Joseph Lanner: Unterschied zwischen den Versionen

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Lanner Josef, * 12. April 1801 7, Mechitaristengasse 5 (Gedenktafel, enthüllt 1879; [[Lannerhaus]]), † (an Typhus) 14. April 1843 Oberdöbling (18, Gymnasiumstraße 87; Gedenktafel am Neubau, gestiftet von der „Gesellschaft der Freunde Wiens" [1994]; Döblinger Ortsfriedhof [Grabdenkmal von Wasserburger; Lannerdenkmal, 19], seit 1904 Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 16 [neben [[Johann Strauß (Vater)|Johann Strauß Vater]]], Grabdenkmal von der Firma Sommer und Weniger), Komponist, Kapellmeister, Gattin (24. November 1828) Franziska Jahus (* 15. Dezember 1807, † 29. Jänner 1855), Sohn des Handschuhmachergesellen Martin Lanner (* 1767, † 29. März 1839) und dessen Gattin Anna Schernhauf (* 1777, † 15. Jänner 1823).
 
Lanner Josef, * 12. April 1801 7, Mechitaristengasse 5 (Gedenktafel, enthüllt 1879; [[Lannerhaus]]), † (an Typhus) 14. April 1843 Oberdöbling (18, Gymnasiumstraße 87; Gedenktafel am Neubau, gestiftet von der „Gesellschaft der Freunde Wiens" [1994]; Döblinger Ortsfriedhof [Grabdenkmal von Wasserburger; Lannerdenkmal, 19], seit 1904 Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 16 [neben [[Johann Strauß (Vater)|Johann Strauß Vater]]], Grabdenkmal von der Firma Sommer und Weniger), Komponist, Kapellmeister, Gattin (24. November 1828) Franziska Jahus (* 15. Dezember 1807, † 29. Jänner 1855), Sohn des Handschuhmachergesellen Martin Lanner (* 1767, † 29. März 1839) und dessen Gattin Anna Schernhauf (* 1777, † 15. Jänner 1823).
 
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[[Datei:HMW_076620_00067.jpg|390px|thumb|right|Gymnasiumstraße 87 (Wohn- und Sterbehaus von Josef Lanner), um 1903]]
 
Bildete sich ohne methodischen Unterricht autodidaktisch in Violine, Geige, Generalbass und Instrumentation aus und spielte bereits 1813 in der Kapelle des Michael Pamer in der "[[Zur goldenen Birne|Goldenen Birne]]" (3, Landstraßer Hauptstraße 31) Violine. Am 1. Mai 1824 konzertierte er im [[Erstes Kaffeehaus|l. Kaffeehaus im Prater]]. Gemeinsam mit zwei Altersgenossen, den Brüdern [[Johann Alois Drahanek]] und [[Carl Drahanek|Drahanek]], trat er 1819 mit so großem Erfolg in Jünglings Kaffeehaus (2, bei der Schlagbrücke; "[[Zum Jüngling]]") auf, dass die Besetzung (zwei Violinen, Gitarre) zum Quartett erweitert werden musste: die Viola spielte längere Zeit [[Johann Baptist Strauß|Johann Strauß Vater]]. Lanner trat in renommierten Stadtlokalen (u. a. im "Rebhuhn" in der Goldschmiedgasse) auf. Das Liebhaberquartett, für das Lanner auch Opernpotpourris arrangierte und Tänze komponierte, wurde langsam zu einem vollständigen Orchester erweitert, das in ungewöhnlicher Weise das Publikum faszinierte. Es wurde später sogar geteilt, wobei Strauß die Leitung des zweiten Orchesters übernahm. 1825 trat Strauß allerdings nach einer Meinungsverschiedenheit aus dem Orchesterverband aus und gründete sein eigenes Orchester. Das Ausscheiden Strauß' fand im Lannerschen "Trennungswalzer" musikalischen Ausdruck. Lanners Ländler, Walzer (besonders „Hofballtänze" [1840], "Die Romantiker" [1841] und die in [[Dommayers Casino]] uraufgeführten "Schönbrunner" [1843]) und Galopps wurden schnell populär (insgesamt 208 Werke). Den Durchbruch hatte Lanner als Dirigent des Ballorchesters beim "Bock" auf der Wieden erzielt. Nach zahlreichen Konzertreisen hatte er 1829 den Titel "Musikdirektor der [[Redoutensäle]]" erhalten und war Kapellmeister des 2. Bürgerregiments geworden. 1832 spielte er erstmals in Hietzing (Restaurant "Zum weißen Engel" [13, Hietzinger Hauptstraße 1]).
 
Bildete sich ohne methodischen Unterricht autodidaktisch in Violine, Geige, Generalbass und Instrumentation aus und spielte bereits 1813 in der Kapelle des Michael Pamer in der "[[Zur goldenen Birne|Goldenen Birne]]" (3, Landstraßer Hauptstraße 31) Violine. Am 1. Mai 1824 konzertierte er im [[Erstes Kaffeehaus|l. Kaffeehaus im Prater]]. Gemeinsam mit zwei Altersgenossen, den Brüdern [[Johann Alois Drahanek]] und [[Carl Drahanek|Drahanek]], trat er 1819 mit so großem Erfolg in Jünglings Kaffeehaus (2, bei der Schlagbrücke; "[[Zum Jüngling]]") auf, dass die Besetzung (zwei Violinen, Gitarre) zum Quartett erweitert werden musste: die Viola spielte längere Zeit [[Johann Baptist Strauß|Johann Strauß Vater]]. Lanner trat in renommierten Stadtlokalen (u. a. im "Rebhuhn" in der Goldschmiedgasse) auf. Das Liebhaberquartett, für das Lanner auch Opernpotpourris arrangierte und Tänze komponierte, wurde langsam zu einem vollständigen Orchester erweitert, das in ungewöhnlicher Weise das Publikum faszinierte. Es wurde später sogar geteilt, wobei Strauß die Leitung des zweiten Orchesters übernahm. 1825 trat Strauß allerdings nach einer Meinungsverschiedenheit aus dem Orchesterverband aus und gründete sein eigenes Orchester. Das Ausscheiden Strauß' fand im Lannerschen "Trennungswalzer" musikalischen Ausdruck. Lanners Ländler, Walzer (besonders „Hofballtänze" [1840], "Die Romantiker" [1841] und die in [[Dommayers Casino]] uraufgeführten "Schönbrunner" [1843]) und Galopps wurden schnell populär (insgesamt 208 Werke). Den Durchbruch hatte Lanner als Dirigent des Ballorchesters beim "Bock" auf der Wieden erzielt. Nach zahlreichen Konzertreisen hatte er 1829 den Titel "Musikdirektor der [[Redoutensäle]]" erhalten und war Kapellmeister des 2. Bürgerregiments geworden. 1832 spielte er erstmals in Hietzing (Restaurant "Zum weißen Engel" [13, Hietzinger Hauptstraße 1]).
  

Version vom 26. Februar 2015, 15:35 Uhr

Josef Lanner
Daten zur Person
Personenname Lanner, Joseph
Abweichende Namensform Lanner, Josef
Titel
Geschlecht männlich
PageID 29041
GND 118569597
Wikidata
Geburtsdatum 12. April 1801
Geburtsort Wien
Sterbedatum 14. April 1843
Sterbeort Oberdöbling
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung / Musiksammlung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.02.2015 durch DYN.lanmushot
Begräbnisdatum 13. Juni 1904
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Ehrengrab Grab 32A, Nummer 16
Bildname Joseflanner.jpg
Bildunterschrift Josef Lanner
  • 7., Mechitaristengasse 5 (Geburtsadresse)
  • 19., Gymnasiumstraße 87 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmitglied des Musikvereins Innsbruck

Lanner Josef, * 12. April 1801 7, Mechitaristengasse 5 (Gedenktafel, enthüllt 1879; Lannerhaus), † (an Typhus) 14. April 1843 Oberdöbling (18, Gymnasiumstraße 87; Gedenktafel am Neubau, gestiftet von der „Gesellschaft der Freunde Wiens" [1994]; Döblinger Ortsfriedhof [Grabdenkmal von Wasserburger; Lannerdenkmal, 19], seit 1904 Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 16 [neben Johann Strauß Vater], Grabdenkmal von der Firma Sommer und Weniger), Komponist, Kapellmeister, Gattin (24. November 1828) Franziska Jahus (* 15. Dezember 1807, † 29. Jänner 1855), Sohn des Handschuhmachergesellen Martin Lanner (* 1767, † 29. März 1839) und dessen Gattin Anna Schernhauf (* 1777, † 15. Jänner 1823).

Gymnasiumstraße 87 (Wohn- und Sterbehaus von Josef Lanner), um 1903

Bildete sich ohne methodischen Unterricht autodidaktisch in Violine, Geige, Generalbass und Instrumentation aus und spielte bereits 1813 in der Kapelle des Michael Pamer in der "Goldenen Birne" (3, Landstraßer Hauptstraße 31) Violine. Am 1. Mai 1824 konzertierte er im l. Kaffeehaus im Prater. Gemeinsam mit zwei Altersgenossen, den Brüdern Johann Alois Drahanek und Drahanek, trat er 1819 mit so großem Erfolg in Jünglings Kaffeehaus (2, bei der Schlagbrücke; "Zum Jüngling") auf, dass die Besetzung (zwei Violinen, Gitarre) zum Quartett erweitert werden musste: die Viola spielte längere Zeit Johann Strauß Vater. Lanner trat in renommierten Stadtlokalen (u. a. im "Rebhuhn" in der Goldschmiedgasse) auf. Das Liebhaberquartett, für das Lanner auch Opernpotpourris arrangierte und Tänze komponierte, wurde langsam zu einem vollständigen Orchester erweitert, das in ungewöhnlicher Weise das Publikum faszinierte. Es wurde später sogar geteilt, wobei Strauß die Leitung des zweiten Orchesters übernahm. 1825 trat Strauß allerdings nach einer Meinungsverschiedenheit aus dem Orchesterverband aus und gründete sein eigenes Orchester. Das Ausscheiden Strauß' fand im Lannerschen "Trennungswalzer" musikalischen Ausdruck. Lanners Ländler, Walzer (besonders „Hofballtänze" [1840], "Die Romantiker" [1841] und die in Dommayers Casino uraufgeführten "Schönbrunner" [1843]) und Galopps wurden schnell populär (insgesamt 208 Werke). Den Durchbruch hatte Lanner als Dirigent des Ballorchesters beim "Bock" auf der Wieden erzielt. Nach zahlreichen Konzertreisen hatte er 1829 den Titel "Musikdirektor der Redoutensäle" erhalten und war Kapellmeister des 2. Bürgerregiments geworden. 1832 spielte er erstmals in Hietzing (Restaurant "Zum weißen Engel" [13, Hietzinger Hauptstraße 1]).

Während die Walzer bei Clementi, Beethoven und Schubert aus Tanzstücken mit Reprisen und einem Trio bestanden, schuf Lanner etwas völlig Neues: die zyklische Form, bestehend aus Introduktion, fünfgliedriger Walzerkette und Finale. Lanner wusste die Klangmöglichkeiten des Orchesters geschickt auszunützen und gilt als Begründer des Wiener Walzers, dem er und Strauß (Vater) die neue Form des Dreivierteltakts gaben. Der Walzer Lanners wurde nach dem Wiener Kongreß zur herrschenden Form des Gesellschaftstanzes und erlangte als Ausdruck einer neuen Sozialordnung Weltgeltung. In Dommayers Casino in Hietzing, seinem bevorzugten Etablissement, dirigierte Lanner am 21. März 1843 zum letzten Mal. Sein Sohn August Joseph [1834-1855] wurde Violinschüler Josef Mayseders und trat nach seines Vaters Tod als Leiter eines eigenen Orchesters hervor.

Ehrenmitglied des Musikvereins Innsbruck. Lannergasse (4), Lannergasse (23, Atzersdorf), Lanner-Grabdenkmal, Lannerhaus, Lannerstraße, Strauß-Lanner-Denkmal, Strauß-Lanner-Park; Strauß-Lanner-Denkmal im Badener Kurpark.

Teilnachlass in der Musiksammlung und der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Fr. Lange: Josef Lanner und Johann Strauß. Leipzig 2. Auflage 1919
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 261
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 217, 227
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 40 ff., 182
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969. Band 2, 209 f., 274
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925. Band l, S. 314
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 171, 368 f.
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, Register
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949, S. 163, 202, 209, 210 f., 251, 267
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 332 f., 397 f.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 82

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