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Pflegeheim Lainz (13, Versorgungsheimplatz 1; Alters- beziehungsweise Pflegeheim Lainz der Stadt Wien, ursprüngliche Versorgungsheim der Stadt Wien).  
 
Pflegeheim Lainz (13, Versorgungsheimplatz 1; Alters- beziehungsweise Pflegeheim Lainz der Stadt Wien, ursprüngliche Versorgungsheim der Stadt Wien).  
 
==1) Monarchie:==  
 
==1) Monarchie:==  
Neben dem [[Lainzer Tiergarten]] auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinden Lainz und Ober-St.-Veit gelegen, wurde das Versorgungsheim unter Bürgermeister [[Karl Lueger]] 1902-1904 nach Plänen des Stadtbauamts unter Leitung des Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des städtischen Architekten Johann Scheiringer  erbaut und am 12. Juli 1904 (nach Überführung der Pfleglinge aus den Versorgungshäusern „Am Alserbach" und „[[Zum blauen Herrgott (9)|Zum blauen Herrgott]]" hieher) in Betrieb genommen. Die nach dem Pavillonsystem erbaute Anstalt umfaßt 31 Gebäude, die durch eine 4000 m lange Gleisanlage miteinander verbunden wurden, und war für die Unterbringung von Personen, die ohne fremde Hilfe außerhalb von Anstaltenen nicht mehr eigenständig leben konnten, vorgesehen. Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich die Anstaltskirche ([[Karl-Borromäus-Kirche (13)]]); die Monumentalbüste Franz Josephs I. (heute 18, Bastiengasse 36-38; [[Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal (13)|Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal]] schuf [[Georg Leisek]], das Luegerdenkmal (vor Pavillon XIV) [[Theodor Franz Maria Khuen|Theodor Franz Khuen]] (enthüllt 8. September 1906).  
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Neben dem [[Lainzer Tiergarten]] auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinden Lainz und Ober-St.-Veit gelegen, wurde das Versorgungsheim unter Bürgermeister [[Karl Lueger]] 1902-1904 nach Plänen des Stadtbauamts unter Leitung des Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des städtischen Architekten Johann Scheiringer  erbaut und am 12. Juli 1904 (nach Überführung der Pfleglinge aus dem [[Bürgerversorgungshaus]] und dem Versorgungshaus „[[Zum blauen Herrgott (9)|Zum blauen Herrgott]]" hieher) in Betrieb genommen. Die nach dem Pavillonsystem erbaute Anstalt umfaßt 31 Gebäude, die durch eine 4000 m lange Gleisanlage miteinander verbunden wurden, und war für die Unterbringung von Personen, die ohne fremde Hilfe außerhalb von Anstaltenen nicht mehr eigenständig leben konnten, vorgesehen. Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich die Anstaltskirche ([[Karl-Borromäus-Kirche (13)]]); die Monumentalbüste Franz Josephs I. (heute 18, Bastiengasse 36-38; [[Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal (13)|Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal]] schuf [[Georg Leisek]], das Luegerdenkmal (vor Pavillon XIV) [[Theodor Franz Maria Khuen|Theodor Franz Khuen]] (enthüllt 8. September 1906).  
 
==2) Erste Republik:==  
 
==2) Erste Republik:==  
 
1922 wurde das Versorgungsheim von der sozialdemokratischen Stadtverwaltung grundlegend modernisiert. Abgesehen von den zwei Dienstleistungsangeboten („Gesundenheim" und „Krankenheim") kann der Wandel, der sich in den 20er Jahren vollzog, als Transformation von einem multifunktionalen Unterbringungsort für alte, gebrechliche und kranke Menschen hin zu einem ausdifferenzierten, nach modernen medizinischen Kriterien ausgerichteten Alten- und Pflegeheim umschrieben werden. Eine Institution dieser Größenordnung verschlang zu allen Zeiten entsprechende kommunale Finanzmittel. Mitte der 20er Jahre standen in Lainz bei Normalbelag 5.728 Betten zur Verfügung, ein Jahrzehnt später knapp 5.500. Die beeindruckende Bettenkapazität konnte aber niemals wirklich die Nachfrage befriedigen, weshalb man immer wieder versuchte, Anstaltsinsassen der billigeren „offenen" Fürsorge zu überantworten. Zur Heranbildung geschulten Pflegepersonals errichtete man eine anstaltseigene Pflegerinnenschule. Der Personalstand betrug in der Zwischenkriegszeit etwa 780 Mitarbeiter. Das Versorgungsheim wurde in weitgehendem Maß mit Hilfe eigener Anstaltsbetriebe geführt („Krankenkostküche", eigene Landwirtschaft und eigene Handwerkerabteilungen). Das Versorgungsheim Lainz fungierte in den 20er und 30er Jahren auch als zentrale Drehscheibe für die „geschlossene Altenfürsorge" der Stadt Wien Alle für diese vorgesehenen Personen wurden zuerst in die Aufnahmeabteilung des Versorgungsheims Lainz aufgenommen, dort einer gründlichen ärztlichen Untersuchung und Prüfung unterzogen und sodann in entsprechenden Abteilungen in Lainz oder in andere städtische oder private „Versorgungshäuser" überstellt. Das Versorgungsheim Lainz verfügte über 10 Krankenabteiungen (darunter interne, neurologische, chirurgische Abteilungenen sowie je eine Abteilung für „Geistessieche" und Tuberkulöse). Weniger im Sinn sozialmedizinischer Dienstleistung, sondern mehr in Richtung moderner Altenheime bestand die Einrichtung von zwei „Ehepaarheimen" mit je 40 Zimmern, in denen alte, erwerbsunfähige Ehepaare ihren Lebensabend verbringen konnten.  
 
1922 wurde das Versorgungsheim von der sozialdemokratischen Stadtverwaltung grundlegend modernisiert. Abgesehen von den zwei Dienstleistungsangeboten („Gesundenheim" und „Krankenheim") kann der Wandel, der sich in den 20er Jahren vollzog, als Transformation von einem multifunktionalen Unterbringungsort für alte, gebrechliche und kranke Menschen hin zu einem ausdifferenzierten, nach modernen medizinischen Kriterien ausgerichteten Alten- und Pflegeheim umschrieben werden. Eine Institution dieser Größenordnung verschlang zu allen Zeiten entsprechende kommunale Finanzmittel. Mitte der 20er Jahre standen in Lainz bei Normalbelag 5.728 Betten zur Verfügung, ein Jahrzehnt später knapp 5.500. Die beeindruckende Bettenkapazität konnte aber niemals wirklich die Nachfrage befriedigen, weshalb man immer wieder versuchte, Anstaltsinsassen der billigeren „offenen" Fürsorge zu überantworten. Zur Heranbildung geschulten Pflegepersonals errichtete man eine anstaltseigene Pflegerinnenschule. Der Personalstand betrug in der Zwischenkriegszeit etwa 780 Mitarbeiter. Das Versorgungsheim wurde in weitgehendem Maß mit Hilfe eigener Anstaltsbetriebe geführt („Krankenkostküche", eigene Landwirtschaft und eigene Handwerkerabteilungen). Das Versorgungsheim Lainz fungierte in den 20er und 30er Jahren auch als zentrale Drehscheibe für die „geschlossene Altenfürsorge" der Stadt Wien Alle für diese vorgesehenen Personen wurden zuerst in die Aufnahmeabteilung des Versorgungsheims Lainz aufgenommen, dort einer gründlichen ärztlichen Untersuchung und Prüfung unterzogen und sodann in entsprechenden Abteilungen in Lainz oder in andere städtische oder private „Versorgungshäuser" überstellt. Das Versorgungsheim Lainz verfügte über 10 Krankenabteiungen (darunter interne, neurologische, chirurgische Abteilungenen sowie je eine Abteilung für „Geistessieche" und Tuberkulöse). Weniger im Sinn sozialmedizinischer Dienstleistung, sondern mehr in Richtung moderner Altenheime bestand die Einrichtung von zwei „Ehepaarheimen" mit je 40 Zimmern, in denen alte, erwerbsunfähige Ehepaare ihren Lebensabend verbringen konnten.  

Version vom 22. April 2014, 09:52 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Johann Scheiringer
Prominente Bewohner
PageID 8451
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 22.04.2014 durch WIEN1.lanm08swa
  • 13., Versorgungsheimplatz 1
  • 13., Jagdschloßgasse 59

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48° 10' 16.59" N, 16° 16' 29.57" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Pflegeheim Lainz (13, Versorgungsheimplatz 1; Alters- beziehungsweise Pflegeheim Lainz der Stadt Wien, ursprüngliche Versorgungsheim der Stadt Wien).

1) Monarchie:

Neben dem Lainzer Tiergarten auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinden Lainz und Ober-St.-Veit gelegen, wurde das Versorgungsheim unter Bürgermeister Karl Lueger 1902-1904 nach Plänen des Stadtbauamts unter Leitung des Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des städtischen Architekten Johann Scheiringer erbaut und am 12. Juli 1904 (nach Überführung der Pfleglinge aus dem Bürgerversorgungshaus und dem Versorgungshaus „Zum blauen Herrgott" hieher) in Betrieb genommen. Die nach dem Pavillonsystem erbaute Anstalt umfaßt 31 Gebäude, die durch eine 4000 m lange Gleisanlage miteinander verbunden wurden, und war für die Unterbringung von Personen, die ohne fremde Hilfe außerhalb von Anstaltenen nicht mehr eigenständig leben konnten, vorgesehen. Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich die Anstaltskirche (Karl-Borromäus-Kirche (13)); die Monumentalbüste Franz Josephs I. (heute 18, Bastiengasse 36-38; Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal schuf Georg Leisek, das Luegerdenkmal (vor Pavillon XIV) Theodor Franz Khuen (enthüllt 8. September 1906).

2) Erste Republik:

1922 wurde das Versorgungsheim von der sozialdemokratischen Stadtverwaltung grundlegend modernisiert. Abgesehen von den zwei Dienstleistungsangeboten („Gesundenheim" und „Krankenheim") kann der Wandel, der sich in den 20er Jahren vollzog, als Transformation von einem multifunktionalen Unterbringungsort für alte, gebrechliche und kranke Menschen hin zu einem ausdifferenzierten, nach modernen medizinischen Kriterien ausgerichteten Alten- und Pflegeheim umschrieben werden. Eine Institution dieser Größenordnung verschlang zu allen Zeiten entsprechende kommunale Finanzmittel. Mitte der 20er Jahre standen in Lainz bei Normalbelag 5.728 Betten zur Verfügung, ein Jahrzehnt später knapp 5.500. Die beeindruckende Bettenkapazität konnte aber niemals wirklich die Nachfrage befriedigen, weshalb man immer wieder versuchte, Anstaltsinsassen der billigeren „offenen" Fürsorge zu überantworten. Zur Heranbildung geschulten Pflegepersonals errichtete man eine anstaltseigene Pflegerinnenschule. Der Personalstand betrug in der Zwischenkriegszeit etwa 780 Mitarbeiter. Das Versorgungsheim wurde in weitgehendem Maß mit Hilfe eigener Anstaltsbetriebe geführt („Krankenkostküche", eigene Landwirtschaft und eigene Handwerkerabteilungen). Das Versorgungsheim Lainz fungierte in den 20er und 30er Jahren auch als zentrale Drehscheibe für die „geschlossene Altenfürsorge" der Stadt Wien Alle für diese vorgesehenen Personen wurden zuerst in die Aufnahmeabteilung des Versorgungsheims Lainz aufgenommen, dort einer gründlichen ärztlichen Untersuchung und Prüfung unterzogen und sodann in entsprechenden Abteilungen in Lainz oder in andere städtische oder private „Versorgungshäuser" überstellt. Das Versorgungsheim Lainz verfügte über 10 Krankenabteiungen (darunter interne, neurologische, chirurgische Abteilungenen sowie je eine Abteilung für „Geistessieche" und Tuberkulöse). Weniger im Sinn sozialmedizinischer Dienstleistung, sondern mehr in Richtung moderner Altenheime bestand die Einrichtung von zwei „Ehepaarheimen" mit je 40 Zimmern, in denen alte, erwerbsunfähige Ehepaare ihren Lebensabend verbringen konnten.

3) Zweite Republik:

Nach 1945 machte sich zwar der Bettenmangel wieder bemerkbar, aber durch die Verlegung der Krankenpflegeschule konnten zusätzlich Zimmer für kranke Alte beziehungsweise für alte Ehepaare hinzugewonnen werden. Darüber hinaus waren Instandsetzungsarbeiten und Umbauten charakteristisch für die Entwicklung in den Nachkriegsjahrzehnten. Im wesentlichen fand das historisch etablierte System der geschlossenen kommunalen Altenfürsorge seine Fortsetzung. Nichtsdestoweniger ist vor allem ein Wandel in der Binnenstruktur der städtischen Altersheime festzustellen. Die Entwicklung führte in Lainz zum „Alterskrankenhaus".

Literatur

  • G. Melinz, Gerhard Ungar: Wohlfahrt und Krise. In: Gerhard Melinz / Gerhard Ungar: Wohlfahrt und Krise. Wiener Kommunalpolitik zwischen 1929 und 1938. Wien: Deuticke 1996 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 29)
  • Das neue Wien. Städtewerk. Hg. unter offizieller Mitwirkung der Gemeinde Wien. Band 2. Wien: Elbemühl 1927
  • Jahrbuch der Stadt Wien. Jahrgang 1945 ff.
  • Kurzgefaßter Führer durch das Wiener Versorgungsheim. 1912
  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. 1904
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 358