Israelitischer Friedhof Roßau: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. Juni 2021, 11:38 Uhr
48° 13' 24.71" N, 16° 21' 47.60" E zur Karte im Wien Kulturgut
1517 errichteten die Juden ihren neuen Friedhof in der Roßau (9., Seegasse 9-11; 1582 erstmals urkundlich belegt), der, bei der neuerlichen Judenvertreibung (1670) arg gefährdet, von Koppel Frankel nur gegen Erlag von 4.000 Gulden "auf ewige Zeiten" vor der Zerstörung bewahrt, eingezäunt und in seinem Bestand erhalten werden konnte. 1696 kaufte der Hofbankier Samuel Oppenheimer von Israel Frankel das Friedhofsareal und ließ die während der Türkenbelagerung (1683) zerstörte hölzerne Einfriedung durch eine steinerne Mauer ersetzen.
1784 wurde der Friedhof von der Donau überschwemmt, wobei viele alte Grabsteine zugrunde gingen. 1793 kaufte die Judengemeinde den Friedhof von den Oppenheimerschen Erben zurück und ließ auch das danebenliegende, von Oppenheimer gegründete jüdische Versorgungshaus umbauen. 1844 kam es zur Reform des Spitals: es wurde den jüdischen Armen und Siechen überlassen, die Kranken kamen in das neue Judenspital am Währinger Gürtel (gegründet von Anselm Freiherr von Rothschild), der Friedhof wurde gereinigt, die vorhandenen rund 700 Grabsteine numeriert und deren Verzeichnis im Archiv der jüdischen Gemeinde deponiert. Viele hervorragende Mitglieder der jüdischen Gemeinde (beispielsweise aus den Familien Arnstein, Eskeles, Königswarter, Leidesdorf, Oppenheimer und Wertheimstein) hatten hier ihre Ruhestätte.
Die Katastrophe der Nazi-Herrschaft traf auch den Friedhof in der Seegasse: 1941 wurde die Auflösung aller jüdischen Friedhöfe Wiens beschlossen. Dies führte zur Schändung der Grabstätten durch Exhumierungen und Entwendungen von Grabsteinen. Zwischen 1943 und 1944 wurden zahlreiche Grabsteine zerstört. Durch Einsatz jüdischer Gemeindemitglieder konnten einige Grabsteine und Gebeine gerettet und beim fünften Tor (heute: beim vierten Tor) am Zentralfriedhof versteckt werden. Vor Jahren wurden sie entdeckt und 1981-1983 in die Seegasse zurückgebracht (Eröffnung der Gedenkstätte und Einweihung am 4. September 1983).
Als die Gemeinde Wien 1978 das Areal erwarb, verpflichtete sie sich, den Friedhof zu restaurieren. Der aus dem Jahr 1670 stammende und noch immer gültige Vertrag über die "Unantastbarkeit für alle Zeiten" des Friedhofes wurde unter Bürgermeister Leopold Gratz 1978 neu festgeschrieben. Die Gemeinde Wien übernahm die Betreuung und Instandsetzung des Gräberfeldes. Ein maßstabgetreuer Plan und der vorhandene Baumbestand dienten der Rekonstruktion der Grabstätten.
2013 wurden bei den laufenden Restaurierungsarbeiten 20 weitere historische Grabsteine sowie zahlreiche Fragmente entdeckt (siehe Seegasse sub Archäologie).
Seit 1984 ist der Friedhof wieder zugänglich. Der jüdische Friedhof Seegasse kann tagsüber über das PensionistInnen-Wohnhaus Roßau betreten werden, in dessen Innenhof er sich befindet. Das Friedhofsareal beträgt rund 2.000 Quadratmeter.
Siehe: Israelitische Friedhöfe
Video
wien.at, Stadt Wien: Jüdischer Friedhof Seegasse, 4 Min. 24 Sek. [Stand: 10.7.2017]