Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ursprünge der NSDAP in Wien liegen wie im übrigen Österreich im deutschnational-völkischen Milieu. Besonders die Universitäten und Hochschulen bildeten einen idealen Nährboden für den frühen Nationalsozialismus. Aufgrund der Stärke der österreichischen Sozialdemokratie gelang es der NSDAP jedoch zunächst nicht auch in der Industriearbeiterschaft Fuß zu fassen. Sie blieb in den 1920er und frühen 1930er-Jahren eine Partei der Studenten, Akademiker, Beamten, ehemaliger Offiziere und Soldaten und Kleingewerbetreibenden. Nach eigenen Angaben umfasste die Wiener NSDAP 1923 etwa 34.000 Mitglieder. Im Gefolge des gescheiterten Putschversuches Adolf Hitlers in München am 9. November 1923 setzte ein Zerfalls- und Niedergangsprozess der Wiener Partei ein der bis 1929 anhalten sollte. 1926 spaltete sich eine Gruppe um den Parteiobmann Karl Schulz von der NSDAP ab, der auch vom ehemaligen Obmann und Anwalt Walter Riehl unterstützt wurde. Die Anhänger Hitlers versahen die NSDAP nunmehr mit der Beifügung Hitler-Bewegung um sie eindeutig von der Schulz-Riehl-Gruppe abzuheben.   
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Die Ursprünge der NSDAP in Wien liegen wie im übrigen Österreich im deutschnational-völkischen Milieu. Besonders die Universitäten und Hochschulen bildeten einen idealen Nährboden für den frühen Nationalsozialismus. Aufgrund der Stärke der österreichischen Sozialdemokratie gelang es der NSDAP jedoch zunächst nicht auch in der Industriearbeiterschaft Fuß zu fassen. Sie blieb in den 1920er und frühen 1930er-Jahren eine Partei der Studenten, Akademiker, Beamten, ehemaliger Offiziere und Soldaten und Kleingewerbetreibenden. Nach eigenen Angaben umfasste die Wiener NSDAP 1923 etwa 34.000 Mitglieder. Im Gefolge des gescheiterten Putschversuches Adolf Hitlers in München am 9. November 1923 setzte ein Zerfalls- und Niedergangsprozess der Wiener Partei ein der bis 1929 anhalten sollte. 1926 spaltete sich eine Gruppe um den Parteiobmann Karl Schulz von der NSDAP ab, der auch vom ehemaligen Obmann und Anwalt Walter Riehl unterstützt wurde. Die Anhänger Hitlers versahen die NSDAP nunmehr mit der Beifügung "Hitlerbewegung" um sie eindeutig von der Schulz-Riehl-Gruppe abzuheben.   
 
Bei den Gemeinderats-Wahlen 1927 kandidierten die Großdeutsche Volkspartei und die  Schulz-Riehl-Gruppe mit den Christlichsozialen auf einer [[Einheitsliste]], die 36,5 % der gültigen Stimmen und 42 von 120 Mandaten errang (35 % der Mandate).  
 
Bei den Gemeinderats-Wahlen 1927 kandidierten die Großdeutsche Volkspartei und die  Schulz-Riehl-Gruppe mit den Christlichsozialen auf einer [[Einheitsliste]], die 36,5 % der gültigen Stimmen und 42 von 120 Mandaten errang (35 % der Mandate).  
  
Erst die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise bewirkte eine Aufschwung der darniederliegenden Wiener NSDAP. Es gelang den Nationalsozialisten auch in Wien die Stimmen der deutschnationalen und mittelständsichen Großdeutschen Volkspartei an sich zu binden und Einbrüche in der Wählerschaft der Christlichsozialen Partei zu erzielen.  
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Erst die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise bewirkte eine Aufschwung der darniederliegenden Wiener NSDAP-Hitlerbewegung". Es gelang den Nationalsozialisten auch in Wien die Stimmen der deutschnationalen und mittelständischen Großdeutschen Volkspartei an sich zu binden und Einbrüche in der Wählerschaft der Christlichsozialen Partei zu erzielen. Aufgrund des Zulaufs von Mitgliedern und Anhängerinnen und Anhänger konnte die Partei 1931 ein neues Hauptquartier in der [[Hirschengasse]] 25 in [[Mariahilf]] ankaufen und einrichten, das sogenannte [[Adolf-Hitler-Haus|"Adolf-Hitler-Haus"]].
  
Bei den Gemeinderats-Wahlen 1932 kandidierten die Christlichsozialen und die „NSDAP-Hitlerbewegung" getrennt und erreichten 17,93 beziehungsweise 15,47 % der gültigen Stimmen (gemeinsam 33,4 %); sie zogen mit 19 beziehungsweise 15 Mandataren in den nunmehr 100 Mandate umfassenden Gemeinderat ein (19 % beziehungsweise 15 % der Mandate, das sind zusammen 34 %); Klubobmann der Nationalsozialisten im Wiener Landtag und Gemeinderat wurde [[Alfred Eduard Frauenfeld]]. Die Hochburgen der NSDAP lagen bei der Gemeinderatswahl 1932 in den bürgerlichen
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Bei den Gemeinderats-Wahlen 1932 kandidierten die Christlichsozialen und die "NSDAP-Hitlerbewegung" getrennt und erreichten 17,93 beziehungsweise 15,47 % der gültigen Stimmen (gemeinsam 33,4 %); sie zogen mit 19 beziehungsweise 15 Mandataren in den nunmehr 100 Mandate umfassenden Gemeinderat ein (19 % beziehungsweise 15 % der Mandate, das sind zusammen 34 %); Klubobmann der Nationalsozialisten im Wiener Landtag und Gemeinderat wurde [[Alfred Eduard Frauenfeld]]. Die Hochburgen der NSDAP lagen bei der Gemeinderatswahl 1932 in den bürgerlichen Bezirken. Im bürgerlichen 4. Wiener Gemeindebezirk (Wieden) konnte die NSDAP ihr bestes Ergebnis erreichen, im proletarischen 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering ihr schlechtestes. Die Wählerschaft der "NSDAP-Hitlerbewegung" in Wien war also am Vorabend der Ausschaltung der Demokratie noch vorwiegend bürgerlich geprägt.   
Bezirken. Im bürgerlichen 4. Wiener Gemeindebezirk (Wieden) konnte die NSDAP ihr bestes Ergebnis erreichen, im proletarischen 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering ihr schlechtestes. Die Wählerlschaft der NSDAP in Wien war also am Vorabend der Ausschaltung der Demokratie noch vorwiegend bürgerlich geprägt.   
 
  
  
Den Nationalsozialisten wurden die Mandate im Zuge des Parteiverbots im Juni 1933 aberkannt. In der Illegalität verschärfte die NSDAP ihre Terrorkampagne, die im Juli-Putsch und der Ermordung Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 ihren Höhepunkt fand.  
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Der "NSDAP-Hitlerbewegung" wurden die Mandate im Zuge des Parteiverbots im Juni 1933 aberkannt. In der Illegalität verschärfte die NSDAP ihre Terrorkampagne, die im Juli-Putsch und der Ermordung Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 ihren Höhepunkt fand.  
  
  

Version vom 10. März 2017, 11:31 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Politische Partei
Datum von 1920
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Alfred Eduard Frauenfeld
PageID 15716
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 10.03.2017 durch DYN.georggaenser

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Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Abkürzung NSDAP) Nationalsozialismus. Die Ursprünge der NSDAP in Wien liegen wie im übrigen Österreich im deutschnational-völkischen Milieu. Besonders die Universitäten und Hochschulen bildeten einen idealen Nährboden für den frühen Nationalsozialismus. Aufgrund der Stärke der österreichischen Sozialdemokratie gelang es der NSDAP jedoch zunächst nicht auch in der Industriearbeiterschaft Fuß zu fassen. Sie blieb in den 1920er und frühen 1930er-Jahren eine Partei der Studenten, Akademiker, Beamten, ehemaliger Offiziere und Soldaten und Kleingewerbetreibenden. Nach eigenen Angaben umfasste die Wiener NSDAP 1923 etwa 34.000 Mitglieder. Im Gefolge des gescheiterten Putschversuches Adolf Hitlers in München am 9. November 1923 setzte ein Zerfalls- und Niedergangsprozess der Wiener Partei ein der bis 1929 anhalten sollte. 1926 spaltete sich eine Gruppe um den Parteiobmann Karl Schulz von der NSDAP ab, der auch vom ehemaligen Obmann und Anwalt Walter Riehl unterstützt wurde. Die Anhänger Hitlers versahen die NSDAP nunmehr mit der Beifügung "Hitlerbewegung" um sie eindeutig von der Schulz-Riehl-Gruppe abzuheben. Bei den Gemeinderats-Wahlen 1927 kandidierten die Großdeutsche Volkspartei und die Schulz-Riehl-Gruppe mit den Christlichsozialen auf einer Einheitsliste, die 36,5 % der gültigen Stimmen und 42 von 120 Mandaten errang (35 % der Mandate).

Erst die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise bewirkte eine Aufschwung der darniederliegenden Wiener NSDAP-Hitlerbewegung". Es gelang den Nationalsozialisten auch in Wien die Stimmen der deutschnationalen und mittelständischen Großdeutschen Volkspartei an sich zu binden und Einbrüche in der Wählerschaft der Christlichsozialen Partei zu erzielen. Aufgrund des Zulaufs von Mitgliedern und Anhängerinnen und Anhänger konnte die Partei 1931 ein neues Hauptquartier in der Hirschengasse 25 in Mariahilf ankaufen und einrichten, das sogenannte "Adolf-Hitler-Haus".

Bei den Gemeinderats-Wahlen 1932 kandidierten die Christlichsozialen und die "NSDAP-Hitlerbewegung" getrennt und erreichten 17,93 beziehungsweise 15,47 % der gültigen Stimmen (gemeinsam 33,4 %); sie zogen mit 19 beziehungsweise 15 Mandataren in den nunmehr 100 Mandate umfassenden Gemeinderat ein (19 % beziehungsweise 15 % der Mandate, das sind zusammen 34 %); Klubobmann der Nationalsozialisten im Wiener Landtag und Gemeinderat wurde Alfred Eduard Frauenfeld. Die Hochburgen der NSDAP lagen bei der Gemeinderatswahl 1932 in den bürgerlichen Bezirken. Im bürgerlichen 4. Wiener Gemeindebezirk (Wieden) konnte die NSDAP ihr bestes Ergebnis erreichen, im proletarischen 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering ihr schlechtestes. Die Wählerschaft der "NSDAP-Hitlerbewegung" in Wien war also am Vorabend der Ausschaltung der Demokratie noch vorwiegend bürgerlich geprägt.


Der "NSDAP-Hitlerbewegung" wurden die Mandate im Zuge des Parteiverbots im Juni 1933 aberkannt. In der Illegalität verschärfte die NSDAP ihre Terrorkampagne, die im Juli-Putsch und der Ermordung Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 ihren Höhepunkt fand.




Literatur

  • Gerhard Botz: Nationalsozialismus in Wien. Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Wien: Mandelbaum 2008.
  • Dirk Hänisch: Die österreichischen NSDAP-Wähler. Eine empirische Analyse ihrer politischen Herkunft und ihres Sozialprofils. Wien: Böhlau 1998.
  • Gerhard Jagschitz: Die österreichischen Nationalsozialisten. In: Gerald Stourzh/Brigitta Bader-Zaar (Hg.): Österreich, Deutschland und die Mächte. Internationale und österreichische Aspekte des "Anschlusses" vom März 1938. Wien: 1990, S. 229-270.
  • Robert Kriechbaumer: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. Wien: Böhlau 2001.
  • Bruce F. Pauley: Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge und Entwicklung in Österreich. Wien: ÖBV 1988.
  • Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1955-1981. Band 15, S. 177, S. 305 f., S. 308 (Namenslisten).