Paul Pfurtscheller: Unterschied zwischen den Versionen

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Pfurtscheller, Paul (1855–1927), Naturwissenschaftler, Lehrer und Künstler
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== Paul Pfurtscheller ==
  
Pfurtscheller Paul war Sohn des Postpackers Georg Pfurtscheller aus Mieders im Stubaital und der Creszenzia Pfurtscheller, geb. Mariner aus Sterzing. <ref>CHYTIL, K., 2017, „Paul Pfurtscheller – 1866-1874 Schüler am Gymnasium.“ 400 Jahre Akademisches Gymnasium Salzburg, Festschrift mit Jahresbericht 2017, Seite 166-167</ref>  Die Familie zog aus Tirol zwischen 1853 und 1855 nach Salzburg. Dort wurde Paul als 6. Kind geboren. <ref>CHYTIL K., 2019, „Paul Pfurtscheller – Wissenschaftler, Lehrer, Didaktiker“, Powerpoint Präsentation, anlässlich der Ausstellungseröffnung „Meisterwerke der Naturgeschichte. Historische Lehrtafeln um 1900“, Haus der Natur , Salzburg, 7.März 2019</ref>
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„Der Unterfertige, Paul Pfurtscheller, geboren in Salzburg am 20. November 1855, absolvierte nach 4 jährigem Besuch der Volksschule in den 8 Jahren vom 1. Oktober 1866 bis Juli 1874 die 8 Klassen des k. k. Staatsgymnasiums zu Salzburg, und unterzog … am 27. Juli 1874 der … Maturitätsprüfung. Seit Oktober 1874 studiert der Kandidat an der k. k. Universität in Wien die naturwissenschaftlichen Fächer, verlegte sich besonders auf Botanik, …“ <ref>PFURTSCHELLER, P., Curriculum vitae, 27. 11. 1877, in Archiv d. Universität Wien, Phil. Rig. Akt PN 92, Fol 11</ref>
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=== Biographie ===
Nach 6 Semestern, legte er bereits 1877 eine Dissertation bei Prof. Dr. Julius Wiesner und Hofrat Prof. Dr. Eduard Fenzl über „Beiträge zur Anatomie der Coniferenhölzer mit V Tafeln“ <ref>PFURTSCHELLER, P., Dissertation,Universitätsbibliothek Wien</ref> vor und promovierte am 22.Februar.1878 zum Dr. phil. Seine Dissertation „Beiträge zur Anatomie der Coniferenhölzer“ erschien auch gedruckt (in: Verhandlungen der k. k Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien 34, 1885).  
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Am 24. Mai 1879 legte Pfurtscheller seine letzte Lehramtsprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab. <ref>STORCH, O., 1927, „Nachruf auf Dr. Paul Pfurtscheller“, 2. Februar 1927:, http://www.zobodat.at/pdf/VZBG_77_0001-0130.pdf , abgerufen 21.7.2017</ref> Das Zeugnis der k. k. Gymnasial-Prüfungskommission in Wien datiert mit 24.5.1878.  
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Wie aus seinen Qualifikationstabellen der Statthalterei NÖ hervorgeht, war er vom 16.9.1879 bis 15.7.1880 im Probejahr dem Franz-Joseph Gymnasium in der Hegelgasse 3 zugeteilt, ab 6. September 1880 wurde er Supplent an derselben Anstalt. <ref>Statthalterei – Präsidium, Qualifikationstabellen, Karton 11, NÖ Landesarchiv</ref> Von 1887 bis 1890 war er provisorischer Lehrer am Gymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk. Von dort wurde er wieder an seine erste Schule als wirklicher Lehrer versetzt.  
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Paul(us) Pfurtscheller, * 20. November 1855 Salzburg, + 5. Februar 1927 Wien. Naturwissenschaftler, Lehrer, Künstler.'''
1893 unterrichtete er auch an der Privat-Mädchenschule zur Vorbereitung für die Maturitätsprüfung am Gymnasium Standort in der Fichtegasse, einer Quergasse zur Hegelgasse. Dieses Institut wurde 1892 vom „Vereine zur Erweiterung der Frauenbildung“ gegründet. <ref>NEUBAUER, J., DIVIS, J., 1893, „Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich“, Wien, Tempsky, 6 Jahrgang, 1893, Seite 140/141 </ref>
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Bis 1911 wirkte er am Franz-Joseph Gymnasium und trat auf eigenen Wunsch in den vorzeitigen Ruhestand.
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Neben gewissenhafter Erfüllung seiner Lehramtspflichten, setzte er sich mit theoretischen Grundlagen zur Verbesserung des Biologieunterrichts auseinander und machte Versuche zu Wandtafeln: „Die Bedürfnisse der Mittelschule muss doch, sollte man glauben, der Mittelschullehrer selbst am besten kennen und die Fassungskraft der Schüler muss doch der Lehrer am besten beurtheilen können.“ <ref>PFURTSCHELLER 1900, „Über neugeplante zoologische Wandtafeln“, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Wien, Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn, Seite 79-81</ref>
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Pfurtscheller Paul war Sohn des Postpackers Georg Pfurtscheller aus Mieders im Stubaital und der Creszenzia Pfurtscheller, geb. Mariner aus Sterzing. Die Familie zog aus Tirol zwischen 1853 und 1855 nach Salzburg. Dort wurde Paul als 6. Kind geboren.
Dr. Paul Pfurtscheller heiratete am 10.Juli 1897 in der „Sant’ Antonio Nuovo“ in Triest <ref>Evidenzblatt 6866 aus der Archivkartei Wiener Magistrat: 61,4. </ref> Constantine Schollian. Sie wurde in Triest am 7. Juni 1862 geboren und lebte mit Ihrer Mutter Marie bis 1897 in Triest. Nach der Hochzeit zog sie mit ihrem Mann und ihrer Mutter nach Wien. Seit 4. November 1897 waren sie alle in Wien 3., [[Streichergasse_10]] gemeldet. Constantine verstarb am 23.Jänner 1917 in Wien.  
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Nach vier Jahren Volksschule und 8 Jahren im k. k. Staatsgymnasiums zu Salzburg, absolvierte Paul am 27. Juli 1874 die Maturitätsprüfung.  
Pfurtschellers Lebenswerk umfasst nicht nur seine 39 großformatigen zoologischen Wandtafeln <ref>LANDMANN, A., 2020, „Meisterwerke der Entomologie: Die Zoologischen Wandtafeln von Paul Pfurtscheller“, Entomologica Austriaca, Bd. 27: 107-135, Wien, 14.03.2020</ref> inklusive der Begleitworte, die national wie international größte Wertschätzung erfuhren, sondern auch eine Vielzahl von Referaten (z.B. am 5.2.1908 „Die Heranbildung der Mittelschullehrer.“<ref>WETTSTEIN 1908, Wettstein, Prof. Dr. R. v., unter Mitwirkung von BRUNNTHALER, J., FRITSCH, K., LANNER, H., PFURTSCHELLER, P., WILACZIL, E. „Der naturwissenschaftliche Unterricht an den österreichischen Mittelschulen.“ Wien, Tempsky, Seite 74-83</ref> ), 1883 veröffentlichte P. einen pflanzenanatomischen Programmaufsatz <ref>SVOJTKA, M., 2020, „Pfurtscheller, Paul (1855–1927), Naturwissenschaftler und Lehrer“, Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarbeitete Auflage – online) über https://doi.org/10.1553/0x003c1634 , abgerufen 1.1.2021</ref> „Über die Innenhaut der Pflanzenzelle nebst Bemerkungen über offene Communication zwischen den Zellen“ (in: Neunter Jahresbericht über das k. k. Franz-Joseph-Gymnasium in Wien), Buchbesprechungen sowie Artikeln in Fachzeitschriften (erwähnt seien ab 1905 die Mitwirkung an der Zeitschrift „Aus der Natur“ <ref>SCHÖNICHEN, W. Hrsg., Aus der Natur. Zeitschrift für alle Naturfreunde. Ab 1912/13 Aus der Natur: Zeitschrift für d. naturwissenschaftl. u. erdkundl. Unterricht, Leipzig : Quelle & Meyer 1.1905/06 - 18.1921/22,8; damit Ersch. eingest. </ref> und ab 1911 an der Wochenschrift für Volksbildung „Urania“<ref>WIENER URANIA, Urania. Wochenschrift für Volksbildung. Offizielles Organ des Volksbildungs-Institutes Wiener Urania, auch unter dem Titel: 1908: Wiener Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift, 1911: Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift,: wöchentlich, Laufzeit: 1.1908 – 10.1917,52, Signatur: Z–EB Ö 115 im ÖVA-Bestand: 1.1908 10.1917,52, Wien</ref> ) sowie die Gestaltung von Ausstellungen. <ref>VON HARTEL, WILHELM, ET AL., Katalog der Ausstellung neuerer Lehr- u. Anschauungsmittel für den Unterricht an Mittelschulen, K. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie in Wien, Vom 5. bis 20. April 1903, Druck und Verlag Carl Fromme, Wien</ref>  
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Seit Oktober 1874 studierte er an der k. k. Universität in Wien die naturwissenschaftlichen Fächer und verlegte sich besonders auf Botanik. Nach 6 Semestern, legte er bereits 1877 eine Dissertation bei Prof. Dr. Julius Wiesner und Hofrat Prof. Dr. Eduard Fenzl über ''„Beiträge zur Anatomie der Coniferenhölzer mit V Tafeln“'' vor. Er promovierte am 22. Februar 1878 zum Dr. phil. Seine Dissertation erschien auch gedruckt den Verhandlungen der k. k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, deren Mitglied er seit 1877 war und dort viele Funktionen bekleidete. Am 24. Mai 1879 legte Pfurtscheller seine letzte Lehramtsprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab. Das Zeugnis der k. k. Gymnasial-Prüfungskommission in Wien datiert mit 24. Mai 1878.  
Darüber hinaus bereicherte P. die naturhistorische Lehrmittelsammlung des Franz-Joseph-Gymnasiums wesentlich. Ab 1877 war er Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und bekleidete dort viele Funktionen. 1926 erhielt er den Titel eines Hofrats. Er verstarb 72jährig in Wien am 5. 2. 1927. Seine Grabstelle befindet sich am Zentralfriedhof, Gruppe 70, Nummer 89. <ref>Friedhöfe Wien – Onlineservices - Verstorbenensuche</ref>
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Wie aus seinen Qualifikationstabellen der Statthalterei NÖ hervorgeht, war er vom 16. September 1879 bis 15. Juli 1880 im Probejahr dem Franz-Joseph Gymnasium in der Hegelgasse 3 zugeteilt, ab 6. September 1880 wurde er Supplent an derselben Anstalt. Von 1887 bis 1890 war er provisorischer Lehrer am Gymnasium im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Von dort wurde er wieder an seine erste Schule als wirklicher Lehrer versetzt. 1893 unterrichtete er auch an der Privat-Mädchenschule zur Vorbereitung für die Maturitätsprüfung am Gymnasium Standort in der Fichtegasse, einer Quergasse zur Hegelgasse. Dieses Institut wurde 1892 vom „Vereine zur Erweiterung der Frauenbildung“ gegründet.  
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Bis 1911 wirkte er weiter am Franz-Joseph Gymnasium und trat auf eigenen Wunsch in den vorzeitigen Ruhestand.
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Neben gewissenhafter Erfüllung seiner Lehramtspflichten, setzte er sich mit theoretischen Grundlagen zur Verbesserung des Biologieunterrichts auseinander und machte Versuche zu Wandtafeln, gemäß seiner Maxime: ''„Die Bedürfnisse der Mittelschule muss doch, sollte man glauben, der Mittelschullehrer selbst am besten kennen und die Fassungskraft der Schüler muss doch der Lehrer am besten beurtheilen können.“''
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Dr. Paul Pfurtscheller heiratete am 10. Juli 1897 in der „Sant’ Antonio Nuovo“ in Triest Constantine Schollian. Sie wurde in Triest am 7. Juni 1862 geboren und lebte mit Ihrer Mutter Marie bis 1897 in Triest. Nach der Hochzeit zog sie mit ihrem Mann und ihrer Mutter nach Wien. Seit 4. November 1897 waren sie alle in Wien 3., Streichergasse 10/5 gemeldet. Constantine verstarb am 23. Jänner 1917 in Wien.  
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Pfurtschellers Lebenswerk umfasst nicht nur seine 39 großformatigen zoologischen Wandtafeln inklusive der Begleitworte, die im damaligen Österreich, in Europa aber auch z.B. in Amerika oder Australien größte Wertschätzung erfuhren, sondern auch eine Vielzahl von Referaten (z.B. am 5. Februar 1908 ''„Die Heranbildung der Mittelschullehrer.“''). 1883 veröffentlichte Pfurtscheller einen pflanzenanatomischen Aufsatz ''„Über die Innenhaut der Pflanzenzelle nebst Bemerkungen über offene Communication zwischen den Zellen“'' im Neunten Jahresbericht des k. k. Franz-Joseph Gymnasium in Wien, ferner dutzende Buchbesprechungen für das Ministerium für Cultus und Unterricht und die Zoologisch-Botanische Gesellschaft, sowie Artikeln in Fachzeitschriften. Erwähnt seien ab 1905 die Mitwirkung an der Zeitschrift „Aus der Natur“ und ab 1911 an der Wochenschrift für Volksbildung „Urania“. Er gestaltete mit seinen Kollegen, aber auch alleine Ausstellungen in Wien. Darüber hinaus bereicherte er das Naturalienkabinett des Franz-Joseph-Gymnasiums mit selbstverfertigten Präparaten. Eine Auswahl seiner Veröffentlichungen findet sich unter „Werke“.
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1926 verlieh ihm der Bundespräsident den Titel eines Hofrats, um seine Verdienste für das österreichische Schulwesen zu würdigen.
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Er verstarb 72jährig in Wien am 5. Februar 1927. Seine Grabstelle befindet sich am Zentralfriedhof, Gruppe 70, Nummer 89. <br>
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=== Werke ===
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PFURTSCHELLER, P., 1877, Dissertation, Signatur D 13.006, Universitätsbibliothek Wien.<br>
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PFURTSCHELLER, P., 1900, „Über neugeplante zoologische Wandtafeln“, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Wien, Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn, Seite 79-81.<br>
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PFURTSCHELLER, P., 1908, „Der naturwissenschaftliche Unterricht an den österreichischen Mittelschulen.“ In Wettstein, Prof. Dr. R. v., unter Mitwirkung von Brunnthaler, J., Fritsch, K., Lanner, H., Pfurtscheller, P., Wilaczil, E. Wien, Tempsky, Seite 74-83.<br>
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PFURTSCHELLER, P., 1909, 1911/12, 1912/13, 1916, in Schönichen, W. Hrsg., Aus der Natur. Zeitschrift für alle Naturfreunde. Ab 1912/13 Aus der Natur: Zeitschrift für d. naturwissenschaftl. u. erdkundl. Unterricht, Leipzig : Quelle & Meyer 1.1905/06 - 18.1921/22,8; damit Ersch. eingest. <br>
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PFURTSCHELLER, P., 1917, „Über das Spinnen“, in Wiener Urania, Urania. Wochenschrift für Volksbildung. Offizielles Organ des Volksbildungs-Institutes Wiener Urania, auch unter dem Titel: 1908: Wiener Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift, 1911: Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift: wöchentlich, Laufzeit: 1.1908 – 10.1917,52.<br>
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=== Literatur ===
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ARCHIVKARTEI WIENER MAGISTRAT 61,4, Evidenzblatt 6866<br>
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CHYTIL K., 2019, „Paul Pfurtscheller – Wissenschaftler, Lehrer, Didaktiker“, Powerpoint Präsentation, anlässlich der Ausstellungseröffnung „Meisterwerke der Naturgeschichte. Historische Lehrtafeln um 1900“, Haus der Natur , Salzburg, 7.März 2019<br>
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CHYTIL, K., 2017, „Paul Pfurtscheller 1866-1874 Schüler am Gymnasium.“ 400 Jahre Akademisches Gymnasium Salzburg, Festschrift mit Jahresbericht 2017, Seite 166-167<br>
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CHYTIL, K., 2021, “Paul Pfurtscheller, Herausgeber zoologischer Tafeln. Bemerkungen zu seiner Biographie.“ Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, Bd. 156 (zum Druck angenommen)<br>
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VON HARTEL, WILHELM, ET AL., Katalog der Ausstellung neuerer Lehr- u. Anschauungsmittel für den Unterricht an Mittelschulen, K. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie in Wien, Vom 5. bis 20. April 1903, Druck und Verlag Carl Fromme, Wien<br>
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NEUBAUER, J., DIVIS, J., 1893, „Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich“, Wien, Tempsky, 6 Jahrgang, 1893, Seite 140/141 <br>
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NIEDERÖSTERREICHISCHES LANDESARCHIV, Statthalterei – Präsidium, Qualifikationstabellen, Karton 11<br>
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PFURTSCHELLER, P., Curriculum vitae, 27. 11. 1877, in Archiv d. Universität Wien, Phil. Rig. Akt PN 92, Fol 11<br>
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=== Links ===
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[https://www.friedhoefewien.at/grabsuche_de Friedhöfe Wien] – Onlineservices - Verstorbenensuche<br>
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[https://doi.org/10.1553/0x003c1634 SVOJTKA, M., 2020,] „Pfurtscheller, Paul (1855–1927), Naturwissenschaftler und Lehrer“, Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarbeitete Auflage – online) <br>
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[https://www.zobodat.at/pdf/VZBG_77_0001-0130.pdf STORCH, O., 1927], „Nachruf auf Dr. Paul Pfurtscheller“, 2. Februar 1927, Seite 25

Version vom 11. Januar 2021, 15:01 Uhr

Daten zur Person
Personenname Pfurtscheller Paul
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Hofrat
Geschlecht männlich
PageID 70373
GND
Wikidata
Geburtsdatum 20. November 1855
Geburtsort Salzburg Stadt
Sterbedatum 5. Februar 1927
Sterbeort Wien
Beruf Mittelschulprofessor
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 11.01.2021 durch DYN.chytil58
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 70, Nummer 89
  • 3., Streichergasse 10 (Wirkungsadresse)
  • 3., Streichergasse 10 (Letzte Wohnadresse)
  • 3., Streichergasse 10 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Hofrat (Verleihung: 29. November 1926)


Paul Pfurtscheller

Biographie

Paul(us) Pfurtscheller, * 20. November 1855 Salzburg, + 5. Februar 1927 Wien. Naturwissenschaftler, Lehrer, Künstler.


Pfurtscheller Paul war Sohn des Postpackers Georg Pfurtscheller aus Mieders im Stubaital und der Creszenzia Pfurtscheller, geb. Mariner aus Sterzing. Die Familie zog aus Tirol zwischen 1853 und 1855 nach Salzburg. Dort wurde Paul als 6. Kind geboren. Nach vier Jahren Volksschule und 8 Jahren im k. k. Staatsgymnasiums zu Salzburg, absolvierte Paul am 27. Juli 1874 die Maturitätsprüfung. Seit Oktober 1874 studierte er an der k. k. Universität in Wien die naturwissenschaftlichen Fächer und verlegte sich besonders auf Botanik. Nach 6 Semestern, legte er bereits 1877 eine Dissertation bei Prof. Dr. Julius Wiesner und Hofrat Prof. Dr. Eduard Fenzl über „Beiträge zur Anatomie der Coniferenhölzer mit V Tafeln“ vor. Er promovierte am 22. Februar 1878 zum Dr. phil. Seine Dissertation erschien auch gedruckt den Verhandlungen der k. k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, deren Mitglied er seit 1877 war und dort viele Funktionen bekleidete. Am 24. Mai 1879 legte Pfurtscheller seine letzte Lehramtsprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab. Das Zeugnis der k. k. Gymnasial-Prüfungskommission in Wien datiert mit 24. Mai 1878. Wie aus seinen Qualifikationstabellen der Statthalterei NÖ hervorgeht, war er vom 16. September 1879 bis 15. Juli 1880 im Probejahr dem Franz-Joseph Gymnasium in der Hegelgasse 3 zugeteilt, ab 6. September 1880 wurde er Supplent an derselben Anstalt. Von 1887 bis 1890 war er provisorischer Lehrer am Gymnasium im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Von dort wurde er wieder an seine erste Schule als wirklicher Lehrer versetzt. 1893 unterrichtete er auch an der Privat-Mädchenschule zur Vorbereitung für die Maturitätsprüfung am Gymnasium Standort in der Fichtegasse, einer Quergasse zur Hegelgasse. Dieses Institut wurde 1892 vom „Vereine zur Erweiterung der Frauenbildung“ gegründet. Bis 1911 wirkte er weiter am Franz-Joseph Gymnasium und trat auf eigenen Wunsch in den vorzeitigen Ruhestand. Neben gewissenhafter Erfüllung seiner Lehramtspflichten, setzte er sich mit theoretischen Grundlagen zur Verbesserung des Biologieunterrichts auseinander und machte Versuche zu Wandtafeln, gemäß seiner Maxime: „Die Bedürfnisse der Mittelschule muss doch, sollte man glauben, der Mittelschullehrer selbst am besten kennen und die Fassungskraft der Schüler muss doch der Lehrer am besten beurtheilen können.“

Dr. Paul Pfurtscheller heiratete am 10. Juli 1897 in der „Sant’ Antonio Nuovo“ in Triest Constantine Schollian. Sie wurde in Triest am 7. Juni 1862 geboren und lebte mit Ihrer Mutter Marie bis 1897 in Triest. Nach der Hochzeit zog sie mit ihrem Mann und ihrer Mutter nach Wien. Seit 4. November 1897 waren sie alle in Wien 3., Streichergasse 10/5 gemeldet. Constantine verstarb am 23. Jänner 1917 in Wien.

Pfurtschellers Lebenswerk umfasst nicht nur seine 39 großformatigen zoologischen Wandtafeln inklusive der Begleitworte, die im damaligen Österreich, in Europa aber auch z.B. in Amerika oder Australien größte Wertschätzung erfuhren, sondern auch eine Vielzahl von Referaten (z.B. am 5. Februar 1908 „Die Heranbildung der Mittelschullehrer.“). 1883 veröffentlichte Pfurtscheller einen pflanzenanatomischen Aufsatz „Über die Innenhaut der Pflanzenzelle nebst Bemerkungen über offene Communication zwischen den Zellen“ im Neunten Jahresbericht des k. k. Franz-Joseph Gymnasium in Wien, ferner dutzende Buchbesprechungen für das Ministerium für Cultus und Unterricht und die Zoologisch-Botanische Gesellschaft, sowie Artikeln in Fachzeitschriften. Erwähnt seien ab 1905 die Mitwirkung an der Zeitschrift „Aus der Natur“ und ab 1911 an der Wochenschrift für Volksbildung „Urania“. Er gestaltete mit seinen Kollegen, aber auch alleine Ausstellungen in Wien. Darüber hinaus bereicherte er das Naturalienkabinett des Franz-Joseph-Gymnasiums mit selbstverfertigten Präparaten. Eine Auswahl seiner Veröffentlichungen findet sich unter „Werke“.

1926 verlieh ihm der Bundespräsident den Titel eines Hofrats, um seine Verdienste für das österreichische Schulwesen zu würdigen. Er verstarb 72jährig in Wien am 5. Februar 1927. Seine Grabstelle befindet sich am Zentralfriedhof, Gruppe 70, Nummer 89.


Werke

PFURTSCHELLER, P., 1877, Dissertation, Signatur D 13.006, Universitätsbibliothek Wien.
PFURTSCHELLER, P., 1900, „Über neugeplante zoologische Wandtafeln“, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Wien, Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn, Seite 79-81.
PFURTSCHELLER, P., 1908, „Der naturwissenschaftliche Unterricht an den österreichischen Mittelschulen.“ In Wettstein, Prof. Dr. R. v., unter Mitwirkung von Brunnthaler, J., Fritsch, K., Lanner, H., Pfurtscheller, P., Wilaczil, E. Wien, Tempsky, Seite 74-83.
PFURTSCHELLER, P., 1909, 1911/12, 1912/13, 1916, in Schönichen, W. Hrsg., Aus der Natur. Zeitschrift für alle Naturfreunde. Ab 1912/13 Aus der Natur: Zeitschrift für d. naturwissenschaftl. u. erdkundl. Unterricht, Leipzig : Quelle & Meyer 1.1905/06 - 18.1921/22,8; damit Ersch. eingest.
PFURTSCHELLER, P., 1917, „Über das Spinnen“, in Wiener Urania, Urania. Wochenschrift für Volksbildung. Offizielles Organ des Volksbildungs-Institutes Wiener Urania, auch unter dem Titel: 1908: Wiener Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift, 1911: Urania. Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift: wöchentlich, Laufzeit: 1.1908 – 10.1917,52.


Literatur

ARCHIVKARTEI WIENER MAGISTRAT 61,4, Evidenzblatt 6866
CHYTIL K., 2019, „Paul Pfurtscheller – Wissenschaftler, Lehrer, Didaktiker“, Powerpoint Präsentation, anlässlich der Ausstellungseröffnung „Meisterwerke der Naturgeschichte. Historische Lehrtafeln um 1900“, Haus der Natur , Salzburg, 7.März 2019
CHYTIL, K., 2017, „Paul Pfurtscheller – 1866-1874 Schüler am Gymnasium.“ 400 Jahre Akademisches Gymnasium Salzburg, Festschrift mit Jahresbericht 2017, Seite 166-167
CHYTIL, K., 2021, “Paul Pfurtscheller, Herausgeber zoologischer Tafeln. Bemerkungen zu seiner Biographie.“ Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, Bd. 156 (zum Druck angenommen)
VON HARTEL, WILHELM, ET AL., Katalog der Ausstellung neuerer Lehr- u. Anschauungsmittel für den Unterricht an Mittelschulen, K. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie in Wien, Vom 5. bis 20. April 1903, Druck und Verlag Carl Fromme, Wien
NEUBAUER, J., DIVIS, J., 1893, „Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich“, Wien, Tempsky, 6 Jahrgang, 1893, Seite 140/141
NIEDERÖSTERREICHISCHES LANDESARCHIV, Statthalterei – Präsidium, Qualifikationstabellen, Karton 11
PFURTSCHELLER, P., Curriculum vitae, 27. 11. 1877, in Archiv d. Universität Wien, Phil. Rig. Akt PN 92, Fol 11


Links

Friedhöfe Wien – Onlineservices - Verstorbenensuche
SVOJTKA, M., 2020, „Pfurtscheller, Paul (1855–1927), Naturwissenschaftler und Lehrer“, Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarbeitete Auflage – online)
STORCH, O., 1927, „Nachruf auf Dr. Paul Pfurtscheller“, 2. Februar 1927, Seite 25