Otto Felix Kanitz: Unterschied zwischen den Versionen

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Otto Felix Kanitz, * 5. Februar 1894 Wien, † 29. März 1940 KZ Buchenwald, Pädagoge. Er erlernte den Installateurberuf, schloss sich schon in jungen Jahren den Sozialdemokraten an (1911
 
Otto Felix Kanitz, * 5. Februar 1894 Wien, † 29. März 1940 KZ Buchenwald, Pädagoge. Er erlernte den Installateurberuf, schloss sich schon in jungen Jahren den Sozialdemokraten an (1911
Wahlhelfer) und wurde nach dem ersten Weltkrieg Funktionär in dem von Max Winter gegründeten „Arbeiterverein Kinderfreunde in Niederösterreich". 1919 errichtete er in Gmünd in verlassenen Kriegsbaracken die erste „Kinderrepublik" Österreichs (ein Ferienlager für erholungsbedürftige Arbeiterkinder, in dem Selbstverwaltung und Demokratie durch ein „Kinderparlament" erlernt wurden). Fast gleichzeitig eröffnete er eine (von [[Anton Tesarek]] geleitete) Erzieherschule samt Kinderheim (für gefährdete Schulkinder) im Schloss Schönbrunn, an der [[Viktor Adler|Viktor]] und [[Friedrich Adler]], [[Luitpold Stern]] und [[Wilhelm Jerusalem]] eine neue, sozialkritische und wesentlich von Marx und der russischen Revolution beeinflusste Pädagogik lehrten. Nach Selbststudium der Philosophie und Pädagogik wurde er 1922 zum Dr. phil. promoviert. 1921-1934 war er Schriftleiter der neugegründeten Monatsschrift „Die Sozialistische Erziehung", 1932-1934 war Kanitz Bundesrat. Nach der Annexion Österreichs (1938) ging er für kurze Zeit ins Exil, kehrte jedoch zurück, wurde im November 1938 im Zuge des nationalsozialistischen Vorgehens gegen Revolutionäre Sozialisten verhaftet und fand im Konzentrationslager den Tod. In seinen Publikationen legte er die Grundzüge fortschrittlicher Pädagogik dar (beispielsweise Das proletarische Kind in der bürgerlichen Gesellschaft, 1925).
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Wahlhelfer) und wurde nach dem ersten Weltkrieg Funktionär in dem von Max Winter gegründeten „Arbeiterverein Kinderfreunde in Niederösterreich". 1919 errichtete er in Gmünd in verlassenen Kriegsbaracken die erste „Kinderrepublik" Österreichs (ein Ferienlager für erholungsbedürftige Arbeiterkinder, in dem Selbstverwaltung und Demokratie durch ein „Kinderparlament" erlernt wurden). Fast gleichzeitig eröffnete er eine (von [[Anton Tesarek]] geleitete) Erzieherschule samt Kinderheim (für gefährdete Schulkinder) im Schloss Schönbrunn, an der [[Viktor Adler|Viktor]] und [[Friedrich Adler]], [[Josef Luitpold Stern|Luitpold Stern]] und [[Wilhelm Jerusalem]] eine neue, sozialkritische und wesentlich von Marx und der russischen Revolution beeinflusste Pädagogik lehrten. Nach Selbststudium der Philosophie und Pädagogik wurde er 1922 zum Dr. phil. promoviert. 1921-1934 war er Schriftleiter der neugegründeten Monatsschrift „Die Sozialistische Erziehung", 1932-1934 war Kanitz Bundesrat. Nach der Annexion Österreichs (1938) ging er für kurze Zeit ins Exil, kehrte jedoch zurück, wurde im November 1938 im Zuge des nationalsozialistischen Vorgehens gegen Revolutionäre Sozialisten verhaftet und fand im Konzentrationslager den Tod. In seinen Publikationen legte er die Grundzüge fortschrittlicher Pädagogik dar (beispielsweise Das proletarische Kind in der bürgerlichen Gesellschaft, 1925).
 
[[Kanitzgasse]].
 
[[Kanitzgasse]].
  

Version vom 24. März 2014, 11:24 Uhr

Daten zur Person
Personenname Kanitz, Otto Felix
Abweichende Namensform
Titel Dr. Phil.
Geschlecht männlich
PageID 24064
GND
Wikidata
Geburtsdatum 5. Februar 1894
Geburtsort Wien
Sterbedatum 29. März 1940
Sterbeort Buchenwald
Beruf Pädagoge
Parteizugehörigkeit Sozialdemokrat
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.03.2014 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Otto Felix Kanitz, * 5. Februar 1894 Wien, † 29. März 1940 KZ Buchenwald, Pädagoge. Er erlernte den Installateurberuf, schloss sich schon in jungen Jahren den Sozialdemokraten an (1911 Wahlhelfer) und wurde nach dem ersten Weltkrieg Funktionär in dem von Max Winter gegründeten „Arbeiterverein Kinderfreunde in Niederösterreich". 1919 errichtete er in Gmünd in verlassenen Kriegsbaracken die erste „Kinderrepublik" Österreichs (ein Ferienlager für erholungsbedürftige Arbeiterkinder, in dem Selbstverwaltung und Demokratie durch ein „Kinderparlament" erlernt wurden). Fast gleichzeitig eröffnete er eine (von Anton Tesarek geleitete) Erzieherschule samt Kinderheim (für gefährdete Schulkinder) im Schloss Schönbrunn, an der Viktor und Friedrich Adler, Luitpold Stern und Wilhelm Jerusalem eine neue, sozialkritische und wesentlich von Marx und der russischen Revolution beeinflusste Pädagogik lehrten. Nach Selbststudium der Philosophie und Pädagogik wurde er 1922 zum Dr. phil. promoviert. 1921-1934 war er Schriftleiter der neugegründeten Monatsschrift „Die Sozialistische Erziehung", 1932-1934 war Kanitz Bundesrat. Nach der Annexion Österreichs (1938) ging er für kurze Zeit ins Exil, kehrte jedoch zurück, wurde im November 1938 im Zuge des nationalsozialistischen Vorgehens gegen Revolutionäre Sozialisten verhaftet und fand im Konzentrationslager den Tod. In seinen Publikationen legte er die Grundzüge fortschrittlicher Pädagogik dar (beispielsweise Das proletarische Kind in der bürgerlichen Gesellschaft, 1925). Kanitzgasse.

Literatur

  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Henriette Kotlan-Werner: Otto Felix Kanitz und der Schönbrunner Kreis. 1982
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 386
  • Presse, 11.03.1988