Wiener Philharmoniker

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1842
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Otto Carl Ehrenfried Nicolai, Karl Anton Florian Eckert, Johannes Brahms, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Johann Strauß (Sohn), Richard Strauss, Giuseppe Verdi, Richard Wagner, Hans Richter, Hans von Bülow, Franz Schalk, Felix Weingartner
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Wiener Philharmoniker.

Gründung

Als geistiger Vater des heute weltberühmten Klangkörpers kann der Dirigent Otto Nicolai bezeichnet werden, dem es gelang, die Musiker des Hofoperntheaters zu ihrem eigenen künstlerischen und auch wirtschaftlichen Vorteil zu jenem Kollektiv zu überreden, das als "Wiener Philharmoniker" in die Musikgeschichte eingegangen ist.

Am 28. März 1842, um die Mittagszeit, fand im Großen Redoutensaal unter Nicolais Leitung jenes denkwürdige Konzert mit Mitgliedern des Orchesters der Hofoper statt, das (als "Philharmonische Academie" bezeichnet) als eigentliche Geburtsstunde des Orchesters angesehen werden kann. "Das sämmtliche Orchesterpersonal des k. k. Hofopernorchesters hat sich vereinigt, um unter Kapellmeister Nicolais Direction ein Concert zu geben, das in den Annalen der Wiener Concerte seinesgleichen sucht. Dieses Concert, von den Unternehmern 'Philharmonische Academie' genannt, wird uns Classisches und Interessantes bringen", so war in einem Aufruf zu diesem Konzert zu lesen. Nicolai definierte in seinem Aufruf im wesentlichen schon alle Prinzipien der sogenannten "Philharmonischen Idee": Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist die Zugehörigkeit zum Orchester der Hofoper (heute der Staatsoper); der Begriff "Unternehmer" umfasst Eigenverantwortlichkeit ebenso wie demokratische Selbstbestimmung; die künstlerische Leitung bleibt Dirigenten von allererstem Rang vorbehalten; schließlich das Bemühen, "classische und interessante" Programme zu bieten.

Das Entstehen des philharmonischen Orchesters war eng mit dem des modernen Konzertwesens und dessen Weiterentwicklung verbunden. Erst mit dem Anbruch einer sogenannten bürgerlichen Musikkultur entstanden Orchester, deren bedeutendste in Europa alle auf die etwa gleiche Vergangenheit zurückblicken können: sie formierten sich aus einer bereits bestehenden "Kapelle" (etwa Berufsmusiker im Dienst eines Fürsten oder geistigen Würdenträgers), um gemeinsam und auf eigene Rechnung zu musizieren. Auch die Wiener Philharmoniker entstanden, als sie sich nicht mehr ausschließlich als Opernorchester, sondern auch als Konzertorchester hören lassen wollten.

Die Idee der "Philharmonischen Konzerte" hatte sich bald im Bewusstsein des Publikums verankert. Nach mehreren vergeblichen Versuchen und Unterbrechungen lieferte die Gesellschaft der Musikfreunde das Vorbild, und so fand am 15. Jänner 1860 unter der Leitung von Karl Eckert das erste einer Serie von vier Abonnementkonzerten statt. Seit diesen Tagen bestehen die "Philharmonischen Konzerte" ohne Unterbrechung, lediglich der Wechsel vom jeweils für die Dauer einer Saison gewählten Abonnementdirigenten zum Gastdirigentensystem brachte eine grundlegende Änderung.

Dirigenten und Orchesterleitung

Schon in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens erlebte das bald zu internationalem Ruhm aufgestiegene Orchester eine Vielzahl musikhistorischer Begegnungen. So standen unter anderem Johannes Brahms, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Johann Strauß Sohn, Richard Strauss, Giuseppe Verdi und Richard Wagner am Dirigentenpult, um auch eigene Werke mit dem Orchester aufzuführen.

Die bedeutendsten Dirigenten ihrer Zeit, Hans Richter, Hans von Bülow, Franz Schalk und Felix Weingartner leiteten Konzerte der Wiener Philharmoniker. Da das Orchester immer aus Mitgliedern der Hof- beziehungsweise Staatsoper bestand, war es auch den jeweiligen Direktoren oder ersten Dirigenten höchst verpflichtet, wählte daher auch oft bedeutende Hofoperndirigenten zu ständigen Dirigenten der philharmonischen Konzerte (der Stellung eines Chefdirigenten entsprechend).

Erst ab 1933 banden sich die Wiener Philharmoniker nicht mehr ausschließlich an einen musikalischen Leiter, sondern luden zu einem Hauptdirigenten immer auch bedeutende Gäste ein.

1908 wurden die Wiener Philharmoniker auch de jure jener behördlich genehmigte Verein, der sie heute noch sind und in dessen autonome Gebarung und Pläne niemand einzugreifen hat. Nach wie vor bilden die Philharmoniker das Orchester der Staatsoper, die meisten "Philharmoniker" sind daneben Mitglieder von Kammermusikensembles, zumeist auch Lehrer an der Hochschule oder am Konservatorium.

Gastspiele

1877 spielte das Orchester erstmals außerhalb Wiens, Anlass war das erste Salzburger Musikfest (die Salzburger Festspiele sind bis heute eine wichtige Wirkungsstätte des Orchesters); 1900 unternahmen die Wiener Philharmoniker unter Mahlers Leitung die erste Auslandsreise (Paris). Jährlich finden circa zehn bis elf Abonnementkonzerte statt; das traditionsreiche Neujahrskonzert und der seit 1924 veranstaltete Philharmoniker-Ball gehören zu den gesellschaftlichen und musikalischen Höhepunkten des Jahrs.

Besonderheiten

Weltweit wird bis heute der "philharmonische Klang" gelobt. Die Schulung der Musiker sowie Tradition und Modulationsfähigkeit des Klangkörpers sichern dem Orchester seinen Weltruf. Sie verwenden gegenüber dem Normalton (Kammerton auf a = 440 Hertz) einen etwas erhöhten Stimmton.

Bis in die Gegenwart nahm das Orchester keine Frauen als Orchestermusikerinnen auf (allerdings begann 1996, als Ioan Holender für das Staatsopernorchester eine Änderung ins Auge fasste, eine neue Denkphase); am 27. Februar 1997 fasste die Vollversammlung den Beschluss, in Hinkunft auch Frauen aufzunehmen.

Als die "Österreichische Münze" 1989 mit der Herausgabe von Goldbullionmünzen begann, benannte sie diese nach dem Orchester und stimmte darauf die künstlerische Gestaltung ab (Musikvereinssaal, Instrumente).

Literatur

  • Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige. 1992
  • Clemens Hellsberg: Die Wiener Philharmoniker. In: Musik in Österreich. 1989
  • Franz Endler: Musik in Wien - Musik aus Wien. 198
  • Hans Weigel: Das Buch der Wiener Philharmoniker. Salzburg 1967
  • Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880-1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 468, 470
  • Herta und Kurt Blaukopf: Die Wiener Phiharmoniker. 1986
  • Otto Biba [Hg.]: Die Wiener Philharmoniker. Botschafter der Musik. Katalog, Linz 1976
  • Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung [Hg.]: Orchester in Österreich. 1984
  • Kurt Dieman: Seid umschlungen, Millionen. Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. 1983
  • Franz Grasberger: Die Wiener Philharmoniker bei Johann Strauß. 1963
  • Wilhelm Jerger [Hg.]: Briefe an die Wiener Philharmoniker. 1942
  • Heinrich Kralik: Die Wiener Philharmoniker. Monographie eines Orchesters. 1938
  • Erwin Mittag: Aus der Geschiche der Wiener Philharmoniker. 1950
  • Richard von Perger: Denkschrift zur Feier des 50jährigen ununterbrochenen Bestandes der Philharmonischen Konzerte in Wien 1860-1910. 1910
  • Hans Weigel: Das Buch der Wiener Philharmoniker. Salzburg 1967
  • Wiener Philharmoniker [Hg.]: Die Wiener Philharmoniker. Ein Stück Weltgeschichte. 1947
  • Wiener Philharmoniker [Hg.]: 125 Jaher Wiener Philharmoniker. ohne Jahr [1967]
  • Wiener Philharmoniker [Hg.]: Wiener Philharmoniker 1842-1942, 2 Bände, 1942