Stephan von Wohlleben: Unterschied zwischen den Versionen

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In den Jahren des Bürgeraufgebots betätigte er sich 1797 und 1800 als Stabsoffizier des Bürgerregiments, organisierte die Waffenübungen der Bürgerschaft, kontrollierte die Befestigungswerke sowie die Beschaffung und Einlagerung des Proviants.  
 
In den Jahren des Bürgeraufgebots betätigte er sich 1797 und 1800 als Stabsoffizier des Bürgerregiments, organisierte die Waffenübungen der Bürgerschaft, kontrollierte die Befestigungswerke sowie die Beschaffung und Einlagerung des Proviants.  
  
Durch die Pflasterung von Straßen in der Stadt und die Verschönerung des Glacis (Pflanzung von Alleen, Anlage von Wiesen) erwarb er sich die Gunst Franz' II., der ihn 1801 (obgleich er kein juridisches Studium absolviert hatte) zum Oberkämmerer ernannt und in den Adelsstand erhob. Als Oberkämmerer bemühte sich Wohlleben um die Verbesserung des Wirtschaftswesens, organisierte insbesonders das Kreditwesen und erließ zu diesem Zweck eine Reihe wicht. Instruktionen; besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau der [[Albertinischen Wasserleitung]] und um den Anschluß der in der Währinger und Alser Straße gelegenen Häuser an die bestehende [[Hernalser Wasserleitung]]; weiters verbesserte er die Straßenbeleuchtung. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister [[Josef Georg Hörl]] wurde er am 30. Oktober 1804 als Bürgermeister vereidigt.  
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Durch die Pflasterung von Straßen in der Stadt und die Verschönerung des Glacis (Pflanzung von Alleen, Anlage von Wiesen) erwarb er sich die Gunst Franz' II., der ihn 1801 (obgleich er kein juridisches Studium absolviert hatte) zum Oberkämmerer ernannt und in den Adelsstand erhob. Als Oberkämmerer bemühte sich Wohlleben um die Verbesserung des Wirtschaftswesens, organisierte insbesonders das Kreditwesen und erließ zu diesem Zweck eine Reihe wichtiger Instruktionen; besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau der [[Albertinischen Wasserleitung]] und um den Anschluß der in der Währinger und Alser Straße gelegenen Häuser an die bestehende [[Hernalser Wasserleitung]]; weiters verbesserte er die Straßenbeleuchtung. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister [[Josef Georg Hörl]] wurde er am 30. Oktober 1804 als Bürgermeister vereidigt.  
  
In seine Amtszeit (1804-1823) fallen die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen (1805 und 1809), die Verhandlungen mit dem Staat wegen der Entschädigungsfrage, die Finanzkrise des Jahres 1811, der Wiener Kongreß (1814/1815) und die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank (1816). Er hatte jedoch auch (teils ohne Erfolg) gegen die sich steigernde Bevormundung der Stadt durch die staatlichen Behörden und die Niederösterreichische Landesregierung, die als drückend empfunden wurde, sowie gegen die Anfänge des Metternichschen Polizeistaats zu kämpfen: 1808 wurde dem Äußeren Rat das Wahlrecht für die Magistratsräte und Vizebürgermeister entzogen, 1811/1812 fanden Untersuchungen der Vermögensgebarung des Magistrats statt, 1819 wurde diese einer stand. Regierungskontrolle unterworfen; Wohlleben gelang es nicht, die Stadt aus ihrer immer mißlicher werdenden Lage zu befreien, um so weniger, als er in der Wiener Bevölkerung keinen Rückhalt hatte.  
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In seine Amtszeit (1804-1823) fallen die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen (1805 und 1809), die Verhandlungen mit dem Staat wegen der Entschädigungsfrage, die Finanzkrise des Jahres 1811, der Wiener Kongreß (1814/1815) und die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank (1816). Er hatte jedoch auch (teils ohne Erfolg) gegen die sich steigernde Bevormundung der Stadt durch die staatlichen Behörden und die Niederösterreichische Landesregierung, die als drückend empfunden wurde, sowie gegen die Anfänge des Metternichschen Polizeistaats zu kämpfen: 1808 wurde dem Äußeren Rat das Wahlrecht für die Magistratsräte und Vizebürgermeister entzogen, 1811/1812 fanden Untersuchungen der Vermögensgebarung des Magistrats statt, 1819 wurde diese einer ständigen Regierungskontrolle unterworfen; Wohlleben gelang es nicht, die Stadt aus ihrer immer mißlicher werdenden Lage zu befreien, um so weniger, als er in der Wiener Bevölkerung keinen Rückhalt hatte.  
  
 
Kaiserlicher Rat, Wirklicher Regierungsrat (1810), Träger hoher österreichischer und ungarischer Orden (beispieslweise Ritter des Stephans-Ordens), Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (1803). Statue von [[Viktor Tilgner]] im Festsaal des (neuen) Rathauses. [[Wohllebengasse]].
 
Kaiserlicher Rat, Wirklicher Regierungsrat (1810), Träger hoher österreichischer und ungarischer Orden (beispieslweise Ritter des Stephans-Ordens), Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (1803). Statue von [[Viktor Tilgner]] im Festsaal des (neuen) Rathauses. [[Wohllebengasse]].

Version vom 22. August 2013, 16:21 Uhr

Daten zur Person
Personenname Wohlleben, Stephan
Abweichende Namensform
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 9618
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1751
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. Juli 1823
Sterbeort Wien
Beruf Bürgermeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 22.08.2013 durch WIEN1.lanm08w14
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Allgemeiner Währinger Friedhof
  • 1., Am Hof 9 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Kaiserlicher Rat
  • Wirklicher Regierungsrat (Verleihung: 1810)
  • Ritterkreuz des königlich ungarischen Stephans-Ordens
  • Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (Verleihung: 1803, Übernahme: 1803)

  • Bürgermeister (1804 bis 1823)

Wohlleben Stephan (20. Juni 1801 Edler von), * 1751 Wien, † 30. Juli 1823 Wien 1, Am Hof 9 (Dienstwohnung im Unterkammeramtsgebäude; Allgemeiner Währinger Friedhof [Grabstein im Grabmalhain des Währinger Parks erhalten]), Bürgermeister, Gattin (7. November 1778 Wien) Theresia Schober (* um 1755 Wien, † 2. Juli 1822 Wien), Sohn des evanglischen Regimentsprofosen Johann Friedrich Christian Wohlleben (* 1717 Neustadt, Sachsen, † 29. Februar 1760 Dresden) und dessen Gattin Franziska.

Er verlor frühzeitig seine Eltern und wurde deshalb im Chaosschen Waisenhaus erzogen. Im Baufach ausgebildet, trat Wohlleben 1771 als Accessist ins städtische Unterkammeramt ein, erwarb sich durch besondere Leistungen die Anerkennung seiner Vorgesetzten, wurde 1784 Unterkämmerer und noch unter Joseph II. Magistratsrat.

In den Jahren des Bürgeraufgebots betätigte er sich 1797 und 1800 als Stabsoffizier des Bürgerregiments, organisierte die Waffenübungen der Bürgerschaft, kontrollierte die Befestigungswerke sowie die Beschaffung und Einlagerung des Proviants.

Durch die Pflasterung von Straßen in der Stadt und die Verschönerung des Glacis (Pflanzung von Alleen, Anlage von Wiesen) erwarb er sich die Gunst Franz' II., der ihn 1801 (obgleich er kein juridisches Studium absolviert hatte) zum Oberkämmerer ernannt und in den Adelsstand erhob. Als Oberkämmerer bemühte sich Wohlleben um die Verbesserung des Wirtschaftswesens, organisierte insbesonders das Kreditwesen und erließ zu diesem Zweck eine Reihe wichtiger Instruktionen; besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau der Albertinischen Wasserleitung und um den Anschluß der in der Währinger und Alser Straße gelegenen Häuser an die bestehende Hernalser Wasserleitung; weiters verbesserte er die Straßenbeleuchtung. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Josef Georg Hörl wurde er am 30. Oktober 1804 als Bürgermeister vereidigt.

In seine Amtszeit (1804-1823) fallen die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen (1805 und 1809), die Verhandlungen mit dem Staat wegen der Entschädigungsfrage, die Finanzkrise des Jahres 1811, der Wiener Kongreß (1814/1815) und die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank (1816). Er hatte jedoch auch (teils ohne Erfolg) gegen die sich steigernde Bevormundung der Stadt durch die staatlichen Behörden und die Niederösterreichische Landesregierung, die als drückend empfunden wurde, sowie gegen die Anfänge des Metternichschen Polizeistaats zu kämpfen: 1808 wurde dem Äußeren Rat das Wahlrecht für die Magistratsräte und Vizebürgermeister entzogen, 1811/1812 fanden Untersuchungen der Vermögensgebarung des Magistrats statt, 1819 wurde diese einer ständigen Regierungskontrolle unterworfen; Wohlleben gelang es nicht, die Stadt aus ihrer immer mißlicher werdenden Lage zu befreien, um so weniger, als er in der Wiener Bevölkerung keinen Rückhalt hatte.

Kaiserlicher Rat, Wirklicher Regierungsrat (1810), Träger hoher österreichischer und ungarischer Orden (beispieslweise Ritter des Stephans-Ordens), Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (1803). Statue von Viktor Tilgner im Festsaal des (neuen) Rathauses. Wohllebengasse.

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 57: Windisch-Grätz – Wolf. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1889
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 257 ff.
  • Franz de Paula Gaheis: Bürgerfeyer am 30. Oktober 1804 bey der Einsetzung des Wohlgeborenen F. Edler von Wohlleben in die Würde eines Bürgermeisters der k. k. Hauptund Residenzstadt Wien (1804)
  • Oesterreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1969, S.24 f.
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 99 (1984/85)
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 11/237
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  • Anna Schmutzer: Stephan Edler von Wohlleben, der Bürgermeister des von den Franzosen besetzten Wien. Diss. Universität Wien. Wien 1955