Richard Beer-Hofmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Richard Beer-Hofmann, * 11. Juli 1866 Wien, † 26. September 1945 New York, Schriftsteller, Dramaturg, Theaterregisseur.
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==Biografie==
Richard Beer-Hofmann, *11. Juli 1866 Wien, † 26. September 1945 New York (Jüdischer Friedhof Unterer Friesenberg, Zürich), Schriftsteller, Dramaturg, Theaterregisseur
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Richard Beer-Hofmann kam als erstes und einziges Kind des Rechtsanwalts Hermann Beer und dessen Frau Rosa, geborene Steckerl, in Wien zur Welt. Die Mutter starb wenige Tage nach der Geburt an Kindbettfieber. Richard wurde von seiner Tante und deren Mann Alois Hofmann aufgenommen und wuchs zunächst in Brünn auf, wo die wohlhabende Familie Beer zwei Textilfabriken besaß. 1880 übersiedelte die Familie nach Wien. Hier absolvierte Richard das [[Akademisches Gymnasium|Akademische Gymnasium]] und studierte danach, wie sein Vater, Jus. 1884 wurde Richard von der Familie Hofmann adoptiert und nahm den Namen Beer-Hofmann an. Er promovierte im Jahr 1890 an der [[Universität Wien]], konnte aber aufgrund des Familienvermögens davon absehen, einen Brotberuf zu ergreifen, und blieb Privatier.<br/>
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1891 stieß Beer-Hofmann zur jungen literarischen Szene Wiens und bildete bald mit [[Hugo von Hofmannsthal]], [[Felix Salten]] und [[Arthur Schnitzler]] den innersten Kreis der Gruppe [[Jung-Wien|Jung Wien]], die sich besonders im [[Café Griensteidl]] traf. 1893 veröffentlichte er unter dem Titel "Novellen" sein erstes Buch. Die darin enthaltenen Texte "Das Kind" und "Camelias" verschafften ihm den Ruf eines meisterhaften modernen Erzählers, den er mit der 1901 erschienenen Erzählung "Der Tod Georgs" festigte.
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Seine spätere Frau Pauline Anna Lissy (1879–1939), genannt Paula, lernte Beer-Hofmann 1895 kennen, die Heirat fand 1898 statt. Die beiden hatten drei Kinder: Mirjam, für die Beer-Hofmann das berühmte Gedicht "Schlaflied für Mirjam" (1897) schrieb, Naëmah und Gabriel.
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1904 traf er auf [[Max Reinhardt]], der sein Trauerspiel "Der Graf von Charolais" (1904), wofür Beer-Hofmann 1905 mit dem deutschen Volks-Schillerpreis ausgezeichnet wurde, in Berlin uraufführte. 1919 inszenierte Reinhardt am [[Burgtheater]] Beer-Hofmanns Stück "Jaákobs Traum", das den ersten Teil des als Trilogie konzipierten, aber unvollendet gebliebenen "König David"-Zyklus bildete. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und der Inflationszeit, die Beer-Hofmann zwang, selbst Geld zu verdienen, zog Reinhardt ihn immer wieder für Regiearbeiten heran, etwa in Berlin, Wien und bei den Salzburger Festspielen. Außerdem bearbeitete Richard Beer-Hofmann als Dramaturg Stücke, inszenierte aber auch selbst für das [[Theater in der Josefstadt]] und das Burgtheater. Besonders bekannt wurde seine "Faust"-Inszenierung im Goethejahr 1932 am Burgtheater.<br/>
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Viele seiner Dichtungen beschäftigen sich mit der jüdischen Geschichte (unter anderem "Jaákobs Traum",1918; "Der junge David", 1933). Beer-Hofmann setzte, ähnlich wie [[Martin Buber]], auf die geistig-religiöse Erneuerung des Judentums, die Vorrang vor den politischen Bestrebungen haben sollte. 1936 besuchte er jüdische Siedlungen in Palästina.<br/>
  
==Biographie==
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Zwischen 1906 und 1938 wohnte Beer-Hofmann in Währing in der Hasenauerstraße 59. Ab 1938 traf er Vorbereitungen für die Emigration, die ihn und seine Frau im August 1939 in die Schweiz führte. Der angeschlagene Gesundheitszustand seiner Frau verzögerte die geplante Weiterreise in die USA, schließlich starb Paula nach einem Herzanfall im Oktober 1939 in Zürich. Schwer getroffen von diesem Schicksalsschlag, wanderte Richard Beer-Hofmann im November 1939 über Genua in die USA ein, wo er den Tod seiner Frau in dem Text "Paula. Ein Fragment" verarbeitete. Sein Freund [[Otto Kallir]], erster Präsident der 1946 in New York gegründeten Beer-Hofmann-Gesellschaft, veröffentlichte ihn 1949 aus dem Nachlass.<br/>
Richard Beers Vater war ein vermögender Rechtsanwalt. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde er von Alois Hofmann, der mit der Schwester seiner Mutter verheiratet war, adoptiert. Deshalb gab er sich den Namen Beer-Hofmann.  Durch das Vermögen seiner Familie abgesichert, konnte er ohne Brotberuf leben. Nach Jusstudium (Dr. jur. 1888) war Beer-Hofmann ab 1891 literarisch tätig. Er stieß zur Literaturenrunde im Café Griensteidl in dem von [[Hermann Bahr]] geleiteten Kreis [[Jung-Wien]]. Beer-Hofmann, der mit [[Arthur Schnitzler|Schnitzler]], [[Hugo von Hofmannsthal|Hofmannsthal]], [[Felix Salten]] und [[Theodor Herzl|Herzl]] lebenslang befreundet war (wovon nicht zuletzt die Briefwechsel zeugen), begann sein Schaffen in Gemeinschaft, fand aber bald seinen eigenen Weg. Er verfasste Prosa (darunter "Der Tod Georgs", 1900), Lyrik und Theaterstücke und galt als Meister der kultivierten, melodischen Sprache. Sein literarisches Werk ist vergleichsweise schmal. Das 1904 geschriebene, jedoch erst viel später aufgeführte Trauerspiel „Der Graf von Charolais" (1905) sollte sein größter Erfolg werden (Volks-Schillerpreis 1905). 1897 heiratete er Paula Lissy, mit der er drei Kinder hatte; die erste Begegnung mit ihr hat er später emphatisch in dem Prosafragment "Paula. Ein Fragment" (1944) festgehalten. Für sein Tochter hat er das berühmte "Schlaflied für Mirjam" (1921) geschrieben. Er war der einzige unter den jüdischen Mitgliedern von "Jung-Wien", der sich offen zu Herzl bekannte. Er trat allerdings nicht der zionistischen Partei bei. Beer-Hofmann setzte, ähnlich wie [[Martin Buber]], auf die geistig-religiöse Erneuerung des Judentum, die Vorrang vor den politischen Bestrebungen haben sollte. Der nationalsozialistische Bedrohung änderte allerdings seine Einstellung; 1936 besuchte er jüdische Siedlungen in Palästina. Viele seiner Dichtungen beschäftigen sich mit der jüdischen Geschichte (unter anderem „Jaákobs Traum",1918; „Der junge David", 1933). 1904 lernte Beer-Hofmann [[Max Reinhardt]] kennen. Reinhardt inszenierte 1919 in Berlin sein Stück "Jaákobs Traum", hatte mit Beer-Hofmann ein freundschaftliches Verhältnis, schätzte seinen Umgang mit Schauspielern, zog ihn immer wieder für Arbeiten heran, so in Berlin, so bei den Salzburger Festspielen, so in Wien. Als Dramaturg bearbeitete Beer-Hofmann Stücke (besonders bekannt wurde Goethes „Faust", 1932), er inszenierte aber auch selbst für das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater. Zwischen 1906 und 1938 wohnte Beer-Hofmann in Währing in der Hasenauerstraße 59.  1938 mußte Beer-Hofmann emigrieren, ging über Zürich in die USA, lebte in New York und hielt Gastvorlesungen an amerikanischen Universitäten.Nach seinem Tod 1946 wurde in New York eine „Beer-Hofmann-Gesellschaft" gegründet, 1963 erschienen „Gesammelte Werke".  
 
  
Siehe auch [[Beer-Hofmann-Gasse]]; [[Beer-Hofmann-Weg]]
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1968 wurde im 21. Wiener Gemeindebezirk die [[Beer-Hofmann-Gasse]] nach dem Schriftsteller, Dramaturgen und Theaterregisseur benannt, seit 2005 heißt deren Verlängerung [[Beer-Hofmann-Weg]].
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==Quellen==
 
==Quellen==
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++9d34fc6d-4875-4a44-83b5-f61efed32e49VERA#Akt_____9d34fc6d-4875-4a44-83b5-f61efed32e49VERA Meldezettel von Richard Beer-Hoffmann (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++9d34fc6d-4875-4a44-83b5-f61efed32e49VERA#Akt_____9d34fc6d-4875-4a44-83b5-f61efed32e49VERA Meldezettel von Richard Beer-Hoffmann (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
  
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==Werke==
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*Richard Beer-Hofmann: Novellen. Berlin: Freund & Jeckel 1893 [enthält: Das Kind, Camelias]
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*Richard Beer-Hofmann: Der Tod Georgs. Berlin: S. Fischer 1900
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*Richard Beer-Hofmann: Der Graf von Charolais. Ein Trauerspiel. Berlin: S. Fischer 1905
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*Richard Beer-Hofmann: Gedenkrede auf Wolfgang Amadeus Mozart. Berlin: S. Fischer 1906
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*Richard Beer-Hofmann: Jaákobs Traum. Ein Vorspiel. Berlin: S. Fischer 1918
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*Richard Beer-Hofmann: Der junge David. Sieben Bilder. Berlin: S. Fischer 1933
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*Richard Beer-Hofmann: Vorspiel auf dem Theater zu König David. Wien: Johannes-Presse 1936
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*Richard Beer-Hofmann: Verse. Stockholm: Bermann-Fischer 1941
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*Richard Beer-Hofmann: Aus dem Fragment Paula. Herbstmorgen in Österreich. New York: Verlag der Johannespresse 1944
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*Richard Beer-Hofmann: Paula. Ein Fragment. New York: Verlag der Johannespresse 1949
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*Richard Beer-Hofmann: Das goldene Pferd. Pantomime in sechs Bildern. Berlin: S. Fischer 1955
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*Richard Beer-Hofmann: Gesammelte Werke. Geleitwort von Martin Buber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1963
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*Hugo von Hofmannsthal – Richard Beer-Hofmann: Briefwechsel. Hg. von Eugene Weber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1972
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*Arthur Schnitzler – Richard Beer-Hofmann. Briefwechsel 1891–1931. Hg. von Konstanze Fliedl. Wien / Zürich: Europa-Verlag 1992
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*Große Richard Beer-Hofmann-Ausgabe. Hg. von Günter Helmes. 6 Bde. und 2 Supplementbde. Oldenburg: Igel Verlag Literatur 1998–2002
  
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==Literatur==
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*Abigail Gillman: Viennese Jewish Modernism. Freud, Hofmannsthal, Beer-Hofmann, and Schnitzler. University Park, Pennsylvania: Pennsylvania University Press 2009 
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*Felicitas Heimann-Jelinek [Hg.]: Zu Gast bei Beer-Hofmann. Eine Ausstellung über das jüdische Wien der Jahrhundertwende. Wien: Jüdisches Museum der Stadt Wien 1998
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*Dieter Borchmeyer [Hg.]: Zwischen Ästhetizismus und Judentum. Paderborn: Igel 1996
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*Anton Mayer: Richard Beer-Hofmann und das Wien des Fin de siècle. Biographie und Werkauswahl. Wien: Edition Atelier 1993
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*Stefan Scherer: Richard Beer-Hofmann und die Wiener Moderne. Tübingen: Niemeyer 1993 (Conditio Judaica, 6)
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*Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
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*Eugene Weber: Richard Beer-Hofmann. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: New York. Hg. von John M. Spalek und Joseph Strelka. Teil 1. Bern: Francke 1989, S. 68–82
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*Esther N. Elstun: Richard Beer-Hofmann. His Life and Work. The Pennsylvania State University 1983
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*Richard Beer-Hofmann. Besprechungen seiner Werke. Privatdruck in 300 Exemplaren. Berichthaus Zürich [Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, Nachlassbibliothek Felix Salten, Sign.: A-357712]
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*Otto Oberholzer: Richard Beer-Hofmann. Werke und Weltbild des Dichters. Bern: Francke 1947
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*Solomon Liptzin: Richard Beer-Hofmann. Wisconsin: University 1930
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*Theodor Reik: Das Werk Richard Beer-Hofmanns. Wien / Berlin: Löwit 1919
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*Theodor Reik: Richard Beer-Hofmann. Leipzig: Eichler 1912
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*Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Bd. 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  
== Literatur ==
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==Weblinks==
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
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*[https://litkult1920er.aau.at/litkult-lexikon/beer-hofmann-richard/ Litkult-Lexikon: Richard Beer-Hofmann]
*Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
+
*[https://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=LLW:4:0::::P4_ID:1293 Literatur-Land-Karte Tirol/Südtirol: Richard Beer-Hofmann]
*Dieter Borchmeyer (Hrsg.): Zwischen Ästhetizismus und Judentum. Paderborn: Idel 1996.
 
*Esther N. Elstun: Richard Beer-Hofmann. His Life and Work. University ParK: The Pennsylania State University 1983.
 
*Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
 
*Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
 
*Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
 
*Anton Mayer: Richard Beer-Hofmann und das Wien des Fin de siècle. Biographie und Werkauswahl. Wien: Edition Atelier 1993.
 
*Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 1. Berlin: Duncker & Humblot 1953
 
*Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
 
*Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
 
*Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 235 ff.
 
*Theodor Reik: Das Werk Richard Beer-Hofmanns. Wien [u.a.]: Löwit 1919
 
*Solomon Liptzin: Richard Beer-Hofmann. Wisconsin: University 1930
 
*Otto Oberholzer: Richard Beer-Hofmann. Werke und Weltbild des Dichters. Bern: Francke 1947
 
*Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969, S. 33 ff.
 
*Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 35 ff.
 
*Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9), S. 380
 
*Anatols Jahre. Beispiele aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. 71. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1981 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 71), S. 110
 
*Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 - 1930. [Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz im Künstlerhaus]. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 93), S. 318 f.
 
*Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 - 1930. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 110 f. (Künstlerwohnung)
 
*Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967, S. 213 ff.
 
*Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 24.09.1970
 
*Die Presse, 13.05.1986
 

Aktuelle Version vom 7. November 2023, 11:36 Uhr

Daten zur Person
Personenname Beer-Hofmann, Richard
Abweichende Namensform Beer, Richard
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 6074
GND 118654756
Wikidata Q213750
Geburtsdatum 11. Juli 1866
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. September 1945
Sterbeort New York
Beruf Dichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Jüdischer Friedhof Unterer Friesenberg, Zürich
Grabstelle
  • 18., Hasenauerstraße 59
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Richard Beer-Hofmann, * 11. Juli 1866 Wien, † 26. September 1945 New York, Schriftsteller, Dramaturg, Theaterregisseur.

Biografie

Richard Beer-Hofmann kam als erstes und einziges Kind des Rechtsanwalts Hermann Beer und dessen Frau Rosa, geborene Steckerl, in Wien zur Welt. Die Mutter starb wenige Tage nach der Geburt an Kindbettfieber. Richard wurde von seiner Tante und deren Mann Alois Hofmann aufgenommen und wuchs zunächst in Brünn auf, wo die wohlhabende Familie Beer zwei Textilfabriken besaß. 1880 übersiedelte die Familie nach Wien. Hier absolvierte Richard das Akademische Gymnasium und studierte danach, wie sein Vater, Jus. 1884 wurde Richard von der Familie Hofmann adoptiert und nahm den Namen Beer-Hofmann an. Er promovierte im Jahr 1890 an der Universität Wien, konnte aber aufgrund des Familienvermögens davon absehen, einen Brotberuf zu ergreifen, und blieb Privatier.

1891 stieß Beer-Hofmann zur jungen literarischen Szene Wiens und bildete bald mit Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten und Arthur Schnitzler den innersten Kreis der Gruppe Jung Wien, die sich besonders im Café Griensteidl traf. 1893 veröffentlichte er unter dem Titel "Novellen" sein erstes Buch. Die darin enthaltenen Texte "Das Kind" und "Camelias" verschafften ihm den Ruf eines meisterhaften modernen Erzählers, den er mit der 1901 erschienenen Erzählung "Der Tod Georgs" festigte.

Seine spätere Frau Pauline Anna Lissy (1879–1939), genannt Paula, lernte Beer-Hofmann 1895 kennen, die Heirat fand 1898 statt. Die beiden hatten drei Kinder: Mirjam, für die Beer-Hofmann das berühmte Gedicht "Schlaflied für Mirjam" (1897) schrieb, Naëmah und Gabriel.

1904 traf er auf Max Reinhardt, der sein Trauerspiel "Der Graf von Charolais" (1904), wofür Beer-Hofmann 1905 mit dem deutschen Volks-Schillerpreis ausgezeichnet wurde, in Berlin uraufführte. 1919 inszenierte Reinhardt am Burgtheater Beer-Hofmanns Stück "Jaákobs Traum", das den ersten Teil des als Trilogie konzipierten, aber unvollendet gebliebenen "König David"-Zyklus bildete. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflationszeit, die Beer-Hofmann zwang, selbst Geld zu verdienen, zog Reinhardt ihn immer wieder für Regiearbeiten heran, etwa in Berlin, Wien und bei den Salzburger Festspielen. Außerdem bearbeitete Richard Beer-Hofmann als Dramaturg Stücke, inszenierte aber auch selbst für das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater. Besonders bekannt wurde seine "Faust"-Inszenierung im Goethejahr 1932 am Burgtheater.

Viele seiner Dichtungen beschäftigen sich mit der jüdischen Geschichte (unter anderem "Jaákobs Traum",1918; "Der junge David", 1933). Beer-Hofmann setzte, ähnlich wie Martin Buber, auf die geistig-religiöse Erneuerung des Judentums, die Vorrang vor den politischen Bestrebungen haben sollte. 1936 besuchte er jüdische Siedlungen in Palästina.

Zwischen 1906 und 1938 wohnte Beer-Hofmann in Währing in der Hasenauerstraße 59. Ab 1938 traf er Vorbereitungen für die Emigration, die ihn und seine Frau im August 1939 in die Schweiz führte. Der angeschlagene Gesundheitszustand seiner Frau verzögerte die geplante Weiterreise in die USA, schließlich starb Paula nach einem Herzanfall im Oktober 1939 in Zürich. Schwer getroffen von diesem Schicksalsschlag, wanderte Richard Beer-Hofmann im November 1939 über Genua in die USA ein, wo er den Tod seiner Frau in dem Text "Paula. Ein Fragment" verarbeitete. Sein Freund Otto Kallir, erster Präsident der 1946 in New York gegründeten Beer-Hofmann-Gesellschaft, veröffentlichte ihn 1949 aus dem Nachlass.

1968 wurde im 21. Wiener Gemeindebezirk die Beer-Hofmann-Gasse nach dem Schriftsteller, Dramaturgen und Theaterregisseur benannt, seit 2005 heißt deren Verlängerung Beer-Hofmann-Weg.

Quellen

Werke

  • Richard Beer-Hofmann: Novellen. Berlin: Freund & Jeckel 1893 [enthält: Das Kind, Camelias]
  • Richard Beer-Hofmann: Der Tod Georgs. Berlin: S. Fischer 1900
  • Richard Beer-Hofmann: Der Graf von Charolais. Ein Trauerspiel. Berlin: S. Fischer 1905
  • Richard Beer-Hofmann: Gedenkrede auf Wolfgang Amadeus Mozart. Berlin: S. Fischer 1906
  • Richard Beer-Hofmann: Jaákobs Traum. Ein Vorspiel. Berlin: S. Fischer 1918
  • Richard Beer-Hofmann: Der junge David. Sieben Bilder. Berlin: S. Fischer 1933
  • Richard Beer-Hofmann: Vorspiel auf dem Theater zu König David. Wien: Johannes-Presse 1936
  • Richard Beer-Hofmann: Verse. Stockholm: Bermann-Fischer 1941
  • Richard Beer-Hofmann: Aus dem Fragment Paula. Herbstmorgen in Österreich. New York: Verlag der Johannespresse 1944
  • Richard Beer-Hofmann: Paula. Ein Fragment. New York: Verlag der Johannespresse 1949
  • Richard Beer-Hofmann: Das goldene Pferd. Pantomime in sechs Bildern. Berlin: S. Fischer 1955
  • Richard Beer-Hofmann: Gesammelte Werke. Geleitwort von Martin Buber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1963
  • Hugo von Hofmannsthal – Richard Beer-Hofmann: Briefwechsel. Hg. von Eugene Weber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1972
  • Arthur Schnitzler – Richard Beer-Hofmann. Briefwechsel 1891–1931. Hg. von Konstanze Fliedl. Wien / Zürich: Europa-Verlag 1992
  • Große Richard Beer-Hofmann-Ausgabe. Hg. von Günter Helmes. 6 Bde. und 2 Supplementbde. Oldenburg: Igel Verlag Literatur 1998–2002

Literatur

  • Abigail Gillman: Viennese Jewish Modernism. Freud, Hofmannsthal, Beer-Hofmann, and Schnitzler. University Park, Pennsylvania: Pennsylvania University Press 2009
  • Felicitas Heimann-Jelinek [Hg.]: Zu Gast bei Beer-Hofmann. Eine Ausstellung über das jüdische Wien der Jahrhundertwende. Wien: Jüdisches Museum der Stadt Wien 1998
  • Dieter Borchmeyer [Hg.]: Zwischen Ästhetizismus und Judentum. Paderborn: Igel 1996
  • Anton Mayer: Richard Beer-Hofmann und das Wien des Fin de siècle. Biographie und Werkauswahl. Wien: Edition Atelier 1993
  • Stefan Scherer: Richard Beer-Hofmann und die Wiener Moderne. Tübingen: Niemeyer 1993 (Conditio Judaica, 6)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Eugene Weber: Richard Beer-Hofmann. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: New York. Hg. von John M. Spalek und Joseph Strelka. Teil 1. Bern: Francke 1989, S. 68–82
  • Esther N. Elstun: Richard Beer-Hofmann. His Life and Work. The Pennsylvania State University 1983
  • Richard Beer-Hofmann. Besprechungen seiner Werke. Privatdruck in 300 Exemplaren. Berichthaus Zürich [Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, Nachlassbibliothek Felix Salten, Sign.: A-357712]
  • Otto Oberholzer: Richard Beer-Hofmann. Werke und Weltbild des Dichters. Bern: Francke 1947
  • Solomon Liptzin: Richard Beer-Hofmann. Wisconsin: University 1930
  • Theodor Reik: Das Werk Richard Beer-Hofmanns. Wien / Berlin: Löwit 1919
  • Theodor Reik: Richard Beer-Hofmann. Leipzig: Eichler 1912
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Bd. 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902

Weblinks