Ludwig Lobmeyr: Unterschied zwischen den Versionen

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Lobmeyr Ludwig, * 2. August 1829 Wien, † 25. März 1917 Wien 1, Schwangasse (Marco-d'Aviano-Gasse) 1 (Zentralfriedhof), Glasfabrikant, Sohn des Joseph Lobmeyr senior. Lobmeyr besuchte die Klosterschule St. Anna, dann die Realschule des Polytechnischen Instituts und wurde von seinem Vater bereits 1840 bei der Wiener Glasgenossenschaft als Lehrling untergebracht. Ab 1847 praktizierte er jedes Jahr in den Glashütten von Marienthal und Zwechewo, wo er seine technischen Kenntnisse wesentlich erweiterte. Um sich über Neuerungen zu informieren, besuchte er die Weltausstellungen von London und Paris. Über seinen Schwager, einen nordböhmischen Glasfabrikanten, hatte er gute Beziehungen zur böhmischen Glashütte. 1858 erwarb er das Meisterrecht. 1864 starb sein Bruder Josef und hinterließ ihm seinen Firmenanteil, sodaß Lobmeyr Alleininhaber des Familienbetriebs wurde. Aus dem 1864 gegründeten Kunstgewerbemuseum holte Lobmeyr sich wichtige Anregungen für die qualitative und künstlerische Verbesserung seiner Erzeugnisse, die er auf Weltausstellungen und Kunstgewerbeausstellungen in Europa und Amerika erfolgreich präsentierte. Er stellte 1867 auf der Pariser Weltausstellung aus, 1873 auf der Wiener Weltausstellung (weitere folgten; Grand Prix auf der Pariser Weltausstellung 1900). 1882 erhielt Ludwig den Auftrag, die Redoutensäle mit den ersten großen elektrischen Lustern der Welt auszustatten; er löste die Aufgabe in Zusammenarbeit mit Thomas A. Edison. Lobmeyr arbeitete stets mit erstrangigen Künstlern zusammen (darunter [[Theophil Hansen]] und [[Josef Hoffmann]]), veränderte den Wiener Publikumsgeschmack durch Einführung des farbigen Kristallglases, ließ Emailfarben aufschmelzen und wendete die Schwarzlotmalerei und Irisierung bei der Herstellung des Glases an. Lobmeyr belieferte unter anderem den Hof König Ludwigs II., dieWiener Hofburg, Schloß Schönbrunn, das Dresdner Schloß und die Münchner Residenz. An der „Internationalen elektrischen Ausstellung" in Wien beteiligte er sich mit elektrisch beleuchteten Lustern. Anläßlich der Pariser Weltausstellung 1900 leitete er zum letzten Mal seine Firmenschau, dann setzte er den Sohn seiner Schwester Mathilde, Stefan Rath, als Nachfolger ein. Lobmeyr, auch ein Kunstsammler, besaß Bilder von Pettenkofen, Rudolf von Alt, Makart, Canon, Defregger, Spitzweg un anderen. In seiner oberhalb des Geschäftslokals befindlichen Wohnung, 1, Kärntner Straße 26, empfing er, der selbst ab 1887 Herrenhausmitglied war, Politiker und Gelehrte. Kommerzialrat; Ehrenbürger der Stadt Wien (25. Juli 1889). [[Glasmuseum Lobmeyr]], [[Firma Lobmeyr]], [[Lobmeyrgasse]].
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Lobmeyr Ludwig, * 2. August 1829 Wien, † 25. März 1917 Wien 1, Schwangasse (Marco-d'Aviano-Gasse) 1 (Zentralfriedhof), Glasfabrikant, Sohn des Joseph Lobmeyr senior. Lobmeyr besuchte die Klosterschule St. Anna, dann die Realschule des Polytechnischen Instituts und wurde von seinem Vater bereits 1840 bei der Wiener Glasgenossenschaft als Lehrling untergebracht. Ab 1847 praktizierte er jedes Jahr in den Glashütten von Marienthal und Zwechewo, wo er seine technischen Kenntnisse wesentlich erweiterte. Um sich über Neuerungen zu informieren, besuchte er die Weltausstellungen von London und Paris. Über seinen Schwager, einen nordböhmischen Glasfabrikanten, hatte er gute Beziehungen zur böhmischen Glashütte. 1858 erwarb er das Meisterrecht. 1864 starb sein Bruder Josef und hinterließ ihm seinen Firmenanteil, sodass Lobmeyr Alleininhaber des Familienbetriebs wurde. Aus dem 1864 gegründeten Kunstgewerbemuseum holte Lobmeyr sich wichtige Anregungen für die qualitative und künstlerische Verbesserung seiner Erzeugnisse, die er auf Weltausstellungen und Kunstgewerbeausstellungen in Europa und Amerika erfolgreich präsentierte. Er stellte 1867 auf der Pariser Weltausstellung aus, 1873 auf der Wiener Weltausstellung (weitere folgten; Grand Prix auf der Pariser Weltausstellung 1900). 1882 erhielt Ludwig den Auftrag, die Redoutensäle mit den ersten großen elektrischen Lustern der Welt auszustatten; er löste die Aufgabe in Zusammenarbeit mit Thomas A. Edison. Lobmeyr arbeitete stets mit erstrangigen Künstlern zusammen (darunter [[Theophil Hansen]] und [[Josef Hoffmann]]), veränderte den Wiener Publikumsgeschmack durch Einführung des farbigen Kristallglases, ließ Emailfarben aufschmelzen und wendete die Schwarzlotmalerei und Irisierung bei der Herstellung des Glases an. Lobmeyr belieferte unter anderem den Hof König Ludwigs II., die Wiener Hofburg, Schloss Schönbrunn, das Dresdner Schloss und die Münchner Residenz. An der „Internationalen elektrischen Ausstellung" in Wien beteiligte er sich mit elektrisch beleuchteten Lustern. Anläßlich der Pariser Weltausstellung 1900 leitete er zum letzten Mal seine Firmenschau, dann setzte er den Sohn seiner Schwester Mathilde, Stefan Rath, als Nachfolger ein. Lobmeyr, auch ein Kunstsammler, besaß Bilder von Pettenkofen, Rudolf von Alt, Makart, Canon, Defregger, Spitzweg un anderen. In seiner oberhalb des Geschäftslokals befindlichen Wohnung, 1, Kärntner Straße 26, empfing er, der selbst ab 1887 Herrenhausmitglied war, Politiker und Gelehrte. Kommerzialrat; Ehrenbürger der Stadt Wien (25. Juli 1889). [[Glasmuseum Lobmeyr]], [[Firma Lobmeyr]], [[Lobmeyrgasse]].
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  

Version vom 12. August 2014, 11:45 Uhr

Daten zur Person
Personenname Lobmeyr, Ludwig
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 17974
GND
Wikidata
Geburtsdatum 2. August 1829
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. März 1917
Sterbeort Wien
Beruf Industrieller, Mäzen
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.08.2014 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum 28. März 1917
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof;
  • 1., Schwangasse 1 (Sterbeadresse)
  • 1., Marco-d'Aviano-Gasse 1 (Sterbeadresse)
  • 1., Kärntner Straße 26 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 25. Juli 1889)

  • Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats (1887 bis 1917)

Lobmeyr Ludwig, * 2. August 1829 Wien, † 25. März 1917 Wien 1, Schwangasse (Marco-d'Aviano-Gasse) 1 (Zentralfriedhof), Glasfabrikant, Sohn des Joseph Lobmeyr senior. Lobmeyr besuchte die Klosterschule St. Anna, dann die Realschule des Polytechnischen Instituts und wurde von seinem Vater bereits 1840 bei der Wiener Glasgenossenschaft als Lehrling untergebracht. Ab 1847 praktizierte er jedes Jahr in den Glashütten von Marienthal und Zwechewo, wo er seine technischen Kenntnisse wesentlich erweiterte. Um sich über Neuerungen zu informieren, besuchte er die Weltausstellungen von London und Paris. Über seinen Schwager, einen nordböhmischen Glasfabrikanten, hatte er gute Beziehungen zur böhmischen Glashütte. 1858 erwarb er das Meisterrecht. 1864 starb sein Bruder Josef und hinterließ ihm seinen Firmenanteil, sodass Lobmeyr Alleininhaber des Familienbetriebs wurde. Aus dem 1864 gegründeten Kunstgewerbemuseum holte Lobmeyr sich wichtige Anregungen für die qualitative und künstlerische Verbesserung seiner Erzeugnisse, die er auf Weltausstellungen und Kunstgewerbeausstellungen in Europa und Amerika erfolgreich präsentierte. Er stellte 1867 auf der Pariser Weltausstellung aus, 1873 auf der Wiener Weltausstellung (weitere folgten; Grand Prix auf der Pariser Weltausstellung 1900). 1882 erhielt Ludwig den Auftrag, die Redoutensäle mit den ersten großen elektrischen Lustern der Welt auszustatten; er löste die Aufgabe in Zusammenarbeit mit Thomas A. Edison. Lobmeyr arbeitete stets mit erstrangigen Künstlern zusammen (darunter Theophil Hansen und Josef Hoffmann), veränderte den Wiener Publikumsgeschmack durch Einführung des farbigen Kristallglases, ließ Emailfarben aufschmelzen und wendete die Schwarzlotmalerei und Irisierung bei der Herstellung des Glases an. Lobmeyr belieferte unter anderem den Hof König Ludwigs II., die Wiener Hofburg, Schloss Schönbrunn, das Dresdner Schloss und die Münchner Residenz. An der „Internationalen elektrischen Ausstellung" in Wien beteiligte er sich mit elektrisch beleuchteten Lustern. Anläßlich der Pariser Weltausstellung 1900 leitete er zum letzten Mal seine Firmenschau, dann setzte er den Sohn seiner Schwester Mathilde, Stefan Rath, als Nachfolger ein. Lobmeyr, auch ein Kunstsammler, besaß Bilder von Pettenkofen, Rudolf von Alt, Makart, Canon, Defregger, Spitzweg un anderen. In seiner oberhalb des Geschäftslokals befindlichen Wohnung, 1, Kärntner Straße 26, empfing er, der selbst ab 1887 Herrenhausmitglied war, Politiker und Gelehrte. Kommerzialrat; Ehrenbürger der Stadt Wien (25. Juli 1889). Glasmuseum Lobmeyr, Firma Lobmeyr, Lobmeyrgasse.

Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966;
  • Stefan Rath: Lobmeyr. Vom Adel des Handwerks. Wien / München: Herold 1962
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 145 ff.
  • Josef Mentschl: Österreichische Wirtschaftspioniere. Wien: Birken Verlag 1959, S. 80 ff.
  • Astrid Gmeiner / Gottfried Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Alternative zur klassischen Moderne in Architektur, Raum- und Produktgestaltung. Salzburg/Wien: Residenz-Verlag 1985, S. 236
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 63 f.