Hietzing (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von 1120
Datum bis 1890
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Hiezingen
Benannt nach
Bezirk 13
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Dommayers Casino, Hügelvilla, Lumpazivilla, Villa Schratt, Villa Primavesi, Villa Schopp, Maxingschlössel, Neue Welt
PageID 14655
GND 4113911-2
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns

Der Vorort Hietzing am Franziszeischen Kataster

Hietzing (13.), ehemalige Vorortgemeinde, 1890/1892 mit anderen Gemeinden als 13. Bezirk nach Wien eingemeindet (Hietzing [13. Bezirk]).

Die Anfänge des Orts reichen ins 11. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Nennung fällt in die Zeit um 1120/1130 ("Hiezingen"); 1176 erlitt Hietzing bei Grenzkämpfen Heinrichs II. Zerstörungen. Hauptgrundbesitzer war der Deutsche Orden, 1253 tauschte der Ordenskomtur Ortolf von Traiskirchen Hof und Kapelle zu Hietzing mit dem Stift Klosterneuburg gegen Besitzungen außerhalb Wiens; seither spielt Klosterneuburg in der Entwicklung Hietzings eine dominierende Rolle. 1312 wird die Kattermühle urkundlich erwähnt. Die kleine Ansiedlung wurde 1483/1484 bei den Ungarneinfällen und 1529 durch die Osmanen fast zur Gänze zerstört, entwickelte sich danach zum Wallfahrtsort (Hietzinger Kirche), litt 1604/1605 unter den Kämpfen mit dem Siebenbürger Stephan Bocskay (Zerstörung der Kirche) und 1683 neuerlich unter den Türkenkriegen; 1713 dezimierte die Pest die Bevölkerung.

Erst mit den Planungen des Schlosses Schönbrunn (Ende 17. Jahrhundert) begann der Aufschwung Hietzings, das sich unter Maria Theresia (die das Schloss zum Sommersitz ausbauen ließ) zu den bevorzugten Sommerfrischen des Adels und des reichen Bürgertums entwickelte. 1782 entstand die Mauer des Lainzer Tiergartens. 1787 wurde der Neue Hietzinger Friedhof angelegt, der mit seinen vornehmen Begräbnisstätten und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern als einer der schönsten von Wien gilt. 1789 erhielt Hietzing seine erste Schule (Schulhaus ab 1829 13, Fasholdgasse 8, Trauttmansdorffgasse 12; siehe Hietzinger Schule).

Ab etwa 1800 entstand auch ein nobles großbürgerliches Wohnviertel (darin beispielsweise Villen des Barons Eskeles, des Freiherrn von Hügel [ Hügelvilla ], des Bankiers Appel, des Freiherrn von Löhr, des Arztes Johann Malfatti Edler von Montereggio [ Malfattivilla ] und des Theaterdirektors Carl Carl [ Lumpazivilla ] sowie die (spätere) Villa Schratt, im 20. Jahrhundert beispielsweise die Villa Primavesi und die Villa Schopp; das Maxingschlössel in der Maxingstraße wurde 1955 abgerissen). Die im Vormärz aufkommenden Gesellschaftswagen (1817) und Stellwagen (1835 Standplatz in der Fasholdgasse), die von der Stadt (Neuer Markt 1044) nach Hietzing fuhren, förderten auch die Entstehung von florierenden Vergnügungsetablissements, die von den Wiener Bürgern gerne aufgesucht wurden (Dommayers Casino [1833], Neue Welt [1860er Jahre]).

1816 wurde das Hietzinger Theater begründet (ab 1817 Auftreten Ferdinand Raimunds; Aufenthalt 1825). 1860 litt Hietzing unter einem Hochwasser des Wienflusses, 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr begründet und 1873 das Hauptreservoir der ersten Hochquellenleitung auf dem Rosenhügel fertiggestellt (Wasserbehälter Rosenhügel). In der Gründerzeit entwickelte sich (als Parallele zum Cottage in Währing-Döbling) auch in einem Teil Hietzings eine cottageartige Villenverbauung. Obwohl Hietzing niemals direktes Ziel einer Pferdestraßenbahnlinie war (es gab ab 25. November 1869 lediglich eine Linie der "Wiener Tramway-Gesellschaft" vom Mariahilfer Gürtel bis zur Einmündung der Nisselgasse in die Hadikgasse, jedoch keine Linie der das Gebiet außerhalb des Gürtels bedienenden "Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft"), wurde es in den 1880er Jahren Ausgangspunkt für die Südlinien der Dampftramway (Betriebsaufnahmen: 27. Oktober 1883 nach Perchtoldsdorf, 22. Dezember 1886 nach Gaudenzdorf und 19. September 1887 nach Ober-St.-Veit). 1899 baute die Bau- und Betriebsgesellschaft für städtische Straßenbahnen eine Verlängerung von der Hietzinger Brücke über die Hietzinger Hauptstraße bis zur Dommayergasse (Eröffnung 4. Dezember).

Siegel

Der Vorort Hietzing führte ein Siegel, das einen aus einem Rasen wachsenden Baum, belegt mit einem Marienbild mit dem Jesuskind, von einem Strahlenkranz umgeben, zeigt. Unter dem Bild, am Stamm des Baumes, erscheinen vier männliche Figuren, drei stehend, eine mit gebeugtem linken Knie. Umschrift: * GEMEINDE * HIEZING 1790.

Siegel (Typar) der Gemeinde Hietzing mit der Darstellung der Legende von der Errettung von während der Türkenbelagerung 1529 an einen Baum gebundenen Männern durch ein Gnadenbild Mariens

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Hietzing.

Häuser

  • 1258: 14
  • 1428: 17
  • 1458: 17
  • 1463: 15
  • 1484: 16
  • 1516: 17
  • 1560: 16
  • 1590: 17
  • 1713: 14
  • 1751: 17
  • 1785: 27
  • 1787: 29
  • 1794: 49
  • 1806: 126
  • 1814: 160
  • 1822: 160
  • 1830: 180
  • 1837: 200
  • 1851: 244
  • 1869: 282
  • 1880: 277
  • 1890: 313

Einwohner

  • 1783: 304
  • 1786: 480
  • 1794: 363
  • 1814: 929
  • 1830: 1.045
  • 1837: 1.132
  • 1846: 1.825
  • 1851: 1.882
  • 1857: 2.439
  • 1869: 3.009
  • 1880: 3.006
  • 1890: 3.720

Häuserschematismen

Bürgermeister

  • Josef Kirchmeyer, Hausbesitzer (1851-1863)
  • Anton Weidlich, Fleischhauer und Hausbesitzer (1864-1876; * 1813; Weidlichgasse)
  • Franz Hanselmayer, Selchwarenverschleißer (1877-1891, anschließend Bezirksvorsteher; Hanselmayergasse).

Quellen

Literatur

siehe Hietzing (13. Bezirk)

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIV f., Taf. I

Bevölkerungsgeschichte