Mörung: Unterschied zwischen den Versionen

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Möring (Moric, Mörung), im Mittelalter soviel wie Kanal, Abfluß, Gerinne der Abwässer, wie sie in Wien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden. Das bekannteste Gerinne des Mittelalters war jenes, das auf der Nordseite des Grabens seinen Ausgang nahm, neben dem  Schlossergassel in die Goldschmiedgasse verlief und dann zwischen Münzerstraße (Teil des Bauernmarkts) und Lichtensteg im Zuge des Kramer- und des Rotgassels sowie des Rabensteigs beim Roten Turm in den Donaukanal mündete. Der früheste Beleg (6. Jänner 1324) bezieht sich auf
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Möring (Moric, Mörung), im Mittelalter soviel wie Kanal, Abfluß, Gerinne der Abwässer, Kloake, wie sie in Wien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden. Der Name komt von Moor, Märe, Gemörig. Das bekannteste Gerinne des Mittelalters war jenes, das auf der Nordseite des Grabens seinen Ausgang nahm, neben dem  Schlossergassel in die Goldschmiedgasse verlief und dann zwischen Münzerstraße (Teil des Bauernmarkts) und Lichtensteg im Zuge des Kramer- und des Rotgassels sowie des Rabensteigs beim Roten Turm in den Donaukanal mündete. Der früheste Beleg (6. Jänner 1324) bezieht sich auf
 
den Verlauf der Möring im Bereich des [[Haarmarkt]]s, wogegen der älteste Nachweis in Grabennähe (Roßmarkt) ins Jahr 1386 fällt (Häuser im Schlossergäßchen [1, vor Graben. 30 und 31] hießen Auf der Möring, das Haus Graben 10 stand Gegenüber der Möring); 1387 wurde dieser Teil der Möring ausgemauert und überwölbt. An dem später „Zum Primas von Ungarn" benannt Haus (1, Rotenturmstraße 1, Brandstätte 2) war zur Erinnerung an die Möring eine Inschrifttafel angebracht gewesen, die das städtische Wappen und die Worte „Anno Domi(ni) MCCCLXXXVIII daz dy Mori(n)g g(e)
 
den Verlauf der Möring im Bereich des [[Haarmarkt]]s, wogegen der älteste Nachweis in Grabennähe (Roßmarkt) ins Jahr 1386 fällt (Häuser im Schlossergäßchen [1, vor Graben. 30 und 31] hießen Auf der Möring, das Haus Graben 10 stand Gegenüber der Möring); 1387 wurde dieser Teil der Möring ausgemauert und überwölbt. An dem später „Zum Primas von Ungarn" benannt Haus (1, Rotenturmstraße 1, Brandstätte 2) war zur Erinnerung an die Möring eine Inschrifttafel angebracht gewesen, die das städtische Wappen und die Worte „Anno Domi(ni) MCCCLXXXVIII daz dy Mori(n)g g(e)
macht ist" trug. Der Name Kotgasse, der 1373/1383 für einen Abschnitt der Rotgasse belegt ist, deutet auf einen sumpfigen Uferrand in diesem
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macht ist" trug. Die Tafel kam ins historische Museum Wiens. Der Name Kotgasse, der 1373/1383 für einen Abschnitt der Rotgasse belegt ist, deutet auf einen sumpfigen Uferrand in diesem
 
Bereich hin; auch der Rabensteig hieß 1327 und 1506 Auf der Möring Im 17. Jahrhundert dürfte die gesamte Möring überwölbt worden sein. - Auch der [[Ottakringer Bach]], der im Stadtgebiet Abwässer sammelte, wurde Möring genannt. Im August 1616 wurde eine Möring über den Hohen Markt bis zu den Fleischbänken (Lichtensteg) gegraben und mit der älteren Möring beim Rotgassel vereinigt. Ein Haus in der Kohlmessergasse führte das Schild „Zur kleinen Möring", weil dort ein kleiner Abzugkanal vorbeiführte, und behielt diese Bezeichnung im Volksmund auch, als das Schild längst verschwunden war.
 
Bereich hin; auch der Rabensteig hieß 1327 und 1506 Auf der Möring Im 17. Jahrhundert dürfte die gesamte Möring überwölbt worden sein. - Auch der [[Ottakringer Bach]], der im Stadtgebiet Abwässer sammelte, wurde Möring genannt. Im August 1616 wurde eine Möring über den Hohen Markt bis zu den Fleischbänken (Lichtensteg) gegraben und mit der älteren Möring beim Rotgassel vereinigt. Ein Haus in der Kohlmessergasse führte das Schild „Zur kleinen Möring", weil dort ein kleiner Abzugkanal vorbeiführte, und behielt diese Bezeichnung im Volksmund auch, als das Schild längst verschwunden war.
  
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* Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), Anm. 25.
 
* Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), Anm. 25.
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 397
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 397
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* Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 678 f.

Version vom 6. Januar 2015, 23:35 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1324 JL
Datum bis 1850
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.01.2015 durch DYN.ruthgoren

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Möring (Moric, Mörung), im Mittelalter soviel wie Kanal, Abfluß, Gerinne der Abwässer, Kloake, wie sie in Wien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden. Der Name komt von Moor, Märe, Gemörig. Das bekannteste Gerinne des Mittelalters war jenes, das auf der Nordseite des Grabens seinen Ausgang nahm, neben dem Schlossergassel in die Goldschmiedgasse verlief und dann zwischen Münzerstraße (Teil des Bauernmarkts) und Lichtensteg im Zuge des Kramer- und des Rotgassels sowie des Rabensteigs beim Roten Turm in den Donaukanal mündete. Der früheste Beleg (6. Jänner 1324) bezieht sich auf den Verlauf der Möring im Bereich des Haarmarkts, wogegen der älteste Nachweis in Grabennähe (Roßmarkt) ins Jahr 1386 fällt (Häuser im Schlossergäßchen [1, vor Graben. 30 und 31] hießen Auf der Möring, das Haus Graben 10 stand Gegenüber der Möring); 1387 wurde dieser Teil der Möring ausgemauert und überwölbt. An dem später „Zum Primas von Ungarn" benannt Haus (1, Rotenturmstraße 1, Brandstätte 2) war zur Erinnerung an die Möring eine Inschrifttafel angebracht gewesen, die das städtische Wappen und die Worte „Anno Domi(ni) MCCCLXXXVIII daz dy Mori(n)g g(e) macht ist" trug. Die Tafel kam ins historische Museum Wiens. Der Name Kotgasse, der 1373/1383 für einen Abschnitt der Rotgasse belegt ist, deutet auf einen sumpfigen Uferrand in diesem Bereich hin; auch der Rabensteig hieß 1327 und 1506 Auf der Möring Im 17. Jahrhundert dürfte die gesamte Möring überwölbt worden sein. - Auch der Ottakringer Bach, der im Stadtgebiet Abwässer sammelte, wurde Möring genannt. Im August 1616 wurde eine Möring über den Hohen Markt bis zu den Fleischbänken (Lichtensteg) gegraben und mit der älteren Möring beim Rotgassel vereinigt. Ein Haus in der Kohlmessergasse führte das Schild „Zur kleinen Möring", weil dort ein kleiner Abzugkanal vorbeiführte, und behielt diese Bezeichnung im Volksmund auch, als das Schild längst verschwunden war.

Literatur

  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), Anm. 25.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 397
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 678 f.