Lehmann (Adressbuch): Unterschied zwischen den Versionen

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Lehmann, Adressbuch. Vorläufer gab es in den Hof-, Staats- und Behördenverzeichnissen (später Staatsschematismen) sowie in Häuser- und Straßenverzeichnissen, Almanachen und Kalendern sowie Mitglieder-Verzeichnissen von Handwerksinnungen. Staatskalender beziehungsweise –Schematismen gab es regelmäßig ab 1702 (Behördenadressen, ab 1848 auch Privatadressen von Honoratioren und Beamten). Aus den seit dem 16. Jahrhundert erscheinenden Kalendern entwickelten sich Merkantil- und Kommerzialschematismen. Im Juni 1859 erschien erstmals das „Allgemeine Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die kaiserlich-königliche Haupt- und Residenz-Stadt Wien und deren Umgebung", herausgegeben von [[Adolph Lehmann]], verlegt bei Friedrich Förster. Ab 1861 erschien das Adressbuch in der Staatsdruckerei. Von da an trug es sechs Jahrzehnte lang den Haupttitel „Allgemeiner Wohnungsanzeiger"; es enthielt „sämtliche Einwohner", ausgenommen Gewerbegehilfen, Taglöhner und Dienstboten; ausgeschlossen waren auch Ehefrauen, Kinder und Soldaten. Die Änderung vieler Gassennamen nach der Eingemeindung der Vorstädte sowie die grundlegende Änderung der Häusernumerierung führten zu einer Unterbrechung des Erscheinens nach 1862. Das Adressbuch erschien 1864-1867 im Verlag C. Gerolds Sohn, 1868 bei Tendier & Co. und ab 1870 bei Alfred Holder; damit war das jährliche Erscheinen gesichert. Ab 1874 brachte das Adressbuch die Pläne der Wiener Theater. Ab 1877 wurde der Lehmann in Graz gedruckt. Ab 1884 wurden Telefoninhaber gekennzeichnet, daneben gab es noch Hinweise auf Hausbesitzer und Besitzer von Postsparkassenkonten. Ab 1887 enthielt das Gassenverzeichnis auch Hinweise auf die Pfarrzugehörigkeit (bis zur Einführung der Standesämter 1939 von großer Bedeutung). Nach der Stadterweiterung von 1890/1892 erschien der Lehmann ab 1903 in zwei Bänden. 1906 wurde ein größeres Format gewählt und dem Band alljährlich ein Stadtplan beigelegt (1919 eingestellt). Ab 1923 lautete der Haupttitel „Wiener Adreßbuch". Nach der Annexion Österreichs wurde die Redaktion nach Berlin verlegt (1943 eingestellt). Der erste Nachkriegsjahrgang erschien 1949 im Verlag Herold. Seit damals enthielten die Bände auch Verzeichnisse der Wiener Bürgermeister, der Wiener Ehrenbürger und der Empfänger höchster städtischer Auszeichnungen. 1976 wurde die Herausgabe aus Datenschutzgründen eingestellt.
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Lehmann, Adressbuch. Vorläufer gab es in den Hof-, Staats- und Behördenverzeichnissen (später Staatsschematismen) sowie in Häuser- und Straßenverzeichnissen, Almanachen und Kalendern sowie Mitglieder-Verzeichnissen von Handwerksinnungen. Staatskalender beziehungsweise –Schematismen gab es regelmäßig ab 1702 (Behördenadressen, ab 1848 auch Privatadressen von Honoratioren und Beamten). Aus den seit dem 16. Jahrhundert erscheinenden Kalendern entwickelten sich Merkantil- und Kommerzialschematismen. Im Juni 1859 erschien erstmals das „Allgemeine Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die kaiserlich-königliche Haupt- und Residenz-Stadt Wien und deren Umgebung", herausgegeben von [[Adolph Lehmann]], verlegt bei Friedrich Förster. Ab 1861 erschien das Adressbuch in der Staatsdruckerei. Von da an trug es sechs Jahrzehnte lang den Haupttitel „Allgemeiner Wohnungsanzeiger"; es enthielt „sämtliche Einwohner", ausgenommen Gewerbegehilfen, Taglöhner und Dienstboten; ausgeschlossen waren auch Ehefrauen, Kinder und Soldaten. Die Änderung vieler Gassennamen nach der Eingemeindung der Vorstädte sowie die grundlegende Änderung der Häusernumerierung führten zu einer Unterbrechung des Erscheinens nach 1862. Das Adressbuch erschien 1864-1867 im Verlag C. Gerolds Sohn, 1868 bei Tendler & Co. und ab 1870 bei Alfred Holder; damit war das jährliche Erscheinen gesichert. Ab 1874 brachte das Adressbuch die Pläne der Wiener Theater. Ab 1877 wurde der Lehmann in Graz gedruckt. Ab 1884 wurden Telefoninhaber gekennzeichnet, daneben gab es noch Hinweise auf Hausbesitzer und Besitzer von Postsparkassenkonten. Ab 1887 enthielt das Gassenverzeichnis auch Hinweise auf die Pfarrzugehörigkeit (bis zur Einführung der Standesämter 1939 von großer Bedeutung). Nach der Stadterweiterung von 1890/1892 erschien der Lehmann ab 1903 in zwei Bänden. 1906 wurde ein größeres Format gewählt und dem Band alljährlich ein Stadtplan beigelegt (1919 eingestellt). Ab 1923 lautete der Haupttitel „Wiener Adreßbuch". Nach der Annexion Österreichs wurde die Redaktion nach Berlin verlegt (1943 eingestellt). Der erste Nachkriegsjahrgang erschien 1949 im Verlag Herold. Seit damals enthielten die Bände auch Verzeichnisse der Wiener Bürgermeister, der Wiener Ehrenbürger und der Empfänger höchster städtischer Auszeichnungen. 1976 wurde die Herausgabe aus Datenschutzgründen eingestellt.
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  
 
* Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hg.]: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859 - 1942. Wien: Metroverlag 2011
 
* Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hg.]: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859 - 1942. Wien: Metroverlag 2011

Version vom 18. August 2014, 08:41 Uhr

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Letzte Änderung am 18.08.2014 durch WIEN1.lanm09mur

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Lehmann, Adressbuch. Vorläufer gab es in den Hof-, Staats- und Behördenverzeichnissen (später Staatsschematismen) sowie in Häuser- und Straßenverzeichnissen, Almanachen und Kalendern sowie Mitglieder-Verzeichnissen von Handwerksinnungen. Staatskalender beziehungsweise –Schematismen gab es regelmäßig ab 1702 (Behördenadressen, ab 1848 auch Privatadressen von Honoratioren und Beamten). Aus den seit dem 16. Jahrhundert erscheinenden Kalendern entwickelten sich Merkantil- und Kommerzialschematismen. Im Juni 1859 erschien erstmals das „Allgemeine Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die kaiserlich-königliche Haupt- und Residenz-Stadt Wien und deren Umgebung", herausgegeben von Adolph Lehmann, verlegt bei Friedrich Förster. Ab 1861 erschien das Adressbuch in der Staatsdruckerei. Von da an trug es sechs Jahrzehnte lang den Haupttitel „Allgemeiner Wohnungsanzeiger"; es enthielt „sämtliche Einwohner", ausgenommen Gewerbegehilfen, Taglöhner und Dienstboten; ausgeschlossen waren auch Ehefrauen, Kinder und Soldaten. Die Änderung vieler Gassennamen nach der Eingemeindung der Vorstädte sowie die grundlegende Änderung der Häusernumerierung führten zu einer Unterbrechung des Erscheinens nach 1862. Das Adressbuch erschien 1864-1867 im Verlag C. Gerolds Sohn, 1868 bei Tendler & Co. und ab 1870 bei Alfred Holder; damit war das jährliche Erscheinen gesichert. Ab 1874 brachte das Adressbuch die Pläne der Wiener Theater. Ab 1877 wurde der Lehmann in Graz gedruckt. Ab 1884 wurden Telefoninhaber gekennzeichnet, daneben gab es noch Hinweise auf Hausbesitzer und Besitzer von Postsparkassenkonten. Ab 1887 enthielt das Gassenverzeichnis auch Hinweise auf die Pfarrzugehörigkeit (bis zur Einführung der Standesämter 1939 von großer Bedeutung). Nach der Stadterweiterung von 1890/1892 erschien der Lehmann ab 1903 in zwei Bänden. 1906 wurde ein größeres Format gewählt und dem Band alljährlich ein Stadtplan beigelegt (1919 eingestellt). Ab 1923 lautete der Haupttitel „Wiener Adreßbuch". Nach der Annexion Österreichs wurde die Redaktion nach Berlin verlegt (1943 eingestellt). Der erste Nachkriegsjahrgang erschien 1949 im Verlag Herold. Seit damals enthielten die Bände auch Verzeichnisse der Wiener Bürgermeister, der Wiener Ehrenbürger und der Empfänger höchster städtischer Auszeichnungen. 1976 wurde die Herausgabe aus Datenschutzgründen eingestellt.

Literatur

  • Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hg.]: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859 - 1942. Wien: Metroverlag 2011