzeil
Benannt nach
Bezirk 2
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 15675
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0021.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Leopoldstadt und Jägerzeile mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 12' 52.08" N, 16° 23' 14.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Stadtplan, Wien und Vorstädte (1812), Jägerzeile (V, Fläche der Vorstadt in dunkelgrau)

Jägerzeile (2. - Leopoldstadt), Vorstadt, die sich südlich entlang der heutigen Praterstraße ausdehnte.

Es handelte sich anfangs um eine 1569 entstandene Ansiedlung für pensionierte Hofjäger, für die Maximilian II. Grundstücke in der Venediger Au zur Ansiedlung bereitstellen ließ. 1580 waren die Grundstücke der heutigen Häuser Praterstraße 36-56 und Czerningasse 7-9 vergeben, der Rest wurde erst 1630-1647 ausgegeben. Da die Verbauung zögernd vonstatten ging, entwickelte sich nur langsam eine Vorstadt. Erst 1774 wurde für die Jägerzeile ein eigener Grundrichter eingesetzt, womit es als vollwertige Vorstadt angesehen werden kann. Die Jägerzeile wurde 1850 durch die Provisorische Gemeindeordnung zusammen mit der Leopoldstadt und der Brigittenau als zweiter Bezirk nach Wien eingemeindet.

Die Fläche der Vorstadt Jägerzeile ist am Stadtplan von Anton Behsel mit dunkelvioletter Farbe gekennzeichnet, 1822
Die Jägerzeile vom Praterstern aus gesehen (um 1830).

Der Name Jägerzeile war 1640-1660 gleichzeitig mit dem Namen Venediger Au in Gebrauch, dann setzte er sich allein durch. Die Bezeichnung "Unter den Felbern", die der Jägerzeile fälschlich zugeschrieben wird, bezog sich hingegen auf die Gegend zwischen Tabor- und Praterstraße. Als am 7. April 1766 durch Joseph II. der Prater öffentlich zugänglich gemacht wurde, nahm die Jägerzeile einen raschen Aufstieg. Die einzige Verbindung von der restlichen Stadt jenseits des Donaukanals in den Prater führte nämlich von der Schlagbrücke über die Praterstraße. Diese entwickelte sich bald zu einer der vornehmsten Straßen unter den Wiener Vorstädten. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts hieß der obere Teil Praterstraße, bei der offiziellen Benennung 1862 wurde dieser Name auf den gesamten Straßenzug übertragen.

Kirchen

Eine Kopie des Gnadenbilds Maria von Pötsch, die sich im Besitz eines herrschaftlichen Laufers befand, wurde später an einem Baum in der Doppelallee, welche durch die Jägerzeile führte, zur öffentlichen Verehrung aufgestellt. Dem Schutz des Bilds schrieb man es zu, dass 1713 die Jägerzeile von der Pest verschont blieb. Um das Gnadenbild wurde daher eine hölzerne Kapelle errichtet, die 1732 ein Sturm zerstörte. Da das Bild unversehrt geblieben war, erbaute Gräfin Caraffa und der Praterforstmeister Sperlbauer eine steinerne Kapelle, in der 1736 die erste Messe gelesen wurde. 1780 wurde sie, da sie die Zufahrt zum Prater behinderte, abgerissen. Als Ersatz erbaute man die Johannes-Nepomuk-Kirche, auf deren Hochaltar das Bild aufgestellt wurde. Diese Kirche wurde 1786 zur Pfarrkirche erhoben, zu deren Sprengel die Jägerzeile gehörte.

Siegel

Die Vorstadt Jägerzeile führte ein Grundgerichtssiegel, dass einen nach rechts über eine Wiese schreitenden Hirsch mit zwölfendigem Geweih zeigt, der zwischen dem Geweih ein aus dem Haupt wachsendes Kreuz trägt, an dem Kreuz Christus [Hubertushirsch]. Umschrift: †† SIGILLUM DES FREY GRUND IÆGER ZEIL.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Leopoldstadt.

Gemeindeeinrichtungen

Weil die Vorstadtgemeinde klein war, hatte sie kein eigenes Gemeindehaus. Die Grundgerichtskanzlei befand sich 1843 im Haus Jägerzeile 31, heute Praterstraße 70.

Grundherrschaften

1750 wurde die Jägerzeile mit mehreren vizedomischen Realitäten an die niederösterreichischen Stände, von diesen 1764 an Josef Zorn verkauft. 1797 kam sie durch Kauf an die Edlen von Segenthal. 1841 wurde die Grundherrschaft Jägerzeile Besitz der Stadt Wien.

Ortsobrigkeit

  • 1774: Josef Zorn
  • 1797: Edlen von Segenthal
  • 1841: Magistrat

Ortsrichter

  • Philipp Asperl (1774-1780)
  • Leichnamschneider (1780-1782)
  • Paul Schlesinger (1782-1788)
  • Franz Edenberger (1788-1791)
  • Schwarz (1791-1797)
  • Schnadl (1797-1801)
  • Matthäus Mayer, Gärtner (1801-1711; Mayergasse)
  • Franz Solderer (1811-1819)
  • Johann Gaunold (1819-1821)
  • Peter Danhauser (1821-?)

Statistiken

Häuser

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Einwohner

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Häusernummerierungen

In der Vorstadt Jägerzeile wurden 1770 im Zuge der Häusernummerierung zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben. In den Jahren 1795, 1821 und 1827 erfolgte jeweils eine Neunummerierung. Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen und Plänen, auf denen die Konskriptionsnummern der entsprechenden Phase eingetragen sind, sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Plan

Nummerierung 1795

Plan

Nummerierung 1821

Plan

Nummerierung 1827

Pläne

Quellen

Pläne

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 13, 111 f., 294 f., 329
  • Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 35, 121 ff.
  • Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 46 ff., 80 ff., 143 ff., 182 f.
  • Rupert Feuchtmüller: Die Praterstraße. 1992
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 36
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 43
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 96
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 95, 100 f.
  • Leopold Steiner: Irrtümer in der Literatur über den Unteren Werd beziehungsweise über die Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter 21 (1966), S. 42 ff.
  • Felix Czeike: Wien in alten Ansichtskarten 2/20, S. 28 ff.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2)
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 11, 19, 56 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 5 ff., 50 (Praterstraße)
  • Jakob Blümel: Die Geschichte der Entwicklung der Wiener Vorstädte, nach authentischen Quellen zusammengestellt. Band 3. Wien: Verlag Cornelius Vetter 1886
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VI, Taf. A
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 25

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26