Oskar Samek: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Biografie'''
 
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Version vom 12. Februar 2021, 10:17 Uhr

Daten zur Person
Personenname Samek, Oskar
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 71094
GND
Wikidata
Geburtsdatum 2. Jänner 1889
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Jänner 1959
Sterbeort New York
Beruf Rechtsanwalt, Jurist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Sammlung Prozessakten Oskar Samek - Karl Kraus, ZPH 1545, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 12.02.2021 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Mount Hebron Cemetery, Long Island, New York, Block 108, Ref.11, Line 3, Grave 10, Society Cohen, Carol & Katz
  • 14., Reindorfgasse 18 (Geburtsadresse)
  • 1., Schottenring 14 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Biografie

Oskar (Jitzak) Samek wurde als ältestes überlebendes Kind von Jonas Markus Samek (14. August 1855 – 16. Juni 1932) und Amalie Samek (geborene Neurath, 1860 – 12. August 1925) in der Reindorfgasse 18, im heutigen 14. Wiener Gemeindebezirk geboren.

Herkunft Die Hochzeit der seiner Eltern fand am 30. Oktober 1887 in Lajta Szent-Miklos (heutiges Neudörfl bei Wiener Neustadt) statt. Jonas Markus Samek zog bald danach offenbar bei seinen Schwiegereltern Samuel und Rosa Neurath (geb. Engel) ein, die 1866 ein Haus in der Reindorfgasse 18 (damals Kirchengasse 18 in Rudolfsheim) gekauft hatten. Er war wahrscheinlich um diese Zeit aus Senitz/Senica im ungarischen Komitat Neutra (heutige Slowakei) nach Wien gekommen und wurde im Lehmann ab 1893 als "Trödler" geführt (wie übrigens auch sein Schwiegervater). Ab 1896 war er einige Jahre für die "Cravatenfabrik Riedel & Beutel" an einer Verkaufsstelle in der Stephaniestraße 13, im 2. Wiener Gemeindebezirk tätig.

Im Haus der Großeltern kamen auch Oskar Sameks Schwestern Irma (4. Mai 1892 – 21. 12. 1928) und Hilda (4. Dezember 1893 – 6. Juni 1926; verheiratete Spitzer) zur Welt. Ihr Vater arbeitete sich in dieser Zeit zum Möbelhändler und –fabrikanten hoch und erwarb 1903 teils durch Kauf, teils durch Erbe die Reindorfgasse 18 als Geschäfts- und Wohnhaus. Zugleich engagierte sich Jonas Markus Samek in der jüdischen Gemeinde und gehörte als Vorstands- bzw. Ehrenmitglied der karitativen Vereinigung Chewra Kadischa XII-XV und dem Bethaus an.

Oskar Sameks Kindheit muss sich also in einer Sphäre wachsender bürgerlicher Wohlhabenheit und eines damit einhergehenden Selbstverständnisses gedacht werden. Er besuchte Volksschule (in der Oelweingasse) und Gymnasium (Henriettenplatz) wahrscheinlich in Reindorf. Nachdem er 1908 maturierte hatte, begann er das Studium der Rechte an der Universität Wien, das er erfolgreich mit der Promotion zum Dr.jur. 1913 abschloss. Erster Weltkrieg Als junger Rechtsanwaltsanwärter musste Samek zunächst als Konzipient bei seinen Standeskollegen arbeiten. Die Gründung einer eigenen Kanzlei verhinderte der Ausbruch des 1. Weltkrieges. Am 14. Jänner 1915 wurde er zur aktiven Kriegsdienstleistung in Wien assentiert und gehörte als Artillerist unter anderen den Feldhaubitzen Regimentern 45 und 46 und dem Landwehr Infanterie Regiment 18 an. Zu Beginn des Jahres 1916 verbrachte er sechs Wochen im Militärspital in Krakau, allerdings nicht infolge einer Verwundung, sondern krankheitsbedingt. Ein Superarbitrierungsverfahren, das ihm vom Kriegsdienst befreit hätte, verlief negativ und er wurde zum Truppendienst zurückbeordert. Ab Februar 1917 stand er an der galizischen Front und war an den Stellungskämpfen bei Razcyna beteiligt. Am 20. Juni 1917 wurde er zum Fähnrich in der Reserve ernannt. Es ist anzunehmen, dass er die letzte russische Offensive, die sogenannte Kerenskij-Offensive als Zugskommandant miterlebte. Jedenfalls wurde er am 1. August 1917 zum Leutnant ernannt und erhielt die bronzene Tapferkeitsmedaille. Nach dem Erlöschen der Kämpfe am östlichen Kriegsschauplatz wurde Samek an die italienische Front geschickt. Er hatte das Glück, nicht in italienische Kriegsgefangenschaft zu geraten und wurde nach Kriegsende zum Oberleutnant in der Reserve ernannt.

Zurück in Wien verlobte sich Samek mit der etwa 24-jährigen Beamtin Erna Fleck, die ebenfalls im 15. Bezirk wohnte. Eine Ehe kam offenbar für Sameks Mutter nicht in Frage und 1927 wurde das Verhältnis beendet. Um eine strafgerichtliche Verfolgung aufgrund von "Verführung unter Zusage der Ehe" zu vermeiden, zahlte Samek Fleck fortan eine monatliche Rente.

Rechtsanwalt von Karl Kraus Zudem wandte Samek sich endlich wieder dem Anwaltsberuf zu und gründete 1920 – wahrscheinlich mit finanzieller Unterstützung seines Vaters – seine eigene Rechtsanwaltskanzlei am Schottenring 14 im ersten Bezirk, neben der Börse. Im Zusammenhang seiner Arbeit für die Druckerei Jahoda & Siegel, lernte Samek um 1922 Karl Kraus kennen. In einem Interview mit Radio Wien erzählte Samek 1957 selbst, wie es dazu kam, dass er bald darauf die ständige Rechtsvertretung von Kraus übernahm. "[...] Man zog mich heran. Und als dann mein Rat in einer späteren Rechtsangelegenheit sich als erfolgreich erwies, hat mich Karl Kraus als Anwalt ständig beschäftigt. Und aus dem juristischen Verkehr mit ihm entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu seinem Tode währte und die ich ihm auch heute, über den Tod hinaus bewahre. [...]"

Es war ein intensives Freundschafts- und Arbeitsverhältnis, das bis zu Kraus‘ Tod 1936 andauerte und das über 200 Konvolute (ca. 4000 Blatt) Anwaltsakten (Sammlung Prozessakten Oskar Samek / Karl Kraus, ZPH 1545) dokumentieren. Aus zahlreichen Korrespondenzen wird deutlich, dass Sameks Engagement für Kraus bald über rein anwaltliche Tätigkeiten hinausging. Er übernahm auch die Betreuung von Kraus‘ privaten Vermögenangelegenheiten sowie die Kommunikation mit Menschen, die Kraus aus verschiedenen Gründen von sich fernhalten wollte – und er war für die Verteilung der Spenden und finanzielle Zuwendungen von Kraus zuständig. Trotz ungewöhnlich hoher Arbeitsbelastung für diesen speziellen Klienten, verzichtete Samek teilweise auf sein Honorar oder verrechnete nur minimale Gebühren. Dass auch Kraus Samek sehr schätzte, belegt nicht zuletzt, dass er ihn in seinem Nachkriegsdrama „Die Unüberwindlichen“ als „ausgezeichneten Dr. Maske“ (ein Anagramm von Samek) auftreten ließ und ihm das Stück sogar widmete.

Die späten 1920er Jahre waren privat nicht einfach für Samek. Im Juni 1926 nahm sich – kaum ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter – seine Schwester Hilda Spitzer das Leben; Ende 1928 starb auch seine unverheiratete Schwester Irma, die zeitlebens schwer krank war. Im Sommer 1932 – nachdem auch sein Vater unerwartet verstorben war – übersiedelte Samek als Alleinerbe des Hauses seine Kanzlei in die Reindorfgasse 18. Freude dürfte ihn in diesen Jahren aber die Gesellschaft der Opern- und Operettensängern Hedwig Marienschek (*27. Juli 1902) und des Pianisten und Musikwissenschaftlers Georg Knepler (21. Dezember 1906 – 14. Jänner 2003) gemacht haben, mit denen er musikzierte. 1928 übernahm Knepler – wohl durch Sameks Vermittlung – die Rolle des Klavierbegleiters bei den Vorlesungen von Karl Kraus: „Als Begleiter hatte ich zwar schon einige, aber bescheidene Erfahrung hauptsächlich mit angehenden Sängern, zu denen damals auch Hedi Marienschek gehörte, oder mit Amateurmusikern, zu denen Oskar Samek zählte. Er war ein leidenschaftlicher Sänger von Opernarien, bei denen ich ihn in Freundeskreisen öfter begleitete.“

Das Kraus-Museum 1936 starb Kraus und Sameks hohe Identifikation mit seinen Ideen und Werk zeigte sich erneut in seinem Einsatz als Testamentsvollstrecker und Erbe seines vormaligen Klienten.