Neuer Streicherhof: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Johann Baptist Streicher]], der 1833 von seinem Vater [[Andreas Johann Streicher]] den [[Alter Streicherhof|Alten Streicherhof]] (3, [[Ungargasse]] 46) erbte, verlegte die Klavierfabrikation in das von ihm 1837 nach Plänen von Anton Grünn errichtete Haus "Zum goldenen Karpfen", das daraufhin "Neuer Streicherhof" genannt wurde. Im ersten Geschoß des mit einer klassizistischen Fassade versehenen rechten Hoftrakts richtete er einen Schau- und Vorführraum ein, der dem Saal im alten Hof nachgebildet war und sich zu einem beliebten Konzertsaal entwickelte. Zu den Gästen und Freunden des Hauses gehörten Clara und [[Robert Schumann]], [[Johannes Brahms]], [[Franz Liszt]], [[Frédéric Chopin]] und [[Gounodbüste|Charles Gounod]], [[Jenny Lind]], [[Johann Josef La Roche|La Roche]], [[Charlotte Wolter]], [[Heinrich Laube|Laube]], [[Hans Makart|Makart]] und [[Franz Grillparzer]]. [[Johann Baptist Streicher|Johann Baptists]] Sohn Emil erbte 1871 die Fabrik und den Neuer Streicherhof, den er 1877 durch den Zubau eines Hof- und Seitentrakts erweitern ließ; die Fabrik bestand bis 1896; Streicher löste sie auf, als sein Sohn Theodor keine Neigung erkennen ließ, das Unternehmen zu führen, sondern sich ausschließend als Komponist betätigte. 1895 Gebrüder Stingl ([[Gustav Ignaz Stingl|Stingl Gustav Ignaz]]).
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== Einige Details zu ehemalige Bewohner und Institutionen der Ungargasse 27 ==
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* Mietmöbel Föhr.
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Carl Oskar Föhr gründete in Wien im Jahr 1873 den Dekorations- und Tapeziererbetrieb. Der FÖHR Goldstuhl wurde 1895 für höfische Anlässe in der eigenen Tischlerei gefertigt. Der älteste Sohn der Familie Föhr, Franz Marischka<ref>http://www.foehr.at/unternehmen/geschichte/</ref> führte den Betrieb ab 1908 weiter und machte ihn zur ersten und für lange Zeit einzigen und bekanntesten "Möbelverleihanstalt" Österreichs mit Firmensitz in der Ungargasse im III. Bezirk. Der Betrieb übersiedelte um 1990 in eine größere Betreibshalle in Wien-Simmering.
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* Emil Streicher,(1884). Die bis 1896 bestehende Hofpianofortefabrik.<ref>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=smw&datum=18840164&query=((text:ungargasse-27))&ref=anno-search&seite=11</ref>
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* Das k. k. naturhistorische Hofmuseum, Ungargasse 27.
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Viele Unternehmungen vergrößerten die Bestände des Naturhistorische Museum (1, Burgring 7) so sehr, sodass neue Räumlichkeiten bezogen werden mussten: Völkerkundlichen Exponate der Brasilien Expedition wurden - als ein Beispiel zu nennen - im "Kaiserhaus" in der Ungargasse ausgestellt. 
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* Gebrüder Stingl, K. und K. Hofklavierfabrik. (1895). Im Jahr 1931 wurde der historische " Streicher-Saal"<ref>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsb&datum=19311206&seite=10&zoom=33&query=%22ungargasse-27%22&ref=anno-search</ref> mit einem Eröffnungskonzert in seiner ursprünglich Verwendung wiedereröffnet.
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* Wilhelm Stahl, Uhrmracher und Inhaber der " Erste Wiener Wecker Reparatur Anstalt ".
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Im Jahr 1900 befand sich in diesem Haus die " Erste Wiener Wecker Reparatur Anstalt "<ref>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=fig&datum=19000310&query=%22ungargasse-27%22&ref=anno-search&seite=11</ref> der Uhrmachers Wilhelm Stahl.
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* Peter Pakesch. Galerist.
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Nachdem Peter Pakesch bereits 1981 seine erste Galerie in der Ballgasse 6, Wien Innere Stadt eröffnete, betrieb er später eine zweite Galerie im Haus Ungargasse 27, auf Stiege I, rechts neben dem Hauseingang. Der Zugang zur ehemals „Galerie Pakesch „lag erreichbar vom Hausflur  der zweiten Etage aus, über eine Außentreppe an der Hausmauer. Im Jahr 1993 schloss Pakesch seine Galerie in Wien. In den 12 Jahren seiner Tätigkeit als Galerist konnte er österreichische Künstler wie Franz West und Heimo Zobernig international bekannt machen. In den folgenden Jahren arbeitete er als freier Kurator für die Nationalgalerie Prag, 1996 übernahm er die Position des Direktors an der Kunsthalle Basel.
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== Einzelnachweise ==
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==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 30. Mai 2018, 17:05 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zum goldenen Karpfen
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Johann Baptist Streicher
Einlagezahl
Architekt Anton Grünn
Prominente Bewohner
PageID 20971
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 30.05.2018 durch DYN.michaelaleo
  • 3., Ungargasse 27

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Neuer Streicherhof, (3, Ungargasse 27), weitläufige Anlage mit unregelmäßig angeordneten Hoftrakten und einer langgestreckten Straßenfront.

Johann Baptist Streicher, der 1833 von seinem Vater Andreas Johann Streicher den Alten Streicherhof (3, Ungargasse 46) erbte, verlegte die Klavierfabrikation in das von ihm 1837 nach Plänen von Anton Grünn errichtete Haus "Zum goldenen Karpfen", das daraufhin "Neuer Streicherhof" genannt wurde. Im ersten Geschoß des mit einer klassizistischen Fassade versehenen rechten Hoftrakts richtete er einen Schau- und Vorführraum ein, der dem Saal im alten Hof nachgebildet war und sich zu einem beliebten Konzertsaal entwickelte. Zu den Gästen und Freunden des Hauses gehörten Clara und Robert Schumann, Johannes Brahms, Franz Liszt, Frédéric Chopin und Charles Gounod, Jenny Lind, La Roche, Charlotte Wolter, Laube, Makart und Franz Grillparzer. Johann Baptists Sohn Emil erbte 1871 die Fabrik und den Neuer Streicherhof, den er 1877 durch den Zubau eines Hof- und Seitentrakts erweitern ließ; die Fabrik bestand bis 1896; Streicher löste sie auf, als sein Sohn Theodor keine Neigung erkennen ließ, das Unternehmen zu führen, sondern sich ausschließend als Komponist betätigte. 1895 Gebrüder Stingl (Stingl Gustav Ignaz).

Einige Details zu ehemalige Bewohner und Institutionen der Ungargasse 27

  • Mietmöbel Föhr.

Carl Oskar Föhr gründete in Wien im Jahr 1873 den Dekorations- und Tapeziererbetrieb. Der FÖHR Goldstuhl wurde 1895 für höfische Anlässe in der eigenen Tischlerei gefertigt. Der älteste Sohn der Familie Föhr, Franz Marischka[1] führte den Betrieb ab 1908 weiter und machte ihn zur ersten und für lange Zeit einzigen und bekanntesten "Möbelverleihanstalt" Österreichs mit Firmensitz in der Ungargasse im III. Bezirk. Der Betrieb übersiedelte um 1990 in eine größere Betreibshalle in Wien-Simmering.

  • Emil Streicher,(1884). Die bis 1896 bestehende Hofpianofortefabrik.[2]
  • Das k. k. naturhistorische Hofmuseum, Ungargasse 27.

Viele Unternehmungen vergrößerten die Bestände des Naturhistorische Museum (1, Burgring 7) so sehr, sodass neue Räumlichkeiten bezogen werden mussten: Völkerkundlichen Exponate der Brasilien Expedition wurden - als ein Beispiel zu nennen - im "Kaiserhaus" in der Ungargasse ausgestellt.

  • Gebrüder Stingl, K. und K. Hofklavierfabrik. (1895). Im Jahr 1931 wurde der historische " Streicher-Saal"[3] mit einem Eröffnungskonzert in seiner ursprünglich Verwendung wiedereröffnet.
  • Wilhelm Stahl, Uhrmracher und Inhaber der " Erste Wiener Wecker Reparatur Anstalt ".

Im Jahr 1900 befand sich in diesem Haus die " Erste Wiener Wecker Reparatur Anstalt "[4] der Uhrmachers Wilhelm Stahl.

  • Peter Pakesch. Galerist.

Nachdem Peter Pakesch bereits 1981 seine erste Galerie in der Ballgasse 6, Wien Innere Stadt eröffnete, betrieb er später eine zweite Galerie im Haus Ungargasse 27, auf Stiege I, rechts neben dem Hauseingang. Der Zugang zur ehemals „Galerie Pakesch „lag erreichbar vom Hausflur der zweiten Etage aus, über eine Außentreppe an der Hausmauer. Im Jahr 1993 schloss Pakesch seine Galerie in Wien. In den 12 Jahren seiner Tätigkeit als Galerist konnte er österreichische Künstler wie Franz West und Heimo Zobernig international bekannt machen. In den folgenden Jahren arbeitete er als freier Kurator für die Nationalgalerie Prag, 1996 übernahm er die Position des Direktors an der Kunsthalle Basel.

Einzelnachweise

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Literatur

  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 67
  • Walther Brauneis: Ein vergessener Wiener Konzertsaal: in: Mitteilungen Wiener Beethoven-Gesellschaft 4 (1977), S. 14, 16
  • Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2); S. 267