Gerda Lerner: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Mai 2019, 10:35 Uhr

Daten zur Person
Personenname Lerner, Gerda
Abweichende Namensform Kronstein, Gerda
Titel Univ. Prof., Dr.
Geschlecht weiblich
PageID 34441
GND 118571974
Wikidata
Geburtsdatum 30. April 1920
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. Jänner 2013
Sterbeort Madison
Beruf Historikerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 22.05.2019 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 19., Döblinger Hauptstraße 56 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (Verleihung: 2006)
  • Käthe-Leichter-Preis (Verleihung: 1995)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1996)
  • Roy-Rosenzweig-Award der American Historical Association (Verleihung: 2002)
  • Bruce-Catton-Preis (Verleihung: 2002)

Gerda Lerner (geborene Kronstein), * 30. April 1920 Wien, † 2. Jänner 2013 Madison, Historikerin, Pionierin der Frauengeschichtsforschung.

Biographie

Gerda Lerner entstammte der wohlhabenden jüdischen Familie Kronstein. Ihre aus Ungarn stammende Mutter Illona war Malerin und ihr Vater Robert war Apotheker. Gerdas jüngere Schwester wurde später in Israel die erfolgreiche Künstlerin Nora Kronstein.

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich konnte Gerda noch die Matura ablegen. Während es Gerdas Vater gelang, nach Liechtenstein zu fliehen, wurden sie und ihre Mutter verhaftet. Nach wenigen Wochen wurden Mutter und Tochter aus der Haft entlassen und sie konnten nach Liechtenstein ausreisen. Während ihre Eltern dort blieben, reiste Gerda Kronstein alleine über Großbritannien weiter in die Vereinigten Staaten. Hier konnte sie sich vorerst mit Gelegenheitsarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen. Neben diesen Arbeiten ließ sich Gerda Kronstein zur Röntgentechnikerin ausbilden.

1939 traf sie in New York ihren Jugendfreund Bernard Jensen. Um selbst in den USA Fuß zu fassen, ging sie mit ihm eine Zweckehe ein, die bereits 1940 wieder geschieden wurde. 1941 heiratete sie den Theaterdirektor Carl Lerner. 1943 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin. Das Ehepaar übersiedelte in die Filmstadt Los Angeles. Während ihr Mann erfolgreich eine Karriere als Filmproduzent aufbaute, begann Gerda Lerner Kurzgeschichten zu schreiben. Als sie schwanger wurde, gab sie den Job als Röntgenassistentin auf und arbeitete als Sekretärin bei der Gewerkschaftsbewegung. 1946 wurde die Tochter Stephanie und 1947 der Sohn Daniel geboren.

Politisch fühlte sich Gerda Lerner der Kommunistischen Partei nahe und trat dieser 1946 bei. Sie engagierte sich bei der linken Frauenrechtsorganisation " Congress of American Women (CAW)". Wegen der antikommunistischen Strömung an der amerikanischen Westküste übersiedelte das Ehepaar Lerner mit ihren beiden Kindern von Los Angeles nach New York, wo Gerda Lerner von 1959 bis 1963 ein Bachelor-Studium an der New School of Social Research und von 1963 bis 1965 ein Masterstudium in Geschichte an der Columbia University absolvierte. 1966 promovierte sie mit einer Dissertation über die Schwestern Grimke, die in South Carolina gegen die Sklaverei gekämpft hatten und zugleich für die Rechte von Frauen und Schwarzen in den Vereinigten Staaten von Amerika eintraten.

1966 wurde Lerner Gründungsmitglied der National Organization for Women, der heute größten feministischen Organisation in den USA. 1968 wurde sie Professorin am Department of History des Sarah Lawrence College, wo sie das landesweit erste Masterprogramm in Frauengeschichte etablierte. Seit 1980 hatte sie die Robinson-Edwards Professur an der University of Wisconsin inne. Dort richtete sie 1990 den landesweiten ersten Promotionsstudiengang für Frauengeschichte ein. Lerner war von 1980 bis 1981 nach Louise P. Kellog die zweite Frau als Präsidentin der Organisation of American Historians. Sie hatte wesentlichen Anteil daran, dass in den USA Professuren öfters mit Frauen besetzt wurden. Nach ihrer Emeritierung 1991 hielt sie Vorlesungen an der Duke University.

Ihr Forschungsschwerpunkt war die Frauengeschichte, hier wiederum besonders die Geschichte der Afroamerikanerinnen. Ihre beiden Hauptwerke “Black Women in White America“ (1972) und “The Female Experience“ (1977) gelten noch heute als Standardwerke der amerikanischen Frauengeschichte. Es ging ihr darum, die Teilhabe von Frauen am patriarchalen System zu untersuchen, denn nur mit Hilfe der Frauen könne dieses System so gut und lange funktionieren, war sich Lerner sicher. Ein Anliegen Gerda Lerner war es auch, die Frauengeschichte nicht als "Orchideenfach" für Spezialistinnen, sondern als integralen Teil einer umfassenden Geschichtswissenschaft zu begreifen.

Neben wissenschaftlichen Werken schrieb Gerda Lerner auch eine Reihe von Romanen, Kurzgeschichten und Drehbüchern. In ihrem Roman "Es gibt keinen Abschied", den sie 1953 im deutschsprachigen Raum unter dem Pseudonym Margarete Rainer veröffentlichte, beschreibt sie Wien zwischen 1934 und 1938.

Seit 1992 wird jährlich die beste Doktorarbeit für Frauengeschichte in den USA mit dem nach ihr und Anne Firor Scott benannten “Lerner-Scott-Preis“ ausgezeichnet. 1995 bekam sie den Käthe-Leichter-Preis und ein Jahr später das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. 2002 wurde sie als erste Frau mit dem Bruce-Catton-Preis ausgezeichnet und erhielt im selben Jahr den Roy-Rosenzweig-Award der American Historical Association. 2006 wurde sie für ihr literarisches und publizistisches Gesamtwerk mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch geehrt. Insgesamt wurden ihr 18 Ehrendoktorwürden verliehen, unter anderem von der Universität Wien und der Hebräischen Universität Jerusalem‎.

2016 wurde der Gerda-Lerner-Hof nach der Wissenschaftlerin benannt.

Literatur

Links