Nikolaikloster: Unterschied zwischen den Versionen

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Nikolaikloster (1, Singerstraße 13-15, Grünangergasse 10-12, Nikolaigasse 1). In einem von [[Paltram vor dem Freithof]] 1272 geschenkten Haus errichtet die Zisterzienserinnen vor dem Stubentor ([[Nikolaikloster (3)]]) ein Filialkloster samt Kirche (Vollendung 1274). Dorthin wurden 1276 auf Veranlassung Paltrams die Reliquien der heiligen Deliciana aus Prag gebracht. Spätestens im 14. Jahrhundert erhielten die Nonnen auch ein angrenzendes, vormals dem Stift Heiligenkreuz gehöriges Haus (1, Singerstraße 9-11, Blutgasse 5-9), das sie vermieteten. 1385 entzog Herzog Albrecht III. den Nonnen das Kloster und schenkte es den Zisterziensern zur Einrichtung einer Ordenslehranstalt, die aber 1525 (zerstört beim großen Stadtbrand) erlosch. 1529-1535 waren die vor den Osmanen geflüchteten Nonnen des Nikolaiklosters vor dem Stubentor und jene des Maria-Magdalena-Klosters vor dem Schottentor hier einquartiert, 1535 mussten sie ausziehen (die ersteren gingen nach Horn, die letzteren übersiedelten ins Laurenzergebäude). Das Kloster schenkte König Ferdinand 1535 dem Wiener Bischof Johann Fabri persönlich (nicht dem Bistum), der darin 1539 ein Studentenheim stiftete; nach Fabris Tod (1541) überließen seine Testamentsvollstrecker auf Veranlassung des Landesfürsten 1545 das Gebäude samt der Kirche den Franziskanern und erhielten dafür das einstige Kaplanhaus bei St. Ruprecht (wo die Franziskaner einquartiert gewesen waren). Ein Nachbargebäude kam an die Stadt Wien, die es 1534/1535 stückweise an Bürger verkaufte ([[Fähnrichhof]]). Die Franziskaner blieben im Nikolaikloster bis 1589; in diesem Jahr übersiedelten sie in das ihnen überlassene Bußhaus St. Hieronymus. Nun diente das Gebäude als Waisenhaus der Stadt Wien für arme Bürgerstöchter; nach deren Übersiedlung ins [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor|Bürgerspital]] gründete Kaiserin Eleonore im Nikolaikloster 1625 ein Clarissenkloster (besiedelt mit 1624 wegen der Bocskayschen Unruhen aus Preßburg geflüchteten Nonnen). Die Kirche wurde 1652-53 neu erbaut (Weihe am 9. Dezember 1653), das baufällige Kloster zwischen 1669 und 1731 erneuert. Am 12. Jänner 1782 wurde das Kloster durch Joseph II. aufgehoben; 1785 wurden die Kirche und das Konventgebäude demoliert. Auf dem Areal entstanden private Wohnhäuser. Das einstige Gnadenbild der Kirche, „Maria, Heil der Kranken", kam in das Franziskanerkloster in Maria Enzersdorf (Niederösterreich).
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Nikolaikloster (1, Singerstraße 13-15, Grünangergasse 10-12, Nikolaigasse 1). In einem von [[Paltram vor dem Freithof]] 1272 geschenkten Haus errichtet die Zisterzienserinnen vor dem Stubentor ([[Nikolaikloster (3)]]) ein Filialkloster samt Kirche (Vollendung 1274). Dorthin wurden 1276 auf Veranlassung Paltrams die Reliquien der heiligen Deliciana aus Prag gebracht. Spätestens im 14. Jahrhundert erhielten die Nonnen auch ein angrenzendes, vormals dem Stift Heiligenkreuz gehöriges Haus (1, Singerstraße 9-11, Blutgasse 5-9), das sie vermieteten. 1385 entzog Herzog Albrecht III. den Nonnen das Kloster und schenkte es den Zisterziensern zur Einrichtung einer Ordenslehranstalt, die aber 1525 (zerstört beim großen Stadtbrand) erlosch. 1529-1535 waren die vor den Osmanen geflüchteten Nonnen des Nikolaiklosters vor dem Stubentor und jene des Maria-Magdalena-Klosters vor dem Schottentor hier einquartiert. 1535 mussten sie ausziehen (die ersteren gingen nach Horn, die letzteren übersiedelten ins Laurenzergebäude). Das Kloster schenkte König Ferdinand 1535 dem Wiener Bischof Johann Fabri persönlich (nicht dem Bistum), der darin 1539 ein Studentenheim stiftete. Nach Fabris Tod (1541) überließen seine Testamentsvollstrecker auf Veranlassung des Landesfürsten 1545 das Gebäude samt der Kirche den Franziskanern und erhielten dafür das einstige Kaplanhaus bei St. Ruprecht (wo die Franziskaner einquartiert gewesen waren). Ein Nachbargebäude kam an die Stadt Wien, die es 1534/1535 stückweise an Bürger verkaufte ([[Fähnrichhof]]). Die Franziskaner blieben im Nikolaikloster bis 1589. In diesem Jahr übersiedelten sie in das ihnen überlassene Bußhaus St. Hieronymus. Nun diente das Gebäude als Waisenhaus der Stadt Wien für arme Bürgerstöchter. Nach deren Übersiedlung ins [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor|Bürgerspital]] gründete Kaiserin Eleonore im Nikolaikloster 1625 ein Clarissenkloster (besiedelt mit 1624 wegen der Bocskayschen Unruhen aus Pressburg geflüchteten Nonnen). Die Kirche wurde 1652-53 neu erbaut (Weihe am 9. Dezember 1653), das baufällige Kloster zwischen 1669 und 1731 erneuert. Am 12. Jänner 1782 wurde das Kloster durch Joseph II. aufgehoben. 1785 wurden die Kirche und das Konventgebäude demoliert. Auf dem Areal entstanden private Wohnhäuser. Das einstige Gnadenbild der Kirche, „Maria, Heil der Kranken", kam in das Franziskanerkloster in Maria Enzersdorf (Niederösterreich).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 28. August 2014, 09:15 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 20688
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 28.08.2014 durch WIEN1.lanm08mak
  • 1., Singerstraße 13-15
  • 1., Grünangergasse 10-12
  • 1., Nikolaigasse 1
  • 1., Nikolaigasse 2
  • Nr.: 836 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 837 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 838 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 874 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 885 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 886 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 887 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 888 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 939 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 25.63" N, 16° 22' 27.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Nikolaikloster (1, Singerstraße 13-15, Grünangergasse 10-12, Nikolaigasse 1). In einem von Paltram vor dem Freithof 1272 geschenkten Haus errichtet die Zisterzienserinnen vor dem Stubentor (Nikolaikloster (3)) ein Filialkloster samt Kirche (Vollendung 1274). Dorthin wurden 1276 auf Veranlassung Paltrams die Reliquien der heiligen Deliciana aus Prag gebracht. Spätestens im 14. Jahrhundert erhielten die Nonnen auch ein angrenzendes, vormals dem Stift Heiligenkreuz gehöriges Haus (1, Singerstraße 9-11, Blutgasse 5-9), das sie vermieteten. 1385 entzog Herzog Albrecht III. den Nonnen das Kloster und schenkte es den Zisterziensern zur Einrichtung einer Ordenslehranstalt, die aber 1525 (zerstört beim großen Stadtbrand) erlosch. 1529-1535 waren die vor den Osmanen geflüchteten Nonnen des Nikolaiklosters vor dem Stubentor und jene des Maria-Magdalena-Klosters vor dem Schottentor hier einquartiert. 1535 mussten sie ausziehen (die ersteren gingen nach Horn, die letzteren übersiedelten ins Laurenzergebäude). Das Kloster schenkte König Ferdinand 1535 dem Wiener Bischof Johann Fabri persönlich (nicht dem Bistum), der darin 1539 ein Studentenheim stiftete. Nach Fabris Tod (1541) überließen seine Testamentsvollstrecker auf Veranlassung des Landesfürsten 1545 das Gebäude samt der Kirche den Franziskanern und erhielten dafür das einstige Kaplanhaus bei St. Ruprecht (wo die Franziskaner einquartiert gewesen waren). Ein Nachbargebäude kam an die Stadt Wien, die es 1534/1535 stückweise an Bürger verkaufte (Fähnrichhof). Die Franziskaner blieben im Nikolaikloster bis 1589. In diesem Jahr übersiedelten sie in das ihnen überlassene Bußhaus St. Hieronymus. Nun diente das Gebäude als Waisenhaus der Stadt Wien für arme Bürgerstöchter. Nach deren Übersiedlung ins Bürgerspital gründete Kaiserin Eleonore im Nikolaikloster 1625 ein Clarissenkloster (besiedelt mit 1624 wegen der Bocskayschen Unruhen aus Pressburg geflüchteten Nonnen). Die Kirche wurde 1652-53 neu erbaut (Weihe am 9. Dezember 1653), das baufällige Kloster zwischen 1669 und 1731 erneuert. Am 12. Jänner 1782 wurde das Kloster durch Joseph II. aufgehoben. 1785 wurden die Kirche und das Konventgebäude demoliert. Auf dem Areal entstanden private Wohnhäuser. Das einstige Gnadenbild der Kirche, „Maria, Heil der Kranken", kam in das Franziskanerkloster in Maria Enzersdorf (Niederösterreich).

Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 183 f.
  • Victor Renner: Berichte aus dem Nikolaikloster über die Belagerung Wiens im Jahre 1683, in: Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien: Gerlach & Wiedling, Jg. 7. 1889, S. 290 ff.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 33
  • Benedikt Kluge: Regesten zur Geschichte des Cistercienserinnen-Klosters bei St. Niklas vor dem Stubentore, in: Joseph Kopallik, Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1, 1890, S. 197 ff.
  • Haydn (Katalog.). 1982, S. 358
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 464 f.
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846. Band 2, S. 218, S. 231 f.
  • Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbürger. 1931, S. 131 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 175 f.