Ochsenmarkt: Unterschied zwischen den Versionen

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Ochsenmarkt (ursprünglich am Ochsengries [etwa 3, Am Heumarkt], dann an der Stelle des späteren Bahngeländes der Station Hauptzollamt [heute Wien-Mitte]). Für die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch war die laufende Zufuhr von Schlachtvieh schon im 13. Jahrhundert von grundlegender Bedeutung. Größtenteils kamen die Lieferungen aus Ungarn, wo die Viehzucht den wichtigsten Wirtschaftsfaktor bildete; die Viehherden wurden auf der Fernstraße, die aus Ungarn kam (Simmeringer Hauptstraße-Landstraßer Hauptstraße) herangetrieben und auf einem großen Platz am Wienflußufer vor dem Stubentor feilgeboten. 1503 ist der Ochsenmarkt „am [[Gries]] vor dem Stubentor" bezeugt; 1617 wird berichtet, daß der Ochsenmarkt jeden Freitag am Ochsengries stattfand und von ungarischen Lieferanten beschickt wurde. Da zahlreiche Kaufleute aus Süddeutschland zum Nachteil der Wiener Fleischhauer Vieh aufkauften, wurde festgelegt, daß die Wiener ein Vorkaufsrecht hatten. Der Name der [[Ungargasse]] ist vermutlich von den Herbergen abzuleiten, in welchen die ungarischen Viehhändler Quartier nahmen. Der Ausbreitung der Stadt folgend, befand sich der Ochsenmarkt nicht immer am gleichen Platz. Vom Ochsengries übersiedelte der Ochsenmarkt vor das spätere [[Invalidenhaus]]. Auf diesem Ochsenmarkt (auch „Am Viehmarkt") befanden sich Schranken (Ochsenstände, Ochsenzwinger), in die die Ochsen gesperrt wurden. Sobald der Eintrieb signalisiert wurde, mußten die Haustore in den Straßen geschlossen, die Schauläden verwahrt und die Obst- und Krämerstände abgetragen werden. Guardia zu Roß und Dragoner mit gezogenem Säbel bildeten die Spitze des Zugs und sicherten die Flanken. Der Haupttrieb fand jeweils am Freitag statt. Als mit den Grabungen für den Hafen des [[Wiener Neustädter Kanal]]s begonnen wurde (1797), verlegte man den Ochsenmarkt nach St. Marx. Dort wurde 1880 die neue Viehhalle ([[Zentralviehmarkt]]) errichtet.
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Ochsenmarkt (ursprünglich am Ochsengries [etwa 3, Am Heumarkt], dann an der Stelle des späteren Bahngeländes der Station Hauptzollamt [heute Wien-Mitte]). Für die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch war die laufende Zufuhr von Schlachtvieh schon im 13. Jahrhundert von grundlegender Bedeutung. Größtenteils kamen die Lieferungen aus Ungarn, wo die Viehzucht den wichtigsten Wirtschaftsfaktor bildete; die Viehherden wurden auf der Fernstraße, die aus Ungarn kam (Simmeringer Hauptstraße-Landstraßer Hauptstraße) herangetrieben und auf einem großen Platz am Wienflußufer vor dem Stubentor feilgeboten. 1503 ist der Ochsenmarkt „am [[Gries]] vor dem Stubentor" bezeugt; 1617 wird berichtet, daß der Ochsenmarkt jeden Freitag am Ochsengries stattfand und von ungarischen Lieferanten beschickt wurde. Da zahlreiche Kaufleute aus Süddeutschland zum Nachteil der Wiener Fleischhauer Vieh aufkauften, wurde festgelegt, daß die Wiener ein Vorkaufsrecht hatten. Der Name der [[Ungargasse]] ist vermutlich von den Herbergen abzuleiten, in welchen die ungarischen Viehhändler Quartier nahmen. Der Ausbreitung der Stadt folgend, befand sich der Ochsenmarkt nicht immer am gleichen Platz. Vom Ochsengries übersiedelte der Ochsenmarkt vor das spätere [[Invalidenhaus (3)|Invalidenhaus]]. Auf diesem Ochsenmarkt (auch „Am Viehmarkt") befanden sich Schranken (Ochsenstände, Ochsenzwinger), in die die Ochsen gesperrt wurden. Sobald der Eintrieb signalisiert wurde, mußten die Haustore in den Straßen geschlossen, die Schauläden verwahrt und die Obst- und Krämerstände abgetragen werden. Guardia zu Roß und Dragoner mit gezogenem Säbel bildeten die Spitze des Zugs und sicherten die Flanken. Der Haupttrieb fand jeweils am Freitag statt. Als mit den Grabungen für den Hafen des [[Wiener Neustädter Kanal]]s begonnen wurde (1797), verlegte man den Ochsenmarkt nach St. Marx. Dort wurde 1880 die neue Viehhalle ([[Zentralviehmarkt]]) errichtet.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921. Band 76
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* Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 76
* Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. München: G. Müller 1918-1922 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13/14), S. 350 f.
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* Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 1. München: G. Müller 1918 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13), S. 350 f.
* Hans Pemmer: Vom „Ochsengries" zur Schnellbahn, in: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 14/1959, S. 3 ff.
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* Hans Pemmer: Vom „Ochsengries" zur Schnellbahn. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 14/1959, S. 3 ff.
* Karl Fajkmajer: Skizzen aus Alt-Wien, S. 47 f.
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* Karl Fajkmajer: Skizzen aus Alt-Wien. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1914, S. 47 f.

Version vom 4. August 2014, 13:40 Uhr

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Ochsenmarkt (ursprünglich am Ochsengries [etwa 3, Am Heumarkt], dann an der Stelle des späteren Bahngeländes der Station Hauptzollamt [heute Wien-Mitte]). Für die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch war die laufende Zufuhr von Schlachtvieh schon im 13. Jahrhundert von grundlegender Bedeutung. Größtenteils kamen die Lieferungen aus Ungarn, wo die Viehzucht den wichtigsten Wirtschaftsfaktor bildete; die Viehherden wurden auf der Fernstraße, die aus Ungarn kam (Simmeringer Hauptstraße-Landstraßer Hauptstraße) herangetrieben und auf einem großen Platz am Wienflußufer vor dem Stubentor feilgeboten. 1503 ist der Ochsenmarkt „am Gries vor dem Stubentor" bezeugt; 1617 wird berichtet, daß der Ochsenmarkt jeden Freitag am Ochsengries stattfand und von ungarischen Lieferanten beschickt wurde. Da zahlreiche Kaufleute aus Süddeutschland zum Nachteil der Wiener Fleischhauer Vieh aufkauften, wurde festgelegt, daß die Wiener ein Vorkaufsrecht hatten. Der Name der Ungargasse ist vermutlich von den Herbergen abzuleiten, in welchen die ungarischen Viehhändler Quartier nahmen. Der Ausbreitung der Stadt folgend, befand sich der Ochsenmarkt nicht immer am gleichen Platz. Vom Ochsengries übersiedelte der Ochsenmarkt vor das spätere Invalidenhaus. Auf diesem Ochsenmarkt (auch „Am Viehmarkt") befanden sich Schranken (Ochsenstände, Ochsenzwinger), in die die Ochsen gesperrt wurden. Sobald der Eintrieb signalisiert wurde, mußten die Haustore in den Straßen geschlossen, die Schauläden verwahrt und die Obst- und Krämerstände abgetragen werden. Guardia zu Roß und Dragoner mit gezogenem Säbel bildeten die Spitze des Zugs und sicherten die Flanken. Der Haupttrieb fand jeweils am Freitag statt. Als mit den Grabungen für den Hafen des Wiener Neustädter Kanals begonnen wurde (1797), verlegte man den Ochsenmarkt nach St. Marx. Dort wurde 1880 die neue Viehhalle (Zentralviehmarkt) errichtet.

Literatur

  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 76
  • Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 1. München: G. Müller 1918 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13), S. 350 f.
  • Hans Pemmer: Vom „Ochsengries" zur Schnellbahn. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 14/1959, S. 3 ff.
  • Karl Fajkmajer: Skizzen aus Alt-Wien. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1914, S. 47 f.