Niederösterreich

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Niederösterreich, Territorium.

1) Ländergruppe

1501-1564 waren die habsburgischen Erbländer Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain unter dem Verwaltungsbegriff Niederösterreich erfasst und gemeinsamen „Mittelbehörden" (Instanz zwischen den Landes- und Zentralbehörden: Niederösterreichisches Regiment, Niederösterreichische Kammer) unterstellt. 1564-1749 und 1759-1783 war der Sprengel von Niederösterreich auf Österreich unter und ob der Enns beschränkt. Erstmals 1749-1759 und endgültig 1783 war die Trennung beider Länder in allen Instanzen vollzogen.

2) Land

(Kron- beziehungsweise Bundesland): Im 1156 geschaffenen und durch die Einverleibung des Traungaus (Erbfall der Georgenberger Handfeste 1192) und des Gebiets zwischen der Piesting und dem Semmering (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) vergrößerten Herzogtum Österreich zeichnete sich in den Landesteilen unter und ob der Enns ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gesonderte Entwicklung ab. Ab dem 15. Jahrhundert gab es in beiden Teilen landständischen Organisationen und eigene Verwaltungsbehörden. Die verfassungsmäße Trennung in zwei Erbländer (Kronländer) wurde erst 1783 endgültig (sub 1). Offiziell hießen die beiden Länder bis 1918 Österreich unter bezihungsweise ob der Enns; im inoffiziellen Sprachgebrauch nannte man das Land unter der Enns Niederösterreich, während sich Tür das Land ob der Enns der Name Oberösterreich einbürgerte (der bis 1782 auch für einen größeren Sprengel gegolten hatte). Die Hauptstadt Niederösterreichs (als Land) war Wien, das im Lauf der Zeit beträchtlich vergrößert wurde (1850/1861 Vorstädte, 1874 Favoriten, 1890/1892 Vororte, 1904/1810 Floridsdorf; vergleiche Linienwall, Verzehrungssteuer). Mit der Schaffung der Republik Österreich (12. November 1918) galten Niederösterreich und 0berösterreich als ausschließliche und gesetzliche Bezeichnungen für die beiden Länder. Im Rahmen der am 1. Oktober 1920 beschlossenen Bundesverfassung schloss das Bundesland Niederösterreich zunächst noch Wien als Landeshauptstadt ein. Durch das Trennungsgesetz vom 29. Dezember 1921 (das am 1. Jänner 1922 in Kraft trat) wurde Wien von Niederösterreich abgetrennt und in ein selbständiges Bundesland umgewandelt; die niederösterreichische Landesregierung und der niederösterreichische Landtag behielten jedoch ihren Sitz in Wien 1919 wurde die Nordgrenze von Niederösterreich durch die Abtretung von sieben Gemeinden bei Gmünd und der Stadt Feldsberg an die Tschechoslowakische Republik verändert. Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich wurden am 15. Oktober 1938 97 Gemeinden von Niederösterreich abgetrennt und mit Wien vereinigt (Groß-Wien); dafür kamen die Bezirke Eisenstadt, Neusiedl, Mattersburg und Oberpullendorf des aufgelösten Burgenlands zu Niederösterreich. Am 9. Jänner 1939 wurde Niederösterreich um sieben bisher zur Tschechoslowakische Republik gehörenden südmährischen Bezirke zuzüglich Gmünd und Theben (Devín bei Pressburg) vergrößert. Am 1. Mai 1939 wurde Niederösterreich in den Reichsgau Niederdonau (mit Krems als Hauptstadt) umgewandelt. Mit der Wiederherstellung der Republik Österreich im April 1945 erhielt das Land wieder den Namen Niederösterreich, Landesregierung und Landtag verlegten ihren Sitz nach Wien. Die Grenze gegen die Tschechoslowakische Republik wurde auf den Stand von 1919 (beziehungsweise 1937) verändert, am 1. Oktober 1945 kehrten auch die ehemaligen burgenländischen Bezirke zum wiedererrichteten Burgenland zurück. Die 1946 beschlossene Rückgliederung von 80 der 1938 eingemeindeten Gemeinden an Niederösterreich wurde wegen Einspruchs des Alliierten Rats erst am 1. September 1954 rechtskräftig. 1986 fasste der niederösterreichische Landtag den Beschluss, St. Polten zur Hauptstadt Niederösterreichs zu erheben und die Verwaltungsdienststellen der niederösterreichische Landesregierung sowie den niederösterreichische Landtag dorthin zu verlegen.

Literatur

  • Albert Starzer: Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. Die Landeschefs und Räthe dieser Behörde von 1501 bis 1896 mit den Wappen und zahlreichen Lichtdruckbildnissen der Landeschefs. Wien: K.K. Niederösterreichische Statthalterei 1897, S. 1 ff., besonders S 58, S. 113 f.
  • Karl Gutkas: Geschichte des Landes Niederösterreich. St. Pölten / Wien: Verlag Niederösterreichisches Pressehaus 61983)
  • Oskar Lehner: Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Mit Grundzügen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Linz: Trauner 1992