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Version vom 12. Juli 2023, 16:59 Uhr
- Mutter Amalie Mauthner
- ist verheiratet oder verpartnert mit Jenny Mauthner, geb. Ehrenberg
- ist verheiratet oder verpartnert mit Harriet Mauthner, geb. Straub
- Tochter Greta Mauthner
Fritz Mauthner, * 22. November 1849 Horowitz, † 29. Juni 1923 Meersburg, Schriftsteller, Philosoph.
Biografie
Herkunft
Fritz Mauthner kam als viertes von sechs Kindern von Emmanuel Mauthner und seiner Frau Amalie, ebenfalls geborene Mauthner, in Horschitz (Hořice) bei Königgrätz zur Welt. Sein Vater besaß dort, wie viele deutschsprachige Juden, eine kleine mechanische Weberei. 1855 übersiedelte die Familie nach Prag, wo Fritz Mauthner zunächst Privatunterricht erhielt. Nach dem Besuch einer jüdischen Vorbereitungsschule wurde er 1861 ins Piaristengymnasium aufgenommen, die Matura absolvierte er am Gymnasium auf der Prager Kleinseite. 1869 begann er ein Jus-Studium in Prag und hörte daneben auch Vorlesungen in Philosophie, Kunstgeschichte, Archäologie, Theologie und Medizin. Prägend war für Mauthner die Begegnung mit Ernst Mach, der zwischen 1867 und 1875 in Prag lehrte: Mauthner begann, sich mit Sprachphilosophie zu beschäftigen.
Wirken
Trotzdem Fritz Mauthner das Studium abbrach, fand er 1873 eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei. Im selben Jahr entstand die heute verschollene erste Fassung seiner "Kritik der Sprache". Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1874 entschied er sich, künftig freiberuflich tätig zu sein. Neben Erzählungen und Feuilletons schrieb er auch das Drama "Anna", das am 23. Mai 1873 am Deutschen königlichen Landestheater Prag uraufgeführt wurde.
1876 ging Mauthner nach Berlin und arbeite dort als Literatur- und Theaterkritiker für das "Berliner Tageblatt". Für das "Deutsche Montagsblatt" verfasste er Parodien auf zeitgenössische Schriftsteller, die sich so großer Beliebtheit erfreuten, dass sie unter dem Titel "Nach berühmten Mustern" auch in Buchform erschienen und bis zum Jahr 1902 insgesamt 30 Mal aufgelegt wurden. 1883 wechselte er vom "Montagsblatt" zu "Schorers Familienblatt". Autobiografische Motive ließ der Autor in den Roman "Der neue Ahasver", in dem er sich mit dem Antisemitismus in Berlin auseinandersetzt, ebenso einfließen wie in den zweiten Band der Trilogie "Berlin W", der unter dem Titel "Die Fanfare" erschien und in der er das Pressewesen karikierte. Auch "Schmock oder die litterarische Karriere der Gegenwart" ist eine ironische Darstellung des Journalisten-Milieus. Mauthner war auch Gründungsmitglied des Literatenkreises "Zwanglose Gesellschaft" (1884) und des Kulturvereins "Freie Volksbühne".
1878 heirateten Fritz Mauthner und die Pianistin Jenny Ehrenberg († 1896). Der Ehe entstammte Mauthners einziges Kind, die Tochter Greta. 1905 übersiedelte die Familie nach Freiburg im Breisgau, wo Fritz Mauthner Martin Buber kennenlernte. Im darauffolgenden Jahr erschien Mauthners sprachkritischer Band "Die Sprache" in der von Buber herausgegebenen Reihe "Die Gesellschaft".
1907 traf Fritz Mauthner die Ärztin und Schriftstellerin Harriet Straub, die seine zweite Ehefrau wurde. Mit ihr zog er 1909 nach Meersburg. Da Mauthners Sehkraft dramatisch abnahm, war er bei seiner Arbeit auf die Mithilfe seiner Frau beziehungsweise seines Freundes Landauer, dem er einige seine Werke widmete, angewiesen. Trotz dieser Einschränkungen erschien 1910 das zweibändige "Wörterbuch der Philosophie" und 1912 "Der letzte Tod des Gautama Buddha". Fritz Mauthner arbeitete bis zuletzt: In den Jahren 1920 bis 1923 veröffentlichte Mauthner eine vierbändige Geschichte des Atheismus im Abendland. Der sprachkritische Versuch "Drei Bilder der Welt" erschien postum 1925.
Sprachkritik in Wien
Fritz Mauthners sprachpsychologische Überlegungen wurden später oft mit der Sprachkritik des Wiener Satirikers Karl Kraus in Verbindung gebracht. Tatsächlich unterscheiden sich die Zugriffe aber wesentlich, so Kraus' Sprachkritik auf den Sprachgebrauch abzielt, jene von Mauthner aber auf die Sprache selbst. Mauthner - der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als größter Skeptiker der Sprache gilt, zweifelte nicht nur an der in der Philosophie angenommenen Möglichkeit, die Außenwelt mittels abstrakter Begriffe adäquat wiederzugeben, sondern auch grundsätzlich an der Fähigkeit des Menschen, die Welt zu erkennen. Ähnlich argumentierte auch Hugo von Hofmannsthal in seinen bis heute viel zitierten Chandos-Briefen. Ludwig Wittgenstein wehrte in seinem "Tractatus logico-philosophicus" Mauthner dezidiert ab, wenn er "alle Philosophie" als "Sprachkritik" definierte - ": „Allerdings nicht im Sinne Mauthners.“ Karl Kraus wiederum erwähnte Mauthner zwischen 1899 und 1928 etwa 21 Mal in seiner "Fackel". Er berief sich zwar auf sein Urteil über Theaterkritiker und ihre Befangenheiten (im Falle Hermann Bahrs), distanzierte sich jedoch von Mauthners Schopenhauer-Interpretation. Insgesamt wurden Mauthners Einflüsse auf die Wiener Moderne vielfach untersucht und differenziert analysiert.
Werke (Auswahl)
- Anna. Schauspiel in vier Aufzügen, Prag 1874
- Nach berühmten Mustern. Parodistische Studien, Stuttgart 1878
- Einsame Fahrten – Plaudereien und Skizzen, Leipzig 1879
- Vom armen Franischko. Kleine Abenteuer eines Kesselflickers, Bern und Leipzig 1880
- Der neue Ahasver. Ein Roman aus Jung-Berlin, Dresden/Leipzig 1882
- Dilettanten-Spiegel – Travestie nach Horazens Ars Poetica. Poetik in Versen, Dresden/Leipzig 1884
- Xanthippe. Dresden1884
- Aturenbriefe. Satiren,Dresden1885
- Berlin W. Drei Romane, 3 Bde. Dresden 1886-1890
- Von Keller zu Zola – Kritische Aufsätze, Berlin 1887
- Schmock oder Die literarische Karriere der Gegenwart. Satire, Berlin 1888
- Hypatia – Roman aus dem Altertum, Stuttgart 1892
- Die Geisterseher. Humoristischer Roman, Berlin 1894
- Kraft. Roman, 2 Bde., Dresden 1894
- Aus dem Märchenbuch der Wahrheit, Stuttgart 1896
- Die böhmische Handschrift, München 1897
- Beiträge zu einer Kritik der Sprache, 3 Bde., Stuttgart/Berlin, 1901/1902
- Die Sprache, Frankfurt 1906
- Wörterbuch der Philosophie. Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache, 2 Bde. Leipzig 1910
- Der Letzte Tod des Gautama Buddha, München 1913
- Erinnerungen. Bd. 1: Prager Jugendjahre (mehr nicht erschienen), Autobiographie, München 1918
Literatur von und über Fritz Mauthner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus
Literatur
- Veronika Jicinska: Fritz Mauther (1849–1923). Zwischen Sprachphilosophie und Literatur. Wien [u. a.]: Böhlau 2021
- Jacques Le Rider: Fritz Mauthner: scepticisme linguistique et modernité; une biographie intellectuelle, Paris: Bartillat 2012
- Gerald Hartung [Hg.]: An den Grenzen der Sprachkritik. Fritz Mauthners Beiträge zur Sprach- und Kulturtheorie, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013
- Michael Thalken: Ein bewegliches Heer von Metaphern. Sprachkritisches Sprechen bei Friedrich Nietzsche, Gustav Gerber, Fritz Mauthner und Karl Kraus, Frankfurt am Main u. a.: Lang 1999
- Allan Janik / Stephen Toulmin: Wittgensteins Wien. München: Carl Hanser Verlag 1984.
Quellen
- ANNO: Fritz Mauthner gestorben. In: Neue Freie Presse, 30.06.1923, S. 5 [Stand: 22.07.2022]
- * AAC-FACKEL Online Version: Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936