Johann Böhm (Gewerkschafter): Unterschied zwischen den Versionen

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1951 war er einer der Preisträger des Karl-Renner-Preises; 1954 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich; Ehrenbürger der Stadt Wien (21. November 1958).  
 
1951 war er einer der Preisträger des Karl-Renner-Preises; 1954 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich; Ehrenbürger der Stadt Wien (21. November 1958).  
Im Jahr 2009 wurde in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) der [[Johann-Böhm-Platz]] nach ihm benannt, an dem sich seit 2010 die Zentrale des ÖGB ("Catamaran") befindet.
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1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll.  
 
1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll.  
In Wien-Brigittenau (20. Bezirk) wurde der [[Johann-Böhm-Hof]] nach ihm benannt.
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==Werke==
 
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Version vom 24. März 2016, 14:00 Uhr

Johann Böhm (1958)
Daten zur Person
Personenname Böhm, Johann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 1362
GND
Wikidata
Geburtsdatum 26. Jänner 1886
Geburtsort Stögersbach, Niederösterreich
Sterbedatum 13. Mai 1959
Sterbeort Wien
Beruf Gewerkschafter, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei, Sozialistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.03.2016 durch DYN.martin krenn
Begräbnisdatum 20. Mai 1959
Friedhof Zentralfriedhof, Ehrengrab Gr. 32C, Nr. 21
Grabstelle
Bildname Johannboehmgewerkschafter.jpg
Bildunterschrift Johann Böhm (1958)
  • 18., Gersthofer Straße 158 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. November 1958, Übernahme: 6. Dezember 1958)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 5. Mai 1954)
  • Dr.-Karl-Renner-Preis der Stadt Wien (Verleihung: 1951)

  • Abgeordneter zum Nationalrat (02.12.1930 bis 17.02.1934)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Zweiter Präsident des Nationalrates (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Staatssekretär für Soziale Verwaltung (27.04.1945 bis 20.12.1945)
  • Gemeinderat der Stadt Wien (1927 bis 1930)
  • Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945 bis 1959)

Johann Böhm, * 26. Jänner 1886 Stögersbach, Niederösterreich, † 13. Mai 1959 Wien 18, Gersthofer Straße 158 (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gr. 32C, Nr. 21), sozialdemokratischer Politiker und Gewerkschafter.

Herkunft und Familie

Johann Böhm wuchs in ärmlichen Verhältnissen im niederösterreichischen Waldviertel auf. Nach Besuch der Volksschule und Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya musste Böhm, der als intelligenter und wissbegieriger Junge galt, das Maurerhandwerk erlernen. Mit seiner ersten Gattin Rosa Geppert, die 1930 einem Herzleiden erlag, hatte er drei Kinder. Kurz nach dem Tod von Rosa heiratete er Marianne Grem.

Erstes gewerkschaftliches Engagement

Nach Absolvierung einer Maurerlehre in Wien wurde Böhm 1903 Gewerkschaftsmitglied und Funktionär einer Ortsgruppe. Als erst 18jähriger wurde er zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann auf einer Wiener Baustelle gewählt, 1905 erfolgte seine Wahl zum Hauptvertrauensmann, gleichzeitig wurde Böhm auch Mitglied der SDAP. 1909 kam Böhm in den Vorstand der Baugewerkschaft und wurde 1912 als deren Vertreter in die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt entsandt. Er bildete sich auf Arbeiterschulen und in technischen Kursen weiter. Nach Absolvierung des Kriegsdiensts wandte sich Böhm neuerlich gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeiten zu. Im Jahr 1918 fungierte er als erster Leiter des Landesarbeitsamtes und wurde zudem in den Vorstand der Freien Gewerkschaften gewählt. Auch in der Gewerkschaft machte er weiter Karriere: So wurde er 1918 Sekretär, 1921 auch Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1929-1934 Obmann), war 1927-1930 sozialdemokratischer Gemeinderat in Wien und 1930-1934 Abgeordneter zum Nationalrat. In der Wiener Gebietskrankenkasse nahm er die Funktion eines Vizepräsidenten ein. Daneben war er seit 1921 auch als Vorstand der Baugenossenschaft "Grundstein" tätig. Zu den politischen und gewerkschaftlichen Schwerpunkten Böhms in der Zwischenkriegszeit gehörten die Bereiche Sozialpolitik, Wohnungswesen und technische Angelegenheiten.

Böhm in den Jahren 1934 bis 1945

Während der Zeit des austrofaschistischen "Ständestaates" befand sich Böhm mehrfach in Haft. Nach Verlust seiner politischen und gewerkschaftlichen Ämter musste er seinen Lebensunterhalt als Angestellter bei der Urlaubskommission der Bauarbeiter bestreiten. Auch für die Nationalsozialisten blieb Böhm ein politisches Feindbild; nach dem "Anschluss" 1938 wurde er mehrfach verhaftet und stand unter Polizeiaufsicht. 1939 wurde er Polier, ab 1940 war er bei einer Bauberufsgenossenschaft tätig.

Politische Karriere nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für Böhm einen Wiederbeginn seiner politischen Karriere. Am 27. April 1945 wurde er auf Seiten der SPÖ zum Staatssekretär für soziale Verwaltung (bis 20. Dezember 1945) ernannt; am 25. November 1945 zum sozialdemokratischen Nationalrats-Abgeordneten gewählt. Johann Böhm hatte maßgeblichen Anteil an der Wiedergründung des ÖGB im Jahr 1945. In den letzten Kriegstagen trafen sich sozialdemokratische Gewerkschafter, darunter auch Böhm, in der Wiener Wohnung von Josef Battisti und berieten über die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Auf Böhms Initiative hin wurde die Schaffung eines überparteilichen Gewerkschaftsbundes beschlossen, dessen provisorischen Vorsitz (bis 1948) Böhm übernahm. Von 1948 bis zu seinem Tod 1959 amtierte er als "ordentlicher" Präsident des ÖGB. Im selben Zeitraum war er auch Zweiter Präsident des Nationalrates, Mitglied im SPÖ-Vorstand und Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger. Gewerkschaftlichen und politischen Erfolgen, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Kollektivverträgen, standen auch umstrittene Maßnahmen wie die fünf Lohn- und Preisabkommen gegenüber, die in den Jahren 1947-1951 unter Böhms ÖGB-Präsidentschaft abgeschlossen wurden. Für die Stabilisierung der Währung und die Ankurbelung der Wirtschaft war er bereit, Kompromisse zulasten der Arbeiterschaft zu schließen, da er vom perspektivischen Erfolg dieser Politik überzeugt war.

Ehrungen

1951 war er einer der Preisträger des Karl-Renner-Preises; 1954 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich; Ehrenbürger der Stadt Wien (21. November 1958). Im Jahr 2009 wurde in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) der Johann-Böhm-Platz nach ihm benannt, an dem sich seit 2010 die Zentrale des ÖGB ("Catamaran") befindet. 1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll. In Wien-Brigittenau (20. Bezirk) wurde der Johann-Böhm-Hof nach ihm benannt.

Werke

  • Johann Böhm. Eine Auswahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Wien: Verlag des ÖGB 1951
  • Erinnerungen aus meinem Leben. Wien: Verlag des ÖGB 1986

Literatur

  • Karin Holzer: Johann Böhm, eine Biographie. 2., neu bearb. Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 1998
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 85 ff.
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1977
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951

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