Eduard Pernkopf

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Eduard Pernkopf
Daten zur Person
Personenname Pernkopf, Eduard
Abweichende Namensform
Titel Dr. med., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 6965
GND 121907155
Wikidata Q85928
Geburtsdatum 24. November 1888
Geburtsort Rappottenstein
Sterbedatum 17. April 1955
Sterbeort Wien
Beruf Anatom, Mediziner, Politiker
Parteizugehörigkeit Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Ereignis Zweiter Weltkrieg
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-NG
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 21. April 1955
Friedhof Friedhof Grinzing
Grabstelle Gruppe 19, Nummer 86
Bildname Eduard Pernkopf.jpg
Bildunterschrift Eduard Pernkopf

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Burschenschaft Alemannia (1907)
  • Deutsche Burschenschaft (1908)
  • Alldeutscher Verband (Dr. Ursin) (1920)
  • Deutsche Kunstgemeinschaft
  • Vaterländische Front
  • Wiener Heimatschutz (1932 bis 1933)
  • Mitglied der NSDAP ab (1932) (Nr. 1,616.421) (27.04.1933)
  • Ordentlicher Univ. Prof. und Vorstand im II. Anatomischen Institut der Universität Wien (1933 bis 1938)
  • Mitglied der SA Gruppe Hardegg (SA-Brigade 6) (01.1934)
  • Proponent Deutsch-sozialer Volksbund
  • Österreichisch-deutscher Volksbund
  • Deutscher Klub
  • nationale Ferialverbindung „Waldmark“
  • Deutscher Schulverein Südmark
  • Direktor des Anatomisches Instituts (1938)
  • SA-Obersturmbannführer „S“ beim Stab SA-Gruppe Donau (12.03.1938)
  • Dekan der medizinischen Fakultät (1938 bis 1943)
  • Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften Wien (1939)
  • Deutsches Rotes Kreuz-Kreisführer Kreisstadt Wien-Ost (24.01.1939)
  • Beirat: Gesundheitswesen; Gesundheitswesen und Volkspflege (ab 1940 als Dekan der Medizinischen Fakultät) (1940 bis 1945)
  • wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften Wien (1940)
  • Leiter biologische Gesellschaft (1941)
  • Beirat Nordische Gesellschaft (1943)
  • Rektor der Universität Wien (1943 bis 1944)
  • Wissenschaftliches Beiratsmitglied des Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt
  • Ratsherr (NS-Zeit) (01.09.1944 bis 16.03.1945)
  • Wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1948)

Eduard Pernkopf, * 24. November 1888 Rappottenstein, Niederösterreich, † 17. April 1955 Wien, Anatom, Politiker.

Biografie

Eduard Pernkopf wurde am 24. November 1888 als Sohn eines Arztes in Rapottenstein in Niederösterreich geboren. Nach Studium der Medizin an der Universität Wien (Dr. med. 1912) trat Eduard Pernkopf als Assistent in das II. Anatomische Institut der Universität Wien unter Ferdinand Hochstetter ein, bei dem er zuvor schon als Demonstrator gearbeitet hatte. Zuerst römisch-katholisch, konvertierte er im Jahr 1913 und wurde evangelisch (Augsburger Bekenntnis). Nach 1938 trat er dann aus der Kirche aus und galt laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".

1921 habilitierte sich Pernkopf bei Hochstetter (1927 außerordentlicher Titularprofessor, 1929 ao. Prof.). Nach Hochstetters Emeritierung war Pernkopf 1933 bis 1945 dessen Nachfolger als Ordinarius für Anatomie und Vorstand der II. Anatomischen Lehrkanzel (seit 1938 Dekan der medizinischen Fakultät; ab 1943 Rektor). 1945 wurde Pernkopf, seit 1933 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und seit 1934 Mitglied der SA, seines Amtes enthoben und verbrachte zwei Jahre in alliierter Gefangenschaft im Lager Glasenbach bei Salzburg.

Eduard Pernkopfs Hauptarbeitsgebiete waren die Embryologie des Magen-Darmtrakts, der Situs inversus der Eingeweide sowie Missbildungen des Herzens. Weltruhm errang seine vierbändige "Topographische Anatomie des Menschen" (1943 bis 1952, 1960).

Eduard Pernkopf nahm von 1916 bis 1917 als Landsturmzivilarzt am Ersten Weltkrieg teil. Ab dem 12. März 1938 war er als SA-Obersturmbannführer beim Stab SA-Gruppe Donau tätig. Vom 1. September 1944 bis zum 16. März 1945 war er Ratsherr.

Nach 1945 wurde er in Strobl verhaftet und vom 10. August 1945 bis zum 4. Jänner 1947 in Glasenbach interniert. Nach der Überstellung in das Landgericht Wien, wurde er vom Volksgericht Wien wegen der Paragrafen 8, 10 und 11 Verbotsgesetz (1947) angeklagt. Das Verfahren wurde am 27. November 1948 eingestellt.

Am 10. Mai 1945 wurde er vom Universitätsdienst suspendiert, im Folgejahr enthoben. Ab 1949 war er Universitätsprofessor im Ruhestand.

Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)

Quellen

Literatur

  • Ärztliche Reformzeitung 1 (1955), Folge 2
  • Ingrid Arias: Die medizinische Fakultät von 1945 bis 1955: Provinzialisierung oder Anschluss an die westliche Wissenschaft? In: Margarete Grandner / Gernot Heiss / Oliver Rathkolb [Hg.]: Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955. Innsbruck [u.a.]: Studienverlag (Querschnitte, 19), S. 68-88
  • Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1955/1956. Wien: Selbstverlag der Universität 1955, S. 47
  • Johannes Feichtinger / Heidemarie Uhl: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften nach 1945. Eine Gelehrtengesellschaft im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. In: Margarete Grandner / Gernot Heiss / Oliver Rathkolb [Hg.]: Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955. Innsbruck [u.a.]: Studienverlag (Querschnitte, 19), S. 333 f.
  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon−Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Michael Hubenstorf: Medizinische Fakultät 1938–1945. In: Gernot Heiß / Siegfried Mattl / Sebastian Meissl / Edith Saurer / Karl Stuhlpfarrer [Hg.]: Willfährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938–1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1989 S. 258
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2003
  • Peter Malina: Eduard Pernkopfs Anatomie oder: Die Fiktion einer "reinen" Wissenschaft. In: Wiener klinische Wochenschrift 109/24 (1997), S. 937–943
  • Wolfgang Neugebauer / Peter Schwarz: Der Wille zum aufrechten Gang. Offenlegung der Rolle des BSA bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten. Hg. vom Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen (BSA). Wien: Czernin Verlag 2005, S. 278 f.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 105. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1955
  • Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934-1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 852 f.
  • Gustav Spann: Untersuchungen zur anatomischen Wissenschaft in Wien 1938-1945. Senatsprojekt der Universität Wien. Eine Zusammenfassung. In: Jahrbuch des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (1999), S. 43-52
  • Wiener klinische Wochenschrift 67 (1955), S. 350

Weblinks