Ilse Arlt: Unterschied zwischen den Versionen

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Arlt Ilse, * 1. Mai 1876 Wien, † 25. Jänner 1960 Wien, Fürsorgerin. Befaßte sich mit nationalökonomischen Studien und begann, von ihrer Bedürfniskunde ausgehend, das Fürsorgewesen wissenschaftlich zu bearbeiten. Auf dem Internationalen Kongreß für öffentliche Armenpflege und private Wohltätigkeit in Kopenhagen (1910) schlug sie vor, den Beruf „Wohlfahrtspflegerin" zu schaffen und für eine umfassende Schulung zu sorgen; 1912 begann sie mit Fachkursen für Volkspflege (erste österreichische Fürsorgeschule). Bei der Gründung der Fürsorgeschule der Gemeinde Wien dienten in der Ersten Republik ihre modernen Gedanken als Vorbild. 1938 mußte sie ihre Lehrtätigkeit aufgeben, baute die Schule jedoch 1945 wieder auf und führte sie bis 1948 weiter. Unter ihren Veröffentlichungen sind „Die Grundlagen der Fürsorge" besonders hervorzuheben. Sie gehört zu den Bahnbrecherinnen auf dem Gebiet der österreichischen Fürsorge. Preis der Dr.-Karl-Renner-Stiftung (1954).
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Arlt Ilse, * 1. Mai 1876 Wien, † 25. Jänner 1960 Wien, Fürsorgerin.  
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Von 1901 bis 1905 studierte sie an der Universität Wien Nationalökonomie. Die Beschäftigung mit den realen Lebensumständen von Arbeitern veranlasste sie, an einer eigenständigen Fürsorgewissenschaft, die eng mit nationalökonomischen (aber selbstverständlich auch mit medizinischen und pädagogischen) Fragen verbunden ist, zu arbeiten.
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1912 gründete sie die erste Fürsorgeschule in Wien, die den Namen “Vereinigte Fachkurse für Volkspflege“ trug. Ilse Arlt verstand ihre Ausbildungsstätte von Anfang an nicht nur als Lehrstätte, sondern auch als Forschungseinrichtung, welche die Grundlagenforschung für wichtige Aufgaben der Sozialpolitik betreiben sollte. Ein Fürsorgewörterbuch in zehn Sprachen sollte ein Beitrag zur Begriffserklärung und ein Soziallexikon sein. Sie trug alle Lehrmittel selber zusammen und schrieb die ersten österreichischen Lehrbücher “Die Grundlagen der Fürsorge“ (1921) und “Die Gestaltung der Hilfe“ (1923).
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== Literatur ==  
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* llse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung. URL: http://inclusion.fhstp.ac.at/index.php/ueberdasinstitut/ilsearlt [Stand: 29.07.2015]
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* Österreichische Nationalbibliothek: Frauen in Bewegung 1848-1938: Ilse Arlt. URL: http://www.fraueninbewegung.onb.ac.at/Pages/PersonDetail.aspx?p_iPersonenID=8675085 [Stand: 30.07.2015]
 
* Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 30.04.1956
 
* Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 30.04.1956

Version vom 31. Juli 2015, 12:53 Uhr

Daten zur Person
Personenname Arlt, Ilse
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 27160
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1. Mai 1876
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. Jänner 1960
Sterbeort Wien
Beruf Sozialwissenschaftlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 31.07.2015 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 28. Jänner 1960
Friedhof Wiener Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 84; Reihe 18; Nummer 43
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • Pötzleinsdorf, Hauptstraße 52 (Geburtsadresse)
  • 8., Albertgasse 4 (Wohnadresse)
  • 8., Albertgasse 38 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Dr.-Karl-Renner-Stiftung (Verleihung: 1954)
  • Bundesfürsorgerätin (Verleihung: 1922)

Arlt Ilse, * 1. Mai 1876 Wien, † 25. Jänner 1960 Wien, Fürsorgerin.

Biographie

Ilse Arlts Vater, Ferdinand Ritter von Arlt, war – wie schon dessen Vater – Augenarzt. Im Alter von 16 Jahren übersiedelte sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Graz. Sie bereitete sich autodidaktisch auf die Staatsprüfung in Latein und Englisch vor und legte mit 20 Jahren die Lehramtsprüfung für die englische Sprache ab.

Von 1901 bis 1905 studierte sie an der Universität Wien Nationalökonomie. Die Beschäftigung mit den realen Lebensumständen von Arbeitern veranlasste sie, an einer eigenständigen Fürsorgewissenschaft, die eng mit nationalökonomischen (aber selbstverständlich auch mit medizinischen und pädagogischen) Fragen verbunden ist, zu arbeiten.

1912 gründete sie die erste Fürsorgeschule in Wien, die den Namen “Vereinigte Fachkurse für Volkspflege“ trug. Ilse Arlt verstand ihre Ausbildungsstätte von Anfang an nicht nur als Lehrstätte, sondern auch als Forschungseinrichtung, welche die Grundlagenforschung für wichtige Aufgaben der Sozialpolitik betreiben sollte. Ein Fürsorgewörterbuch in zehn Sprachen sollte ein Beitrag zur Begriffserklärung und ein Soziallexikon sein. Sie trug alle Lehrmittel selber zusammen und schrieb die ersten österreichischen Lehrbücher “Die Grundlagen der Fürsorge“ (1921) und “Die Gestaltung der Hilfe“ (1923).

Bei der Gründung der Fürsorgeschule der Gemeinde Wien in der Ersten Republik dienten ihre modernen Gedanken als Vorbild.

1938 wurde die Schule geschlossen, Ilse Arlt aufgrund ihrer jüdischen Vorfahren die Lehrberechtigung entzogen und ihre Bücher vernichtet.

1946 wurde ihre Schule wieder eröffnet, musste aber 1950 aufgrund finanzieller Probleme endgültig schließen.

Ilse-Arlt-Straße

Literatur