Zum roten Igel

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 9237
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.08.2013 durch WIEN1.lanm08w01
  • 1., Tuchlauben 12
  • 1., Brandstätte 8-10
  • 1., Wildpretmarkt 1
  • Nr.: 1318 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 550 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 558 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 572 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 598 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 37.12" N, 16° 22' 15.20" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zum roten Igel, (1, Tuchlauben 12, Brandstätte 8-10, Wildpretmarkt 1, Teil, CNr. 558; ab der Hausteilung 1811 blieb das Hausschild auf das Gebäude CNr. 550 [Wildpretmarkt 1] beschränkt).

1) Durchhaus, das vom Neuen Kienmarkt (Kammerhof beziehungsweise Wildpretmarkt) zu den Tuchlauben reichte und dessen Besitzer ab dem 14. Jahrhundert bekannt sind (Hausschild erstmals 1563 erwähnt [Hofquartierbuch]). Unter den Besitzern findet man ab 1689 Ferdinand von Raidegg (1669-1699 Kirchmeister von St. Stephan und 1702-1715 Mitglied des Inneren Rats). Ende des 17. Jahrhunderts war das Haus im Besitz des niederösterreichischen Regierungssekretärs Johann Pistory, 1683 kam es an dessen Erben, von diesem an den kaiserlichen Stadt- und Landgerichtsbeisitzer Ferdinand von Radegg und 1790 schließlich, an Marie Gußmann. Ab 1721 befand sich im Haus die Redaktion des ab 1703 erscheinenden „Wiennerischen Diariums". Im Parterre und im ersten Stock des Hauses befand sich im 19. Jahrhundert das berühmte (1838 von Wirt Kohlbauer begründet und nur von der feinsten Gesellschaft besuchte) gleichnamige Gasthaus, im zweiten Stock befanden sich die ausgedehnten Ateliers des Hofbuchbinders Leopold Groner (dessen Ahnen schon im 16. und 17. Jahrhundert Verleger, Buchdrucker und Buchbinder gewesen waren). Ab 1804 befand sich im Haus auch die exquisite ungarische Weinstube des Äußeren Rats und Hauptmanns des Bürgerschützenkorps Johann Georg Hammer († 1812), der die Bemalung der Hausfassade mit einem roten Igel veranlasste (Eipeldauer-Briefe, 1815, Heft 12, S. 54 f.). Der gegen die Tuchlauben zu liegende Teil des Durchhauses kam von Marie Gußmann 1820 an Franz Xaver Graf Kolowrat, der das Haus 1829 der „Gesellschaft der Musikfreunde" verkaufte (die es 1829/1830 durch Architeckt Lössl für ihre Zwecke umbauen ließ [Weihe am 6. September 1830 mit Aufführung von Mozarts Tedeum, Köchel-Verzeichnis 141] und bis zur Übersiedlung in den Neubau am Karlsplatz [1870] benützte [Eröffnung des Konzertsaals am 4. November 1831 mit dem Tedeum von J. N. Hummel]). Die einstige Weinstube wandelte sich 1838 zu einem Nobelrestaurant, in welchem prominente Schriftsteller, wie [[Ludwig August Frankl]], verkehrten. 1848 war in den revolutionären Oktobertagen neben dem Gasthof „Zur goldenen Ente" der „Rote Igel" bevorzugter Treffpunkt Radikaler, wie [[Alfred Becher]], Robert Blum und Julius Fröbel. In den 50er Jahren trafen sich hier die Reichsratsabgeordnete aus Böhmen 1870-1875 befand sich im Haus das Strampfertheater.

2) 1885 ließ der damalige Eigentümer anstelle des Hausteils CNr. 558 den Mattonihof errichtet, der an den Hoftrakt des Hauses CNr. 550 am Wildpretmarkt (das weiterhin das Schild „Zum roten Igel" führte) angebracht wurde. Damit wurde allerdings die jahrhundertelang bestandene Verbindung Tuchlauben-Wildpretmarkt unterbrochen.

3) Wohnhaus (1, Tuchlauben 12, Brandstätte 8-10, Wildpretmarkt 1), errichtet 1905/1906 nach Plänen von Carl Riess (überformt von Max Fabiani) für Marie Weber. Ein Relief aus glasierten Platten stellt das alte Haus „Zum roten Igel" dar; die Fassade wurde im übrigen nach dem zweiten Weltkrieg vereinfacht (Stuckarbeiten im Hausflur geben einen Eindruck vom ursprünglichen Fassadendekor). Die Gaststätte „Zum roten Igel" fand im Neubau keinen Platz mehr.

Literatur

  • Hans Pemmer: Alt-Wiener Gast- und Vergnügungsstätten. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handbuch B: 1372 ), S. 116 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur, Wien ²1951, S. 320 ff., S. 751 ff.
  • Perger-Hirschfeld: Geschichte der Musikfreunde in Wien. 1912 (1), S. 29
  • Billroth und Brahms im Briefwechsel 1935 (108), S. 361 f., S. 392
  • Robert Maria Prosei: Die Hellmesberger. 1947, S. 13 ff.
  • Franz Gräffer. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich 13, S. 325
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 363 f.
  • W. G. Dunder: Denkschrift über die Wiener October-Revolution (1859). S. 842 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 55