Fritz Hochwälder: Unterschied zwischen den Versionen

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Fritz Hochwälder, * 28. Mai 1911 Wien 7, [[Westbahnstraße]] 3, † 20. Oktober 1986 Zürich ([[Zentralfriedhof]], Ehrengrab, Grab 33G, Nummer 7), Dramatiker, Sohn des Tapezierermeisters Leonhard und seiner Gattin Theresia König.  
 
Fritz Hochwälder, * 28. Mai 1911 Wien 7, [[Westbahnstraße]] 3, † 20. Oktober 1986 Zürich ([[Zentralfriedhof]], Ehrengrab, Grab 33G, Nummer 7), Dramatiker, Sohn des Tapezierermeisters Leonhard und seiner Gattin Theresia König.  
  
Nach der Meisterprüfung im Tapezierergewerbe übte er diesen Beruf aus, besuchte jedoch die Volkshochschule „Volksheim" und nahm 1930 seine Tätigkeit als Dramatiker auf. 1932 und 1936
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Erste Theatererfahrungen sammelt Hochwälder bereits als 6-Jähriger. Während der Vater zur Fliegertruppe nach Triest einrückt, besucht der Sohn mit einem Lehrer aus der Volksschule Zollergasse die Nachmittagsvorstellungen im Raimund-Theater. Obwohl der Tapezierbetrieb des Vaters und die Altwarenhandlung der Mutter wenig Geld abwerfen, schicken sie Fritz in das Reformrealgymnasium im 8. Bezirk (Albertgasse). Einen Abschluss erlangt Hochwälder jedoch nicht, sondern er geht beim Vater in die Lehre und legt 1929 die Gesellenprüfung ab. Neben der Tätigkeit in der väterlichen Werkstatt belegt er Abendkurse im „Ottakringer Volksheim“. Als überzeugter Sozialrevolutionär schließt er sich der sogenannten „Gruppe der Jungen“ an. Erste Gedichte veröffentlicht Hochwälder bereits 1928 in der „Arbeiterzeitung“, Novellen für die „Literarischen Monatshefte“ folgen. Seit 1930 jedoch tritt Hochwälder vor allem mit dramatischen Versuchen hervor. Es entsteht das Hörspiel „Der Trommler“ (1932). Am 1. März 1933 hat das Stück „Jehr“ in den Wiener Kammerspielen Premiere. Das 1934 entstandene musikalische Lustspiel „Liebe in Florenz“ (nach Cervantes) geht am 5. März 1936 im Wiener Theater der 49 erstmals über die Bühne.
stellten sich bei Aufführungen seiner Werke erste Erfolge ein. 1911 - 1935 lebte Hochwälder 7, [[Westbahnstraße]] 3, 1935 - 1938 7, [[Neubaugasse]] 66 und im August 1938 8, [[Lange Gasse]] 63.  
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Parallel bleibt er seinem Brotberuf treu, legt 1937 seine Meisterprüfung ab und eröffnet eine eigene Werkstatt. Am 17. August 1938 watet der nur 1,53 Meter messende Nichtschwimmer bei Buchs durch den Rhein und flieht in die Schweiz. Seinen Meisterbrief hat er zwar mit im Gepäck, freilich verbieten ihm die eidgenössischen Behörden als Tapezierer arbeiten. In Wien zurücklassen muss er seine Eltern, die am 20. Mai 1942 mit dem Transport Da 202 nach Maly Trostinec deportiert und sechs Tage später vermutlich erschossen werden. Von den tausend Insassen dieses Zuges überleben nur vierzehn.
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Aus der Not des Berufsverbots macht Hochwälder eine Tugend und vollzieht im Schweizer Exil die Wandlung zum Dramatiker, unterstützt von Freunden wie Leopold Lindtberg, Hans Weigel und Fritz Wotruba, die wie er von Wien nach Zürich emigriert sind. 1940 entsteht das Stück „Esther“, das den Antisemitismus anprangert. Zwar wird diese Entwicklung 1941/42 durch den erzwungenen Aufenthalt in einem Arbeitslager in Gordola unterbrochen, doch lernt er im Tessin sein Idol kennen: den deutschen Dramatiker Georg Kaiser. In dieser Zeit entsteht sein noch heute bekanntestes Stück: Das „Heilige Experiment“ wird am 24. März 1943 in Biel uraufgeführt und erlebt auf Vermittlung von Franz Theodor Csokor 1947 am Burgtheater die österreichische Premiere. Seinen Durchbruch erzielt das Stück erst 1952 in Paris mit 400 Aufführungen en suite im Théâtre de l’Athenée. Mehr als drei Jahrzehnte später soll es Robert Bolt zu seinem Drehbuch für den Film „The Mission“ (Regie: Roland Joffé) mit Jeremy Irons, Liam Neeson und Robert de Niro in den Hauptrollen angeregt haben.
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Eine Rückkehr nach Österreich kommt für Hochwälder nach 1945 nicht in Frage, doch bleibt er zeitlebens österreichischer Staatsbürger und engagiert sich in nationalen Verbänden wie dem österreichischen PEN und dem Verband dramatischer Schriftsteller und Komponisten Österreichs. Von Zürich aus erobert er als vielübersetzter Autor die Bühnen der Welt. Freilich werden einige Stücke an Wiener Häusern uraufgeführt. So „Meier Helmbrecht“ (17.9.1947, Theater in der Josefstadt), „Donadieu“ (1.10.1953, [[Burgtheater]]), „Die Herberge“ (30.3.1957, Burgtheater), „Die Unschuldige“ (22.12.1958, Akademietheater), „1003“ (7.1.1964, Theater in der Josefstadt) und „Der Befehl“ (3.3.1968, Burgtheater). Auch sonst bleiben seine Wiener Beziehungen intensiv. 1960 heiratet er in zweiter Ehe die aus Wien stammende Susanne Schreiner, die es beruflich nach Zürich gezogen hatte. Auch zahlreiche Auszeichnungen erhält er in seiner Geburtsstadt: den Würdigungspreis der Stadt Wien für Dichtkunst (1955), den Grillparzer-Preis (1956), den Anton-Wildgans-Preis der Vereinigung österreichischer Industrieller (1962), den Titel Professor (1963), den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (1967), das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1971), den Ehrenring der Stadt Wien (1972), den Franz-Theodor-Csokor-Preis (1979) und das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1980). Schließlich wird er 1986 Ehrenbürger der Stadt Wien und Ehrenmitglied der Wiener Tapeziererinnung.
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Eine Freundschaft verband Hochwälder auch mit Helmut Zilk, dem Wiener Kulturstadtrat und nachmaligen Bürgermeister. Dieser Verbindung ist es zu danken, dass Hochwälder, der sich als Erbe des Wiener Volkstheaters verstand, seinen Nachlass und seine Nachlassbibliothek testamentarisch der Stadt Wien vermachte. In einem Gespräch mit Herwig Würtz, seit 1979 stellvertretender Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, bekräftigte Hochwälder: „Hier, in dieser Sammlung, die das geistige Erbe Grillparzers, Nestroys und Ferdinand Raimunds verwaltet, möchte auch ich meine literarischen Früchte verwahrt wissen.“
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Fritz Hochwälder starb am 20. Oktober 1986 in Zürich.
  
Noch 1938 musste Hochwälder, wie Wikipedia schreibt, "als Jude und bekennender Linker" in die Schweiz emigrieren (1941/1942 in Arbeitslagern interniert), schloss Freundschaft mit Georg Kaiser und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Zürich nieder.
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==Werke (Auswahl)==
  
Hochwälder schrieb unter anderem "Jehr" (1932), "Esther" (1940), "Das heilige Experiment"
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Fritz Hochwälder: Das heilige Experiment. Schauspiel in fünf Aufzügen. Elgg, Zürich: Volksverlag 1947
(1941), "Der Flüchtling" (1945), "Hotel du Commerce" (1945), "Meier Helmbrecht" (1946), "Die verschleierte Frau" (1946), "Der öffentliche Ankläger" (1948), "Der Unschuldige" (1949, neu 1956), "Virginia" (1951), "Donadieu" (Erstaufführung [[Burgtheater]], 1953), "Der Verfolgte"  (1954), "Die Herberge" (Erstaufführung Burgtheater, 1956), "Donnerstag" (Welturaufführung Salzburger Festspiele, 1959), "Schicksalskomödie" (1960), "1003" (1963), "Der Himbeerpflücker" (1964; Komödie, 1965 mit [[Helmut Qualtinger]] und [[Hilde Sochor]] verfilmt), "Der Befehl" (1968), "Lazarett! oder Der Säbeltiger" (1974/1975) sowie 1974-1986 "Die Prinzessin von Chimay", "Die Bürgschaft", "Der Feldzug" und "Leporello sucht einen besseren Herrn" (unvollendet).  
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Fritz Hochwälder: Donadieu. Schauspiel in drei Akten. Hamburg: Zsolnay 1953
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Fritz Hochwälder: Der öffentliche Ankläger. Schauspiel in drei Akten. Hamburg: Zsolnay 1954
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Fritz Hochwälder: Hôtel du Commerce. Komödie in fünf Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1954
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Fritz Hochwälder: Der Flüchtling. Schauspiel in drei Akten, nach einem Entwurf von Georg Kaiser. Elgg, Zürich: Volksverlag 1955
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Fritz Hochwälder: Die Herberge. Dramatische Legende in drei Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1956
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Fritz Hochwälder: Meier Helmbrecht. Frei nach Wernher dem Gärtner. Elgg, Zürich: Volksverlag 1958
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Fritz Hochwälder: Der Unschuldige. Komödie in drei Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1958
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Fritz Hochwälder: Esther. Ein altes Märchen, neu in dramatische Form gebracht. Elgg, Zürich: Volksverlag 1960
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Fritz Hochwälder: Dramen. In zwei Bänden. München, Wien: Langen-Müller 1959-1964
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Fritz Hochwälder: Der Himbeerpflücker. Komödie in drei Akten. München, Wien: Langen-Müller 1965
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Fritz Hochwälder: Der Befehl. Schauspiel in drei Akten. München, Wien: Langen-Müller 1968
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Fritz Hochwälder: Lazaretti oder Der Säbeltiger. Schauspiel in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1975.
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Fritz Hochwälder: Dramen. In vier Bänden. Graz, Wien, Köln: Styria 1975-1985
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Fritz Hochwälder: Im Wechsel der Zeit. Autobiographische Skizzen und Essays. Graz, Wien, Köln: Styria 1980
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Fritz Hochwälder: Die Prinzessin von Chimay. Komödie in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1982
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Fritz Hochwälder: Donnerstag. Roman. Graz, Wien, Köln: Styria 1995
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Fritz Hochwälder: Holokaust (Totengericht). Schauspiel in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1998
  
Mitglied des Österreichischen PEN-Clubs (ab 1947) und des Verbands dramatischer Schriftsteller und Komponisten Österreichs. Würdigungspreis der Stadt Wien für Dichtkunst (1955), Grillparzerpreis (1956), Anton-Wildgans-Preis der Schriftstellervereinigung (1962), Professor (1963), Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (1967), Ehrenring Stadt Wien (1972), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1972), Franz-Theodor-Csokor-Preis (1979), Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1980), Ehrenbürger der Stadt Wien (28. Februar 1986). Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.
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==Literatur==
  
== Literatur ==
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R. Paul Baker: A question of conscience. The Dramas of Fritz Hochwälder. Dunedin: University of Otago 2001.
* Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
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Wilhelm Bortenschlager: Der Dramatiker Fritz Hochwälder. Innsbruck: Wagner 1979.
* Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 = International biographical dictionary of Central European émigrés 1933–1945. 4 Bände. [Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München u. von d. Research Foundation for Jewish Immigration, Inc., New York, unter d. Gesamtleitung von Werner Röder u. Herbert A.]. München: Saur 1980 - 1983
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Martin Esslin: Nachwort. In: Fritz Hochwälder: Lazaretti oder Der Säbeltiger. Graz, Wien, Köln: Styria 1975, S. 299–307.
* Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 79
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U. Henry Gerlach: Unterdrücktes Gewissen als Zentralmotiv in Fritz Hochwälders „Heiligem Experiment“. In: Österreich in Geschichte und Literatur 1980, H. 24, S. 300–366.
* Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23) 
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Fritz Hochwälder. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Kulturzentrums im Palais Palffy, 15. Mai bis 30. Juni 1991. Herausgeber: Herwig Würtz. Ausstellung und Katalog: Hermann Böhm. Wien 1991.
* Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
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Noch 1938 musste Hochwälder, wie Wikipedia schreibt, "als Jude und bekennender Linker" in die Schweiz emigrieren (1941/1942 in Arbeitslagern interniert), schloss Freundschaft mit Georg Kaiser und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Zürich nieder.
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
 
* Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
 
* Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963, S. 101 f.  
 
* Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
 
* Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
 
* Wilhelm Bortenschlager: Der Dramatiker Fritz Hochwälder. Innsbruck: Wagner 1979 (Dramatiker, Stücke, Perspektiven, 1)
 
* Herwig Würtz [Hg.] / Hermann Böhm [Ausstellung und Katalog]: Fritz Hochwälder. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Kulturzentrums im Palais Palffy, 15. Mai bis 30. Juni 1991. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek [u.a.], S. 70 f.
 
* Helmut Olles [Hg.]: Literaturlexikon 20. Jahrhundert. Reinbek (bei Hamburg): Rowohlt 1971
 

Version vom 18. Juni 2021, 07:47 Uhr

Fritz Hochwälder (1955)
Daten zur Person
Personenname Hochwälder, Fritz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 21542
GND 118551744
Wikidata Q89550
Geburtsdatum 28. Mai 1911
Geburtsort Wien
Sterbedatum 20. Oktober 1986
Sterbeort Zürich
Beruf Tapezierer, Dramatiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.06.2021 durch WIEN1.lanm09atz
Begräbnisdatum 3. November 1986
Friedhof Zentralfriedhof Ehrengräber
Grabstelle
Bildname Fritzhochwaelder.jpg
Bildunterschrift Fritz Hochwälder (1955)
  • 7., Westbahnstraße 3 (Geburtsadresse)
  • 7., Westbahnstraße 3 (Wohnadresse)
  • 7., Neubaugasse 66 (Wohnadresse)
  • 8., Lange Gasse 63 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 4. Dezember 1971)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1955)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 28. Februar 1986, Übernahme: 28. April 1986)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Übernahme: 12. September 1972)
  • Franz-Theodor-Csokor-Preis (Verleihung: 1979, Übernahme: 25. September 1979)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 2. Oktober 1980)
  • Grillparzer-Preis (Übernahme: 16. Mai 1956)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1966, Übernahme: 23. Jänner 1967)
  • Anton- Wildgans-Preis (Verleihung: November 1962, Übernahme: 18. Februar 1963)

Fritz Hochwälder, * 28. Mai 1911 Wien 7, Westbahnstraße 3, † 20. Oktober 1986 Zürich (Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 33G, Nummer 7), Dramatiker, Sohn des Tapezierermeisters Leonhard und seiner Gattin Theresia König.

Erste Theatererfahrungen sammelt Hochwälder bereits als 6-Jähriger. Während der Vater zur Fliegertruppe nach Triest einrückt, besucht der Sohn mit einem Lehrer aus der Volksschule Zollergasse die Nachmittagsvorstellungen im Raimund-Theater. Obwohl der Tapezierbetrieb des Vaters und die Altwarenhandlung der Mutter wenig Geld abwerfen, schicken sie Fritz in das Reformrealgymnasium im 8. Bezirk (Albertgasse). Einen Abschluss erlangt Hochwälder jedoch nicht, sondern er geht beim Vater in die Lehre und legt 1929 die Gesellenprüfung ab. Neben der Tätigkeit in der väterlichen Werkstatt belegt er Abendkurse im „Ottakringer Volksheim“. Als überzeugter Sozialrevolutionär schließt er sich der sogenannten „Gruppe der Jungen“ an. Erste Gedichte veröffentlicht Hochwälder bereits 1928 in der „Arbeiterzeitung“, Novellen für die „Literarischen Monatshefte“ folgen. Seit 1930 jedoch tritt Hochwälder vor allem mit dramatischen Versuchen hervor. Es entsteht das Hörspiel „Der Trommler“ (1932). Am 1. März 1933 hat das Stück „Jehr“ in den Wiener Kammerspielen Premiere. Das 1934 entstandene musikalische Lustspiel „Liebe in Florenz“ (nach Cervantes) geht am 5. März 1936 im Wiener Theater der 49 erstmals über die Bühne.

Parallel bleibt er seinem Brotberuf treu, legt 1937 seine Meisterprüfung ab und eröffnet eine eigene Werkstatt. Am 17. August 1938 watet der nur 1,53 Meter messende Nichtschwimmer bei Buchs durch den Rhein und flieht in die Schweiz. Seinen Meisterbrief hat er zwar mit im Gepäck, freilich verbieten ihm die eidgenössischen Behörden als Tapezierer arbeiten. In Wien zurücklassen muss er seine Eltern, die am 20. Mai 1942 mit dem Transport Da 202 nach Maly Trostinec deportiert und sechs Tage später vermutlich erschossen werden. Von den tausend Insassen dieses Zuges überleben nur vierzehn.

Aus der Not des Berufsverbots macht Hochwälder eine Tugend und vollzieht im Schweizer Exil die Wandlung zum Dramatiker, unterstützt von Freunden wie Leopold Lindtberg, Hans Weigel und Fritz Wotruba, die wie er von Wien nach Zürich emigriert sind. 1940 entsteht das Stück „Esther“, das den Antisemitismus anprangert. Zwar wird diese Entwicklung 1941/42 durch den erzwungenen Aufenthalt in einem Arbeitslager in Gordola unterbrochen, doch lernt er im Tessin sein Idol kennen: den deutschen Dramatiker Georg Kaiser. In dieser Zeit entsteht sein noch heute bekanntestes Stück: Das „Heilige Experiment“ wird am 24. März 1943 in Biel uraufgeführt und erlebt auf Vermittlung von Franz Theodor Csokor 1947 am Burgtheater die österreichische Premiere. Seinen Durchbruch erzielt das Stück erst 1952 in Paris mit 400 Aufführungen en suite im Théâtre de l’Athenée. Mehr als drei Jahrzehnte später soll es Robert Bolt zu seinem Drehbuch für den Film „The Mission“ (Regie: Roland Joffé) mit Jeremy Irons, Liam Neeson und Robert de Niro in den Hauptrollen angeregt haben.

Eine Rückkehr nach Österreich kommt für Hochwälder nach 1945 nicht in Frage, doch bleibt er zeitlebens österreichischer Staatsbürger und engagiert sich in nationalen Verbänden wie dem österreichischen PEN und dem Verband dramatischer Schriftsteller und Komponisten Österreichs. Von Zürich aus erobert er als vielübersetzter Autor die Bühnen der Welt. Freilich werden einige Stücke an Wiener Häusern uraufgeführt. So „Meier Helmbrecht“ (17.9.1947, Theater in der Josefstadt), „Donadieu“ (1.10.1953, Burgtheater), „Die Herberge“ (30.3.1957, Burgtheater), „Die Unschuldige“ (22.12.1958, Akademietheater), „1003“ (7.1.1964, Theater in der Josefstadt) und „Der Befehl“ (3.3.1968, Burgtheater). Auch sonst bleiben seine Wiener Beziehungen intensiv. 1960 heiratet er in zweiter Ehe die aus Wien stammende Susanne Schreiner, die es beruflich nach Zürich gezogen hatte. Auch zahlreiche Auszeichnungen erhält er in seiner Geburtsstadt: den Würdigungspreis der Stadt Wien für Dichtkunst (1955), den Grillparzer-Preis (1956), den Anton-Wildgans-Preis der Vereinigung österreichischer Industrieller (1962), den Titel Professor (1963), den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (1967), das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1971), den Ehrenring der Stadt Wien (1972), den Franz-Theodor-Csokor-Preis (1979) und das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1980). Schließlich wird er 1986 Ehrenbürger der Stadt Wien und Ehrenmitglied der Wiener Tapeziererinnung.

Eine Freundschaft verband Hochwälder auch mit Helmut Zilk, dem Wiener Kulturstadtrat und nachmaligen Bürgermeister. Dieser Verbindung ist es zu danken, dass Hochwälder, der sich als Erbe des Wiener Volkstheaters verstand, seinen Nachlass und seine Nachlassbibliothek testamentarisch der Stadt Wien vermachte. In einem Gespräch mit Herwig Würtz, seit 1979 stellvertretender Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, bekräftigte Hochwälder: „Hier, in dieser Sammlung, die das geistige Erbe Grillparzers, Nestroys und Ferdinand Raimunds verwaltet, möchte auch ich meine literarischen Früchte verwahrt wissen.“ Fritz Hochwälder starb am 20. Oktober 1986 in Zürich.

Werke (Auswahl)

Fritz Hochwälder: Das heilige Experiment. Schauspiel in fünf Aufzügen. Elgg, Zürich: Volksverlag 1947 Fritz Hochwälder: Donadieu. Schauspiel in drei Akten. Hamburg: Zsolnay 1953 Fritz Hochwälder: Der öffentliche Ankläger. Schauspiel in drei Akten. Hamburg: Zsolnay 1954 Fritz Hochwälder: Hôtel du Commerce. Komödie in fünf Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1954 Fritz Hochwälder: Der Flüchtling. Schauspiel in drei Akten, nach einem Entwurf von Georg Kaiser. Elgg, Zürich: Volksverlag 1955 Fritz Hochwälder: Die Herberge. Dramatische Legende in drei Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1956 Fritz Hochwälder: Meier Helmbrecht. Frei nach Wernher dem Gärtner. Elgg, Zürich: Volksverlag 1958 Fritz Hochwälder: Der Unschuldige. Komödie in drei Akten. Elgg, Zürich: Volksverlag 1958 Fritz Hochwälder: Esther. Ein altes Märchen, neu in dramatische Form gebracht. Elgg, Zürich: Volksverlag 1960 Fritz Hochwälder: Dramen. In zwei Bänden. München, Wien: Langen-Müller 1959-1964 Fritz Hochwälder: Der Himbeerpflücker. Komödie in drei Akten. München, Wien: Langen-Müller 1965 Fritz Hochwälder: Der Befehl. Schauspiel in drei Akten. München, Wien: Langen-Müller 1968 Fritz Hochwälder: Lazaretti oder Der Säbeltiger. Schauspiel in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1975. Fritz Hochwälder: Dramen. In vier Bänden. Graz, Wien, Köln: Styria 1975-1985 Fritz Hochwälder: Im Wechsel der Zeit. Autobiographische Skizzen und Essays. Graz, Wien, Köln: Styria 1980 Fritz Hochwälder: Die Prinzessin von Chimay. Komödie in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1982 Fritz Hochwälder: Donnerstag. Roman. Graz, Wien, Köln: Styria 1995 Fritz Hochwälder: Holokaust (Totengericht). Schauspiel in drei Akten. Graz, Wien, Köln: Styria 1998

Literatur

R. Paul Baker: A question of conscience. The Dramas of Fritz Hochwälder. Dunedin: University of Otago 2001. Wilhelm Bortenschlager: Der Dramatiker Fritz Hochwälder. Innsbruck: Wagner 1979. Martin Esslin: Nachwort. In: Fritz Hochwälder: Lazaretti oder Der Säbeltiger. Graz, Wien, Köln: Styria 1975, S. 299–307. U. Henry Gerlach: Unterdrücktes Gewissen als Zentralmotiv in Fritz Hochwälders „Heiligem Experiment“. In: Österreich in Geschichte und Literatur 1980, H. 24, S. 300–366. Fritz Hochwälder. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Kulturzentrums im Palais Palffy, 15. Mai bis 30. Juni 1991. Herausgeber: Herwig Würtz. Ausstellung und Katalog: Hermann Böhm. Wien 1991. Noch 1938 musste Hochwälder, wie Wikipedia schreibt, "als Jude und bekennender Linker" in die Schweiz emigrieren (1941/1942 in Arbeitslagern interniert), schloss Freundschaft mit Georg Kaiser und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Zürich nieder.