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Marco d'Aviano (eigentlich Carlo Cristofori), * 17. November
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Marco d'Aviano (eigentlich Carlo Cristofori), * 17. November 1631 Aviano, † 13. August 1699 Wien ([[1]]., [[Kapuzinerkloster (1)|Kapuzinerkloster]], Grabstelle [[Kapuzinerkirche]], Grabplatte vor dem Altar; links [[Denkmal]] von Michael Rieser, 1891), [[Kapuziner (Orden)|Kapuzinerpater]], Bußprediger.
1631 Aviano, † 13. August 1699 Wien (1, Kapuzinerkloster,
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Grabstelle Kapuzinerkirche, Grabplatte vor dem Altar; links
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Vom Papst 1690 als Missionsprediger nach Linz entsandt, hat der redegewaltige Mönch die Bekanntschaft [[Leopold I.|Leopolds I.]] gemacht, mit dem er bis zu seinem Tod in dauerndem Briefwechsel stand; Leopold nannte ihn seinen "Freund und Berater" und stimmte mit ihm in religiösen und kirchenpolitischen Ansichten völlig überein. 1682 weilte Aviano erstmals in Wien, predigte in Gegenwart der kaiserlichen Familie bei St. Stephan und erteilte bei der [[Dreifaltigkeitssäule (1)|Dreifaltigkeitssäule]] am [[Graben]] dem versammelten Volk den Segen. Als sich [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|1683]] die [[Türken]] Wien näherten, berief der Kaiser den Prediger neuerlich nach Wien, damit er als Apostolischer Delegat beim kaiserlichen Heer die religiöse Vorbereitung zum Entsatz Wiens leite. Aviano bewegte [[Leopold I.]] dazu, auf die persönliche Führung des Entsatzheers zu verzichten, als Sobieski zu verstehen gegeben hatte, er würde lieber mit seinen Truppen umkehren als den Führungsanspruch aufzugeben. Am 12. September 1683 las Aviano auf dem (heutigen) [[Leopoldsberg]] (damals noch Kahlenberg genannt) vor dem Entsatzheer die berühmte Messe (Gedenktafel), während des ganzen Kampftags befand er sich bei den Truppen. Auch in den folgenden Jahren nahm er an den Türkenkämpfen teil (1685 Neuhäusel, 1686 Ofen, 1687 Mohacs, 1688 Belgrad). Man kennt ihn aus zeitgenössischen Darstellungen, das Kreuz in der erhobenen Rechten, wie er an der Spitze der Soldaten gegen den Feind stürmt. Kurz vor seinem Tod kam er 1699 nochmals nach Wien. Seligsprechung 1912.
Denkmal von Michael Rieser, 1891), Kapuzinerpater,
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Bußprediger. Vom Papst 1690 als Missionsprediger nach
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Im Auftrag der Stadt Wien hat eine [[Kommission zur Prüfung der Wiener Straßennamen|HistorikerInnen-Kommission]] die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener [[Straßennamen|Straßen]] benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen.
Linz entsandt, hat der redegewaltige Mönch die Bekannt-
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schaft Leopolds I. gemacht, mit dem er bis zu seinem Tod
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Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe sei die Bewertung der historischen Rolle von Marco d'Aviano nach neueren Forschungen (auf Grund seiner anti-islamische Haltung [Anm.]) umstritten. Kardinal Innitzer rühmte ihn 1933 neben Dollfuß als "Retter des Abendlandes". 1935 wurde eine Feier zu Ehren d'Avianos abgehalten und eine Statue neben der Kapuzinergruft enthüllt.
in dauerndem Briefwechsel stand; Leopold nannte ihn
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seinen „Freund und Berater" und stimmte mit ihm in reli-
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giösen und kirchenpolitischen Ansichten völlig überein. 1682
 
weilte Aviano erstmals in Wien, predigte in Gegenwart der kaiserlichen Fa-
 
milie bei St. Stephan und erteilte bei der Dreifaltigkeitssäule
 
am Graben dem versammelten Volk den Segen. Als sich
 
1683 die Türken Wien näherten, berief der Kaiser den Prediger
 
neuerlich nach Wien, damit er als Apostolischer Delegat beim kaiserlichen
 
Heer die religiöse Vorbereitung zum Entsatz Wiens leite. Aviano
 
bewegte Leopold I. dazu, auf die persönliche Führung des
 
Entsatzheers zu verzichten, als Sobieski zu verstehen gege-
 
ben hatte, er würde lieber mit seinen Truppen umkehren
 
als den Führungsanspruch aufzugeben. Am 12. September 1683 las
 
Aviano auf dem (heutigen) Leopoldsberg (damals noch Kahlen-
 
berg genannt) vor dem Entsatzheer die berühmte Messe (GT),
 
während des ganzen Kampftags befand er sich bei den
 
Truppen. Auch in den folgenden Jahren nahm er an den
 
Türkenkämpfen teil (1685 Neuhäusel, 1686 Ofen, 1687
 
Mohacs, 1688 Belgrad). Man kennt ihn aus zeitgenössischen
 
Darstellungen, das Kreuz in der erhobenen Rechten, wie
 
er an der Spitze der Soldaten gegen den Feind stürmt.
 
Kurz vor seinem Tod kam er 1699 nochmals nach Wien. Siehe auch
 
[[Avianodenkmal]], [[Marco-d'Aviano-Gasse]]; Kanzelre-
 
lief in der Pfarrkirche St. Leopold (21, Kinzerpl. 19); Se-
 
ligsprechung 1912.
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*K. J. Graner / E. K. Winter / H. K. Zeßner-Spitzenberg [Hg.]: Marco d'Aviano Ord. M. Cap. Sein Werk und seine Zeit. Eine Festschrift zum 250. Jahrestag der Türkenbefreiung. Wien: Gsur & Co 1933
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*K. J. Graner / E. K. Winter / H. K. Zeßner-Spitzenberg [Hg.]: Marco d'Aviano Ord. M. Cap. Sein Werk und seine Zeit. Eine Festschrift zum 250. Jahrestag der Türkenbefreiung. Wien: Gsur & Co 1933
 
*Fidelis Krautsack: Der Kapuziner Marcus von Aviano und die Rettung Wien 1683. In: 800 Jahre Franz von Assisi (Katalog Krems-Stein 1982) S. 349 ff.
 
*Fidelis Krautsack: Der Kapuziner Marcus von Aviano und die Rettung Wien 1683. In: 800 Jahre Franz von Assisi (Katalog Krems-Stein 1982) S. 349 ff.
 
*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 82 f., 269
 
*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 82 f., 269
 
*Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925 [Gesamtaufnahme], S. 748
 
*Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925 [Gesamtaufnahme], S. 748
*Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 85
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*Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 85
*Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 338.
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*Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 338
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* Oliver Rathkolb et al.: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
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* Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 196
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* Johanna Pisa / Isabella Wasner-Peter: Marco d'Aviano: Prediger und Diplomat. Wien: Stadt Wien 2000 (Katalog der 238. Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek)
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==Weblinks==
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_d%E2%80%99Aviano Wikipedia: Marco d'Aviano]
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* [http://www.treccani.it/enciclopedia/marco-d-aviano_%28Dizionario-Biografico%29/  Dizionario Biografico degli Italiani: Marco d'Aviano]
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* [http://www.friul.net/dizionario_biografico/index.php?id=1163&x=1 Dizionario biografico friulano: Carlo Domenico Cristofori]
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* [https://it.wikipedia.org/wiki/Marco_d%27Aviano Wikipedia (it): Marco d'Aviano]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 15:38 Uhr

Daten zur Person
Personenname Aviano, Marco d'
Abweichende Namensform Cristofori, Carlo Domenico; Markus von Aviano
Titel
Geschlecht männlich
PageID 872
GND 118731076
Wikidata Q833908
Geburtsdatum 17. November 1631
Geburtsort Aviano
Sterbedatum 13. August 1699
Sterbeort Wien
Beruf Priester, Prediger, Heiliger
Parteizugehörigkeit
Ereignis Zweite Türkenbelagerung (1683)
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Katholische Kirchen, Katholiken
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Kapuzinerkirche
Grabstelle Grabplatte vor dem Altar

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marco d'Aviano (eigentlich Carlo Cristofori), * 17. November 1631 Aviano, † 13. August 1699 Wien (1., Kapuzinerkloster, Grabstelle Kapuzinerkirche, Grabplatte vor dem Altar; links Denkmal von Michael Rieser, 1891), Kapuzinerpater, Bußprediger.

Vom Papst 1690 als Missionsprediger nach Linz entsandt, hat der redegewaltige Mönch die Bekanntschaft Leopolds I. gemacht, mit dem er bis zu seinem Tod in dauerndem Briefwechsel stand; Leopold nannte ihn seinen "Freund und Berater" und stimmte mit ihm in religiösen und kirchenpolitischen Ansichten völlig überein. 1682 weilte Aviano erstmals in Wien, predigte in Gegenwart der kaiserlichen Familie bei St. Stephan und erteilte bei der Dreifaltigkeitssäule am Graben dem versammelten Volk den Segen. Als sich 1683 die Türken Wien näherten, berief der Kaiser den Prediger neuerlich nach Wien, damit er als Apostolischer Delegat beim kaiserlichen Heer die religiöse Vorbereitung zum Entsatz Wiens leite. Aviano bewegte Leopold I. dazu, auf die persönliche Führung des Entsatzheers zu verzichten, als Sobieski zu verstehen gegeben hatte, er würde lieber mit seinen Truppen umkehren als den Führungsanspruch aufzugeben. Am 12. September 1683 las Aviano auf dem (heutigen) Leopoldsberg (damals noch Kahlenberg genannt) vor dem Entsatzheer die berühmte Messe (Gedenktafel), während des ganzen Kampftags befand er sich bei den Truppen. Auch in den folgenden Jahren nahm er an den Türkenkämpfen teil (1685 Neuhäusel, 1686 Ofen, 1687 Mohacs, 1688 Belgrad). Man kennt ihn aus zeitgenössischen Darstellungen, das Kreuz in der erhobenen Rechten, wie er an der Spitze der Soldaten gegen den Feind stürmt. Kurz vor seinem Tod kam er 1699 nochmals nach Wien. Seligsprechung 1912.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen.

Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe sei die Bewertung der historischen Rolle von Marco d'Aviano nach neueren Forschungen (auf Grund seiner anti-islamische Haltung [Anm.]) umstritten. Kardinal Innitzer rühmte ihn 1933 neben Dollfuß als "Retter des Abendlandes". 1935 wurde eine Feier zu Ehren d'Avianos abgehalten und eine Statue neben der Kapuzinergruft enthüllt.

Avianodenkmal, Marco-d'Aviano-Gasse; Kanzelrelief in der Pfarrkirche St. Leopold (21, Kinzerplatz 19)

Literatur

  • K. J. Graner / E. K. Winter / H. K. Zeßner-Spitzenberg [Hg.]: Marco d'Aviano Ord. M. Cap. Sein Werk und seine Zeit. Eine Festschrift zum 250. Jahrestag der Türkenbefreiung. Wien: Gsur & Co 1933
  • Fidelis Krautsack: Der Kapuziner Marcus von Aviano und die Rettung Wien 1683. In: 800 Jahre Franz von Assisi (Katalog Krems-Stein 1982) S. 349 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 82 f., 269
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925 [Gesamtaufnahme], S. 748
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 85
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 338
  • Oliver Rathkolb et al.: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 196
  • Johanna Pisa / Isabella Wasner-Peter: Marco d'Aviano: Prediger und Diplomat. Wien: Stadt Wien 2000 (Katalog der 238. Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek)

Weblinks