Richard Schmitz (Politiker, 1885-1954)

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Daten zur Person
Personenname Schmitz, Richard
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 11053
GND
Wikidata
Geburtsdatum 14. Dezember 1885
Geburtsort Mohelnice, Tschechische Republik
Sterbedatum 27. April 1954
Sterbeort Wien
Beruf Politiker, Bürgermeister
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 5.09.2014 durch WIEN1.lanm09lin
Begräbnisdatum 30. April 1954
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Gruppe 35G/1

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bürgermeisster der Stadt Wien (7. April 1934 bis 11. März 1938)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderates (1918 bis 1923)

Richard Schmitz, * 14. Dezember 1885 Müglitz, Mähren (Mohelnice, Tschechische Republik), † 27. April 1954 Wien 9, Alser Straße 4 (Allgemeines Krankenhaus; Zentralfriedhof, Gruppe 35G/1), Politiker, Bürgermeister, Gattin (21. August 1911) Josefine Mlczoch (* 14. März 1887 Olmütz), Sohn des Karl Schmitz (* 23. Oktober 1851 Müglitz, † 10. Mai 1917 Wien) und dessen Gattin (23. September 1873) Karoline (* 29. Oktober 1855, † 5. Jänner 1937 Wien).

Nach juridischem und nationalökonomischem Studium an den Universitäten Wien und Innsbruck (Mitglied der katholischen Studentenverbindung "Norica") wandte sich Schmitz journalistischen und politischen Tätigkeiten zu (1908 Chefredakteur des "Christlichen Tiroler Anzeigers", 1910 Redakteur der "Reichspost"). 1911 wurde er Direktor der wissenschaftlichen Zentralstellen des Volksbunds der Katholiken Österreichs in Wien. 1918-1923 gehörte er als Christsozialist dem Wiener Gemeinderat an, verfasste verschiedene Schriften über Handels- und Gemeindepolitik und war 1920-1934 Abgeordneter zum Nationalrat, außerdem zwischen 1922 und 1934 (mit Unterbrechungen) Bundesminister (überwiegend für soziale Verwaltung, auch für Unterricht) und kurzzeitig Vizekanzler (30. September - 4. Dezember 1930). 1932 veröffentlichte er "Das christlichsoziale Programm", 1933 die Broschüre "Die berufsständige Ordnung in Österreich". Am 12. Februar 1934 wurde er als noch amtierender Bundesminister für soziale Verwaltung (bis 16. Februar 1934, anschließend bis 10. Juli 1934 Bundesminister ohne Portefeuille) zum Bundeskommissär für Wien beziehungsweise am 7. April 1934 zum Bürgermeister von Wien ernannt; zur Seite standen ihm drei von der Vaterländischen Front (VF) vorgeschlagene Bürgermeister-Stellvertreter (Lahr, Dr. Kresse, Dr. Winter). Schmitz versuchte die Grundzüge der katholischen Soziallehre und den "ständischen" Aufbau der Gesellschaft zu verwirklichen, bemühte sich um eine Aussöhnung der Arbeiterschaft mit dem Ständestaat und die Schaffung einer Abwehrfront gegen den Nationalsozialismus, musste aber daran scheitern, dass die mißtrauischen Sozialdemokraten in kein vertrauensvolles Verhältnis zur autoritären Regierung zu bringen waren. Schmitz war ein konsequenter Parteigänger Ignaz Seipels und enger Mitarbeiter von Kurt von Schuschnigg. Die Gemeindeverwaltung erfuhr in seiner Amtszeit einschneidende Veränderungen, vor allem durch das vollständige Erliegen des kommunalen Wohnbaus (an dessen Stelle ein Assanierungsfonds, ein Hausreparaturfonds für Althäuser und der Bau von Familienasylen traten) und eine gesellschaftspolitisch neu orientierte Steuerpolitik; die Bautätigkeit konzentrierte sich auf Straßen, Brücken (Reichsbrücke) und Kirchen (Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche, Friedenskirche), außerdem begann der Bau der Höhenstraße. Schmitz wurde 1938 verhaftet und befand sich bis 4. Mai 1945 im Konzentrationslager Dachau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog er sich aus dem politischen Leben zurück und arbeitete als Generaldirektor des Herold-Verlags. Zahlreiche zivile und militärische Auszeichnungen.

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Gertrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934-1938. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [u.a.] 1991
  • Handbuch der Stadt Wien 99,2 (1984/1985), S. 232 f.
  • Rudolf Till: Unser Bürgermeister Richard Schmitz. Eine biographische Skizze. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
  • Leopold Kunschak: Österreich 1918-1934. Wien: Typographische Anstalt 1935, S. 318
  • Wiener Bürgerschaft. Eine biographische Darstellung der Wiener Stadtvertretung. Wien: Patria-Verlag 1936, S. 45 ff.
  • Michael Stickler: Die Mitglieder des österreichischen Nationalrats 1918-1968. Wien 1968, S. 194
  • Protokolle des Ministerrats der 1. Republik. Band IX/1 (1988), S. 559
  • Heinrich Drimmel: Vom Justizpalastbrand zum Februaraufstand. Österreich 1927 - 1934. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 358
  • Erika Weinzierl: Aus den Notizen von Richard Schmitz zur österreichischen Innenpolitik im Frühjahr 1933. In: Gerhard Botz / Hans Hautmann / Helmut Konrad [Hg.]: Geschichte und Gesellschaft. Festschrift Karl R. Stadler zum 60. Geburtstag. Wien: Europa-Verlag 1974
  • Handbuch der Stadt Wien 99,2 (1984/1985), S. 232
  • Fritz Braun: Der politische Lebensweg des Bürgermeisters Richard Schmitz. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 438 ff.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 126