Schanzel
Schanzel hieß eine Uferstrecke längs des Donaukanals, ursprünglich eine Schanze mit Tor an der Gonzaga- oder Wasserschanzbastei, hinter der sich das Fischertor befand, durch das ein Weg aus der Stadt über den Wasserravelin ("Schanzel" genannt) an die Donau führte. Hier befand sich das Schanzeltor. Am Schanzel (ursprünglich Gegend vor dem Rotenturmtor am rechten Kanalufer) befand sich viele Jahre der bedeutendste Obstmarkt Wiens; hier landeten die auf der Donau ankommenden Obstzillen, die Ware wurde gleich verkauft. Das Schanzel war gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Art Hafen Wiens, wo Menschen und die verschiedensten Frachten auf dem Wasserweg ankamen. Ein kaiserliches Mauthaus diente der Zollrevision. Der Schanzelmarkt übersiedelte im 19. Jahrhundert auf das Areal vor dem heutigen Ringturm (U-Bahn-Station Schottenring). Durch den Bau der Stadtbahnlinie, die dort vorher fuhr, wurde er an das linke Donaukanalufer (Obere Augartenstraße) ein Stück stromaufwärts versetzt, an die Stelle des aufgelassenen Kopfbahnhofs der Dampftramway. 1864 wurde ein provisorisches Marktaufsichtsgebäude errichtet. Der Schanzelmarkt verschwand um die Jahrhundertwende. Im Liebermannhof wurde 1964 ein Restaurant "Am Schanzel" eröffnet.
Literatur
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 197
- Anton Wildgans: Musik der Kindheit und andere autobiographische Skizzen. Wien: Kremayr & Scheriau 1953, S. 114 ff.
- Rudolf Till: Geschichte des Wiener Marktwesens. Wien: Geitner 1939, S. 31, S. 53
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 479