Richard Beer-Hofmann

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Daten zur Person
Personenname Beer-Hofmann, Richard
Abweichende Namensform Beer, Richard
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 6074
GND
Wikidata
Geburtsdatum 11. Juli 1866
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. September 1945
Sterbeort New York
Beruf Dichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 12.08.2015 durch WIEN1.lanm09pfo
Begräbnisdatum
Friedhof Jüdischer Friedhof Unterer Friesenberg, Zürich
Grabstelle
  • 18., Hasenauerstraße 59
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Richard Beer-Hofmann, *11. Juli 1866 Wien, † 26. September 1945 New York (Jüdischer Friedhof Unterer Friesenberg, Zürich), Schriftsteller, Dramaturg, Theaterregisseur

Biographie

Richard Beers Vater war ein vermögender Rechtsanwalt. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde er von Alois Hofmann, der mit der Schwester seiner Mutter verheiratet war, adoptiert. Deshalb gab er sich den Namen Beer-Hofmann. Durch das Vermögen seiner Familie abgesichert, konnte er ohne Brotberuf leben. Nach Jusstudium (Dr. jur. 1888) war Beer-Hofmann ab 1891 literarisch tätig. Er stieß zur Literaturenrunde im Café Griensteidl in dem von Hermann Bahr geleiteten Kreis Jung-Wien. Beer-Hofmann, der mit Schnitzler, Hofmannsthal, Felix Salten und Herzl lebenslang befreundet war (wovon nicht zuletzt die Briefwechsel zeugen), begann sein Schaffen in Gemeinschaft, fand aber bald seinen eigenen Weg. Er verfasste Prosa (darunter "Der Tod Georgs", 1900), Lyrik und Theaterstücke und galt als Meister der kultivierten, melodischen Sprache. Sein literarisches Werk ist vergleichsweise schmal. Das 1904 geschriebene, jedoch erst viel später aufgeführte Trauerspiel „Der Graf von Charolais" (1905) sollte sein größter Erfolg werden (Volks-Schillerpreis 1905). 1897 heiratete er Paula Lissy, mit der er drei Kinder hatte; die erste Begegnung mit ihr hat er später emphatisch in dem Prosafragment "Paula. Ein Fragment" (1944) festgehalten. Für sein Tochter hat er das berühmte "Schlaflied für Mirjam" (1921) geschrieben. Er war der einzige unter den jüdischen Mitgliedern von "Jung-Wien", der sich offen zu Herzl bekannte. Er trat allerdings nicht der zionistischen Partei bei. Beer-Hofmann setzte, ähnlich wie Martin Buber, auf die geistig-religiöse Erneuerung des Judentum, die Vorrang vor den politischen Bestrebungen haben sollte. Der nationalsozialistische Bedrohung änderte allerdings seine Einstellung; 1936 besuchte er jüdische Siedlungen in Palästina. Viele seiner Dichtungen beschäftigen sich mit der jüdischen Geschichte (unter anderem „Jaákobs Traum",1918; „Der junge David", 1933). 1904 lernte Beer-Hofmann Max Reinhardt kennen. Reinhardt inszenierte 1919 in Berlin sein Stück "Jaákobs Traum", hatte mit Beer-Hofmann ein freundschaftliches Verhältnis, schätzte seinen Umgang mit Schauspielern, zog ihn immer wieder für Arbeiten heran, so in Berlin, so bei den Salzburger Festspielen, so in Wien. Als Dramaturg bearbeitete Beer-Hofmann Stücke (besonders bekannt wurde Goethes „Faust", 1932), er inszenierte aber auch selbst für das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater. Zwischen 1906 und 1938 wohnte Beer-Hofmann in Währing in der Hasenauerstraße 59. 1938 mußte Beer-Hofmann emigrieren, ging über Zürich in die USA, lebte in New York und hielt Gastvorlesungen an amerikanischen Universitäten.Nach seinem Tod 1946 wurde in New York eine „Beer-Hofmann-Gesellschaft" gegründet, 1963 erschienen „Gesammelte Werke".

Siehe auch Beer-Hofmann-Gasse; Beer-Hofmann-Weg

Quellen

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Dieter Borchmeyer (Hrsg.): Zwischen Ästhetizismus und Judentum. Paderborn: Idel 1996.
  • Esther N. Elstun: Richard Beer-Hofmann. His Life and Work. University ParK: The Pennsylania State University 1983.
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Anton Mayer: Richard Beer-Hofmann und das Wien des Fin de siècle. Biographie und Werkauswahl. Wien: Edition Atelier 1993.
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 1. Berlin: Duncker & Humblot 1953
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 235 ff.
  • Theodor Reik: Das Werk Richard Beer-Hofmanns. Wien [u.a.]: Löwit 1919
  • Solomon Liptzin: Richard Beer-Hofmann. Wisconsin: University 1930
  • Otto Oberholzer: Richard Beer-Hofmann. Werke und Weltbild des Dichters. Bern: Francke 1947
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969, S. 33 ff.
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 35 ff.
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9), S. 380
  • Anatols Jahre. Beispiele aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. 71. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1981 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 71), S. 110
  • Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 - 1930. [Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz im Künstlerhaus]. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 93), S. 318 f.
  • Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 - 1930. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 110 f. (Künstlerwohnung)
  • Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967, S. 213 ff.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 24.09.1970
  • Die Presse, 13.05.1986