Herbersteinpalais: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die repräsentative Fassade, die sich an der gegenüberliegenden Hofburg orientierte, und die ursprünglich die Ecke krönende Kuppel riefen Kritiker auf den Plan. In seiner Sitzung vom 21. Oktober 1898 befasste sich auch der Wiener [[Gemeinderat]] mit der Kuppelfrage. Der Gemeinderat und Architekt [[ | + | Die repräsentative Fassade, die sich an der gegenüberliegenden Hofburg orientierte, und die ursprünglich die Ecke krönende Kuppel riefen Kritiker auf den Plan. In seiner Sitzung vom 21. Oktober 1898 befasste sich auch der Wiener [[Gemeinderat]] mit der Kuppelfrage. Der Gemeinderat und Architekt [[Karl Mayreder]] referierte über die komplexe Sachlage und regte mit der Rückendeckung von Bürgermeister Dr. [[Karl Lueger]] an, juristisch gegen die Kuppel vorzugehen, da der Bauherr Joseph Graf Herberstein eine protokollarische Erklärung unterzeichnet habe, von der ursprünglich geplanten Errichtung einer Kuppel Abstand zu nehmen, als Gegenleistung für einen niedrigen Grundstückspreis, den die Gemeinde Wien für die Beanspruchung von öffentlichem Grund durch die Vorverlegung der Baulinie (als Risalithgrund) gewährt hatte. |
Besonders [[Adolf Loos]], dessen [[Looshaus]] sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, wies auf den schweren konzeptionellen Fehler hin, in Sichtweite der [[Michaelerkuppel]] einen weiteren, nicht zur Hofburg gehörigen Kuppelbau zu errichten. 1927 zog die Girozentrale der österreichischen Genossenschaften in das Haus ein. 1936 wurde die Dachzone vereinfacht und die Kuppel abgetragen. 1951 erwarb die Genossenschaftliche Zentralbank das Palais und ließ es restaurieren. Am 6. Jänner 1990 verlegte die Zeitung „Standard" hieher ihre Redaktion, im selben Jahr wurde auch wieder ein [[Café Griensteidl]] eröffnet. | Besonders [[Adolf Loos]], dessen [[Looshaus]] sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, wies auf den schweren konzeptionellen Fehler hin, in Sichtweite der [[Michaelerkuppel]] einen weiteren, nicht zur Hofburg gehörigen Kuppelbau zu errichten. 1927 zog die Girozentrale der österreichischen Genossenschaften in das Haus ein. 1936 wurde die Dachzone vereinfacht und die Kuppel abgetragen. 1951 erwarb die Genossenschaftliche Zentralbank das Palais und ließ es restaurieren. Am 6. Jänner 1990 verlegte die Zeitung „Standard" hieher ihre Redaktion, im selben Jahr wurde auch wieder ein [[Café Griensteidl]] eröffnet. |
Version vom 27. Oktober 2023, 13:10 Uhr
Herbersteinpalais (1, Herrengasse 1-3, Schauflergasse 2; CNr. 25). Das Dietrichsteinpalais (errichtet 1815 durch Josef Karl Graf Dietrichstein), in dem 1847 das Café Griensteidl begründet wurde, kam 1861 in den Besitz der Grafen Herberstein. Nachdem Carl König bereits 1894 den Auftrag für einen Neubau erhalten hatte, nahm er diesen (nachdem das Kaffeehaus geschlossen worden war) 1897 tatsächlich in Angriff.
Die repräsentative Fassade, die sich an der gegenüberliegenden Hofburg orientierte, und die ursprünglich die Ecke krönende Kuppel riefen Kritiker auf den Plan. In seiner Sitzung vom 21. Oktober 1898 befasste sich auch der Wiener Gemeinderat mit der Kuppelfrage. Der Gemeinderat und Architekt Karl Mayreder referierte über die komplexe Sachlage und regte mit der Rückendeckung von Bürgermeister Dr. Karl Lueger an, juristisch gegen die Kuppel vorzugehen, da der Bauherr Joseph Graf Herberstein eine protokollarische Erklärung unterzeichnet habe, von der ursprünglich geplanten Errichtung einer Kuppel Abstand zu nehmen, als Gegenleistung für einen niedrigen Grundstückspreis, den die Gemeinde Wien für die Beanspruchung von öffentlichem Grund durch die Vorverlegung der Baulinie (als Risalithgrund) gewährt hatte.
Besonders Adolf Loos, dessen Looshaus sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, wies auf den schweren konzeptionellen Fehler hin, in Sichtweite der Michaelerkuppel einen weiteren, nicht zur Hofburg gehörigen Kuppelbau zu errichten. 1927 zog die Girozentrale der österreichischen Genossenschaften in das Haus ein. 1936 wurde die Dachzone vereinfacht und die Kuppel abgetragen. 1951 erwarb die Genossenschaftliche Zentralbank das Palais und ließ es restaurieren. Am 6. Jänner 1990 verlegte die Zeitung „Standard" hieher ihre Redaktion, im selben Jahr wurde auch wieder ein Café Griensteidl eröffnet.
Quelle
Literatur
- Rupert Feuchtmüller: Die Herrengasse. Wien [u.a.]: Zsolnay 1982 (Wiener Geschichtsbücher, 28), S. 29 ff.
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 46