Kinderübernahmestelle: Unterschied zwischen den Versionen
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Kinderübernahmestelle (9, Lustkandlgasse 50, Ayrenhoffgasse 9, Sobieskigasse 31). Das städtische Asyl für verlassene Kinder in 5, Laurenzgasse wurde 1910 geschlossen. Als Ersatz richtete man im Kloster „Zu den guten Hirtinnen" eine Kinderpflegeanstalt der Stadt Wien in 5, Siebenbrunnengasse 78 unter klösterlicher Leitung ein. Betriebsbeginn war am 1. Juni 1910. Diese Anstalt mußte 1918 geschlossen werden. 1920 versuchte man in der Kinderherberge Untermeidling, 1922 durch eine Verlegung des Anstaltsbetriebs in die Baracke „Am Tivoli" Abhilfe zu schaffen. Am 9. März 1923 beschloß der Gemeinderat über Antrag des Stadtrats für Wohlfahrtswesen, Prof. Dr. [[Julius Tandler]] (dem das Verdienst gebührt, erstmals in Europa ein derartiges Institut geschaffen zu haben), den Bau einer Kinderübernahmestelle (erbaut 1923-1925 beziehungsweise 1927 von Adolf Stöckl; L-förmige Eckbebauung in Heimatstilformen, Gedenktafel für Julius | Kinderübernahmestelle (9, Lustkandlgasse 50, Ayrenhoffgasse 9, Sobieskigasse 31). Das städtische Asyl für verlassene Kinder in 5, Laurenzgasse wurde 1910 geschlossen. Als Ersatz richtete man im Kloster „Zu den guten Hirtinnen" eine Kinderpflegeanstalt der Stadt Wien in 5, Siebenbrunnengasse 78 unter klösterlicher Leitung ein. Betriebsbeginn war am 1. Juni 1910. Diese Anstalt mußte 1918 geschlossen werden. 1920 versuchte man in der Kinderherberge Untermeidling, 1922 durch eine Verlegung des Anstaltsbetriebs in die Baracke „Am Tivoli" Abhilfe zu schaffen. Am 9. März 1923 beschloß der Gemeinderat über Antrag des Stadtrats für Wohlfahrtswesen, Prof. Dr. [[Julius Tandler]] (dem das Verdienst gebührt, erstmals in Europa ein derartiges Institut geschaffen zu haben), den Bau einer Kinderübernahmestelle (erbaut 1923-1925 beziehungsweise 1927 von Adolf Stöckl; L-förmige Eckbebauung in Heimatstilformen, Gedenktafel für Julius | ||
− | Tandler mit Porträtrelief, Kinderfiguren von Theodor Igler, Max Krejca und Adolf Pohl). Die Kinderübernahmestelle (Betriebsaufnahme 18. Juni 1925) hatte die Aufgabe, alle der Gemeinde zur Fürsorge übergebenen Säuglinge, Kinder und Jugendlichen aufzunehmen, zu beobachten und für sie weitere Fürsorgemaßnahmen einzuleiten. Zwischen 1926 und 1964 wurden 63.000 von insgesamt 158.000 in die Pflege der Gemeinde | + | Tandler mit Porträtrelief, Kinderfiguren von Theodor Igler, Max Krejca und Adolf Pohl). Die Kinderübernahmestelle (Betriebsaufnahme 18. Juni 1925) hatte die Aufgabe, alle der Gemeinde zur Fürsorge übergebenen Säuglinge, Kinder und Jugendlichen aufzunehmen, zu beobachten und für sie weitere Fürsorgemaßnahmen einzuleiten. Zwischen 1926 und 1964 wurden 63.000 von insgesamt 158.000 in die Pflege der Gemeinde Wien aufgenommenen Kinder in der Kinderübernahmestelle betreut. 1964 wurde ein Umbau beschlossen, um eine neue Lösung der Heimsituation durch Schaffung familienähnliche Kleingruppen zu finden. Hatte die Kinderübernahmestelle ursprünglich vor allem medizinische Aufgaben, so lagen nunmehr die Akzente auf der psychologischen Betreuung. Am 22. November 1965 wurde die renovierte Kinderübernahmestelle wiedereröffnet und [[Julius-Tandler-Heim]] benannt (Gedenktafel). Dieses wurde am 13. Juni 1985 mit in diesem Bereich untergebrachten Einrichtungen des [[Jugendamt|Jugendamts]] zum [[Julius-Tandler-Familienzentrum]] der Stadt Wien vereinigt. |
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Version vom 13. August 2013, 09:33 Uhr
Kinderübernahmestelle (9, Lustkandlgasse 50, Ayrenhoffgasse 9, Sobieskigasse 31). Das städtische Asyl für verlassene Kinder in 5, Laurenzgasse wurde 1910 geschlossen. Als Ersatz richtete man im Kloster „Zu den guten Hirtinnen" eine Kinderpflegeanstalt der Stadt Wien in 5, Siebenbrunnengasse 78 unter klösterlicher Leitung ein. Betriebsbeginn war am 1. Juni 1910. Diese Anstalt mußte 1918 geschlossen werden. 1920 versuchte man in der Kinderherberge Untermeidling, 1922 durch eine Verlegung des Anstaltsbetriebs in die Baracke „Am Tivoli" Abhilfe zu schaffen. Am 9. März 1923 beschloß der Gemeinderat über Antrag des Stadtrats für Wohlfahrtswesen, Prof. Dr. Julius Tandler (dem das Verdienst gebührt, erstmals in Europa ein derartiges Institut geschaffen zu haben), den Bau einer Kinderübernahmestelle (erbaut 1923-1925 beziehungsweise 1927 von Adolf Stöckl; L-förmige Eckbebauung in Heimatstilformen, Gedenktafel für Julius Tandler mit Porträtrelief, Kinderfiguren von Theodor Igler, Max Krejca und Adolf Pohl). Die Kinderübernahmestelle (Betriebsaufnahme 18. Juni 1925) hatte die Aufgabe, alle der Gemeinde zur Fürsorge übergebenen Säuglinge, Kinder und Jugendlichen aufzunehmen, zu beobachten und für sie weitere Fürsorgemaßnahmen einzuleiten. Zwischen 1926 und 1964 wurden 63.000 von insgesamt 158.000 in die Pflege der Gemeinde Wien aufgenommenen Kinder in der Kinderübernahmestelle betreut. 1964 wurde ein Umbau beschlossen, um eine neue Lösung der Heimsituation durch Schaffung familienähnliche Kleingruppen zu finden. Hatte die Kinderübernahmestelle ursprünglich vor allem medizinische Aufgaben, so lagen nunmehr die Akzente auf der psychologischen Betreuung. Am 22. November 1965 wurde die renovierte Kinderübernahmestelle wiedereröffnet und Julius-Tandler-Heim benannt (Gedenktafel). Dieses wurde am 13. Juni 1985 mit in diesem Bereich untergebrachten Einrichtungen des Jugendamts zum Julius-Tandler-Familienzentrum der Stadt Wien vereinigt.
Literatur
- Kinderübernahmestelle der Gemeinde Wien im 9. Bezirk (ohne Jahr)
- Das neue Wien. Städtewerk. Hg. unter offizieller Mitwirkung der Gemeinde Wien. Wien: Elbemühl 1926-1928. Band 2, S. 457 ff.
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 292
- Peter Csendes: Erinnerungen an Wiens Türkenjahre. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 29), S. 28 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 221
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 397
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 249