Luftschutzbunker

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Luftschutz-Räume im Zweiten Weltkrieg

Als Reaktion auf die ersten Angriffe der britischen Royal Air Force auf deutsche Städte (ab Juni 1940) ordnete Hitler im Herbst 1940 das so genannte „Führer-Sofort-Programm“ an. Danach wurden in mehreren Wellen in rund 100 Städten (davon 12 im ehemaligen Österreich), die zu den „Luftschutzorten 1. Ordnung“ zählten, Luftschutzeinrichtungen errichtet. In dieser Kategorie sind die Städte, die über wichtige Rüstungs-, Industrie- und Militäranlagen verfügten, zusammengefasst.

Die öffentlichen Luftschutz-Bunker wurden „reichsweit“ - nun auch in Wien - nach den „Bestimmungen für den Bau von Luftschutzbunkern“ gebaut. Betonmauern mit Stahlarmierungen sollten seinerzeit Bomben standhalten und dabei auch das Überleben in diesen Schutzräumen gewährleisten. Die Anlagen waren vollkommen autark und nach den damaligen Begriffen modern ausgestattet. Zunächst wurden Tiefbunker in Parkanlagen errichtet. Jeder dieser Bunker-Klasse hatte 44 Luftschutz-Kammern und war für 300 Personen konzipiert. In den Anlagen waren je zwei Maschinenräume mit Schutzraum-Belüftern und Gas(Kampfstoff)filtern, ebenso Aborte und Waschräume integriert. In den Gängen drängten sich oft doppelt so viele Luftschutzsuchende. Diese öffentlichen LS-Bunker, die in Wien errichtet worden waren, hatten eine Größe von rund 40 x 20 Meter und eine Raumfläche von 760 m2.

Im Zuge des Bunkerbauprogrammes wurden an stark frequentierten Orten weitere Luftschutzbunker platziert, wie im Bereich der Bahnhöfe. Auf dem Areal von Krankenhäusern standen bald auch kompakte Bunkeranlagen bereit, die bei Bedarf auch zu beziehen waren (Altes Allgemeines Krankenhaus, Kaiserin Elisabeth Spital, Lainzerspital, Wilhelminenspital). Diese fungierten als Operationsräume und hatten dementsprechende Sanitätsausstattung eingebaut.

Im Verlauf des anhaltenden Bombenkrieges wurden auch Sonderbauwerke von Luftschutzbunkern gebaut zu denen die Werksbunker auf Fabriksareale zählten. Später kamen noch die speziellen „Salzgitter-Bunker“ dazu, die speziell für den Industriebetrieb benötigt wurden.

Ab 1943 wurden die sechs großen Flaktürme gebaut, die aufgrund ihrer Gestaltung und trotziger Bauform auch die Wehrbereitschaft optisch unterstrichen. Gegen Ende des Krieges wurden noch zusätzlich hunderte „Splitterschutz-Deckungsgraben“ ausgehoben, die jedoch nur geringen Schutz gegen Sprengbomben boten. Weiters wurden in Wien auch etliche Luftschutz-Stollen-Anlagen (u. a. Cobenzl, Küniglberg, Wertheimsteinpark., St. Marx) errichtet.

Ein Sonderbauwerk ist auch der „Schirachbunker“ am Gallitzinberg in Ottakring, der als Gaubefehlstand des Reichsleiters und als Luftlage-Warn-Zentral fungierte.

Zum Ausbau des Luftschutz-Programmes sind auch die vielen privaten Luftschutzkeller in den Häusern zu zählen. Insbesondere ist das „LS-Raum-Netz Innere Stadt“ erwähnenswert, wobei die tiefen und alten Keller der Wiener Innenstadt luftschutzmäßig adaptiert und ausgebaut wurden.

Luftschutz-Bunker in Wien (Auswahl):

Öffentliche LS-Bunker (heutige Verwendung): 1., Friedrich Schmidt-Platz (Tiefgarage für Rathaus) 3., Oberes Belvedere unter dem Teich (Hochsicherheitsdepot für Kunstwerke) 4., Phorusplatz (zur Hälfte abgerissen, leerstehend) 6., Esterhazypark (umgebaut zu Foltermuseum) 8., Schönbornpark (Depot für Völkerkundemuseum) 9., Arne Carlsson Park (Ausstellungssräume des Bezirksmuseum Alsergrund) 10., Arthaberplatz, unter Volkshochschule (großteils abgerissen) 10., Laubeplatz (zugeschüttet) 11., Herderplatz (zugeschüttet) 11., Zippererstraße, unter Wohnhausanlage (leerstehend, tw. Parteienkeller) 12., Haydnpark (zugeschüttet) 16., Schuhmeierplatz (Keller für Wohnparteien der darüber befindlichen Wohnhausanlage und Depotlager der SPÖ-Ottakring, tw. leerstehend) 16., Yppenplatz (leerstehend) 17., Pezzlpark (zugeschüttet) 20., Adalbert Stifter Straße (abgerissen) 21., Pius Parsch Platz (abgerissen)

Bahnhofsbunker: 9., Franz Josefs Bahnhof (überbaut von Bürogebäude) 10., Ostbahnhof (abgerissen) 10., Südbahnhof (abgerissen) 15., Westbahnhof (abgerissen)

Operationsbunker: 9., AKH, Hof 1 (Küche für einen Restaurationsbetrieb) 13., Lainzer Spital (Depotraum) 15., Kaiserin Elisabeth Spital, Felberstraße (abgerissen) 16., Wilhelminen Spital (Depotraum) 16., Wilhelminen Spital (Depotraum)

Hotelbunker: 1., Hotel Imperial, Dumbastraße (Depotraum)

Literatur

Monographien

Dietmar Arnold, Reiner Janick: Sirenen und gepackte Koffer. Berlin 2003 Michael Foedrowitz: Bunkerwelten. Berlin 1998 Marcello La Spernza, Erforscht. NS- und Kriegsspuren in Wien. Band 2: Wien/Mokka 2016

Herausgeberschrift Marcello La Speranza: Die Bahnhofsbunker. In: Zeitschiene II. Der Südbahnhof in Wien. Hg. von Christoph Blesl u. a. Fundberichte aus Österreich, Reihe A, Sonderheft 13. Wien 2010


Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 63596
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 1.09.2019 durch DYN.lasperanza

Es wurden noch keine Adressen zu diesem Bauwerk erfasst!

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!