Wiener Eislauf-Verein

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WEV-Platz Blickrichtung Stadtpark, 1907
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1867
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Herma Szabó, Willy Boeckl, Fritzi Burger, Felix Kaspar, Eva Pawlik, Ingrid Wendl, Hanna Walter, Emmerich Danzer, Trixi Schuba, Claudia Kristofics-Binder
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Bildname WEV Platz 1907.jpg
Bildunterschrift WEV-Platz Blickrichtung Stadtpark, 1907
  • 3., Lothringerstrasse 22

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48° 12' 3.30" N, 16° 22' 41.32" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wiener Eislauf-Verein (WEV), eine der ältesten Sportvereinigungen Wiens, am 3. Februar 1867 gegründet; Eislaufplatz.

Der WEV wurde am 7. Februar 1867 von Artur Freiherr von Löwenthal, Dr. Karl (Carl) Korper von Marienwert, Dr. Erwin Franz Freiherr von Sommaruga, Constantin von Marguerite, Dr. Heinrich von Bach, Rudolf Grimm, Ritter von Grimburg, Dr. Cäsar Ranzi, Leon Schmidt Friedrich Böhmers, L. Mohr, Friedrich Klezl, Rudolf von Ponzen, Florian Mollo und Demeter Diamantidi gegründet. Das Areal des WEV vor der Jahrhundertwende lag in der Gegend des heutigen Bahnhofs Wien Mitte im 3. Wiener Gemeindebezirk. Am 26. Dezember des Gründungsjahres konnte der Natureislaufplatz eröffnet werden. Im Jahr 1869 fand das erste Eisschnelllaufen der Vereinsgeschichte statt, im Jahr 1882 das erste internationale Preis-, Figuren- und Wetteislaufen. Zur Würdigung der Verdienste des noch jungen Vereins für den Eislaufsport wurde dem WEV in der Saison 1892/1893 zum ersten Mal die Durchführung der Europameisterschaften im Eiskunstlaufen und Eisschnelllaufen durch die Internationale Eislauf-Vereinigung (heute Internationale Eislaufunion, ISU) übertragen. Aufgrund städtebaulicher Maßnahmen um die Jahrhundertwende übersiedelte der Verein auf das Areal des Wiener Heumarktes im 3. Wiener Gemeindebezirk, wo am 6. Jänner 1901 der neue Eislaufplatz in Betrieb genommen wurde. Nach dem Vorbild der im Jahr 1909 weltweit ersten Freiluftkunsteisbahn von Eduard Engelmann in Hernals, eröffnete der WEV am 18. Dezember 1912 eine Kunsteisbahn in einem Ausmaß von 4.000 m².

Während des Ersten Weltkrieges kämpfte der WEV um seine Existenz. Die Kunsteisbahn sowie die Beleuchtung der Anlage konnten aufgrund des Kohle- und Strommangels in Wien nicht betrieben werden. Für einen sportlichen Aufschwung des Vereins nach dem Krieg sorgten Eiskunstläufer und -läuferinnen wie etwa Herma Szabó und Willy Boeckl. Bald setze auch ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend ein. Im Jahr 1924 wurde die Kunsteisbahn von 4.000 m² auf 6.000 m², im Jahr 1927 von 6.000 m² auf 10.000 m² vergrößert – der WEV betrieb zu dieser Zeit die größte Kunsteisbahn der Welt. In der Saison 1929/1930 verzeichnete der WEV mit 9.521 Mitgliedern den höchsten Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte.

Die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre traf auch den WEV. Der Verein musste Sparmaßnahmen durchsetzen und den Betrieb der Kunsteisbahn einschränken. Die Eiskunstläufer und -läuferinnen blieben trotz der erschwerten Trainingsbedingungen weiterhin international höchst erfolgreich, Fritzi Burger und Felix Kaspar holten Welt- und Europameistertitel sowie Olympiamedaillen nach Wien. Mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erfolgte eine drastische Umstrukturierung des österreichischen Sport- und Vereinswesens. Die Folge war die Überführung des WEV in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen. Die durch das Nationalsozialistische-Regime als "nicht-arisch" definierten Funktionäre, Mitglieder sowie Sportler und Sportlerinnen wurden unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs aus dem Verein ausgeschlossen. Einige Athleten und Athletinnen, wie etwa Eva Pawlik, Edi Rada oder das Eishockeyteam, konnten auf Reichsebene sportlich reüssieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Areal des WEV durch Bomben und Schützengräben beschädigt, die Kunsteisbahn konnte jedoch nach kurzer Zeit wieder in Betrieb genommen werden. Maßgeblichen Anteil an der raschen Wiederbelebung des WEV in sportlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht hatte die nach dem Zweiten Weltkrieg im Winter 1945 gegründete Wiener Eisrevue. Die Revue wurde zum Kassen- und Exportschlager und bescherte dem WEV ein Millionenpublikum. Auch in sportlicher Hinsicht erlebte der WEV in den 1950er und 1960er-Jahren einen Höhepunkt. Zu den international erfolgreichen Eiskunstläufer und -läuferinnen dieser Zeit zählten Hanna Eigel, Ingrid Wendl, Hanna Walter, Regine Heitzer, Emmerich Danzer, Wolfgang Schwarz sowie die Paarläufer Sissy Schwarz und Kurt Oppelt.

In den späten 1950er-Jahren stand für den Verein die Schaffung neuer Freizeit- und Kulturangebote fernab dem Eislaufbetrieb im Mittelpunkt. So richtete der WEV in den Sommermonaten zahlreiche internationale Ring- und Boxkämpfe aus, beheimatete eine Tennissektion und veranstaltete Musikkonzerte. Insbesondere in den 1970er-Jahren lockte „Catchen am Heumarkt“ Tausende Fans an und Wien wurde zu einer europäischen Kampfsportmetropole.

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde es mit wenigen Ausnahmen stiller um die Sportsektionen des Vereins. Trixi Schuba, in den Jahren 1971 und 1972 jeweils zweimalige Welt- und Europameisterin im Eiskunstlauf, krönte 1972 ihre Karriere mit Olympiasieg in Sapporo. Die österreichische Seriensiegerin Claudia Kristofics-Binder feierte im Jahr 1982 mit dem Gewinn des Europameistertitels der Eiskunstläuferinnen den letzten internationalen Erfolg für den Verein.

Literatur

  • Franz Biberhofer: Chronik des Wiener Eislaufvereins. Verfaßt zur Feier seines 40jährigen Bestandes, Wien 1906 (Verlag des Wiener Eislauf-Vereins)
  • Festschrift des Wiener Eislauf-Vereins anlässlich seines 80jährigen Bestandes 1867 – 1947. Wien 1947 (Verlag des Wiener Eislauf-Vereins)
  • Franz Heinlein: 100 Jahre Wiener Eislaufverein. Wien 1967 (Verlag des Wiener Eislauf-Vereins)