Melchior Khlesl

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Daten zur Person
Personenname Khlesl, Melchior
Abweichende Namensform Klesl, Melchior
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 4228
GND 119120712
Wikidata Q78801
Geburtsdatum 19. Februar 1552 JL
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. September 1630
Sterbeort Wiener Neustadt, Niederösterreich
Beruf Bischof, Priester, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 9.05.2022 durch DYN.kroellnicole
  • 1., Kärntner Straße 21 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bischof von Wien (1598 bis 1618)
  • Bischof von Wien (1627 bis 18.09.1630)
  • Kanzler der Universität Wien (1579)

KhlesI (Klesl) Melchior, * 19. Februar 1553 Wien 1, Kärntner Straße 21 (Allwo der Esel in der Wiege liegt), † 18. September 1630 Wiener Neustadt, Niederösterreich (Nordchor von St. Stephan; Leergrab in der Pfarrkirche von Wiener Neustadt mit Marmorbüste aus der Schule Berninis, um 1630), 1598-1630 Bischof von Wien, Staatsmann, Sohn eines Wiener bürgerlichen Bäckermeisters.

Werdegang

Als Sohn eines Bäckermeisters wuchs Klesl in Wien im protestantischen Glauben auf. Während des Philosophiestudiums an der Universität Wien, 1570-1574, kam er in Kontakt mit dem Jesuiten P. Georg Scherer, einem katholischen Prediger.

Diese Begegnungen ließen in ihm den Entschluss reifen, zum katholischen Glauben zu konvertieren und Priester zu werden. 1574 trat er schließlich ins päpstliche Alumnat bei den Jesuiten in Wien (Jesuitenkonvikt St. Barbara) ein. Schon als Alumne war er als Prediger in verschiedenen Pfarren tätig.

1576 empfängt Klesl die niederen Weihen und erhält ein Kanonikat in Brünn (Brno, Tschechische Republik). Aufgrund der Empfehlungen Kaiser Maximilians II. verlieh ihm Papst Gregor XIII. ein Kanonikat in Breslau, auf das er am 5. Februar 1578 investiert wurde.

1579 promovierte er in Ingolstadt zum Doktor der Philosophie und erwarb ein theologisches Lizenziat. Im selben Jahr empfing er das Subdiakonat von Bischof Kaspar Neubeck in der Andreaskapelle des Wiener Bischofshofes.

Zwei Wochen nach der Priesterweihe, die er am 30. Juni 1579 durch Bischof Neubeck empfangen hatte, ernannte ihn der Kaiser zum Dompfarrer von St. Stephan und damit zum Kanzler der Universität Wien. In dieser Funktion sorgte Klesl dafür, dass das Professorenkollegium nur aus Katholiken bestand, und verlangte von jedem Promotionskandidaten die Ablegung der Professio fidei (des katholischen Glaubensbekenntnisses, das den Richtlinien des Konzils von Trient entsprach; kaiserliches Dekret vom 2. Jänner 1581), um den Zulauf zum protestantischen Glauben zu unterbinden. Klesl legte die Grundlagen für eine erste Vereinigung der Universität mit den jesuitischen Lehr- und Studienanstalten in Wien. Seine Universitätskarriere führt ihn bis zur Position des Dekans der theologischen Fakultät (zwischen 1590 und 1593) und eines Rektors (1551-1592).



1579-1600 war Khlesl (von Bischof Urban von Passau bestellt) Passauer Offizial mit Sitz in Wien. Als Generalvikar des Bischofs von Passau säuberte er Pfarren und Klöster in Österreich unter der Enns. 1588 wurde Khlesl Bischof der Wiener Neustadt, 1598 Bischof von Wien. Khlesl ist die hervorstechendste Persönlichkeit der Gegenreformation und zählte (obgleich er dem Orden der Gesellschaft Jesu nicht angehörte) zu dessen entscheidenden Wegbereitern. Merkwürdigerweise dürften Khlesl vor allem materielle Erwägungen, vielleicht auch ein befürchteter verkleinerter Wirkungskreis gegenüber dem Passauer Offizialat veranlasst haben, vier Jahre mit der Annahme der Wiener Bischofswürde zu zögern. Erst 1602 erfolgte die Amtseinführung (Weihe 1614); 1616 wurde er Kardinal. Die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts sind unter dem maßgeblichen Einfluss Khlesls (der unter Kaiser Matthias praktisch die Regierungsgeschäfte führte) von einer gesteuerten „Klosteroffensive" charakterisiert; teilweise neu berufen, kamen zwischen 1603 und 1638 Franziskaner, Barmherzige Brüder, Dominikaner, Kapuziner, Karmeliter, Paulaner auf der Wieden, Barnabiten, Unbeschuhte Karmeliter, Unbeschuhte Augustiner, Schwarzspanier und Serviten nach Wien. Ohne Wissen von Kaiser Matthias wurde Khlesl 1618 von den Erzherzogen Ferdinand und Maximilian verhaftet (siehe Entführung Kardinal Klesls), nach Tirol und später nach Rom gebracht; 1623 freigelassen, übte er ab 1627 seine Funktion als Bischof von Wien wieder aus. Siehe Khleslplatz.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Band 16: Kircher - v. Kotzebue. Leipzig: Duncker & Humblot 1882
  • Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Herzberg [u.a.]: Bautz 1975 - lfd. , Spalte 791 ff.
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Alois Eder: Kardnal Khlesl und sein Werk. Diss. Univ. Wien. Wien: 1950
  • Hugo Hantsch [Hg.]: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck [u.a.]: Tyrolia 1962, S. 143 ff.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 386
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 256
  • Anton Kerschbaumer: Kardinal Khlesl. Eine Monographie. Wien: Kirsch 1905
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-587
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 68-69
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 46-47
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 1970, S. 31, 41
  • Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck - Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 484, 486, 488-490, 493, 508-512, 532
  • Johann Weißensteiner: Melchior Klesl. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 367-370
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich: Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 215-219