Melchior Khlesl

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Khlesl, Melchior
Abweichende Namensform Klesl, Melchior
Titel
Geschlecht männlich
PageID 4228
GND
Wikidata
Geburtsdatum 19. Februar 1552 JL
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. September 1630
Sterbeort Wiener Neustadt, Niederösterreich
Beruf Erzbischof von Wien, Staatsmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.08.2013 durch WIEN1.lanm08w04
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Nordchor von St. Stephan; Leergrab in der Pfarrkirche von Wiener Neustadt
  • 1., Kärntner Straße 21 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

KhlesI (Klesl) Melchior, * 19. Februar 1553 Wien 1, Kärntner Straße 21 (Allwo der Esel in der Wiege liegt), † 18. September 1630 Wiener Neustadt, Niederösterreich (Nordchor von St. Stephan; Leergrab in der Pfarrkirche von Wiener Neustadt mit Marmorbüste aus der Schule Berninis, um 1630), Erzbischof von Wien, Staatsmann, Sohn eines Wiener bürgerlichen Bäckermeisters. Wuchs in einer lutherischen Familie auf, wurde jedoch während des Philosophiestudiums vom Jesuiten Georg Scherer zur katholischen Kirche geführt. 1571 trat er in das Jesuitenkonvikt St. Barbara in Wien ein, 1576 erhielt er die niederen Weihen und zugleich ein Kanonikat in Breslau. Anschließend war er Lizentiat der Theologie in Ingolstadt. 1579 erhielt Khlesl die Priesterweihe, wenige Tage darauf wurde er Dompropst von St. Stephan und damit Kanzler der Universität Wien. In dieser Eigenschaft sorgte er dafür, daß das Professorenkollegium nur aus Katholiken bestand, und veranlaßte das kaiserliche Dekret vom 2. Jänner 1581, demzufolge bei Promotionen zuerst das Tridentinische Glaubensbekenntnis abgelegt werden mußte. 1579-1600 war Khlesl (von Bischof Urban von Passau bestellt) Passauer Offizial mit Sitz in Wien. Als Generalvikar des Bischofs von Passau säuberte er Pfarren und Klöster in Österreich unter der Enns. 1588 wurde Khlesl Bischof der Wiener Neustadt, 1598 Bischof von Wien. Khlesl ist die hervorstechendste Persönlichkeit der Gegenreformation und zählte (obgleich er dem Orden der Gesellschaft Jesu nicht angehörte) zu dessen entscheidenden Wegbereitern. Merkwürdigerweise dürften Khlesl vor allem materielle Erwägungen, vielleicht auch ein befürchteter verkleinerter Wirkungskreis gegenüber dem Passauer Offizialat veranlaßt haben, vier Jahre mit der Annahme der Wiener Bischofswürde zu zögern. Erst 1602 erfolgte die Amtseinführung (Weihe 1614); 1616 wurde er Kard. Die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts sind unter dem maßgeblichen Einfluß Khlesls (der unter Ksaiser Matthias praktisch die Regierungsgeschäfte führte) von einer gesteuerten „Klosteroffensive" charakterisiert; teilweise neu berufen, kamen zwischen 1603 und 1638 Franziskaner, Barmherzige Brüder, Dominikaner, Kapuziner, Karmeliter, Paulaner auf der Wieden, Barnabiten, Unbeschuhte Karmeliter, Unbeschuhte Augustiner, Schwarzspanier und Serviten nach Wien. Ohne Wissen von Kaiser Matthias wurde Khlesl 1618 von den Erzherzogen Ferdinand und Maximilian verhaftet, nach Tirol und später nach Rom gebracht; 1623 freigelassen, übte er ab 1627 seine Funktion als Bischof von Wien wieder aus. Siehe Khleslplatz.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Ban 16: .... Leipzig: Duncker & Humblot
  • Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Herzberg [u.a.]: Bautz 1975 - lfd. , Spalte 791 ff.
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. S. 143 ff.
  • A. Kerschbaumer: Kardinal Khlesl. 2/1906
  • Meldung, 256
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 1970, S. 31, 41
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 386
  • Alois Eder: Kardnal Khlesl und sein Werk. Diss. Univ. Wien. Wien: 1950