Tuberkulosefürsorge: Unterschied zwischen den Versionen

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Tuberkulosefürsorge (städtische). Nachdem die in Wien im 17. und vor Allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark verbreitete Tuberkulose ("morbus Viennensis") bis 1913 zurückgegangen war (1871 auf 10.000 Einwohner 90 Sterbefalle an Tuberkulose, 1913 nur mehr 30) stieg die Zahl der Tukerkulosefälle während des ersten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren wieder stark an (auf je 10.000 Zivilbewohner Wiens kamen 1915 37,5, 1916 47,5, 1917 59,4, 1918 60,7 und 1919 56,5 Fälle).   
 
Tuberkulosefürsorge (städtische). Nachdem die in Wien im 17. und vor Allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark verbreitete Tuberkulose ("morbus Viennensis") bis 1913 zurückgegangen war (1871 auf 10.000 Einwohner 90 Sterbefalle an Tuberkulose, 1913 nur mehr 30) stieg die Zahl der Tukerkulosefälle während des ersten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren wieder stark an (auf je 10.000 Zivilbewohner Wiens kamen 1915 37,5, 1916 47,5, 1917 59,4, 1918 60,7 und 1919 56,5 Fälle).   
 
Da es in Wien keine einzige Anstalt für tuberkulöse Erwachsene gab, wurde von der Sanitätsbehörde im September 1916 eine
 
Da es in Wien keine einzige Anstalt für tuberkulöse Erwachsene gab, wurde von der Sanitätsbehörde im September 1916 eine
städt. "Zentralstelle für Tuberkulose" gegründet, die sich, als eine ähnliche Organisation mit Ministerialerlaß von 02.01.1917 von staatlicher Seite ins Leben gerufen wurde, als "Bezirkszentrale Wien für Tuberkulosefürsorge" konstituierte. Während des Kriegs blieben die Errichtung und der Betrieb von Tuberkulosefürsorgestellen jedoch weiterhin ausschließlich Sache privater Organisationen (beispielsweise Rotes Kreuz). Erst Ende 1918 schaltete sich die Gemeindeverwaltung aktiv in die Tuberkulosebekämpfung ein. 1918 bestanden in Wien sieben private Tuberkulosefürsorgestellen, bis 1923 wurden fünf städtische geschaffen, bis Ende 1928 weitere fünf, bis Ende 1931 weitere zwei (1931 bestanden 25 Tuberkulosefürsorgestellen [12 kommunale, sieben private und sechs von Krankenkassen betrieben]). Die städtische Tuberkulosefürsorgestellen arbeiteten mit der übrigen [[Fürsorge]] eng zusammen, vor Allem mit der Schulfürsorge ([[Schulärztlicher Dienst]], [[Erholungsfürsorge]]), daneben wirkten zusätzlich Maßnahmen der Gemeindeverwaltung in der Tuberkulosebekämpfung, wie die Modernisierung der Kehrichtabfuhr und der soziale Wohnbau. Die Maßnahmen, die durch Errichtung entsprechender Anstalten (Umwandlung des Sanatoriums Baumgartner Höhe [14] in eine Lungenheilstätte, Eröffnung einer Heilstätte für Leichtlungenkranke "Himmelstraße" [19] am 20.08.1923 und eines Tuberkulosepavillons im Kankenhaus Lainz am 14.12.1930 sowie der Betrieb der Erholungsstätte für Leichtlungenkranke "Kreuzwiese" [17], der Kinderheilstätten Bad Hall, Sulzbach-Ischl und San Pelagio und des 1892 eröffneten Kindererholungsheims in Lussingrande) unterstützt wurden, bewirkten einen allmählichen Rückgang der Tuberkulosesterblichkeit (von je 10.000 Einwohnern 1921 zum ersten Mal unter den Friedensstand von 1913, 1925unter 20, 1930 16).
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städtische "Zentralstelle für Tuberkulose" gegründet, die sich, als eine ähnliche Organisation mit Ministerialerlaß von 02.01.1917 von staatlicher Seite ins Leben gerufen wurde, als "Bezirkszentrale Wien für Tuberkulosefürsorge" konstituierte. Während des Kriegs blieben die Errichtung und der Betrieb von Tuberkulosefürsorgestellen jedoch weiterhin ausschließlich Sache privater Organisationen (beispielsweise Rotes Kreuz). Erst Ende 1918 schaltete sich die Gemeindeverwaltung aktiv in die Tuberkulosebekämpfung ein. 1918 bestanden in Wien sieben private Tuberkulosefürsorgestellen, bis 1923 wurden fünf städtische geschaffen, bis Ende 1928 weitere fünf, bis Ende 1931 weitere zwei (1931 bestanden 25 Tuberkulosefürsorgestellen [12 kommunale, sieben private und sechs von Krankenkassen betrieben]). Die städtische Tuberkulosefürsorgestellen arbeiteten mit der übrigen [[Fürsorge]] eng zusammen, vor Allem mit der Schulfürsorge ([[Schulärztlicher Dienst]], [[Erholungsfürsorge]]), daneben wirkten zusätzlich Maßnahmen der Gemeindeverwaltung in der Tuberkulosebekämpfung, wie die Modernisierung der Kehrichtabfuhr und der soziale Wohnbau. Die Maßnahmen, die durch Errichtung entsprechender Anstalten (Umwandlung des Sanatoriums Baumgartner Höhe [14] in eine Lungenheilstätte, Eröffnung einer Heilstätte für Leichtlungenkranke "Himmelstraße" [19] am 20.08.1923 und eines Tuberkulosepavillons im Kankenhaus Lainz am 14.12.1930 sowie der Betrieb der Erholungsstätte für Leichtlungenkranke "Kreuzwiese" [17], der Kinderheilstätten Bad Hall, Sulzbach-Ischl und San Pelagio und des 1892 eröffneten Kindererholungsheims in Lussingrande) unterstützt wurden, bewirkten einen allmählichen Rückgang der Tuberkulosesterblichkeit (von je 10.000 Einwohnern 1921 zum ersten Mal unter den Friedensstand von 1913, 1925unter 20, 1930 16).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Ferdinand Lettmayer[Hg.], Wien um die Mitte des XX. Jahrhundertsein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, 529, 533.
 
* Ferdinand Lettmayer[Hg.], Wien um die Mitte des XX. Jahrhundertsein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, 529, 533.
 
* Wiener Schriften 11, 237ff.
 
* Wiener Schriften 11, 237ff.

Version vom 22. Juli 2013, 10:43 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.07.2013 durch WIEN1.lanm08w14

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Tuberkulosefürsorge (städtische). Nachdem die in Wien im 17. und vor Allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark verbreitete Tuberkulose ("morbus Viennensis") bis 1913 zurückgegangen war (1871 auf 10.000 Einwohner 90 Sterbefalle an Tuberkulose, 1913 nur mehr 30) stieg die Zahl der Tukerkulosefälle während des ersten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren wieder stark an (auf je 10.000 Zivilbewohner Wiens kamen 1915 37,5, 1916 47,5, 1917 59,4, 1918 60,7 und 1919 56,5 Fälle). Da es in Wien keine einzige Anstalt für tuberkulöse Erwachsene gab, wurde von der Sanitätsbehörde im September 1916 eine städtische "Zentralstelle für Tuberkulose" gegründet, die sich, als eine ähnliche Organisation mit Ministerialerlaß von 02.01.1917 von staatlicher Seite ins Leben gerufen wurde, als "Bezirkszentrale Wien für Tuberkulosefürsorge" konstituierte. Während des Kriegs blieben die Errichtung und der Betrieb von Tuberkulosefürsorgestellen jedoch weiterhin ausschließlich Sache privater Organisationen (beispielsweise Rotes Kreuz). Erst Ende 1918 schaltete sich die Gemeindeverwaltung aktiv in die Tuberkulosebekämpfung ein. 1918 bestanden in Wien sieben private Tuberkulosefürsorgestellen, bis 1923 wurden fünf städtische geschaffen, bis Ende 1928 weitere fünf, bis Ende 1931 weitere zwei (1931 bestanden 25 Tuberkulosefürsorgestellen [12 kommunale, sieben private und sechs von Krankenkassen betrieben]). Die städtische Tuberkulosefürsorgestellen arbeiteten mit der übrigen Fürsorge eng zusammen, vor Allem mit der Schulfürsorge (Schulärztlicher Dienst, Erholungsfürsorge), daneben wirkten zusätzlich Maßnahmen der Gemeindeverwaltung in der Tuberkulosebekämpfung, wie die Modernisierung der Kehrichtabfuhr und der soziale Wohnbau. Die Maßnahmen, die durch Errichtung entsprechender Anstalten (Umwandlung des Sanatoriums Baumgartner Höhe [14] in eine Lungenheilstätte, Eröffnung einer Heilstätte für Leichtlungenkranke "Himmelstraße" [19] am 20.08.1923 und eines Tuberkulosepavillons im Kankenhaus Lainz am 14.12.1930 sowie der Betrieb der Erholungsstätte für Leichtlungenkranke "Kreuzwiese" [17], der Kinderheilstätten Bad Hall, Sulzbach-Ischl und San Pelagio und des 1892 eröffneten Kindererholungsheims in Lussingrande) unterstützt wurden, bewirkten einen allmählichen Rückgang der Tuberkulosesterblichkeit (von je 10.000 Einwohnern 1921 zum ersten Mal unter den Friedensstand von 1913, 1925unter 20, 1930 16).

Literatur

  • Ferdinand Lettmayer[Hg.], Wien um die Mitte des XX. Jahrhundertsein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, 529, 533.
  • Wiener Schriften 11, 237ff.