Hieronymuskloster: Unterschied zwischen den Versionen

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Hieronymuskloster (1, Franziskanerplatz 4; heute Franziskanerkloster mit [[Franziskanerkirche]]). Hier entstand ab 1384 das „Haus der bekehrten Frauen" (auch „Büßerinnenhaus"), eine aus Spenden errichtet Anstalt, in welcher ehemalige Prostituierte Gelegenheit zur Resozialisierung und Rückkehr ins bürgerliche Leben erhielten. Sie lebten in klosterähnlicher Gemeinschaft unter der Leitung einer „Meisterin", die wirtschaftliche Aufsicht oblag vier periodisch gewählten „Verwesern" aus der Bürgerschaft. Die Insassinnen durften, wenn sie heirateten, aus der Anstalt ausscheiden; ihr Vorleben durfte ihnen bei schwerer Strafe nicht vorgehalten werden. Die zugehörige Kirche „Zum heiligen Hieronymus" wurde 1387 vollendet. Viele Schenkungen kamen der Anstalt zugute; so wurde beispielsweise 1437 das Haus des Hanns Newnhawser neben dem Lilienfelder Haus in der Singerstraße durch [[Simon Pötl]] und dessen Gattin Magdalene „zu einer ewigen wohnung der bekehrten frawn" gekauft; man vereinigte es mit dem Büßerinnenkloster. Durch zahlreiche Unterstützungen konnte 1476 das Gotteshaus erweitert werden. Bis zur Reformation erfreute sich das Kloster regen Zuspruchs. 1525 begann, durch die Zerstörung beim großen Stadtbrand, der Niedergang (Bau nur notdürftig renoviert). Die Lebensform verwilderte, viele Büßerinnen entsprangen, 1543
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Hieronymuskloster (1, Franziskanerplatz 4; heute Franziskanerkloster mit [[Franziskanerkirche]]). Hier entstand ab 1384 das "Haus der bekehrten Frauen" (auch "Büßerinnenhaus"), eine aus Spenden errichtete Anstalt, in welcher ehemalige Prostituierte Gelegenheit zur Resozialisierung und Rückkehr ins bürgerliche Leben erhielten. Sie lebten in klosterähnlicher Gemeinschaft unter der Leitung einer "Meisterin", die wirtschaftliche Aufsicht oblag vier periodisch gewählten "Verwesern" aus der Bürgerschaft. Die Insassinnen durften, wenn sie heirateten, aus der Anstalt ausscheiden; ihr Vorleben durfte ihnen bei schwerer Strafe nicht vorgehalten werden. Die zugehörige Kirche "Zum heiligen Hieronymus" wurde 1387 vollendet. Viele Schenkungen kamen der Anstalt zugute; so wurde beispielsweise 1437 das Haus des Hanns Newnhawser neben dem Lilienfelder Haus in der Singerstraße durch [[Simon Pötl]] und dessen Gattin Magdalene "zu einer ewigen wohnung der bekehrten frawn" gekauft; man vereinigte es mit dem Büßerinnenkloster. Durch zahlreiche Unterstützungen konnte 1476 das Gotteshaus erweitert werden. Bis zur Reformation erfreute sich das Kloster regen Zuspruchs. 1525 begann, durch die Zerstörung beim großen Stadtbrand, der Niedergang (Bau nur notdürftig renoviert). Die Lebensform verwilderte, viele Büßerinnen entsprangen, 1543 wurden anlässlich einer Klostervisitation nur noch acht Frauen vorgefunden. Die Meisterin Juliane Kleeberger wurde, da sie Orgien geduldet und mitveranstaltet hatte, in Untersuchung gezogen und starb im Bußhaus. Die Skandale mehrten sich. 1571 war keine Nonne mehr im Haus, weshalb man 1572 hier die städtische Jungfrauenzuchtschule unterbrachte. 1589 wurde das ganze Haus (nebst der 1387 geweihten Kapelle "Zum heiligen Hieronymus" und dem kleinen Gebäude für die Geistlichen) den Franziskanern übergeben. [[Franziskanerkirche]] (und -kloster), [[Kumpflucke]].
wurden anläßlich einer Klostervisitation nur noch acht Frauen vorgefunden. Die Meisterin Juliane Kleeberger wurde, da sie Orgien geduldet und mitveranstaltet hatte, in Untersuchung gezogen und starb im Bußhaus. Die Skandale mehrten sich. 1571 war keine Nonne mehr im Haus, weshalb man 1572 hier die städtische Jungfrauenzuchtschule unterbrachte. 1589 wurde das ganze Haus (nebst der 1387 geweihter Kapelle „Zum heiligen Hieronymus" und dem kleinen Gebäude für die Geistlichen) den Franziskanern übergeben. [[Franziskanerkirche]] (und -kloster), [[Kumpflucke]]
 
  
  
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* Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster. Diss. Univ. Wien. Wien 1984, S. 104 ff.
 
* Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster. Diss. Univ. Wien. Wien 1984, S. 104 ff.
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 144
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 144
* Ferdinand Just: Regesten zur Geschichte der Büßerinnenklöster in Wien. In: Wiener Diözesanblatt (1887), S. 209-211
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* Ferdinand Just: Regesten zur Geschichte der Büßerinnenklöster in Wien. In: Wiener Diözesanblatt (1887), S. 209 ff.
 
* Johannes Evangelist Schlager / Wilhelm Kohler: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1842, S. 279 ff.
 
* Johannes Evangelist Schlager / Wilhelm Kohler: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1842, S. 279 ff.

Version vom 3. Dezember 2014, 23:47 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Franziskanerkloster, Franziskanerkirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 14501
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.12.2014 durch DYN.patricktavernar
  • 1., Franziskanerplatz 4
  • 1., Weihburggasse 19
  • 1., Singerstraße 26-26A
  • Nr.: 913 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 945 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 969 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 23.54" N, 16° 22' 28.60" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hieronymuskloster (1, Franziskanerplatz 4; heute Franziskanerkloster mit Franziskanerkirche). Hier entstand ab 1384 das "Haus der bekehrten Frauen" (auch "Büßerinnenhaus"), eine aus Spenden errichtete Anstalt, in welcher ehemalige Prostituierte Gelegenheit zur Resozialisierung und Rückkehr ins bürgerliche Leben erhielten. Sie lebten in klosterähnlicher Gemeinschaft unter der Leitung einer "Meisterin", die wirtschaftliche Aufsicht oblag vier periodisch gewählten "Verwesern" aus der Bürgerschaft. Die Insassinnen durften, wenn sie heirateten, aus der Anstalt ausscheiden; ihr Vorleben durfte ihnen bei schwerer Strafe nicht vorgehalten werden. Die zugehörige Kirche "Zum heiligen Hieronymus" wurde 1387 vollendet. Viele Schenkungen kamen der Anstalt zugute; so wurde beispielsweise 1437 das Haus des Hanns Newnhawser neben dem Lilienfelder Haus in der Singerstraße durch Simon Pötl und dessen Gattin Magdalene "zu einer ewigen wohnung der bekehrten frawn" gekauft; man vereinigte es mit dem Büßerinnenkloster. Durch zahlreiche Unterstützungen konnte 1476 das Gotteshaus erweitert werden. Bis zur Reformation erfreute sich das Kloster regen Zuspruchs. 1525 begann, durch die Zerstörung beim großen Stadtbrand, der Niedergang (Bau nur notdürftig renoviert). Die Lebensform verwilderte, viele Büßerinnen entsprangen, 1543 wurden anlässlich einer Klostervisitation nur noch acht Frauen vorgefunden. Die Meisterin Juliane Kleeberger wurde, da sie Orgien geduldet und mitveranstaltet hatte, in Untersuchung gezogen und starb im Bußhaus. Die Skandale mehrten sich. 1571 war keine Nonne mehr im Haus, weshalb man 1572 hier die städtische Jungfrauenzuchtschule unterbrachte. 1589 wurde das ganze Haus (nebst der 1387 geweihten Kapelle "Zum heiligen Hieronymus" und dem kleinen Gebäude für die Geistlichen) den Franziskanern übergeben. Franziskanerkirche (und -kloster), Kumpflucke.


Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 230 ff.
  • Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster. Diss. Univ. Wien. Wien 1984, S. 104 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 144
  • Ferdinand Just: Regesten zur Geschichte der Büßerinnenklöster in Wien. In: Wiener Diözesanblatt (1887), S. 209 ff.
  • Johannes Evangelist Schlager / Wilhelm Kohler: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1842, S. 279 ff.