Nordbahnhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Das neue Aufnahmsgebäude (errichtet 1859-65) wurde nach Entwürfen des Direktionspräsidenten J. Stummer durch Theodor Hoffmann in romantisch-historisierenden Formen erbaut (wobei sowohl maurische wie toskanische Einflüsse erkennbar waren); der Nordbahnhof galt als prunkvollster Bahnhof Wiens. Mit der Eröffnung der Personenhalle am 15. Oktober 1865 war der Bau vollendet. Die Marmorstatue des Gründers der Nordbahn, Anselm Salomon Freiherr von Rothschild, stand im Vestibül. 1890 wurde für die Nordbahn ein eigener Floridsdorfer Verschubbahnhof errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Nordbahnhof ab 1943 für die Abfertigung der (bis dahin vom Aspangbahnhof abgegangenen) Deportierungstransporte der jüdischen Bürger Wiens ([[Platz der Opfer der Deportation]]), 1944/1945 wurde er durch Bomben zerstört.
 
Das neue Aufnahmsgebäude (errichtet 1859-65) wurde nach Entwürfen des Direktionspräsidenten J. Stummer durch Theodor Hoffmann in romantisch-historisierenden Formen erbaut (wobei sowohl maurische wie toskanische Einflüsse erkennbar waren); der Nordbahnhof galt als prunkvollster Bahnhof Wiens. Mit der Eröffnung der Personenhalle am 15. Oktober 1865 war der Bau vollendet. Die Marmorstatue des Gründers der Nordbahn, Anselm Salomon Freiherr von Rothschild, stand im Vestibül. 1890 wurde für die Nordbahn ein eigener Floridsdorfer Verschubbahnhof errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Nordbahnhof ab 1943 für die Abfertigung der (bis dahin vom Aspangbahnhof abgegangenen) Deportierungstransporte der jüdischen Bürger Wiens ([[Platz der Opfer der Deportation]]), 1944/1945 wurde er durch Bomben zerstört.
 
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Die Reste des Gebäudes, das wegen seiner bizarren Architektur des öfteren für Filmaufnahmen als Kulisse gedient hatte, wurden am 21. Mai 1965 gesprengt; die vier allegorischen Figuren aus dem Hofwartesalon (Wien, Brünn, Olmütz, Krakau) kamen ins Wiener Direktionsgebäude der Österrreichischen Bundesbahnen (2, Nordbahnstraße 50). Die Funktion des Nordbahnhofs übernahm der (aus verkehrstechnischen Gründen an anderer Stelle errichtete) Schnellbahnhof Praterstern (1962 wurde auf der ehemalige Nordbahnstrecke der Schnellbahnbetrieb aufgenommen). Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts begannen Überlegungen, das Nordbahnhofsareal (bis zur Lassallestraße) einer städtebaulichen Neustrukturierung zuzuführen. An sieben in- u. ausländischen Architekten erging 1991 die Einladung, für ein städtebauliches Leitbild Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Mit der Beurteilung der Projekte durch eine internationale Jury unter dem Vorsitz des Hamburger Oberbaudirektors Egbert Kossak wurde am 18./19. Jänner 1992 das „Workshop Städtebau Nordbahnhofgelände-Lassallestraße", das von der Stadt Wien, dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und der Firma „Projekta Bauvorbereitungs-GmbH." in Auftrag gegeben worden war, abgeschlossen.
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Die Reste des Gebäudes, das wegen seiner bizarren Architektur des öfteren für Filmaufnahmen als Kulisse gedient hatte, wurden am 21. Mai 1965 gesprengt; die vier allegorischen Figuren aus dem Hofwartesalon (Wien, Brünn, Olmütz, Krakau) kamen ins Wiener Direktionsgebäude der Österrreichischen Bundesbahnen (2, Nordbahnstraße 50). Die Funktion des Nordbahnhofs übernahm der (aus verkehrstechnischen Gründen an anderer Stelle errichtete) Schnellbahnhof Praterstern (1962 wurde auf der ehemalige Nordbahnstrecke der Schnellbahnbetrieb aufgenommen). Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts begannen Überlegungen, das Nordbahnhofsareal (bis zur Lassallestraße) einer städtebaulichen Neustrukturierung zuzuführen. An sieben in- u. ausländischen Architekten erging 1991 die Einladung, für ein städtebauliches Leitbild Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Mit der Beurteilung der Projekte durch eine internationale Jury unter dem Vorsitz des Hamburger Oberbaudirektors Egbert Kossak wurde am 18./19. Jänner 1992 das „Workshop Städtebau Nordbahnhofgelände-Lassallestraße", das von der Stadt Wien, dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und der Firma „Projekta Bauvorbereitungs-GmbH." in Auftrag gegeben worden war, abgeschlossen. Es ist vorgesehen, auf dem Nordbahnhofareal einen eigenständigen Stadtteil mit rund 10.000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätzen und zahlreichen Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu schaffen. Ein Teil des Geländes des aufgelassenen Bahnhofs entlang der Vorgartenstraße (2) wurde im Oktober 1996 von den Österreichishen Bundesbahnen samt einigen Flächen beim Schweizergarten (3) der Gemeinde Wien im Tausch gegen ein Gelände in Inzersdorf überlassen (jeweiliger Wert 600 Millionen Schilling); in der Leopoldstadt entsteht ein gemischtes Wohn- und Geschäftszentrum mit mindestens 2.000 Wohnungen, in Inzersdorf ein Güterzentralbahnhof.  
Es ist vorgesehen, auf dem Nordbahnhofareal einen eigenständigen Stadtteil mit rund 10.000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätzen und zahlreichen Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu schaffen.
 
  
 
== Literatur ==
 
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* Brigittenauer Heimat. 1921, S. 51 ff., S. 143 ff
 
* Brigittenauer Heimat. 1921, S. 51 ff., S. 143 ff
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 27
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 27
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* Wien aktuell, 24.10.1996, S. 3

Version vom 7. November 2013, 02:37 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 21906
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2013 durch WIEN1.lanm08w14
  • 2., Nordbahnstraße 1

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Nordbahnhof (Kaiser-Ferdinands-Nordbahn; 2, Nordbahnstraße 1).

1)

Der erste Bahnhof der Nordbahn (in Försters Bauzeitung als „Hauptstation der Nordbahn" bezeichnet) war ein zweistöckiges Gebäude, dessen Front sich der Forstmeisterallee zuwandte (einer von Joseph II. bepflanzten Straße, die den Tabor mit dem Prater verband); in dieser Allee stand das kaiserliche Forsthaus. Der Hof des Stationsgebäudes wurde mit einer 2,5 Meter hohen Mauer umgeben, lag etwa 4,5 Meter über dem Straßenniveau, verfügte jedoch über keine Halle für die Züge. 1839 wurde zunächst nach Plänen von Anton Jüngling das „Aufnahmsgebäude" fertiggestellt; insgesamt entstanden sechs Gebäude, dar. als stattlichstes eines in L-Form an der Straßenseite (mit Wartesälen, Wohnungen und einem innen gelegenen Magazin).

2)

Das neue Aufnahmsgebäude (errichtet 1859-65) wurde nach Entwürfen des Direktionspräsidenten J. Stummer durch Theodor Hoffmann in romantisch-historisierenden Formen erbaut (wobei sowohl maurische wie toskanische Einflüsse erkennbar waren); der Nordbahnhof galt als prunkvollster Bahnhof Wiens. Mit der Eröffnung der Personenhalle am 15. Oktober 1865 war der Bau vollendet. Die Marmorstatue des Gründers der Nordbahn, Anselm Salomon Freiherr von Rothschild, stand im Vestibül. 1890 wurde für die Nordbahn ein eigener Floridsdorfer Verschubbahnhof errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Nordbahnhof ab 1943 für die Abfertigung der (bis dahin vom Aspangbahnhof abgegangenen) Deportierungstransporte der jüdischen Bürger Wiens (Platz der Opfer der Deportation), 1944/1945 wurde er durch Bomben zerstört.

3)

Die Reste des Gebäudes, das wegen seiner bizarren Architektur des öfteren für Filmaufnahmen als Kulisse gedient hatte, wurden am 21. Mai 1965 gesprengt; die vier allegorischen Figuren aus dem Hofwartesalon (Wien, Brünn, Olmütz, Krakau) kamen ins Wiener Direktionsgebäude der Österrreichischen Bundesbahnen (2, Nordbahnstraße 50). Die Funktion des Nordbahnhofs übernahm der (aus verkehrstechnischen Gründen an anderer Stelle errichtete) Schnellbahnhof Praterstern (1962 wurde auf der ehemalige Nordbahnstrecke der Schnellbahnbetrieb aufgenommen). Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts begannen Überlegungen, das Nordbahnhofsareal (bis zur Lassallestraße) einer städtebaulichen Neustrukturierung zuzuführen. An sieben in- u. ausländischen Architekten erging 1991 die Einladung, für ein städtebauliches Leitbild Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Mit der Beurteilung der Projekte durch eine internationale Jury unter dem Vorsitz des Hamburger Oberbaudirektors Egbert Kossak wurde am 18./19. Jänner 1992 das „Workshop Städtebau Nordbahnhofgelände-Lassallestraße", das von der Stadt Wien, dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und der Firma „Projekta Bauvorbereitungs-GmbH." in Auftrag gegeben worden war, abgeschlossen. Es ist vorgesehen, auf dem Nordbahnhofareal einen eigenständigen Stadtteil mit rund 10.000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätzen und zahlreichen Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu schaffen. Ein Teil des Geländes des aufgelassenen Bahnhofs entlang der Vorgartenstraße (2) wurde im Oktober 1996 von den Österreichishen Bundesbahnen samt einigen Flächen beim Schweizergarten (3) der Gemeinde Wien im Tausch gegen ein Gelände in Inzersdorf überlassen (jeweiliger Wert 600 Millionen Schilling); in der Leopoldstadt entsteht ein gemischtes Wohn- und Geschäftszentrum mit mindestens 2.000 Wohnungen, in Inzersdorf ein Güterzentralbahnhof.

Literatur

  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. 1986, S. 31 ff.
  • Die ersten 50 Jahre der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn 1836-1886
  • Franz Joseph 2, S. 109
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 129, S. 148, S. 321 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905, S. 86 ff.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 77 f.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 35 ff, S. 189 ff.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 244
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 188 ff.
  • Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien: Gerlach & Wiedling, Jg. 5, 1867, S. 161 f.
  • Allgemeine Bauzeitung. Hg. von Ludwig, Heinrich und Emil Förster. Wien: Förster [u.a.] 1870
  • Brigittenauer Heimat. 1921, S. 51 ff., S. 143 ff
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 27
  • Wien aktuell, 24.10.1996, S. 3