Rundansicht von Wien, Niklas Meldeman (1530): Unterschied zwischen den Versionen

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Von seiner Funktion her kann der Rundplan mit Presseerzeugnissen unserer Tage verglichen werden. Trotz seiner Mängel ist er eine wesentliche Quelle sowohl zu historischen als auch topographischen Fragen.
 
Von seiner Funktion her kann der Rundplan mit Presseerzeugnissen unserer Tage verglichen werden. Trotz seiner Mängel ist er eine wesentliche Quelle sowohl zu historischen als auch topographischen Fragen.
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Version vom 30. Januar 2015, 17:28 Uhr

Dartstellung der Ersten Türkenbelagerung im Meldeman-Plan (1530); mittig die Hofburg
Daten zur Karte
Art der Karte Plan
Originaltitel Der stadt Wien belegerung, wie die auff dem hohen sant seffansthurn [sic!] allenthalben gerings um die gantze stadt, zu wasser vnd landt mit allen dingen anzusehen gswest [sic!] ist
Beschreibung Rundansicht von Wien während der Belagerung von 1529
Erscheinungsjahr 1530
Ausfertigung Holzschnitt
Maßstab 1:
Ausrichtung Südsüdwest
Kartenzeichner Niklas Meldeman
Orte Wien
Bezirk
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Letzte Änderung am 30.01.2015 durch WIEN1.lanm08sch
Bildname Meldemann 2.jpg
Bildunterschrift Dartstellung der Ersten Türkenbelagerung im Meldeman-Plan (1530); mittig die Hofburg

Rundplan Wiens von Niklas Meldeman (1530)

Überblick

Der sogenannte "Meldeman-Plan" (nach seinem Zeichner Niklas Meldeman) zeigt die Stadt Wien während der Ersten Türkenbelagerung. Er ist weniger eine topographisch exakte Wiedergabe der geographischen Situation Wiens, als vielmehr eine bildhafte Beschreibung der Vorgänge rund um die Belagerung der Stadt. Der Plan ist heute im Wien Museum am Karlsplatz (Inv. Nr. 48.068).


Entstehungsgeschichte

Der Nürnberger Briefmaler, Formschneider, Drucker und Verleger Niklas Meldeman (in Nürnberger Quellen zwischen 1522 und 1551 genannt) hatte wie andere auch erkannt, dass Berichte – und vor allem Bildberichte – über die Belagerung Wiens durch die Türken sicherlich gute Absatzchancen hatten, wenn sie nur rasch genug erschienen.

Nach seiner eigenen Schilderung begab er sich daher bereits wenige Tage nach Ende der Belagerung hier her, um nach geeigneten Bildvorlagen zu suchen, und erfuhr, "das ein beruembter Maler zu Wien, … der on das auff s. Steffans thurn in der selben belegerung verordent gewest ist, … für sich selbst, als der Türck noch vor der stat gelegen, auff dem hohen sant Steffans thurn die gantz belegerung gerings vmb zu landt vnt wasser, herwiderumb auch, des kriegsuolcks gegenwer inn der stat wider die Türcken, alles wie es an im selbst ergangen vnd augenscheinlich gewest ist, verzeychent vnnd abgemacht habe."

Es gelang Meldeman, diese Darstellung (oder Darstellungen) zu erwerben. Bereits Anfang Mai 1530, nach wenig mehr als einem halben Jahr, war der Holzschnitt schon gedruckt. Wer jener "beruembte Maler" war, und wer die Werkvorlage für den Holzschnitt angefertigt hatte, darüber gibt es verschiedene Mutmaßungen, die letztlich allesamt nicht belegbar sind. Ein achtseitiges gedrucktes Heft, in dem die Ansicht dem Nürnberger Rat gewidmet und auch erläutert wird, und eine gedruckte Darstellung, ein erweiterter Abdruck der bereits im November 1529 erschienenen Relation des Peter Stern von Labach, ergänzen den Plan.


Karteninhalt

Der Rundplan zeigt nach Meldemans Meinung eine völlig neue Art der Darstellung, weshalb er sich veranlasst sah, sie in seiner Widmungsschrift zu rechtfertigen und zu erläutern. Um den Stephansdom, der im Aufriss dargestellt ist, breitet sich die Umgebung gleichsam nach außen geklappt bis zu den Wienerwaldhängen, dem Leithagebirge und den kleinen Karpathen aus. Es soll damit die Sicht vom hohen Turm von St. Stephan aus suggeriert werden.

Das Stadtinnere ist von Häusern und Straßen frei gelassen, um Platz für die Darstellung von Persönlichkeiten, sich bereitstellenden Truppen und anderen Szenen zu erhalten, lediglich die wichtigeren Kirchen (durchaus nicht alle, wie Meldeman schreibt) werden gezeigt. Die Hofburg und die Fortifikationen sind entsprechend deutlich hervorgehoben, die Vorstädte und die weitere Umgebung teilweise sehr detailreich eingezeichnet, doch sind die Gebäude großteils sehr allgemein gehalten. Dabei sind große Partien relativ lagerichtig getroffen, andere Orte völlig verschoben. Dem Abschnitt von Nussdorf über Süden bis wieder an die Donau, wo sich ja der Großteil des Geschehens abspielte, ist zu viel Raum gegeben, während der nördliche Teil zusammengedrückt und die Donau eher phantastisch dargestellt ist.

Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass der Zweck war, die Ereignisse zu schildern. Auf diese und nicht auf die Topographie kam es letztlich an. Daher finden sich über den ganzen Rundplan verteilt die verschiedensten Szenen, Kampfhandlungen, Kriegsgräuel etc. Alle wichtig erscheinenden Ereignisse werden ohne Rücksicht auf den zeitlichen Ablauf gleichzeitig dargestellt und zumeist erläutert, wobei die Erläuterungen wie die Abbildungen selbst stets vom Stephansdom, von der Mitte des Plans aus zu lesen sind.

Neben den Erklärungen auf dem Plan finden sich auch Buchstabenangaben, die nur mit Hilfe des Begleitheftes aufgelöst werden können. In den vier Ecken schweben die Wappen von Ungarn (links oben) und Böhmen (rechts oben) sowie der österreichische Bindenschild (links unten) – diese drei Wappen beziehen sich auf Ferdinand I. –, weiters der Wiener Kreuzschild (recht unten), alle auf die Planmitte bezogen. In zwei Lorbeerkränzen finden sich, nunmehr auf den unteren Rand bezogen, das Wappen Nürnbergs und die Signatur Meldemans.

Von seiner Funktion her kann der Rundplan mit Presseerzeugnissen unserer Tage verglichen werden. Trotz seiner Mängel ist er eine wesentliche Quelle sowohl zu historischen als auch topographischen Fragen.





Links

Literatur

  • Historischer Atlas von Wien, 13. Lieferung (Wien 2010)