Generalstadtplan: Unterschied zwischen den Versionen

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Generalstadtplan. Zu den Aufgaben des 1894 von Stadtbauamt und Magistrat geschaffenen Regulierungsbüros gehörte die Vervollständigung des Generalstadtplans, der bereits 1888 unter Ober-Ing. Pia begonnen worden war und ab der Eingemeindung der [[Vororte]] (1890/1892) territorial auch diese umfaßte. Mit der Durchführung wurde Ing. Felkel betraut. Der Plan (Maßstab l : 2.880) entstand durch behelfsmäßiges Zusammenzeichnen der in Wien sehr uneinheitlichrn Katastermappen (alte Bezirke l : 1440, Vororte l : 1.250, l :1.440, l : 2.880 und l : 10.000) der 70 [[Katastralgemeinden]]. Waren die Verläßlichkeit und Genauigkeit des Katasters bereits vorher problematisch gewesen, so verstärkte sich dieser Mißstand noch durch das Aneinanderpassen der verschiedenen Maßstäbe. Jedes Blatt wurde für einen Bereich von 100 x 80 [[Klafter]]n angelegt; ursprünglich bestanden 132 Planblätter. Der Koordinatenursprung „St. Stephan" lag in der Mitte des zentralen Blatts. Der Generalstadtplan enthielt Eintragungen aller bereits genehmigten Regulierungen für die verbauten Gebiete bezieungsweise die Angabe aller Konskriptionsnummern, Gemeinde-, Bezirks- und Katastralgemeindegrenzen, die Baujahre der Häuser und anderem. Man begnügte sich mit einer möglichst deutlichen Darstellung der Fluchtlinien, die teilweise die „Situation" (Darstellung der Gegebenheiten in der Natur, wie Baubestand, Böschungen, Wasserläufe und so weiter) vernachlässigten, sowie der „genehmigten Höhenkoten", die man vom militärischen Festungsbau übernahm und die es nur in der Innenstadt gab. An einigen wenigen Stellen wurden auch Höhenaufnahmen eingearbeitet. Nur auf den „Evidenzblättern" (auf Karton aufgezogenen Plandrucken) wurden Veränderungen in der Regulierung (Fluchtlinien, Bebauungsbestimmungen und so weiter), die Parzellierungen und teilweise die Neubauten (nur bei definitiver Baubewilligung, nicht unbedingt dem tatsächlichen Stand entsprechend) eingezeichnet und nur in sehr langen Zeitintervallen auf die Druckplatten (Steindruck) übertragen. Die Vervielfältigung war sehr umständlich, und eine Fortführung war deshalb nur mangelhaft geplant. Da am übrigen Planinhalt nichts geändert wurde und somit die Situation dem Katasterstand zur Zeit der Erstherstellung entsprach, war ein Großteil des Generalstadtplans in kurzer Zeit veraltet. 1914 wurden zur Beseitigung dieser Mängel Vermessungsingenieure eingesetzt; das Vorhaben konnte jedoch infolge des Kriegsausbruchs nicht realisiert werden. Die vom Stadtbauamt herausgegebenen Blätter umfassen den Zeitraum 1888-1946; bereits 1938 war die Mehrzahl der Blätter zwischen 20 und 42 Jahre alt.  
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Generalstadtplan. Zu den Aufgaben des 1894 von Stadtbauamt und Magistrat geschaffenen Regulierungsbüros gehörte die Vervollständigung des Generalstadtplans, der bereits 1888 unter Ober-Ing. Pia begonnen worden war und ab der Eingemeindung der [[Vororte]] (1890/1892) territorial auch diese umfaßte. Mit der Durchführung wurde Ing. Felkel betraut. Der Plan (Maßstab l : 2.880) entstand durch behelfsmäßiges Zusammenzeichnen der in Wien sehr uneinheitlichrn Katastermappen (alte Bezirke l : 1440, Vororte l : 1.250, l :1.440, l : 2.880 und l : 10.000) der 70 [[Katastralgemeinde]]n. Waren die Verläßlichkeit und Genauigkeit des Katasters bereits vorher problematisch gewesen, so verstärkte sich dieser Mißstand noch durch das Aneinanderpassen der verschiedenen Maßstäbe. Jedes Blatt wurde für einen Bereich von 100 x 80 [[Klafter]]n angelegt; ursprünglich bestanden 132 Planblätter. Der Koordinatenursprung „St. Stephan" lag in der Mitte des zentralen Blatts. Der Generalstadtplan enthielt Eintragungen aller bereits genehmigten Regulierungen für die verbauten Gebiete bezieungsweise die Angabe aller Konskriptionsnummern, Gemeinde-, Bezirks- und Katastralgemeindegrenzen, die Baujahre der Häuser und anderem. Man begnügte sich mit einer möglichst deutlichen Darstellung der Fluchtlinien, die teilweise die „Situation" (Darstellung der Gegebenheiten in der Natur, wie Baubestand, Böschungen, Wasserläufe und so weiter) vernachlässigten, sowie der „genehmigten Höhenkoten", die man vom militärischen Festungsbau übernahm und die es nur in der Innenstadt gab. An einigen wenigen Stellen wurden auch Höhenaufnahmen eingearbeitet. Nur auf den „Evidenzblättern" (auf Karton aufgezogenen Plandrucken) wurden Veränderungen in der Regulierung (Fluchtlinien, Bebauungsbestimmungen und so weiter), die Parzellierungen und teilweise die Neubauten (nur bei definitiver Baubewilligung, nicht unbedingt dem tatsächlichen Stand entsprechend) eingezeichnet und nur in sehr langen Zeitintervallen auf die Druckplatten (Steindruck) übertragen. Die Vervielfältigung war sehr umständlich, und eine Fortführung war deshalb nur mangelhaft geplant. Da am übrigen Planinhalt nichts geändert wurde und somit die Situation dem Katasterstand zur Zeit der Erstherstellung entsprach, war ein Großteil des Generalstadtplans in kurzer Zeit veraltet. 1914 wurden zur Beseitigung dieser Mängel Vermessungsingenieure eingesetzt; das Vorhaben konnte jedoch infolge des Kriegsausbruchs nicht realisiert werden. Die vom Stadtbauamt herausgegebenen Blätter umfassen den Zeitraum 1888-1946; bereits 1938 war die Mehrzahl der Blätter zwischen 20 und 42 Jahre alt.  
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Wolfgang Mayer: Gebietsänderungen im Raum Wien 1850-1910 und die Debatten um das Entstehen eines Generalregulierungsplans von Wien, Diss. Univ. Wien. Wien 1972, S. 456 f.
 
* Wolfgang Mayer: Gebietsänderungen im Raum Wien 1850-1910 und die Debatten um das Entstehen eines Generalregulierungsplans von Wien, Diss. Univ. Wien. Wien 1972, S. 456 f.
 
* Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Stadt. Unternehmungen techn. Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Band 2. 1974, S. XXI/4 f.
 
* Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Stadt. Unternehmungen techn. Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Band 2. 1974, S. XXI/4 f.

Version vom 13. September 2013, 12:41 Uhr

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Generalstadtplan. Zu den Aufgaben des 1894 von Stadtbauamt und Magistrat geschaffenen Regulierungsbüros gehörte die Vervollständigung des Generalstadtplans, der bereits 1888 unter Ober-Ing. Pia begonnen worden war und ab der Eingemeindung der Vororte (1890/1892) territorial auch diese umfaßte. Mit der Durchführung wurde Ing. Felkel betraut. Der Plan (Maßstab l : 2.880) entstand durch behelfsmäßiges Zusammenzeichnen der in Wien sehr uneinheitlichrn Katastermappen (alte Bezirke l : 1440, Vororte l : 1.250, l :1.440, l : 2.880 und l : 10.000) der 70 Katastralgemeinden. Waren die Verläßlichkeit und Genauigkeit des Katasters bereits vorher problematisch gewesen, so verstärkte sich dieser Mißstand noch durch das Aneinanderpassen der verschiedenen Maßstäbe. Jedes Blatt wurde für einen Bereich von 100 x 80 Klaftern angelegt; ursprünglich bestanden 132 Planblätter. Der Koordinatenursprung „St. Stephan" lag in der Mitte des zentralen Blatts. Der Generalstadtplan enthielt Eintragungen aller bereits genehmigten Regulierungen für die verbauten Gebiete bezieungsweise die Angabe aller Konskriptionsnummern, Gemeinde-, Bezirks- und Katastralgemeindegrenzen, die Baujahre der Häuser und anderem. Man begnügte sich mit einer möglichst deutlichen Darstellung der Fluchtlinien, die teilweise die „Situation" (Darstellung der Gegebenheiten in der Natur, wie Baubestand, Böschungen, Wasserläufe und so weiter) vernachlässigten, sowie der „genehmigten Höhenkoten", die man vom militärischen Festungsbau übernahm und die es nur in der Innenstadt gab. An einigen wenigen Stellen wurden auch Höhenaufnahmen eingearbeitet. Nur auf den „Evidenzblättern" (auf Karton aufgezogenen Plandrucken) wurden Veränderungen in der Regulierung (Fluchtlinien, Bebauungsbestimmungen und so weiter), die Parzellierungen und teilweise die Neubauten (nur bei definitiver Baubewilligung, nicht unbedingt dem tatsächlichen Stand entsprechend) eingezeichnet und nur in sehr langen Zeitintervallen auf die Druckplatten (Steindruck) übertragen. Die Vervielfältigung war sehr umständlich, und eine Fortführung war deshalb nur mangelhaft geplant. Da am übrigen Planinhalt nichts geändert wurde und somit die Situation dem Katasterstand zur Zeit der Erstherstellung entsprach, war ein Großteil des Generalstadtplans in kurzer Zeit veraltet. 1914 wurden zur Beseitigung dieser Mängel Vermessungsingenieure eingesetzt; das Vorhaben konnte jedoch infolge des Kriegsausbruchs nicht realisiert werden. Die vom Stadtbauamt herausgegebenen Blätter umfassen den Zeitraum 1888-1946; bereits 1938 war die Mehrzahl der Blätter zwischen 20 und 42 Jahre alt.

Literatur

  • Wolfgang Mayer: Gebietsänderungen im Raum Wien 1850-1910 und die Debatten um das Entstehen eines Generalregulierungsplans von Wien, Diss. Univ. Wien. Wien 1972, S. 456 f.
  • Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Stadt. Unternehmungen techn. Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Band 2. 1974, S. XXI/4 f.