Judith Deutsch-Haspel: Unterschied zwischen den Versionen

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Judith Deutsch-Haspel * 18. August 1918, † 20. November 2004, Leistungsschwimmerin
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==Biographie==
  
Judith Deutsch-Haspel * 18. August 1918,
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Judith Deutsch-Haspel war als Mitglied im Schwimmteam des jüdischen Wiener Sportklubs Hakoah bereits mit 15 Jahren österreichische Meisterin im Freistil über 400 Meter. Über Jahre hinweg war sie in den 1930er Jahren alleinige Rekordhalterin im Kurz-, Mittelstrecken- und Langstreckenbewerb.
gest.: 20. November 2004
 
Biographie vom 24. Oktober 2013
 
Bearbeiter: Mag. Gallo
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auszeichnungen: Verleihung: Überreichung:
 
GEZ 1936
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Judith Deutsch-Haspel war als Mitglied im Schwimmteam des jüdischen Wiener Sportklubs Hakaoh bereits mit 15 Jahren öster¬reichische Meisterin im Freistil über 400 Meter. Über Jahre hinweg war sie in den 1930er Jahren alleinige Rekordhalterin im Kurz- und Mittelstrecken- und Langstreckenbewerb.
 
 
 
 
Sie wurde im Jahr 1935 zur Österreichischen Sportlerin des Jahres gewählt, nachdem sie in diesem Jahr 12 Bestzeiten aufgestellt hatte. Im Jahr 1936 erhielt Judith Deutsch-Haspel als eine der drei herausragendsten österreichischen Sportlerinnen das „Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich“.
 
Sie wurde im Jahr 1935 zur Österreichischen Sportlerin des Jahres gewählt, nachdem sie in diesem Jahr 12 Bestzeiten aufgestellt hatte. Im Jahr 1936 erhielt Judith Deutsch-Haspel als eine der drei herausragendsten österreichischen Sportlerinnen das „Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich“.
  
Im Jahr 1936 wurden vom ÖOC acht jüdische Sportlerinnen und Sportler in das österreichi-sche Olympia-Aufgebot einberufen. Neben Judith Deutsch waren dies die Hakaoh Schwim-merinnen Lucie Goldner und Ruth Langer, der Gewichtheber Robert Fein, der Ringer Erich Finscus und die Leichtathleten König, Gottlieb und Neumann. Aus Protest gegen die NS-Rassenideologie weigerten sich außer Fein und König jedoch alle, an den Olympischen Spielen in Deutschland teilzunehmen. Dies war gemäß der Statuten des IOC ebenso erlaubt wie nach den Richtlinien des ÖOC. Während Robert Fein in Berlin eine Goldmedaille errang, wurden die Schwimmerinnen Judith Deutsch-Haspel, Lucie Goldner und Ruth Langer durch den Österreichischen Schwimmverband lebenslänglich gesperrt und ihnen alle nationalen Titel aberkannt. Erst nach massiven internationalen Protesten wurde die Sperre auf zwei Jahre reduziert, die Tilgung ihrer Namen aus der Liste der Bestleistungen blieb aber beste¬hen. Eine Rehabilitierung erfolgte erst anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Österreichi¬schen Schwimmverbandes (VOS) im Jahr 1999.
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Im Jahr 1936 wurden vom ÖOC acht jüdische Sportlerinnen und Sportler in das österreichische Olympia-Aufgebot einberufen. Neben Judith Deutsch waren dies die Hakoah Schwimmerinnen Lucie Goldner und Ruth Langer, der Gewichtheber Robert Fein, der Ringer Erich Finscus und die Leichtathleten König, Gottlieb und Neumann. Aus Protest gegen die NS-Rassenideologie weigerten sich außer Fein und König jedoch alle, an den Olympischen Spielen in Deutschland teilzunehmen. Dies war gemäß der Statuten des IOC ebenso erlaubt wie nach den Richtlinien des ÖOC. Während Robert Fein in Berlin eine Goldmedaille errang, wurden die Schwimmerinnen Judith Deutsch-Haspel, Lucie Goldner und Ruth Langer durch den Österreichischen Schwimmverband lebenslänglich gesperrt und ihnen alle nationalen Titel aberkannt. Erst nach massiven internationalen Protesten wurde die Sperre auf zwei Jahre reduziert, die Tilgung ihrer Namen aus der Liste der Bestleistungen blieb aber bestehen. Eine Rehabilitierung erfolgte erst anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Österreichischen Schwimmverbandes (VOS) im Jahr 1999.
  
 
Judith Deutsch-Haspel emigrierte noch im Jahr 1936 nach Palästina. Sie ließ sich mit ihrer Familie in Haifa nieder, das zu dieser Zeit das einzige Schwimmbad Israels mit Olympia-Maßen hatte. Sie wurde israelische Meisterin und repräsentierte 1939 die Hebrew University bei den World University Games. Einen Tag nach ihrem Medaillengewinn begann aber mit der deutschen Invasion in Polen bereits der Zweite Weltkrieg.
 
Judith Deutsch-Haspel emigrierte noch im Jahr 1936 nach Palästina. Sie ließ sich mit ihrer Familie in Haifa nieder, das zu dieser Zeit das einzige Schwimmbad Israels mit Olympia-Maßen hatte. Sie wurde israelische Meisterin und repräsentierte 1939 die Hebrew University bei den World University Games. Einen Tag nach ihrem Medaillengewinn begann aber mit der deutschen Invasion in Polen bereits der Zweite Weltkrieg.
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Im Jahr 2004 wurde die Geschichte des Schwimmerinnen-Teams der Hakoah Wien in der Dokumentation „Watermarks“ verfilmt.
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Im Jahr 2004 wurde die Geschichte des Schwimmerinnen-Teams der Hakoah Wien in der Dokumentation "Watermarks" verfilmt.
 
 
Quelle:
 
.) www.allesfilm.com (Internetseite)
 
.) www.hagalil.com (Internetseite)
 
.) www.wienerzeitung.at (Internetseite)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Abteilungsleiterin:
 
 
 
 
 
  
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==Literatur==
  
Dr.in Sylvia Mattl-Wurm
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* www.allesfilm.com [Stand: 24. Oktober 2013]
Direktorin der
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* www.hagalil.com [Stand: 24. Oktober 2013]
Wienbibliothek im Rathaus
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* www.wienerzeitung.at [Stand: 24. Oktober 2013]

Version vom 22. April 2015, 14:13 Uhr

Daten zur Person
Personenname Deutsch-Haspel, Judith
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 42830
GND
Wikidata
Geburtsdatum 18. August 1918
Geburtsort
Sterbedatum 20. November 2004
Sterbeort
Beruf Leistungsschwimmerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.04.2015 durch WIEN1.lanm09bur
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1936)

Judith Deutsch-Haspel * 18. August 1918, † 20. November 2004, Leistungsschwimmerin

Biographie

Judith Deutsch-Haspel war als Mitglied im Schwimmteam des jüdischen Wiener Sportklubs Hakoah bereits mit 15 Jahren österreichische Meisterin im Freistil über 400 Meter. Über Jahre hinweg war sie in den 1930er Jahren alleinige Rekordhalterin im Kurz-, Mittelstrecken- und Langstreckenbewerb. Sie wurde im Jahr 1935 zur Österreichischen Sportlerin des Jahres gewählt, nachdem sie in diesem Jahr 12 Bestzeiten aufgestellt hatte. Im Jahr 1936 erhielt Judith Deutsch-Haspel als eine der drei herausragendsten österreichischen Sportlerinnen das „Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich“.

Im Jahr 1936 wurden vom ÖOC acht jüdische Sportlerinnen und Sportler in das österreichische Olympia-Aufgebot einberufen. Neben Judith Deutsch waren dies die Hakoah Schwimmerinnen Lucie Goldner und Ruth Langer, der Gewichtheber Robert Fein, der Ringer Erich Finscus und die Leichtathleten König, Gottlieb und Neumann. Aus Protest gegen die NS-Rassenideologie weigerten sich außer Fein und König jedoch alle, an den Olympischen Spielen in Deutschland teilzunehmen. Dies war gemäß der Statuten des IOC ebenso erlaubt wie nach den Richtlinien des ÖOC. Während Robert Fein in Berlin eine Goldmedaille errang, wurden die Schwimmerinnen Judith Deutsch-Haspel, Lucie Goldner und Ruth Langer durch den Österreichischen Schwimmverband lebenslänglich gesperrt und ihnen alle nationalen Titel aberkannt. Erst nach massiven internationalen Protesten wurde die Sperre auf zwei Jahre reduziert, die Tilgung ihrer Namen aus der Liste der Bestleistungen blieb aber bestehen. Eine Rehabilitierung erfolgte erst anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Österreichischen Schwimmverbandes (VOS) im Jahr 1999.

Judith Deutsch-Haspel emigrierte noch im Jahr 1936 nach Palästina. Sie ließ sich mit ihrer Familie in Haifa nieder, das zu dieser Zeit das einzige Schwimmbad Israels mit Olympia-Maßen hatte. Sie wurde israelische Meisterin und repräsentierte 1939 die Hebrew University bei den World University Games. Einen Tag nach ihrem Medaillengewinn begann aber mit der deutschen Invasion in Polen bereits der Zweite Weltkrieg.

Judith Deutsch-Haspel wurde 1995 vom damaligen Präsidenten des OSV, Otmar Brix, nach Österreich eingeladen, um ihren Namen wieder in das offizielle Buch der österreichischen Schwimmrekorde einzutragen. Dies lehnte sie aber ab, da sie nicht mehr nach Österreich zurückkehren wollte. Das von einer österreichischen Delegation überbrachte offizielles Entschuldigungsschreiben, in dem auch die Aufhebung der Sanktionen ausgesprochen und ihr alle Titel, Medaillen und Rekorde wieder verliehen wurden, nahm sie aber gerne an.  

Im Jahr 2004 wurde die Geschichte des Schwimmerinnen-Teams der Hakoah Wien in der Dokumentation "Watermarks" verfilmt.

Literatur

  • www.allesfilm.com [Stand: 24. Oktober 2013]
  • www.hagalil.com [Stand: 24. Oktober 2013]
  • www.wienerzeitung.at [Stand: 24. Oktober 2013]