Peter Rosei
Peter Rosei, * 17. Juni 1946 Wien, Schriftsteller.
Biografie
Peter Rosei wuchs als Kind eines Eisenbahnbeamten und einer Ladenbesitzerin im 15. Wiener Gemeindebezirk auf. Nach der Matura an der Bundesrealschule Erlgasse 32–34 studierte er Jus in Wien und promovierte 1968 zum Dr. iur. Von 1969 bis 1971 war Rosei Sekretär des Malers Ernst Fuchs und arbeitete anschließend bis 1972 beim Österreichischen Gewerbeverlag, den er für kurze Zeit leitete. 1975 übersiedelte Rosei nach Bergheim bei Salzburg, wo er die nächsten fünf Jahre in der Nähe seines Freundes H. C. Artmann wohnte. 1981 kehrte Rosei nach Wien zurück, wo er seither, unterbrochen von ausgedehnten Reisen, als freier Schriftsteller lebt. Roseis Publikationsliste wächst seit dem Buchdebüt 1972 um durchschnittlich ein bis zwei Buchtitel pro Jahr, die vor allem beim Residenz-Verlag und bei Klett-Cotta erschienen sind. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt auf der erzählenden Prosa und Essayistik, Rosei widmete sich aber auch eingehend der Lyrik und Dramatik.
Die frühen Erzählbände "Landstriche" (1972) und "Wege" (1974) fanden Aufmerksamkeit wegen ihrer eindringlichen Landschaftsschilderungen, ebenso der Prosaband "Entwurf für eine Welt ohne Menschen. Entwurf zu einer Reise ohne Ziel" (1975), der Illustrationen von Roseis Bruder, dem Maler Franz Rosei, enthält. Roseis Werk ist von Beginn an in der Auseinandersetzung mit großen Schriftstellern entstanden. In dem Roman "Bei schwebendem Verfahren" (1973) etwa setzte er sich intensiv mit den verrätselten und kontingenten Erzählwelten Franz Kafkas auseinander; Edgar Allan Poe war wiederum essentiell für den Roman "Wer war Edgar Allan?", der von Möglichkeiten der Existenz in einer entfremdeten Welt handelt (1977, 1984 verfilmt von Michael Haneke, mit Paulus Manker und Rolf Hoppe in den Hauptrollen). Nach 1984 publizierte Rosei Prosatexte, in der archetypische Formen des Zusammenlebens untersucht werden ("Komödie", 1984; "Mann & Frau", 1984; "15000 Seelen", 1985; "Die Wolken", 1986 und "Der Aufstand", 1987). Mit "Rebus" (1990) legte er dann einen hochgradig durchkalkulierten Romantext vor, der – unter Verzicht auf zentrale Figuren oder Handlungsstränge – aus unzähligen Einzelbildern und Szenen eine Stadt in deren Ganzheit darzustellen sucht.
2005 kam als vorläufig letzter Titel bei Klett-Cotta der Roman "Wien Metropolis" auf den Markt, der als Startschuss für weitere Werke mit Wien als Schauplatz diente, die dann im Residenz-Verlag erschienen: "Das große Töten" (2009), "Geld!" (2011), "Madame Stern" (2013) und "Die Globalisten" (2014). Anlässlich des siebzigsten Geburtstag erschienen die fünf Wien-Romane bei Residenz unter dem Titel "Wiener Daten". Dass Wien für Rosei von zentraler Bedeutung ist, gab er bereits 1993 im Gespräch mit Günter Kaindlstorfer zu Protokoll: "Wissen Sie, ich kenne Wien wie meine Westentasche, ich gehe viel spazieren, ich habe alle Grätzeln der Stadt erforscht, von Liesing bis Floridsdorf." Die enge Verbindung Roseis mit seiner Heimatstadt wird auch dadurch unterstrichen, dass sich sein Vorlass seit 2010 in der Wienbibliothek im Rathaus befindet.
Werke (Auswahl)
- Peter Rosei: Landstriche. Erzählungen. Salzburg: Residenz 1972
- Peter Rosei: Bei schwebendem Verfahren. Roman. Salzburg: Residenz 1973
- Peter Rosei: Wege. Erzählungen. Salzburg: Residenz 1974
- Peter Rosei: Entwurf für eine Welt ohne Menschen. Entwurf zu einer Reise ohne Ziel. Prosa. Mit Zeichnungen von Franz Rosei. Salzburg: Residenz 1975
- Peter Rosei: Wer war Edgar Allan? Roman. Salzburg: Residenz 1977
- Peter Rosei: Von Hier nach Dort. Roman. Salzburg, Wien: Residenz 1978
- Peter Rosei: Regentagstheorie. Salzburg/Wien: Residenz 1979
- Peter Rosei: Das Lächeln des Jungen. Salzburg, Wien: Residenz 1979
- Peter Rosei: Das schnelle Glück. Roman. Salzburg/Wien: Residenz 1980
- Peter Rosei: Die Milchstraße. Sieben Bücher. Salzburg/Wien: Residenz 1981
- Peter Rosei: Versuch, die Natur zu kritisieren. Essays. Salzburg/Wien: Residenz 1982
- Peter Rosei: Reise ohne Ende. Aufzeichnungsbücher. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983 (suhrkamp taschenbuch, 875)
- Peter Rosei: Komödie. Salzburg/Wien: Residenz 1984
- Peter Rosei: Mann & Frau. Salzburg/Wien: Residenz 1984
- Peter Rosei: 15 000 Seelen. Roman. Salzburg/Wien: Residenz 1985
- Peter Rosei: Die Wolken. Salzburg/Wien: Residenz 1986
- Peter Rosei: Der Aufstand. Bericht. Salzburg/Wien: Residenz 1987
- Peter Rosei: Unser Landschaftsbericht. Salzburg/Wien: Residenz 1988
- Peter Rosei: Rebus. Roman. Stuttgart: Klett-Cotta 1990
- Peter Rosei: Die Schuldlosen. Stück in vier Akten. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren 1990
- Peter Rosei: Beiträge zu einer Poesie der Zukunft. Grazer Poetikvorlesung. Graz/Wien: Droschl 1995
- Peter Rosei: Persona. Roman. Stuttgart: Klett-Cotta 1995
- Peter Rosei: Viel früher. Gedichte. Graz/Wien: Droschl 1998
- Peter Rosei: Liebe & Tod. Roman. Wien/München: Deuticke 2000
- Peter Rosei: St. Petersburg, Paris, Tokyo ... Wien: Sonderzahl 2000
- Peter Rosei: Dramatisches I. Wien: Sonderzahl 2002
- Peter Rosei: Dramatisches II. Wien: Sonderzahl 2004
- Peter Rosei: Wien Metropolis. Roman. Stuttgart: Klett-Cotta 2005
- Peter Rosei: Österreichs Größe, Österreichs Stolz. Ideentheater. Wien: Sonderzahl 2008
- Peter Rosei: Das große Töten. Roman. St. Pölten/Salzburg: Residenz 2009
- Peter Rosei: Geld! Roman. St. Pölten/Salzburg: Residenz 2011
- Peter Rosei: Madame Stern. Roman. St. Pölten/Salzburg/Wien: Residenz 2013
- Peter Rosei: Die Globalisten. Roman. St. Pölten/Salzburg/Wien: Residenz 2014
- Peter Rosei: Brown vs. Calder. Gedanken zur Dichtkunst. Wien: Sonderzahl 2015
- Peter Rosei: Was tun? Essays zu Politik und Ökonomie. Wien: Sonderzahl [2016]
- Peter Rosei: Karst. Roman. Salzburg/Wien: Residenz 2018
- Peter Rosei: Die große Straße. Reiseaufzeichnungen. Salzburg/Wien: Residenz 2019
Literatur
- Gerhard Fuchs / Günther A. Höfler [Hg.]: Peter Rosei. Graz: Droschl 1994 (Dossier, 6)
- Walter Vogl [Hg.]: Basicrosei. Wien: Sonderzahl 2000
- Rainer Landvogt: Peter Rosei. In: Heinz Ludwig Arnold [Hg.]: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Edition Text und Kritik 1978 ff.
- Nicole Streitler: Peter Rosei: Wien Metropolis. [Stand: 03.08.2020]
- Günter Kaindlstorfer: "Meine Bücher sind wie Labyrinthe" [Stand: 03.08.2020]
- Mailath: Wienbibliothek erwirbt Vorlass von Peter Rosei. In: Rathauskorrespondenz, 28.07.2010
